Spielepodcasts und Bezahlschranken via Patreon

Langsam könnte man sich fragen, ob das Modell von Insert Moin mit diesen Ambitionen nicht funktionieren kann.
Mehr als täglich kann man fast nicht liefern - an zu wenig Output wird’s nicht mangeln. The Pod liefert quantitativ weniger, ist aber immens erfolgreicher.
Ich weiss aber bis heute nicht, woher die grosse Patreon-Differenz zwischen The Pod und Insert Moin herkommt. Ich sehe beide auf einem ähnlichen Level.

Prinzipiell kann es denke ich schon funktionieren. Ob sie von ihrer jetztigen Position dahin kommen, ist allerdings eine andere Frage.

Kuriosum zwischendurch: Vor ein paar Tagen gab es eine deutlichen Einnahmenrückgang (um rund 300 USD) bei der Stay Forever-Patreonkampagne, wie sich bei Graphtreon nachvollziehen lässt. Einen korrespondierenden Rückgang bei den Unterstützern gab es dagegen nicht. Ich vermute - vielleicht kann das jemand bestätigen - dass es an ihrem 399 USD Firmensponsor pledge liegt.

Nebenbei ganz interessant, dass sie die Sponsoring-Gelder auch über Patreon einziehen. Ich frage mich, ob man sich als Firma auch über Patreon bewirbt. Wenn das mehr Publikationen machen würden, könnte die Vermittlung des richtigen Umfelds für Sponsoren ein zusätzliches Business-to-Business-Geschäftsmodell für Patreon sein.

Patreon hat da gerade an der Gebührenvereinbarung gedreht:

Stay Forever hat eine Folge zum Stand ihres Podcasts und ihrer Patreon-Kampagne gemacht.

http://www.stayforever.de/2018/01/wo-wir-stehen-januar-2018/

Besprochen wurde zum Beispiel, warum sie ihr Sponsoring-Level abgeschafft haben. Das war tatsächlich der Grund für den Einbruch, den ich hier angesprochen habe. Nach einem Blick auf Graphtreon scheint es mit der Kampagne direkt nach der Veröffentlichung dieser Folge ein gutes Stück nach oben gegangen zu sein. Vermutlich wegen einem neuen Ziel und ein paar Umstellungen bei den Spendenniveaus.


Apropos auch mit Insert Moin ist es im Januar etwas nach oben gegangen. Ansonsten hat sich, wie man an der Graphtreon-Aufzeichnung des Kampagnenverlaufs sieht, meine Befürchtung bewahrheitet, dass man mit dem gleichen Programm nicht ohne weiteres in ein kontinuierliches Wachstum bei Unterstützern und Einnahmen hineinkommt. Die Kampagne bleibt über Monate weitgehend auf einem stabilen Niveau und nur durch kleinere Aktionen wie jetzt Anfang Januar kann man für Zuwachs sorgen.

Zu Patreon und der Abhängigkeit vom Kurs des US-Dollars diskutiert bei The Pod (Auf ein Bier). Passt aber denke ich im anderen Thema besser:

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The Pod (Auf ein Bier) kann nun auch über Steady unterstützt werden. Es gibt dazu eine Spezialfolge (ca. 49m) aus dem Begleitformat Weltherrschaft:


Feed: https://feeds.soundcloud.com/users/soundcloud:users:21436304/sounds.rss

Kann man mal reinhören. Allerdings richtet sich die Folge an potentielle Unterstützer. Es werden also auch viele praktische Aspekte der Dienstleistungsnutzung und das Angebot erläutert. Dazwischen gibt es aber wie ich finde viele interessante Details sowohl zum weiterbestehenden Patreonangebot auch als zu Steady. Zum Beispiel, dass man sich weil durch Steady die Möglichkeit geboten wird, entschieden hat, keine Präsenz auf deren Portal zu haben, sondern ihre Dienstleistung nur über die eigene Internetseite (siehe hier) anzubieten. Oder warum dem freiwilligen 6 USD-Upgrade ein freiwilliges 6 EUR-Upgrade gegenübersteht.

Ich könnte mir vorstellen, dass weitere größere Spielepodcasts dem Beispiel folgen.

