Die Entdeckung des V-Moda BoomPro Mikrofons für uns Podcastende scheint mir ein Glücksfall zu sein - endlich hat man einen guten, sauberen Kondensatormikrofonklang in Kombination mit einer großen Robushtheit gegen Brummen und sonstige Störungen - und das für 32 €.
Erste Rückmeldungen von Euch bestätigen meinen Eindruck, dass wir hier endlich einen sinnvollen Upgrade-Pfad vom HMC660X gefunden haben - unterhalb der bekannten Beyerdynamics DT297 für 270 €.
Aber irgendwas ist ja immer.
Das BoomPro ist nun mal „nur“ ein Anteckmikrofon, das man unter einen Kopfhörer klemmt. Also braucht man dazu zwingend einen Kopfhörer (so man nicht Konstruktionen mit einem Nackenbügel anstrebt oder ähnliches).
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Kopfhörer gibt es wie Sand am Meer, aber einer der zum BoomPro gut passt muss eine Anforderung erfüllen: das Kabel muss am Kopfhörer selbst wechselbar sein, bestenfalls mit einer 3,5mm Miniklinken Buchse. Hier zu sehen am Beyerdynamics Custom Game, das ja mit einem ähnlichen, wechselbaren Mikro kommt:
Wenn der Anschluss etwas versenkt ist - was grundsätzlich gut ist, da es mehr Stabilität verspricht - muss er doch groß genug sein, dass der (aber recht schmale) Anschluss des BoomPro wirklich hinein passt.
Es darf auch ein 2,5mm Anschluss ein, dann kann man diesen Adapter zum Einsatz bringen, ohne allzu viel an Stabilität zu verlieren:
Und natürlich ginge auch ein 6,35 mm Anschluss, dann braucht es so einen Adapter:
Solange also einer dieser drei Anschlüsse gegeben ist (bevorzugt der 3,5 mm) - ist der Kopfhörer BoomPro-tauglich.
Im Headset-Vergleichstest hatte ich einen sehr günstigen NoName Kopfhörer (zumindest war mir „OneOdio“ bisher kein Begriff) getestet, und der war gar nicht schlecht, aber da muss es noch bessere Alternativen geben.
Also habe ich etwas rumgeschaut, und mal ein erstes Testset zusammengetragen. Sinn dieses Beitrags ist es, weitere, mir noch unbekannte Kopfhörer zu finden die das obige Kriterium erfüllen und Vorteile bringen.
Getestet hab ich jetzt die hier:
Beyerdynamics Custom Game (149 €)
Ähm - die kommen doch mit einem eigenen Mikro, warum solle man das tauschen?
Nun - in meinem Test bin ich zu dem - vielleicht subjektiven - Ergebnis gekommen, dass das V-Moda BoomPro einen Tucken besser klingt und zudem weniger Kabelklang (Störungen durch Bewegungen) mit sich bringt. Und der Custom Game ist ein extrem gut klingender Kopfhörer, und enorm bequem.
Er scheint mir in vielen Aspekten ein Spin-off des legendären Beyerdynamics DT770 zu sein, nur mit Miniklinkenanschluss.
Für meinen Test war das Custom Game - leider ein Auslaufmodell, es gibt nur noch Restposten - daher die Referenz:
Klang
Einfach wunderbar. Ich vergleiche zwei Aspekte: zum einen den Klang der eigenen Stimme, wie sie der jeweilige Kopfhörer über das BoomPro aufgenommen wiedergibt. Zum anderen den wunderbaren Song „One“ von Aimee Mann, den ich seit Jahren nehme um Kopfhörer zu vergleichen - die Stimme sollte warm aber klar sein, extrem präzise, keinesfalls scharf, alle Instrumente gut zu orten und der Bass ordentlich federn.
Der Custom Game macht hier einfach alles richtig, nichts stört. Damit kann man problemlos stundenlang Musik hören, Filme schauen, oder eben - Podcasten.
Wertung:
Tragekomfort
Im Prinzip phantastisch. Die Ohrpolster sind angenehm groß, nichts drückt an den Ohren. Der Bügel hat genau die richtige Spannung, so dass nichts verrutscht aber auch nichts zugepresst wird. Hier zeigt sich die jahrzehntelange Erfahrung der Firma. Einziger Schwachpunkt: die mitgelieferten Kunstleder-Pads sind ok, aber nicht toll. Ich habe sie gegen günstige Velour-Pads gewechselt, damit ist es ein Traum.
