Hilfe - was für Hardware benötige ich?

Hi

nach einigem Lesen hier bin ich leider immer noch nicht so richtig schlau geworden was die passende Technik für mich ist. Ich hoffe auf Aufklärung :slight_smile:

Vor allem habe ich den Unterschied zwischen einem Recorder und einem Soundinterface noch nicht kapiert. Was davon ist das Zoom H6, das viele hier toll finden und wann braucht man was?

Vielleicht seid ihr so lieb mir eine Empfehlung zu geben was eine gute Anschaffung für mich wäre.
Ich plane einen Interview Podcast mit jeweils einem Interviewpartner und mir. Wahlweise online (Skype/Studiolink) oder zu einigen Gästen würde ich auch hinfahren.

Nach einigem lesen hier denke ich, dass ich 2x HMC660 kaufen werde, außer es gibt einen besseren Vorschlag für mein Vorhaben.

Was nehme ich am besten um Audio aufzuzeichnen? Wenn ich die technik richtig verstehe, werde ich nur zwei Kanäle benötigen. Was wäre da ein passender Recorder für mich und kann ich den dann auch für Skype/Studiolink aufzeichnungen benutzen? Am liebsten wäre mir ein Gerät, das Skype/Studiolink am Rechner aufzeichnet und auch handlich mit mir auf Reisen gehen kann. Ein Zoom H6 ist mir zu teuer. Ich würde gerne mit ~ 200, maximal 300 Euronen für die Technik hinkommen.

Vielen Dank vorab für eure Hilfe

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Moin.

Erstmal: Nerven behalten. :wink: Ein Recorder ist ein Gerät, mit dem Du mobil Audio auf eine Speicherkarte aufzeichnen kannst, je nach Gerät auch aus mehreren Quellen (hier: Mikrofonen) gleichzeitig auf verschiedene Spuren.

Ein Audiointerface macht fast das gleiche: Es bringt mehrere Quellen zusammen, die Du aber nicht auf Speicherkarte, sondern direkt am Rechner aufzeichnest.

Viele Geräte von Zoom können beides sein insofern scheint mir ein Zoom das richtige für Dich zu sein. Das H5 gibt es gerade für 288 Euro, vielleicht es das ja schon eher im Bereich des Machbaren?

Und einen kleinen Klugschiss erlaube mir bitte noch: Man benötigt eine SPUR pro Sprecherin, Kanäle sind die beiden rechten und linken Teile einer Stereospur.

Viel Spaß beim Podcasten und bitte stelle weiter Fragen wenn Du etwas nicht verstehst. Auch dafür gibt es das hier.

Adieu
Jörn

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Willkommen :wink:

Das H6 kann beides sein. Es kann am Computer als Audio Interface arbeiten oder mobil/autark als eigenständiger Recorder. Beides gleichzeitig kann es nicht.

Nimmst Du immer stationär mit einem Computer auf, wäre ein Audio Interface die gedachte Lösung. Möchtest Du hingegen unterwegs und/oder ohne Computer/Notebook aufnehmen, bräuchtest Du einen Recorder.

Die Zoom H-Geräte sind beliebt bei Leuten, die gerne abwechselnd beides können oder nur mobil sein wollen.
Für zwei Sprecher brauchst Du das H5, für bis zu vier Sprecher das H6.

Da Du zwei Personen stationär & mobil aufnehmen willst, wäre ein Zoom H5 geeignet. Falls Du in Zukunft jedoch mehr als zwei SprecherInnen an einem Ort aufnehmen wollen würdest, wäre das teurere H6 die Wahl.

Die haben ein enorm gutes Verhältnis von Preis zu Leistung. Erwarte keine Herausragende Verarbeitung. Dafür halt günstig. Wenn Du sie an einem H5/H6 betreibst, sind auch keine Lötarbeiten notwendig. Zudem bist Du damit recht mobil. :+1:

Bedenke, vielleicht noch einen Kopfhörerverstärker/Splitter anzuschaffen, da die Zooms nur einen Kopfhörerausgang haben.

Das H5 ist günstiger und bietet zwei Mikrofon-Inputs. Wenn dir auch das zu teuer ist, habe ich folgenden, frustrierenden Ratschlag: Warten & sparen sowie nach einem gebrauchten Gerät Ausschau halten.

