Test: Headsets und Mikrofone im Direktvergleich

Dieser Beitrag ist Teil einer Serie über das HMC660 Headset. Eine Übersicht aller Beiträge findet sich hier: Übersicht: alles rund um das Superlux HMC660 X Headset



Disclaimer

Alle Produktlinks in diesem Beitrag (Thomann, Amazon) sind Affiliate-Links von mir. Mit den Einnahmen finanziere ich Tests wie diesen hier sowie den Server von https://ultraschall.fm


Inspiriert durch Headset - Klangbeispiele habe ich mal sämtliche meiner Mikrofone rausgekramt und unter vergleichbaren Bedingungen einen Text eingesprochen - immer mit derselben Anfangssequenz sowie einigen direkten Eindrücken zum Mikro. So sah das Testfeld aus:

Und so landen die Aufnahmen in Ultraschall:

Alle Aufnahmen erfolgten, sofern nicht anders angegeben, mit meinem Zoom H6. Kompressor und Limiter wurden abgeschaltet, ebenso der Low-Cut. Letzteres führt dazu, dass einige Mikros etwas „rumpeln“, aber ich wollte den Klang so clean wie möglich einfangen und einen Low-Cut kann man immer noch in der DAW nachbauen.

Folgende Hinweise: Ihr könnt das jetzt auf zweierlei Arten nutzen. Entweder hört Ihr direkt hier im Posting in die Aufnahmen rein, siehe weiter unten. Oder aber Ihr ladet Euch mein fertiges Projekt in Reaper/Ultraschall, und könnt dann dort mit einem Loop etwa die Anfangssequenz immer wieder laufen lassen und direkt zwischen zwei Mikros hin- und herschalten, mit EQs versuchen den Klang aneinander anzupassen etc.
Das ZIP-Paket hierfür findet Ihr hier:

http://url.ultraschall-podcast.de/mictest

Den Loop setzt ihr wie im Screenshot zu sehen oben mit den im Kreis laufenden Pfeilen. Protip: damit man die zu hörende Solo-Spur effizient umschalten kann mit nur einem Klick: ALT und CMD gleichzeitig drücken und dann in der umzuschaltenden Spur auf das S für Solo, dann wird die alte Solo-Spur stummgeschaltet, die neue ist hörbar und man hat wirklich einen prima A/B vergleich.

So sollte es dann aussehen:

Disclaimer: die Links zu den Gerätschaften laufen über Partner-IDs von mir bei Thomann und Amazon. Die Erlöse werden auf der SUBSCRIBE7 in eine Flasche Sekt für das Ultraschall-Team umgesetzt.

Hier nun die einzelnen Aufnahmen zum direkt Reinhören:

Beyerdynamics DT 297 PV80 - der Klassiker und für viele der „Gold-Standard“. Eignet sich auch gut, um als EQ-Ziel für günstigere Headsets zu fungieren, da er schon einen sehr runden, direkt sendefähigen Klang hat.


Beyerdynamics DT 797 - sollte genau gleich klingen da dasselbe Mikro verbaut wird, der Kopfhörer dichtet stärker ab. Gut geeignet um die Varianz zweier Aufnahmen einschätzen zu können.


Superlux HMC-660 - Sehr günstiges Einsteiger-Kondensator-Headset, dass für den Preis von 39 € (!) einen fast irritierend guten Kopfhörer- und Mikroklang bietet. Achtung: niemals nie mit 48V Phantomspeisung betreiben, am Ende hört man warum. Mit 12V oder 24V (kann man etwa am H6 einstellen) ist alles ok. Über dieses Headset wird noch zu reden sein! Nachtrag: und es wurde geredet. Hier gibt es eine ausführliche Besprechung.


Shure SM35 - hat keinen Kopfhörer sondern ist nur ein Bügel-Kondensator-Mikrofon der schon höheren Preisklasse (169€)


t-bone HC95 - sehr ähnlich zum SM35, aber für schlanke 29 € zu haben. Beliebt für modding, da man es gut auseinander nehmen kann um an beliebige Kopfhörer zu montieren.


