ich hab es ja eben schon drüben im Vorstellungsthread geschrieben, wir haben an der TU Chemnitz jetzt einen eigenen Gesprächspodcast:
Die Vorbilder sind klar: Wir wollen so tolle Gesprächssituationen wie in den Formaten kreiieren, die wir selbst gern hören: Resonator, Forschergeist, Modellansatz, minkorrekt, Zeitsprung, etc.
Um diesen Podcast realisieren zu können, habe ich bei der Unileitung Lobbyarbeit für Podcasts gemacht (Statistiken zusammen getragen, auf die Arbeit der Community und die vielen tollen Formate verwiesen) und unser Rektor fand das wirklich super! Ihm gefiel, dass ein Gesprächspodcast quasi das Gegengewicht zu den vielen kleinen Aufmerksamkeitshäppchen im Social Web ist.
Im Zuge der Recherche für mein Konzept und dessen Realisierung ist mir eine Frage gekommen, die ich trotz Recherche auf https://wissenschaftspodcasts.de/ und Google nicht abschließend klären konnte - oder das Ergebnis nicht glauben: Gab es bislang tatsächlich keinen Gesprächspodcast von einer deutschen Universität? (Wie Audimax von der Uni Wien?)
Ich habe viele themenbezogene Podcasts von Forschungsprojekten oder kleineren Instituten (wie der Bredowcast) gefunden und auch Feeds für aufgezeichnete Vorträge/Vorlesungen, aber keinen Gesprächs-Podcast, der von einer Universität selbst produziert wurde.
Das hat mich ehrlich gesagt sehr gewundert, denn die guten Beispiele in der Podcast-Landschaft sind ja nicht gerade rar gesät und auch schon einige Jahre fleißig.
Danke Nicolas für den Tipp vom Berliner SFB - Für mich als Wissenschaftssoziologe knapp an der Blamage vorbei, dass ich den nicht kannte!
Ja, der TUCpersönlich ist quasi das Kurzformat zur Personenvorstellung. (Leider ohne RSS-Feed.) Ich wollte dem ein Format mit mehr Zeit und auch Details zur Forschung zur Seite stellen.
Der Modellansatz ist in jedem Fall ein Gesprächspodcast! Der kommt einem Uni-Gesprächspodcast vermutlich am nächsten, da ja nicht nur Themen der Fakultät für Mathematik bearbeitet werden, oder @mathegudrun?
Wir schauen über den Tellerrand, weil Mathe in so vielen Feldern vorkommt. An einer technischen Uni fühlt sich das dann manchmal schon so an, als würden wir recht representativ berichten.
Hallo Andreas,
ich find‘s richtig super, dass unser Rektor dem Format Podcast so positiv gegenüber steht und wir jetzt schon zwei Formate anbieten können. Da ich ja nun schon bei beiden mitwirken durfte, würde ich dir gern ein Feedback zu TUCscicast geben.
Ich empfand es als nicht so glücklich, den Fragenkatalog vorher nicht zu kennen. So stand ich trotz ausgedruckter Paper ein paar mal vor der Situation, Infos nicht in der Präzision geben zu können, wie es wünschenswert gewesen wäre (z.B. wurde ich nach dem Wortlaut von Fragebogenitems gefragt, welche ich nicht im Gedächtnis parat hatte). So hatte ich insgesamt auch das Gefühl, dass das Gespräch auf einem recht oberflächlichen Niveau blieb. Ich kann verstehen, dass das Ziel war, eine lockere Gesprächsatmosphäre zu schaffen, aber es ist schon unangenehm, wenn man auf Fragen nicht so souverän antworten kann, weil die Frage auf einen zu hohen Detailgrad abzielen, den man aus dem Stehgreif nicht bieten kann. Vielleicht wäre es eine Überlegung wert, die Fragen, die wirklich in die wissenschaftliche Tiefe gehen, den Forschenden vorher zugänglich zu machen. Und solche, die eher auf persönliche Erfahrungen und Einstellungen abzielen eben nicht.
Positiv hervorzuheben ist, dass ich das Gefühl hatte, dass der Ersteller des Fragenkatalogs (also wahrscheinlich du?) sich wirklich mit meiner Forschung auseinandergesetzt hat. Daumen hoch dafür!
Ich bin gespannt, was noch alles kommt
Viele Grüße,
Christiane
danke für Dein Feedback aus der Interviewten-Perspektive: Gold wert! Ich nehme das so für unsere zukünftigen Redaktionssitzungen auf. Es tut mir leid, dass Du Dich in dem Moment unwohl gefühlt hast, das war nicht unsere Absicht.
Das Lob zur Vorbereitung gebürt Pascal, der sich durch ein paar Publikationen von Dir gearbeitet hat.
Ich kenne das resultierende Gespräch als Rohschnitt-Fassung und habe es nicht so empfunden, als dass Du unpräzise oder unsouverän herüber kamst!
Die Anregung, Detailfragen ggf. vorher anzukündigen setzen wir vermutlich ungesehen so um. Danke Dir noch einmal!