Es gäbe noch die Möglichkeit „günstiges Interface + Notebook mittragen“. Doch früher oder später wirst dir wohl wünschen, ein Zoom gekauft zu haben. Zudem wären mit einem herkömmlichen Interface Lötarbeiten bei den HMCs fällig.

Wenn Du am Rechner mit Studio-Link aufzeichnen willst, wäre Ultraschall die Software der Wahl. Da geht´s dann auch um Schnitt etc.

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Hallo Jay,

wie immer führen viele Wege ans Ziel :slight_smile:
Ein Rekorder wie die Zoom Geräte hat den Vorteil, dass sie oft auch schon ein Mikrofon eingebaut haben.

Das könnte für Dich interessant sein wenn Du wirklich Interviews führen willst (also einen „Experten“ befragen, nicht zu verwechseln mit einer geführten Unterhaltung wie man sie oft in Podcasts findet). Wenn Du also Interviews führst, dann mag es ja sein, dass eine Alternative ist ein Gerät in der Hand zu halten und hin- und herzuschwenken. Hier mal ein Beispiel um zu illustrieren was ich meine (ein Interview von Tilo Jung): Der Interviewer schwenkt einfach einen Zoom H5 hin und her: https://www.youtube.com/watch?v=0ZVK9D6Pxiw

Tilo nimmt das Gespräch dann und veröffentlicht es sowohl als Audio-Podcast als auch als Video (letzteres braucht es aber eigentlich gar nicht unbedingt).

Wenn Du Headsets und ein Gesprächssetting anstrebst, dann sieht das eher so aus wie diese Aufnahme der Freakshow: https://www.youtube.com/watch?v=KjA6Xo2c_CQ

Ein Rekorder + Headsets hat den Vorteil, dass Du komplett unabhängig von einem Rechner bist. Anstecken, Einschalten, Aufsetzen und los. Wenn Du „nur“ das Mikro benutzt musst Du natürlich darauf achten immer in die richtige Richtung zu schwenken, hast dafür aber weniger Krempel dabei. Last not least, ein Interface + Headsets ist immer dann praktisch wenn Du eigentlich nur von Deinem Rechner aus arbeitest und damit dann auch aufnehmen möchtest.

Hoffe, das hilft ein wenig weiter.
//D

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Ich hab schon mehrmals darüber nachgedacht, mal genau mein Setup hier zu beschreiben, um dann bei Bedarf darauf verlinken zu können. Deswegen nutze ich mal die Gelegenheit hier.

Erstmal: Ich hatte die gleichen Anforderungen wie Du. Low Invest, mehrere SprecherInnen vor Ort, Ultraschall&Studiolink kompatibel. Zusammengesucht aus Informationen hier im Sendegate ist es folgendes Setup geworden.

Für 1-4 SprecherInnen
Technische Voraussetzungen: 1 Computer, 1 Steckdose vor Ort

  • Interface: UMC404HD, 110 €. 4 XLR Inputs, 48V Phantomspeisung, 4 Spuren in Reaper über USB angeschlossen, nur 1 Headphone out, deswegen
  • Behringer HA400 Kopfhörerverstärker, 25 €, mit Klinkenkabel male to male 6,3mm, 2,90 €. Nötig, um jedem und jeder PodcasterIn ein geregeltes Signal auf die Kopfhörer zu bringen. Bei nur 2 Menschen geht da auch ein einfacher Splitter (Y Adapter)
  • HMC660X Headsets, je 39 €. Ich hab 3. Wichtig: Die Dinger hassen zwei Sachen: 48V Phantomspeisung und Netzbrummen. Um letzters kümmern wir uns später, um ersteres zu fixen, habe ich zwei Widerstände in den Stecker gelötet, gemäß dieser Anleitung. Kann man auch in ein Patchkabel löten wegen Garantie und so, hatte ich aber keine Lust drauf.
  • Dreifachsteckdose, 5 €. Darein kommen die Netzteile vom Interface, dem Kopfhörerverstärker und vom Laptop, damit ich vor Ort nur 1 Steckdose anstatt 3 suchen muss. Und für die Hightech-Entbrummungslösung:
  • 1 Krokodilklemmenkabel und ein 6,3 mm Klinkenkabel (hatte ich rumliegen, neu so 5€). Letzteres kommt hinten in einen der ungenutzten Ports vom UMC404HD, und dann wird per Krokodilklemme das Klinkenkabel mit der Erde (!!!) der Steckdosenleiste verbunden. Das entfernt alles lästige Brummen der ungeerdeten Netzteile der Audiogeräte (wer ungeerdete Netzteile in Audiohardware verbaut gehört mit 50 Hz Brummen nicht unter 120 dB bestraft)
  • Transport habe ich hier beschrieben.

