Ich muss mich zunächst entschuldigen, falls diese vielen Einzelantworten nerven. Ich kämpfe gerade mit mir, was in diesem Forum wohl der beste Weg ist, auf die spezifischen Aspekte und Eure interessanten Anmerkungen gezielt Bezug zu nehmen.
Es war zu erwarten, dass meine Frage schnell zu einer Grundsatzdiskussion über das für und wider von geschlechtersensibler Sprache führt. Ich hoffe, ich konnte deutlich machen, dass es mir mehr um die Frage der Akzeptanz, denn um das Gendern an sich ging.
Aber natürlich muss ich, nachdem so viele von Euch sich mit Herzblut hier eingebracht haben, auch meine Sichtweise darstellen und warum für mich persönlich, das Gendern zu Abschaltreflexen führt.
Ich erlebe, dass wir in einer zunehmend sexualisierten Welt leben. Anstelle Geschlechter-spezifische Stereotype abzubauen, betonen wir das Geschlecht fortwährend. Mein Podcast hat nichts mit Politik oder Gesellschaft zu tun. Ich möchte in meiner Ansprache implizit zum Ausdruck bringen, dass mir das Geschlecht der Person am Lautsprecher völlig egal ist. Ebenso die Haarfarbe, Hautfarbe, Schuhgröße, Händigkeit (Rechtshänder, Linkshänder). Für diesen Menschen am Lautsprecher gibt es im Deutschen ein Wort:
Zuhörer
Ich erlebe die aktuelle Diskussion um die Gleichmachung von Genus und Sexus als Irrsinn, der kontraemanzipatorisch wirkt. Die Gender-Diskussion lässt sich letztlich auf die Behauptung einer feministischen Forschung zurückführen, dass die deutsche Sprache ungerecht sei.
Der Mensch ist kein Mann, die Person keine Frau, das Mitglied kein Ding.
Die deutsche Sprache ist nicht ungerecht, sie ist bestenfalls unlogisch.
Diese Behauptung wird im Kern immer dadurch belegt (etwas vereinfacht gesagt), dass man in Studien zeigen konnte, dass sich Menschen beim Wort „Bäcker“ eher einen Mann vorstellen als eine Frau. Nun zeigen diese Studien aber eben gerade auch, dass eine geschlechter-sensible Sprache daran überhaupt nichts ändert (3. Link unten, Uni Wien). Für mich zeigt sich hier einne klassische Fehldeutung:
Kausalität vs Korrelation
In einer patriachalisch, von Stereotypen geprägten Gesellschaft, denkt man natürlich spontan an männliche Bäcker und weibliche Krankenschwestern.
Ich möchte ganz explizit geschlechtsneutral sprechen. Gendern zwingt mich zu einer fortlaufenden Betonung des biologischen Geschlechts. Ich hebe Unterschiede hervor, die in meinem Kontext völlig irrelevant sind. Ich möchte beim Hören eines Sternenpodcasts nicht permanent an themenfremde Dinge erinnert werden. Gendern triggert ganz erheblich meine Wahrnehmung und lenkt mich extrem vom Inhalt ab. Ich spule zurück, ich höre es mehrfach, ich verliere dennoch den roten Faden. Mir geht es so.
Wen das Thema wirklich interessiert, für den hätte ich hier noch ein paar (meines Erachtens) wirklich interessante Beiträge:
Luise Pusch und Torsten Schulz im Gespräch
https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-11/gendern-luise-pusch-torsten-schulz-warum-denken-sie-das-podcast
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V: Gendern
https://www.dbsv.org/gendern.html
Universität Wien: Gendersensibles Formulieren
https://www.univie.ac.at/sowi-online/esowi/cp/propaedsoz/propaedsoz-21.html
Ute Scheub Was wurde aus dem Binnen-I?
https://www.genderleicht.de/geschichte-des-binnen-i-taz-mitgruenderin-ute-scheub/
Danke für Eure Links und Anregungen. Ich freu mich über weitere Kommentare und Meinungen.