Ich hab 10 Beiträge in ein vorhandenes Thema verschoben: Kaufberatung: günstige XLR-USB-Soundinterfaces mit Phantomspeisung
Warum empfiehlt eigentlich niemand das Beyerdynamic DT-290 MK II?
Das scheint quasi identisch zum DT-297, nur mit dynamischem Mikrofon. Dynamische Mikrofone werden ja oft für Projekte in “normalen Räumen” (zu Recht) empfohlen.
Ich habe noch keins in der Hand gehabt, aber zwei theoretische Überlegungen:
- dynamische Mikros werden verwendet, um bei lautem (Gesangspegel) sich gut gegen die laute Umgebung durchzusetzen. Wenn im Hintergrund ein Schlagzeug dröhnt ist man froh, wenn das Gesangs-Mikro eher unempfindlich ist. Man kennt den Effekt, wenn man mal in einer Band gespielt hat: das legendäre Shure SM58 klingt wirklich brauchbar - wenn man es quasi verschluckt. Schon bei 15cm Abstand zum Mund muss man wirklich schreien damit was ankommt. Im Podcast ist - auch in nicht optimalen Räumen - die Situation dann doch eine andere. Man will nicht schreien. Um dennoch Pegel zu bekommen, muss man den Gain des Mischpults (des Soundinterfaces) relativ weit hoch ziehen. Sehr viel weiter als bei einem Kondensator (bis zu Faktor 3). Hier fangen auch die besseren Vorverstärker an zu Rauschen. Nicht so doll.
- Der Klang: bei einer Band ist es recht egal, da sich ohnehin zig Frequenzen überlagern. Wenn aber nur eine Stimme spricht, ist die Charakteristik von dynamisch zu kondensator doch hörbar unterschiedlich: Kondensator klingt immer “seidiger”, transparenter, hat mehr “Schmelz” in der Stimme. Ein dnymisches klingt dagegen stumpf, ungehobelt, primitiv. So richtig schick wird es bei Kondensator dann bei Großmembran, die aber natürlich auch im DT297 nicht verbaut sind. Führt aber dazu, dass schon ein Großmembran für 49€ jedes DT297 in die Tasche steckt - ist dafür aber eben nicht so cool und unproblematisch im Handling (fester Abstand zu Mund etc.)
Ergo: dynamisch kann man machen, man hat zwar weniger Umgebung wie Raumklang/Hall, dafür aber generell einen weniger interessanten Klang und mit einiger Sicherheit mehr Rauschen.
Theorie:
- Kondensatormikros können deutlich kleiner sein als dynamische Mikros - daher sind auch sämtliche Lavaliers und alle kleinen Headsets Kondensatoren. Dynamische Mikros unter fingerdick und 20ct-Stück Durchmesser sind praktisch kaum noch sinnvoll machbar.
- Kondensatormikros haben eine deutlich kleinere bewegte Masse als dynamische Mikros (dünne Metallfolie vs. Topf mit Magnet oder Spule), können dadurch höhere Frequenzen aufnehmen und können empfindlicher sein als dynamische Mikros.
- Dynamische Mikros erzeugen schon ohne aktive Bauteile bereits Signal auf Mikrofonpegel, brauchen daher keinen zusätzlichen Verstärker. Bei Kondensatormikros ist das primäre Signal so klein, dass sie einen eingebauten Verstörker im Mikro selber brauchen, um auch nur an diesen Pegel zu kommen. Daher dann auch die Notwendigkeit von Tonader- oder Phantomspeisung bei Kondensatoren.
- Je kleiner das Kondensatormikro desto kleiner auch das Signal - desto besser muss der (eingebaute) Vorverstärker sein, Dadurch steigt das elektrische Rauschen bei Kondensatoren. Gerade bei billigen kann man das leider teils deutlich hören. Daher sind Studio-Mikros dann historisch auch Großmembran-Kondensatoren - teurer in der Herstellung, aber größere Fläche, also größeres Signal = geringeres Rauschen. Entsprechend gute Mikros können das aber (mehr als) ausgleichen. Schoeps Mikros sind da ein Paradebeispiel (sowohl in Qualität als auch - leider - im Preis).
Anwendung:
- Dynamische sind meist “robuster”: Pops, Knaller, (über)große Pegel stecken dynamische Mikros lockerer weg als Kondensatoren (da kein Vorverstärker übersteuert werden kann). Umgekehrt sind Kondensatoren feiner in der Auflösung, gerade in hohen Frequenzen.
- Dynamische Mikros rauschen weniger - elektrische Einstreuungen sind denen mangels Vorverstärker egaler als Kondensatoren, und mangels eingebautem Vorverstärker fehlt auch dessen elektrisches Rauschen.