Alles zusammen 260 € für 3 SprecherInnen. Günstiger kriegt man das meiner Meinung nach nur, wenn man die Teile gebraucht kauft. Ich habe keine billigeren Teile gefunden, die das gleiche können. Gerade beim Interface bist Du mit 110 € wirklich an der alleruntersten Grenze, wenn du 4 Spuren haben willst. Dazu kommen noch 69€ für die Software, aber das ist ja nicht verhandelbar und daher nicht hier reingerechnet.

Bonus: Diese Ohrmuschelpuschel passen auf die HMC660X und machen sie sooooo viel bequemer (Superlux HD-681 Ear Pads Velour).

Meine Gründe für das Setup:

  • Günstiger habe ich es nicht hinbekommen
  • Funktioniert hervorragend
  • Alles unter Kontrolle
  • relativ mobil
  • Funktioniert wunderbar mit Reaper/Ultraschall

Was das Setup nicht kann:

  • Batteriebetrieben aufnehmen (nur interface, nicht rekorder)
  • Out of the box funktionieren (man muss die Headsets voller Widerstände löten)
  • In eine Hosentasche passen. Ein 28L Rucksack muss es schon sein
  • Auf einen winzigen Kaffeetisch passen. Ein Küchentisch funktioniert aber prima (für Sie getestet)

Ich habe mit dem Setup jetzt mehrere Folgen in verschiedenen Küchen aufgenommen (also mobil), und gerade die letzte Folge klingt für mich echt toll. Audioprobe gibt es also hier. Dank der Antinetzbrummkrokodilklemmenlösung musste ich in der postproduktion nur auf jede Spur den Ultraschall Dynamics Filter werfen, per Equalizer die Stimmen minimal aufhübschen und fertig. Kein weiteres Aussteuern nötig (Danke, Team Ultraschall!)

Ich würde das genauso wieder kaufen, wenn ich neu anfangen würde. Mit bis zu 4 SprecherInnen hast Du Luft nach oben für kleine Talkrunden, kannst aber auch zu zweit oder alleine damit arbeiten.

Ein Wort noch zu Remote-Interviews: Mach das nicht zu Anfang. Geh zu den Menschen, und sitz mit ihnen am Tisch, das macht es technisch unendlich viel einfacher. Ich betreue gerade noch einen anderen Podcast, bei dem Remote-Gäste aufgenommen werden sollen. Diese haben keine Audio-Hardware, keine Ahnung und keinen Bock, sich damit zu beschäftigen. Das bringt alle Arbeit auf Deine Seite, einen vernünftigen Klang hinzukriegen, während die Gegenseite in ihr 15 € Telefonheadset nuschelt. Heb Dir den Spaß für spätere Folgen auf, wenn Du die lokale Technik beherrscht und neue Herausforderungen suchst.

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Wow, vielen Dank für die super hilfreichen Antworten :star_struck:

Das war wirklich super informativ.

Alles klar, das hat für die Basiscs geholfen.

Danke für die konkrete Empfehlung

Danke für die Hinweise und auch die Videos, das waren sehr hilfreich. Ich habe in beide reingehört und finde die Qualität die Tilo direkt mit dem H5 als Mikrofon bekommt ziemlich beeindruckend. Das würde für meine Zwecke eigentlich reichen. Aber irgendwie mag ich Headsets .

@Joram

Mega Antwort, vielen Dank. Ich wünschte ich könnte mehrfach den Like-Button drücken. Das UMC404HD ist wohl aktuell nicht zu bekommen und ich tendiere nach den Antworten hier auch zu einer Lösung mit Recorder.

:yum:

Und das Wort Ohrmuschelpuschel wird ab sofort und für immer in meinem Wortschatz sein.

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