Zoom H6 XY Aufsatz - wofür noch ein Mikro kaufen, wenn dem H6 schon zwei beiliegen? Hier hört man Möglichkeiten und Grenzen des XY Aufsatzes


Zoom H6 Kugel Aufsatz - aus diesem Mikro werde ich nicht ganz schlau, aber hört selbst.


Shure SM58 - ein Klassiker der dieses Jahr seinen 50sten (!) Geburtstag feiert. Millionenfach als Gesangsmikro im Einsatz und unser erstes dynamisches Mikro in der Testreihe.


Gatt DM50 - ähnlicher Aufbau, deutlich günstiger: solche Nachbauten gibt es wie Sand am Meer. Meistens deutlich weniger haltbar.


t-bone SC-600 - mittelgünstiges Großmembran-Kondensator-Mik, braucht eine vernünftige Spinnen-Aufhängung.


MacBook Pro 13" early 2015 - die „ich habe gar nichts und spreche direkt ins Notebook“ Variante. Hörbar die schlechteste aller Varianten.


iPhone 6S - es wird immer wieder behauptet, und hier kann man es auch hören: bei gutem Winkel kann man aus dem Mikro der aktuellen iPhones einen wirklich brauchbaren Klang herausholen, zumal wenn man etwas mit EQ nacharbeitet.


Apple Earpods - vielleicht besser als direkt in das Notebook zu sprechen, aber kein Genuss.


Sennheiser Momentum - super Kopfhörer, ziemlich miese Mikros.


iRig Mic - günstiges Mikro um es als Keule direkt am iPhone zu betreiben: klingt gar nicht so übel.


Beyerdynamics DT234 - mit 79€ eigentlich in einem interessanten Preisbereich und mit dem Versprechen, ganz ohne Soundinterface daher zu kommen - enttäuscht dann aber am MacBook Pro auf ganzer Linie:


Beyerdynamics MMX2
Eine ähnliche Enttäuschung war das hier ebenfalls öfters mal genannte MMX2 für 59€:


Sennheiser U320
Und ein ebenfalls aus der Riege der Gaming-Headsets stammender Vertreter von Sennheiser, bietet für 75 € ebenfalls keinen adäquaten Klang:


RODE smartLav+ - lange überfällig: mit 45€ günstig, und hier im Forum immer mal wieder als Geheimtipp gehandelt - ich bin wenig begeistert, wenn man es klanglich mit den Alternativen vergleicht:


2018


Beyerdynamics DT297 - Bekanntes Headset mit Kleinmembran-Kondensatormikrophon. Wurde natürlich oben schon einmal getestet, habe ich aber noch einmal aufgenommen um für diese zweite große Runde an Mikros eine höhere Vergleichbarkeit in Bezug auf die Aufnahmesituation herzustellen sowie Veränderungen in meiner Stimme zu berücksichtigen.
Preis: 239 € zuzüglich Kabel ab 49 €


Superlux HMC660 - Ein sehr günstiges Kleinmembran-Kondensator-Headset, wird oft als EinsteigerInnen-Headset genommen. Für die korrekte Nutzung bitte unbedingt diese Threads lesen: Übersicht: alles rund um das Superlux HMC660 X Headset
Preis: 39 € zuzüglich 8,90 € für bessere Ohrenpolster.


Røde NTG-1 - Eigentlich ein Richtmikrophon - Kleinmembran Kondensator - das für den Aufsatz auf einer Kamera oder zum Abnehmen von akustischen Instrumenten gedacht ist.
Preis: 169 €


AKG C1000S - Ein klassischer Vertreter der Kleinmembran Kondensator Mikros, wird so seit Jahrzehnten gebaut. Sehr unempfindlich gegenüber Handberührungen, daher auch als Reportagemikro geeignet. Kann auch über Batterie mit Phantomspeisung betrieben werden.
Preis: 88 €