Waren und sind ein Enthusiasten Projekt mit etwas Finanzierung für Technik durch die Fakultät. D.h. Wir machen unsere normale Arbeit in Forschung und Lehre zum gültigen Tarif vergütet und den Podcast on top.
danke für die info!
hat denn die uni schon mal mit eurer arbeit werbung für sich gemacht? ich meine: das böte sich ja an!
(mir will nach wie vor nicht in den kopf, dass es offenbar keine deutsche uni bislang - bis auf kurze episoden - geschafft hat, einen eigenständigen gesprächspodcast einzurichten; oder wie in eurem fall möglich, “freundlich zu kapern”.)
Also einen Podcast anzustoßen, war intern nicht das Problem, weil die meisten schon von Podcasts gehört haben. Schwieriger ist die Frage nach Format und Länge, da gibt und gab es durchaus etwas Skepsis.
Wow rund 50 Folgen! Und es fängt auch mit einer Episode zur inneren Uhr an – Also wenn das ein Ohmen ist, dass wir nur annähernd so produktiv wie @Larissa_Vassilian sein werden, nehme ich es gern an
Zur Zeit leider im Dornröschenschlaf und seiner ursprünglichen Heimat auf der Uni-Homepage durch einen Website-Relaunch beraubt (https://www.uni-wh.de/suche/?tab=podcast) würde ich da, ganz unbescheiden, mein eigenes DKG-Projekt noch nennen. Die alten, “echten” Gesprächsepisoden (1-31) sind hier geparkt: http://dkg.radiomono.net/
Da würde ich mich mal ganz vorsichtig unter die Menge mischen mit UnderDocs … auch wenn wir technisch betrachtet nicht universitär, sondern studentisch finanziert über das hiesige Studierendenparlament.
Zum Thema “Fragenkatalog” diskutiere ich als Redakteur des Resonator-Podcasts oft mit den ExpertInnen, die ich für die Aufnahmen anfrage. Viele GesprächspartnerInnen hätten im Vorfeld gerne “die Fragen”, um sich vorbereiten zu können. Meine Erfahrung nach mehr als 100 redaktionell betreuten Podcast-Episoden: Man sollte auf das vorab Abstimmen von Fragen komplett verzichten. Und die ExpertIn muss deswegen nicht verunsichert sein. Die Redaktion kann ein Thema wie “Die Geschichte Süd-Frankreichs im Spät-Mittelalter” festlegen und dafür eine ExpertIn raussuchen und das reicht vollkommen an inhaltlicher Vorabstimmung aus.
Wichtiger als das Thema vorab komplett abzugrenzen und einzuengen, ist es, die Expertin während der Aufnahme zum Reden zu bringen. Wenn sich dann - entsprechend der Expertise und konkreten Forschungstätigkeit der Gesprächspartner_in - das Gespräche eher in Richtung Unterthema A statt zu Unterthema B entwickelt - so what? Alles prima. Und wenn die GesprächspartnerIn nichts zu Subthema A sagen kann, dann lässt man es halt komplett raus. Sie muss sich aus meiner Sicht nicht extra vorher für die Aufzeichnung darin einlesen. Mir ist also aus redaktioneller Sicht für die Qualität des Produkts die Expertin wichtiger als das Thema. Und damit sich ein natürliches und spontanes Gespräch entwickeln kann, ist es sogar wichtig, kein Skript, keinen Ablaufplan zu haben.
Das birgt zwar die Gefahr, ein (für die Expert_in wichtiges) Thema zu vergessen, aber das kann man am Schluss immer noch abfragen. Dieser Ansatz gilt wahrscheinlich eher für Plauderformate und nicht für gebaute Features. Ich habe auch den Eindruck, dass dieser Ansatz von Medienschaffenden, deren Formate eine viel aufwendigere Redaktionsgenese haben bzw. größerer redaktioneller Vorbereitung bedürfen, gerne als Faulheit oder als arbeitseinsparend angesehen werden. Aber es ist IMHO nicht nur Faulheit oder Kosteneffizienz, sondern eben auch notwendiger Teil des wissenschaftlichen Plauderformats.
Unser Workflow stellt sich etwas anders da. Für uns ist ein vorbereitendes Vorgespräch die Grundlage für die grobe Sendungsplanung. Wir setzen uns als Redaktion hierfür mit dem Gast ins Café und versuchen die Thematik erstmal selbst zu erfassen. Da kommt öfter der Wunsch nach einem konkreten Fragenkatalog, dem wir aber nicht Folge leisten. Vielmehr versuchen wir gemeinsam mit dem Gast anhand spannender Aspekte einen roten Faden zu stricken, sodass der Gast einen Fahrplan hat anhand dessen er sich vorbereiten kann ohne deshalb gleich ein geskriptetes Gespräch runterzuspulen. Wichtig ist uns aber immer zu erfragen, ob es bestimmte Aspekte gibt die dem Gast nicht liegen - hier wird dann eben nicht so tief gebohrt. Außerdem stellen die Gäste im Rahmen des Vorgespräches meistens fest, wo noch Detailwissen fehlt und dass es insgesamt dann doch viel zu erzählen gibt. Somit ist jeder Gast auch Teil der Redaktion, was ich insgesamt sehr angenehm finde.