Ergänzung: Vielleicht noch kurz zum Ergebnis: Auf der bekannten Graphtreon-Seite zum Podcast sieht man einen stärker als gewöhnlichen Abfall von Unterstützerzahl und -summe zum Monatsende, als die Umstellung erfolgt ist. Mutmaßlich hat sich ein kleinerer Teil der Unterstützer, 100-150 würde ich schätzen, hier abgemeldet, um sich bei Steady anzumelden. Ich habe oben gesagt, dass The Pod keine Präsenz auf bei Steady hat. Das stimmt so nicht, sondern nach ihrer Aussage ist diese Präsenz auf “privat gestellt” ist. Es ist wohl diese Seite, wobei mir jetzt nicht klar ist, inwiefern sie privat ist:

In jedem Fall entnehme ich ihr den gegenwärtigen Stand 394 Unterstützer bei einer Summe von 2.831,52 EUR als Unterstützung (Schnitt 7 Euro pro Unterstützer). Das deutet darauf hin, dass nicht nur Personen von Patreon gewechselt sind, sondern tatsächlich auch (gegenwärtige) Nicht-Patreon-Nutzer das Angebot wahrgenommen haben (wobei auch eine Parallelnutzung aus irgendwelchen Gründen möglich wäre).

Zweite Ergänzung: Nochmal einige Tage später zeigt sich, dass sich die Umstellung durchaus gelohnt hat: Die Änderung vom 30. April zum 10. Mai auf Patreon besteht in minus 381 Unterstützer und minus 2058 USD Einnahmen (im Moment ca. 1700 EUR). Damit ist The Pod in der Podcastvergleichsgruppe einen Rang nach unten gerutscht. Zum Vergleich Rückgänge am Monatsanfang sind sonst eher im Bereich 50-100 und dann wächst die Zahl von Unterstützern sofort wieder an. Wobei diese Ausfälle wohl teilweise von “Unterstützern” kommen, die sich mit der Abmeldung um die Zahlung drücken und vermutlich bereits wieder zurückkommen sind. Der reale Weggang ist also möglicherweise noch größer, aber man kann sagen, mindestens 300 Unterstützer sind vermutlich zu Steady gewechselt. Dort sehe ich den gegenwärtigen Stand bei 554 Unterstützern und 3800 EUR. Demnach mehr als doppelt so viel, wie voher die andere Kampagne eingenommen hat, wobei die Summe natürlich nicht in dieser Höhe zur Verfügung steht. Und man muss auch einräumen, dass es einen halben Monat des typischen Zuwachses gab. Wie es sich auf die beiden Kampagnen verteilt ist eine interessant Frage, die sich von außen durch die Umverteilung zwischen ihnen nicht so richtig beantworten lässt.

Mir scheint es so, als würde in Deutschland das Gaming Thema überdurchschnittlich im Vergleich zu anderen Themen von Patreon zu profitieren. Zumindest sehen ich keine anderen Mono-Thema Podcasts die ein Wettrennen um Patreon Gelder machen. Sehe ich das falsch?

Für Deutschland betrachtet, ist das wohl weiterhin richtig. Es gibt schon andere monothematische Podcasts auf Patreon, aber die nehmen deutlich weniger ein. Ich glaube bei Steady ist das etwas anders. Allerdings The Pod nimmt über den Dienst mittlerweile 5000+ Euro pro Monat ein, ich denke mal damit schlagen sie auch dort alle anderen Podcasts.

Ein Update zum Sorgenkind Insert Moin: Das Team aus drei Personen ist nun auf zwei geschrumpft. Zurückgezogen hat sich Daniel aus nicht genannten privaten Gründen, die aber glaube ich auch nicht entscheidend sind. Die Patreon- (und jetzt auch Steady-)einnahmen des Podcasts sind zwar seit der Einführung der Bezahlschranke für die täglichen Folgen vor etwa einem Jahr weiter gewachsen, aber nicht in einem Ausmaß, dass sich an der Finanzierungslage deutlich etwas geändert hat. Beim jetzigen Stand sind die beiden anderen Podcaster mit 80% und 20% teilfinanziert. Daniel ist im Gegensatz zu den beiden nicht selbstständig, weshalb sein Engagement immer unter Vorbehalt stand. Das Ziel eines Einnahmenwachstums, dass auch ihm perspektivisch den vollen Einstieg ermöglicht, hat das Projekt also verfehlt und nun ist eben der andere Fall eingetreten, dass die Freizeitarbeit ohne finanziellen Ausgleich nicht mehr geleistet werden kann.