Røde M3 - Günstiges Kleinmembran Kondensator Mikro, das wohl als direkter Konkurrent zum AKG C1000 konstuiert wurde. Kann auch über Batterie mit Phantomspeisung betrieben werden.
Preis: 76 €


Røde NTG-2 - Kann seine Phantomspeisung auch über eine Batterie erhalten, sonst identisch (?) mit dem NTG-1 oben
Preis: 185 €


Røde NT-USB - Großmembran Kondensatormikro, das ein Soundinterface eingebaut hat - kann also direkt über USB an einen Rechner angeschlossen werden. Liefert auch 2 Rückkanäle (L/R) vom Rechner sowie einen Mix-Regler, so dass man auch StudioLink-Partner, Soundboard etc. hören kann. Hat keinen Gain-Regler.
Preis: 139 €


Røde NT1 - Klassisch aufgebautes Großmembran Kondensatormikro, das mit einem XLR-Anschluss an ein Audiointerface angeschlossen wird und Phantomspeisung benötigt.
Preis: 205 €


Røde Procaster - Ich wusste gar nicht, dass es diese Bauform gibt: ein Dynamisches Großmembran Mikro. Braucht relativ viel Gain, daher spielt die Qualität der Amps im Audiointerface eine große Rolle.
Preis: 146 €


Schoeps CM5 - Kleinmembran Kondensatormikro der absoluten Oberklasse. Getestet im Höspielstudio des Bayerischen Rundfunks.
Preis: 999 €


Sobald mir weitere Headsets oder Mikros in die Hände fallen, werde ich diese Liste erweitern. Vielleicht findet sich auch auf der SUBSCRIBE10 die ein oder andere Gelegenheit das zu erweitern, wenn Ihr Headsets oder Mikros mitbringt.

38 „Gefällt mir“

Das Superlux HMC-660 klingt ja super :open_mouth:

Ja. Oder zumindest nicht 200€ schlechter. Meine Vermutung ist, dass 99% der Leute die mit dem Klang nicht zufrieden sind es entweder ohne oder mit 48V Phantomspeisung betreiben.
Hatte ich letzte Woche auch und dachte “war ja klar für den Preis”. Heute dann nach eher spontanem Umstellen: WTF.
Ich sehe auch 0 Sinn darin, das bei dem Klang noch aufwändig gegen ein HC95 umzulöten, es sei denn man hat wirklich nur 48V im Interface (was ja leider nicht so selten ist).

2 „Gefällt mir“

Bin auch gerade schon auf der Suche nach einem passendem (günstigen!) Interface :smiley:

Ein bisschen uncool, aber das hier könnte klappen:

Ansonsten dürfte eine 48V auf 12V Schaltung auch nicht so arg schwierig zu bauen sein…

Wow, echt genial :slight_smile: Danke für deine Arbeit

Welche Interfaces ausser dem Zoom H6 gibt es denn die Phantomspeisung mit 24 V oder 12 V anbieten?

Interessanterweise weist Superlux in den Spezifikationen zum HMC660 einen Korridor von 9V bis 52V in Sachen Phantomspeisung aus.
Eigentlich sollte man die mal mit einigen Hörbeispielen bei unterschiedlichen Spannungen konfrontieren. Denn wie kommen die bitte auf diese Spanne?
Trotzdem: Bin sehr beeindruckt - das Preis-/Leistungsverhältnis ist schon famos.

Die Experten in den Kommentaren zum Superlux, die das Ding zum “Gaming und Musick hören”(sic) an die Soundkarte klemmen und sich dann übers Mikro beschweren, machen mich ein bisschen aggressiv.

Vielen Dank Ralf. Sehr interessanter Test.

1 „Gefällt mir“

Öhm, magst du mir als akkustischen Laien mal kurz erläutern, warum das eine schlechte Idee ist? Ich muss gestehen, deswegen habe ich mir den Artikel nämlich nun gerade durchgelesen und angehört…

Ich sehe da mindestens zwei Postings, in denen die Leute über den XLR-Anschluss überrascht sind (statt Miniklinke) und drei, die mit einiger Sicherheit der Phantomspeisung nicht klar kommen.
Im Gaming-Bereich ist beides nicht wirklich verbreitet, daher ist das Headset in der C (Condenser) Ausführung da etwas an der Zielgruppe vorbei.