Wertung: bis je nach Pad
Beyerdynamics DT 240 (65 €)
https://www.thomann.de/de/beyerdynamic_dt_240_pro.htm?offid=1&affid=706
In diesen Kopfhörer hatte ich große Hoffnungen gesetzt. Für ein Beyerdynamics-Produkt angenehm günstig, und der 2,5 mm Anschluss lässt sich mit diesem Adapter (es werden gleich zwei geliefert) sehr robust verbinden, das sitzt wie angegossen:
Klang
Geht so. Der Klang ist nicht schlecht, aber eben schon zwei Größenordnungen entfern vom Custom Game. Die Gesangsstimme ist nicht ganz so rund, die eigene Stimme hat nicht diesen unmittelbaren „wow, ich sitze in einem Studio“ Effekt des großen Bruders. Für Podcasting sicher ausreichend, aber eben keine Offenbarung.
Wertung:
Komfort
Hier trägt es den DT240 - bei mir - aus der Kurve. Die Muscheln sind für meine Ohren zu klein, sie passen gerade eben so rein. Der Andruck ist deutlich zu hoch, man fühlt sich eingeklemmt. Für ein schnelles Abhören mag das alles ausreichen, aber nicht für eine 4-Stunden-Podcast-Sitzung. Da will ich völlig vergessen, dass ich einen Kopfhörer trage - das gelingt beim DT240 keine Sekunde.
Es gibt da draußen aber viele - sehr viele - Fans dieses Kopfhörers, und Kopfformen sind verschieden. So your mileage may vary. Einen Versuch ist es also vielleicht wert, den gibt es sicher auch in vielen Läden zum Ausprobieren.
Wenn er passt, ist er mit dem Adapter sicher eine brauchbare Lösung. Für mich war das nichts.
Wertung:
OneOdio Pro-10 (25 €)
Diesen Kopfhörer hatte ich schon im Originaltest dabei - er war mir durch die vielen wohlwollenden Rezensionen aufgefallen und hat nicht enttäuscht. ich finde es erstaunlich, wieviel brauchbaren Kopfhörer man heutzutage - ohne DSP-Trick wie bei Bluetooth-Modellen - für 25 € bauen kann.
Klang
Ich mag den Klang. Man wird ihn nicht mit dem des Custom Game verwechseln, aber Aimee Mann kommt sehr sauber und rund rüber, ebenso die eigene Stimme. Für das Geld ist das mehr als beachtlich, ich habe ein paar Stunden mit dem Kopfhörer aufgenommen und der Klang wurde auch nach langer Zeit nicht nervig oder ermüdend.
Wertung:
Komfort
Auch hier schlägt er sich auch nach einer Woche längerem Gebrauch noch sehr gut. Die Ohmuscheln sind fast so groß wie beim Custom Game, der Andruck recht ähnlich. Leider sind die mitgelieferten Pads (Kunstleder) nicht besonders und mein größter Kritikpunkt. Leider passen die oben geposteten knapp nicht darauf - vielleicht findet jemand aber noch dafür passende Velours-Pads? Ansonsten bin ich etwas argwöhnisch was die 3,5mm Buchse angeht - mal sehen ob die ein paar Monate Dauereinsatz übersteht. Immerhin: am zweiten Ohrteil ist noch eine sehr robuste 6,35 mm Buchse verbaut.
Wertung:
OneOdio Pro-50 (40 €)
Der Gedanke war: hey, die sind recht ähnlich zu den Pro-10, haben aber dickere Pads und „Hi-Res“ Sound. Vielleicht lohnen sich hier die 15 € Aufpreis.
Klang
Uh.
Ich weiß nicht, was genau dieser „Hi-Res“-Klang sein soll - auf jeden Fall klingt es recht furchtbar. Aimee Manns Stimme bekommt eine sehr anstrengende Schärfe, auch die eigene Stimme klingt bei weitem nicht so rund wie bei den bisher getesteten. Der Bass geht in Ordnung, aber es fehlen hier komplett die Mitten. Das ist schon wirklich eher nicht angenehm.
Wertung: star:
Komfort
Na ja - ob das dickere Polster jetzt besseren Tragekomfort bietet weiß ich nicht so genau. Auf jeden Fall ist der Andruck etwas größer als beim Pro-10 was ich eher negativ finde. Immerhin ist das Material der Poster etwas wertiger. Aber insgesamt kein relevanter Fortschritt zum Pro-10
Wertung:
OneOdio Kopfhörer Over Ear (32 €)
Der Gedanke war hier: ovale Formen sind oft bequemer als runde - Ohren sind halt nicht rund.
Klang
Joah - bei weitem nicht so problematisch wie die Pro-50, aber auch nicht ganz so entspannt wie die Pro-10. Nicht wirklich störend, aber doch zwei Klassen entfernt vomn Custom Game.