Für den Podcast hat das deutliche Auswirkungen, weil das tägliche Programm für nun nur noch zwei Leute in der bisherigen Form nicht zu stemmen ist. Zunächst wird erstmal ein Tag pro Woche eingespart. Mit der Perspektive, dass man eventuell auch noch einen zweiten einsparen muss. Für die Chancen des Projekts sich zu berappeln und doch nochmal stärker zu wachsen, sind das keine guten Aussichten. Ich halte es aber für denkbar, dass sich trotz des geringeren wöchentlichen Gegenwerts der Unterstützung, der Podcast auf dem Niveau stabilisiert.

Näheres dazu im Statement von Daniel:

und einer eigenen “InternMoin”-Folge, die heute herausgekommen ist:

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Frei nach Mark Twain: “Die Gerüchte über meinen Tod sind stark übertrieben.” :smiley: Hallo, Manuel hier vom “Sorgenkind” Insert Moin.

Also kurz zum aktuellen Stand: Natürlich ist der Wegfall von Daniel für uns ein großer Verlust in vielerlei Hinsicht, aber das Projekt sehe ich dadurch nicht in Gefahr. Es war halt bisher einfach auch total der Luxus mit Daniels Mitarbeit in dieser Form, für die ich ihm unendlich dankbar bin. Mir war schon immer klar, dass das nicht ewig so weitergehen wird und durch persönliche Veränderungen bei ihm es sich auch jederzeit ändern kann. Dieser Fall ist nun eingetreten.

Aber: Unsere Community hält total zu uns und stärkt uns den Rücken und wundert sich sogar etwas, dass wir erstmal “nur” einen Tag reduzieren. Zitat aus unserem Discord: “Hätte auch kein Problem, wenn ihr auf 5 Folgen die Woche runtergeht”. Also die Umstellung auf eine Paywall und die damit verbundene Verkleinerung unserer Reichweite aber damit Stärkung einer wirklich innigen Community war rückblickend immer noch die allerbeste Entscheidung, die wir je getroffen haben - ohne die Umstellung auf Patreon gäbe es uns in der Form sicher nicht mehr, nein.

Und zum Thema Sorgenkind: Wir stehen jetzt aktuell bei rund 5000 Dollar (Patreon+Steady) und haben damit das erste Ziel erreicht, dass ich hauptberufich vom Podcast-Projekt leben kann. Meinen alten Job habe ich vor etwas mehr als zwei Jahren aufgegeben um mich voll auf IM und den Spielejournalismus zu stürzen. Ein absoluter Traum, der da in Erfüllung gegangen ist für mich!

Wir sind unglaublich stolz und happy mit diesem Zustand und klar haben die Kollegen von The Pod, Stay Forever und Hooked uns schon lang überholt - aber der Vergleich war noch nie “fair”. Diese Projekte hatten von Anfang an extrem andere Vorraussetzungen und Zielsetzungen. Das habt ihr hier im Thread ja auch schon besprochen und analysiert und ich habe da auch gar nicht so Bauchschmerzen mit - wir sind ja mit allen drei Machern gut befreundet und stehen im engen Kontakt. Aber man darf nicht vergessen: Daniel, Micha und ich waren absolute Nonames zum Start des Projekts und haben wirklich ganz klassisch als Hobby-Podcaster begonnen. Ganz ohne GameStar- und Giga-Fame wie die genannten anderen Projekte, das macht sich natürlich bemerkbar in Reichweite und dann auch in Folge in der potentiellen Unterstützung. Ich finde das total nachvollziehbar und wenig verwunderlich, ehrlich gesagt. Auch war diese Form des Crowdfundings über Patreon noch Null etabliert, als wir damit angefangen haben. Afaik waren wir die ersten in Deutschland, die das Modell ausprobiert haben für einen Podcast und ich glaube, dass wir einiges dazu beigetragen haben, den Weg und die Akzeptanz dafür zu ebnen.

Wie wir weiter wachsen können, um auch Micha hauptberuflich an IM arbeiten zu lassen - ja, die Frage bleibt spannend und konkret weiß ich auch nicht, wie das Kunststück wirklich zu meistern ist - allerdings verzeichnen wir ja weiterhin Wachstum, wenn auch langsam. Aber wir sind hochmotiviert und haben weiterhin Bock auf das Projekt.

PS: Noch kurze Ergänzung zu unserem Twitter-Einbruch auf Graphetron der oben besprochen wurden: da war früher @manuspielt verlinkt (also mein Account) und nicht @insertmoin - das habe ich mal gefixt und daraufhin kam der “Einbruch”. Hatte aber nichts mit der Paywall-Umstellung zu tun, sondern der Account hat einfach weniger als meiner, weil der Name “Insert Moin” ja erst 2012 dazu kam, als wir kurz bei superlevel stationiert waren.