Das hier könnte noch ein Upgrade-Pfad für das HMC660 sein, um die wirklich schäbigen mitgelieferten Polster zu ersetzen: http://www.aliexpress.com/snapshot/7483720244.html?orderId=73966476974280

hab mal zwei verschiedene bestellt :slight_smile:

2 „Gefällt mir“

Ich habe einmal einen Proof of Concept erstellt:

Ist (noch) ungetestet, sobald ich Zeit habe werde ich das mal umsetzen.

Update: Ich habe das mal schnell aufgebaut und es tut erst einmal was es soll. Allerdings habe ich mit dem HMC 660 X einen leichten Rauschteppich. Mal schauen ob sich das noch verbessern lässt.

5 „Gefällt mir“

Pic or didn’t happen… Und gern auch A/B Testaufnahme!

1 „Gefällt mir“

Das ist ja schonmal sehr interessant. Jetzt könnte man die ganze Matrix noch um eine Dimension “Audiointerface/ Mischpult” erweitern. Welches Mikro klingt an welchem Interface Wie?

Das habe ich für heute Nachmittag eingeplant, aber nur mit wenigen Mikros. Grund: wird ziemlich wahrscheinlich alles gleich klingen entgegen der Werbung.

Daraus könnte man ja mal ein Stück bauen, wo alle Mikrophone Drin sind und das dann ohne weitere Auphonic bearbeitung in nen Feed schubsen :wink:

Ich mache gleich noch ein Bild hier schon einmal der A/B Test.

48V Phantomspeisung

5V Phantomspeisung

Anders als in meinem Entwurf angegeben musste ich eine 5V Z-Diode verwenden, da die 12V Variante ein Störsignal produziert. Das kann allerdings auch noch am losen Aufbau liegen, ich werde das nachher mal etwas ordentlicher auf einer Lochraster Platine aufbauen.

1 „Gefällt mir“

Sehr lustiger Brumm-Sound bei 48V… Der Noisefloor ist bei 5V wirklich deutlich höher als bei meinen H6 Aufnahmen, wenn auch durchaus brauchbar.
Wie hoch wären die Materialkosten?

Schätze unter 10 Euro. Kann da gerne noch eine Reichelt/Conrad Stückliste zusammenstellen. Bin nur noch am überlegen wo man das ganze am besten unterbringt. Theoretisch wäre im Kopfhörer noch Platz für eine Platine. So ist es auch bei den meisten anderen Headsets gelöst. Finde die Idee als Speiseadapter zum dazwischen hängen aber auch ganz gut. In einem normalen XLR Stecker Gehäuse wird es aber vermutlich zu eng dafür.

Evtl. kann man hier noch etwas Feintuning betreiben. Man könnte auch noch andere Spannungen und Optimierungen probieren, es kann aber auch einfach sein das die verbauten Mikrofone eine gewisse Streuung aufweisen. Ich bring das Headset mal mit zur #sub7. Dann können wir ja mal direkt vergleichen.

Und hier noch das Beweisfoto vom Rapid Prototyping :wink: :

1 „Gefällt mir“

Nette Schaltung, klappt sicher. Belastet aber natürlich das Mikro zusätzlich mit ~1kΩ differentiell, evtl. geht dann das Ausgangssignal einige dB runter und das erklärt den schlechteren S/N?

Hat sich denn schon mal jemand den Speiseadapter im Headset (ich vermute in der Kopfhörer-Muschel) angesehen? Dann wäre wohl der Austausch gegen einen besseren das Mittel der Wahl, z.B. das Innenleben dieses Adapters von Audix für ~€30.

Hier sind Fotos der doch recht übersichtlichen Leiterplatte.

1 „Gefällt mir“