Wertung:
Komfort
Autsch. Wenn es der Pro-50 beim Klang vergeigt, dann dieser hier beim Tragekomfort. Der Andruck ist absurd hoch, und anders als beim guten alten Superlux HMC660x hat man hier keine Möglichkeit, den Bügel beherzt etwas zu weiten - alles Plastik. Es mag Köpfe geben für die das passt, meiner gehört mit Sicherheit nicht dazu.
Wertung:
Termichy Bluetooth Kopfhörer Kinder (19,99 €)
Was ich fast übersehen hätte, ist die Kategorie „On-Ear“ Kopfhörer. Ich hatte noch eine Kinder-Variante davon rumliegen, und was soll ich sagen: das ist eine ganz vernünftige Lösung, für schlanke 19,99 €.
Schließt man das BoomPro an, werden die ganzen Bluetooth-Optionen deaktiviert, die braucht man ja auch nicht. In Schwarz sieht man ihre Herkunft als Kinderkopfhörer auch nicht:
Klang
Er ist ersichtlich ein „On-Ear“ Produkt, im Gegensatz zu den sonst oben vorgestellten „Over Ear“ umschließt er also nicht die Ohren, sondern liegt nur auf. Das führt zu deutlich weniger Isolation, kann aber auch ein Vorteil sein wenn man etwas mehr von der Umgebung mitbekommt. Ich hatte dieses Modell damals ausgewählt, da es einen erstaunlich guten klang für den Preis bot - absolut tauglich für eine Podcasting-Aufnahme, und auch für Musikhören. Insgesamt rundes, warmes Klangbild, da ist nichts was stört oder nervt. Der Vergleich mit den großen Modellen fällt dennoch schwierig aus: man hört halt immer den ganzen Raum um sich herum. Man taucht also nicht in „seine Podcasting Welt“ ab, sondern ist immer Teil der Umgebung. Muss man mögen.
Komfort
Der Sitz ist auch für große Köpfe - eben keine Kinder - erstaunlich gut: das Metallband oben ist robust, federt weich und ist sogar hinreichend gepolstert.
Ein echtes Feature sind die Maße: der lässt sich, auch zusammen mit dem BoomPro, extrem platzsparend transportieren, ist also gut zum Verschicken geeignet oder als „immer dabei“ Notlösung. Hier zusammengeklappt:
Und hier im Hintergrund: der Beyerdynamic Custom Game zum Größenvergleich:
EDIT:
@kai hat mich darauf hingewiesen, dass es die auch als Schwedisches „Original“ gibt:
Habe ich jetzt nicht getestet, aber Verarbeitung und Klang dürften wohl kaum schlechter sein.
Wertung:
Fazit
Auf der einen Seite bin ich etwas enttäuscht, dass im günstigen Segment kein sinnvolles Upgrade zum Pro-10 gefunden wurde. Immerhin hat man mit dem Termichy Kinderkopfhörer nochmal einen ganz anderen Ansatz. Andererseits bin ich ganz erfreut, dass mein erster Wurf im ursprünglichen Vergleich damit aber schon ganz brauchbar war - und das beim mit Abstand günstigsten Modell. Velour-Pads wären toll, bitte was finden!
Für Bastel-Nerds - den DT770 modden
Oben habe ich den legendären Beyerdynamics DT770 gerühmt. Seit Jahrzehnten eine Bank. Und mit 115 € gar nicht mal unerschwinglich:
Und gleich mit Velour-Pads. Aber leider eben ohne einen 3,5mm Anschluss.
Aber wir wären hier ja nicht im Sendegate, wenn man da nicht auf Ideen käme. Und in der Tat, es gibt eine Reihe Bauanleitungen, wie man dort das fest verbaute Kabel ab bekommt und stattdessen eine Klinkenbuchse einbaut, etwa hier:
Entscheidend ist dabei, die Buchse selber wirklich robust zu bauen, da hängt dann halt auch noch ein Mikro dran. Würde mich interessieren, ob hier jemand mal so einen Umbau angeht.
Ausblick
Es muss da draußen noch viel mehr geeignete Kopfhörer für den BoomPro geben. Schlagt also bitte gerne weitere Modelle vor, gerne mit Beschreibungen wie von mir oben damit andere sich ein Bild machen können.
Einzige Bedingung: wenn die Busche versenkt ist, solltet ihr ausprobiert haben, ob das BoomPro auch wirklich passt. Problematisch sind etwa Sennheiser-Kopfhörer: die drei Modelle in meinem BEsitz haben versenke 2,5mm Anschlüsse die im Prinzip ok wären, sie sind aber mit einer Schraub-Sicherung versehen so dass man nur original-Sennheiser-Kabel anschließen kann.
Wenn die Buchsen hingegen oben aufliegt, gehen wir da natürlich von aus das es geht.