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Willkommen im Sendegate! Ich hab‘ Dich ja heimlich schon etwas vermisst hier. :slightly_smiling_face:

Eine Erfahrung, die ich so absolut unterschreiben kann:

Das mag auch für andere Genres gelten, aber bei Spielepodcasts ist mir das stark aufgefallen.

Ich habe Regelmässig das Gefühl, dass ihr bei IM mehr reinsteckt als andere Podcasts - nur schon durch die Kadenz. Entsprechend fand ich‘s überraschend (wenn nicht etwas „ungerecht“), dass ihr auf den Spendenplattformen nicht grösser seid.
Nicht zuletzt deshalb wünsche ich weiterhin viel Erfolg! Vielleicht kann das hier im Sendegate akkumulierte Wissen ja auch euch und eurer Produktion irgendwie nützen.

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Für das Zitat ein <3
Exakt das war mein Gedanke beim Lesen Manus Beitrag. Ich höre zB Stayforever wirklich wirklich gerne (die 40 ist bei mir ja auch schon sehr klein im Rückspiegel), aber was IM reinwirft, ist eine völlig andere Liga, mMn.

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Hallo auch von mir.

Nur um das klarzustellen, dass die 80% für dich eine ganz andere Basis darstellen, sehe ich natürlich. Aber dieser Qualitätssprung war ja wohl relativ kurz nach der Umstellung erreicht. Mir ging es also um die Wachstumkurve danach. Ich unterstelle mal, dass ihr zumindestens gehofft habt, in ein ähnliches Wachstum hereinzukommen wie die anderen Projekte. Und tatsächlich erinnere ich mich, dass Daniel in eurem Podcast schon damals zur Umstellung gesagt hat, dass er als langfristige Perspektive für sich ein solches Wachstum bei der Unterstützung sehen müsste. Inwiefern es die aktuelle Situation verändern würde, kann ich natürlich nicht einschätzen und werde da nicht spekulieren.

Zur Ergänzung, hier nochmal die Passage aus Folge 2000, ab 47m:

Es freut mich sehr, dass eure Unterstützer sich auch in dieser Situation unterstützend zeigen. Genau deshalb meinte ich, dass ich durchaus die Möglichkeit einer Stabilisierung sehe, womit ich wiederum das gegenwärtige Wachstum meine. Es gilt ja auch wachsende Kosten aufzufangen. Und meine Chancenbewertung basiert natürlich auf einer sehr kleinen Basis. Was Finanzierung von Podcasts mit Abonnement angeht, seid ihr in Deutschland immer noch ganz weit oben dabei. Ich drücke die Daumen. :wink:

Danke auch für die Aufklärung dieses metrischen Mysteriums.

Auf die Gefahr hin dass das nach Eigenwerbung klingt: Das Spielemagazin GameStar baut gerade seine Paywall-Inhalte aus. Dazu gehört auch das neue Podcast-Format “Hinter den Pixeln”, das ich produziere. Das ist jetzt bei weitem nicht das große Zugpferd, aber ich finde es dennoch erwähnenswert, dass “mehr Podcasts” neben den für GameStar viel zentraleren Video- und Textinhalten doch eine Rolle spielt und hier investiert wird.

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Ich war (auch) eher überrscht von diesem Move. Der Pilot hat mir gefallen. :+1:

Ist eigentlich die Zahl der Gamestar-Plus-Abonnenten öffentlich bekannt? Der Vergleich zu den Patreon-/Steady-Unterstützern der diversen Podcasts würde mich interessieren.

Tatsächlich, ja: Aktueller Stand zum Relaunch waren 11.859 Mitglieder.

Das wird in Deutschland auf Patreon von Kurzgesagt erreicht, allerdings nicht wirklich vergleichbar, da sie sich an ein englischsprachiges Publikum richten. Also vermutlich ist The Pod / Auf ein Bier mit seinen 5000 Unterstützern (Patreon und Steady) der beste Vergleichspunkt. Das sind aber immerhin schon 40% der Abonnenten bei vergleichbarem Standardpreis.

Passend zum Gamestar/The Pod-Vergleich:

https://www.pietsmiet.de/pietcast/pietcast0318/

Ein Gespräch mit Michael Graf und Jochen Gebauer zum Thema Paywall für (spiele)journalistische Angebote. Allerdings auch schon fast ein halbes Jahr her, vom März 2018.

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