- Kondensator-Mikros sind meist empfindlicher - dadurch muss ich dann auch mit dem Kondensator nicht so nah an die Soundquelle. Je weiter ich beim dynamischen weggehe, desto höher muss ich den Mikroverstärker im Audio-Interface hochdrehen. Daher rauschen “die dynamischen” auch eher - wenn ich die falsch einsetze oder positioniere.
- Da dynamische Mikros näher an die primäre Soundquelle müssen und gerade in hohen Frequenzen weniger empfindlich sind, habe ich auch nicht so viel “Raum” und Umgebungsgeräusche mit auf der Aufnahme.
…und in der Praxis
- Erst mal schauen, was man überhaupt physisch nutzen kann. Ein Großmembran-Studiomikro mit dann notwendigen Stativ und Spinne ist eher weniger praktisch beim Durch-die-Gegend-Laufen.
- Umgekehrt ist ein Panzer-Headset zwar Klasse in der Außengeräuschunterdrückung, klangtechnisch im Studio aber nicht gerade der Brüller…
- Preis. Das tollste Mikro taugt nicht, wenn ich es mir nicht leisten kann.
- ausprobieren
Ich würde es noch so zusammenfassen:
Wer in einer akustisch nicht idealen Umgebung aufnimmt - und das werden die meisten Amateure - soll sich ein dynamisches mindestens überlegen. Nicht umsonst empfehlen die amerikanischen Podcast-Gurus praktisch ausschliesslich dynamische Mikros. Damit könnt ihr viel störende Nebengeräusche wettmachen und euch das Leben erleichtern. Klar kann man das konstante Rauschen des PC-Lüfters gut rausfiltern nachher. Problematisch wird’s aber bei Raumhall.
Nachteil: Ihr braucht ein “besseres” Audio Interface, um sie mit genügend cleanem Gain füttern zu können. Oder ein Tritonaudio FetHead + die ansonsten nicht benötigte Phantompower. Ein weiterer Nachteil ist (subjektiv), dass dynamische Mikros nicht so toll klingen.
Wer in einer akustisch idealen Umgebung aufnimmt, soll zu einem Kondensator-Mikro greifen.
Was bitte ist “akustisch ideal”? Kein Raumhall, kein PC-Rauschen (das wär noch halb so wild) & keine sonstigen Nebengeräusche (Verkehr, andere Sprecher, Menschenmengen, Kühlschränke, Schritte, Vögel etc.)
Ich finde ja Atmo immer gut, solange der Direktklang der Stimmen sauber und präsent ist.
Mal eine Frage: Hat das DT-797 Kpfhörer-Seitig auch einen neutralen Klang, der es als Studio-Kopfhörer benutzbar macht? Ich gehe mal davon aus, dass das Mike einen XLR anschluss hat, ist das korrekt? Braucht man da Phantomspeisung bzw. kann man das auch irgendwie über Adapter als normales Computer-Headset (eg. für Skype) benutzen, ohne zusätzlich groß Equipment mitzuschleppen?
thx
Hi,
ich habe mir ein DT-290 zum Testen besorgt und bin ehrlich gesagt wenig beeindruckt vom Klang der ersten Aufnahmen damit. Daher die Frage: Kann jemand eine Aussage darüber treffen, ob das DT-297 hörbar besser klingt als das DT-290? Oder gibt es da keinen Unterschied?
Nun das DT-290 ist ein dynamisches, das DT-297 hingegen ein Kondensator-Mikro. Die klingen schon nahezu radikal anders.Oder handfester: ein 40 € Kondensator wird dem DT-297 ähnlicher klingen als das gleich teure DT-290.
Danke für den Hinweis! Dann werde ich auch das DT-297 noch zum Ausprobieren besorgen…
Moin zusammen!
ich hänge mich mal hier an, weil ich seit einiger Zeit schon auf der Suche nach einer anständigen Transportmöglichkeit für das DT-297 inkl. Kabel bin, die im besten Fall robust genug ist, damit sie einen Transport im Rucksack im Zug oder Flieger übersteht.
Das von Beyerdynamic eigens für die DT-Serie gedachte Headset-Bag ist fürchterlich - voluminös und dennoch nicht sonderlich stabil. Das Hardcase für die DT-Serie halte ich für geeigneter, aber das scheint mir eher für die Headphones gemacht zu sein und dürften damit recht knapp bei den Hör-Sprechkombinationen mit Schwanenhalsmikro und inkl. Kabel werden. Ich hatte bis vor einiger Zeit noch ein Explorer-Case im Einsatz, was aber an sich schon recht groß ist und damit sehr viel Platz im Rucksack/Koffer wegnimmt.
Wie transport Ihr Eure Headsets? Meshbags? Plastiktüten? Bin für ein paar Tipps dankbar!
Danke!
P.S.: keine Sorge, Links sind keine Affiliate-Links.
Ich habe für mein einziges Headset diese Tasche von Beyerdynamic. Sie ist ziemlich voluminös, aber das Headset wird darin auch sehr sicher transportiert, glaube ich. Da die Tasche nicht mehr produziert wird (zumindest finde ich sie bei Thomann nicht mehr), ist das aber auch weitgehend irrelevant.
Hi Jonas!
Ja, das ist die ältere Ausführung des aktuellen Headset-Bags. Ich find genau die Tasche nicht besonders praktikabel. Sie ist sehr voluminös, die Oberseite aber beispielsweise überhaupt nicht gepolstert (also die "Reisverschlusslasche) und insbesondere gegen Eindrücken nicht besonders gut geschützt.
Cheers,
Matthias
Seh ich das richtig, dass die DT-297 den Schwanenhals starr am Kopfhörer und die DT-297 mk II mit Drehgelenk haben? Baut Beyerdynamic die evtl. um? Sagte @timpritlove sowas nicht mal?
umbau ist imho nicht drin. Komplett neue Elektronik.
Achja, da war was. Komplett neue Elektronik und weniger empfindlich für Einstreuungen. Danke
Kann mir jemand sagen, ob es einen siginfikanten Unterschied zwischen dem DT-797 und dem DT-297 gibt? Hab etwas Sorge wegen der eckigen Form des 297ers und vermute, dass das 797er bequemer ist…
Die Mikrofone sind identisch, der Sprechklang ist also gleich. Die Kopfhörer selbst sind jedoch dramatisch unterschiedlich.
Den 297 würde ich als „halboffen“ bezeichnen: er schirmt vielleicht 60% des Umgebungsklanges ab, ist dafür aber angenehm luftig zu tragen. Die Velour-Polster schmiegen sich samtig weich an den Kopf, der Anpressdruck perfekt ausbalanciert.
Der 797 ist ein kompromisslos anderes Biest: einzige Designziel war wohl hier, eine über 90% Abschottung herzustellen. Man sieht es schon an den der äußeren Plastikverkleidung, ferner wurden auch die Polster durch so pseudo-Kunstleder ersetzt das dichter abschließt. Der (vermutlich) positive Effekt: man kann den Kopfhörer auch in lauteren Umgebungen gut um Abhören nehmen, ich nehme den etwa immer für unsere Sendezentren mit um den Live-Klang zu kontrollieren.
Der immense Nachteil: zumindest meine Ohren drehen nach 5 Minuten Tragen durch. Es entsteht direkt ein Unterdruck- oder Soggefühl, sehr unangenehm. Ich keine keine anderen Kopfhörer die so einen unangenehmen Effekt produzieren. Dazu kommt, dass der Andruck ganz immens ist, sie schmerzen bei mir nach spätestens 20 Minuten. Nie und nimmer würde ich die für eine Sendung nehmen wollen, anders als bei den HMC660 lässt sich der Andruck auch nicht justieren.
Ich habe als Kompromiss mal die Velour-Polster drauf gezogen, das bessert die Lage zumindest insofern, als dass nicht mehr nach kurzer Zeit durch Schweiß ein Feuchbiotop unter dem Kopfhörer entsteht. Die Isolation leidet etwas, ist aber durch Andruck und sonstige Bauform immer noch weit höher als bei 297.
Im Ergebnis kann ich die 797 wirklich nur zum kurzfristigen Abhören in lauten Umgebungen empfehlen, von längerem tragen würde ich abraten. Die 297 sind demgegenüber legendäre Ohrenschmeichler, die eckigere Bauform spielt bei mir trotz großer Ohren und Kopf keine Rolle.
Die HM660 liegen in punkto Tragekomfort (nach Umbau auf Velour und Anpassung des Andrucks) dazwischen. Mal der Versuch einer Skala von 1 (Katastrophe) bis 10 (ein Traum):
1
2 DT797 mit Originalpolster
3
4 DT797 mit Velour
5 HMC660 mit Originalpolster
6
7 HMC660 mit Velour
8
9
10 DT297
Disclaimer: ich habe alle drei Garnituren in meinem Besitz und hatte sie auch jeweils stundenlang für Podcasts im aktiven Einsatz.
Super, vielen Dank…
Ich hatte in irgendeinem Studio in dem ich Musik gemacht hatte, mal einen Beyerdynamic Kopfhörer (keine Ahnung welcher), der Tragekomfort war enorm, er war aber rund. Ich mache mir da beim 297 hauptsächlich sorgen wegen dieser eckigen Form.
Geschlossene Kopfhörer finde ich eher unangenehm… Aber Bequemlichkeit hat bei mir einfach Prio, bin da bei Kopfhörern ziemlich empfindlich und beim Podcasting kann man auch nicht mal eben die Kopfhörer zwischendurch für ein paar Minuten abnehmen.
Ich bin ja kein Freund solcher Verallgemeinerungen, aber: mir ist niemand bekannt, der die 297er nicht ausgesprochen angenehm fand. Die sind ja nun auch weit verbreitet - einfach mal ein Podcast-Meetup besuchen und ausprobieren?