So wie ich das sehe, gibt es das HMC660 sowohl mit dynamischem als auch mit Kondensator-Mikrofon. Da nur eines davon XLR verwendet, nehme ich an, du meinst das 660 X, also mit Kondensatorkapsel. Die haben i.d.R. ein vielfaches an Ausgangspegel im Vergleich zu dynamischen.
Dein Fall ist also genau der von Ralf illustrierte: Das Interface (genauer: die Preamps darin) fallen nicht so arg ins Gewicht. Du darfst dich also guten Gewissens bei den Billigheimern umsehen, der Knackpunkt wird im Zweifel das Mikrofon sein, nicht das Interface.
Welche Phantomspannung Mikrofone brauchen, welche sie tolerieren (unterhalb und oberhalb der Spezifikation) und von welcher sie profitieren (zB. stehen 12-48V im Datenblatt, richtig gut klingen sie aber erst über 24V…), das lässt sich nur in der Praxis rausfinden. Datenblätter sind auch nur Papier. Die verwendeten Komponenten in den China-Teilen haben eine Steuung wie ich beim Versuch auf einen Basketballkorb zu werfen: Im Zweifel wechselt man lieber schnell das Thema.
—Begin Audio-Nerd Rant —
Im High-End-Bereich sind Datenblätter auch nur bedingt hilfreich: Hier steht z.B. die Phantomspeisung angegeben mit 48±4V. Das heißt aber nicht, dass das Teil bei 44V aufhört zu funktionieren. Es kann auch heißen, dass es bei weniger Spannung ein bisschen mehr rauscht. Ob das aber relevant ist? Ab welcher Spannung das Mikrofon praxisgerecht brauchbar klingt, sagt dir keiner. Wenn das rauschärmste Mikrofon der Welt bei 36V drei dB lauter rauscht als bei 48V, hörst du das nicht. Der Hersteller aber wird sich hüten, dir zu sagen dass weniger Speisespannung auch irgendwie schon ok ist. Die Konkurrenz rauscht vielleicht ein bisschen mehr, aber dafür konstant von 12-48V. Im Datenblatt steht beim einen an prominenter Stelle ein Weltrekord, beim anderen die Flexibilität in der Speisung. Dass dein Pult gar keine 48V liefert, weißt du ja u.U. gar nicht. Die wenigsten messen schließlich nach. In der Praxis hast du zwei Mikrofone die sich gleich verhalten.
Apropos nachmessen: Ich wollte dann doch spaßeshalber mal wissen, ob sich Oberklasse- oder High-End-Preamps denn an die Spezifikationen halten. Motu 800€-Interface (Mittel- bis Oberklasse): 40,9V; Sound Devices Preamp (High-End): 52,2V. Streng genommen beide außerhalb der Spezifikation. Klingen aber geil. Die exakte Spannung ist wohl weniger wichtig als ihre Stabilität, Symmetrie, geringe Restwelligkeit, Güte der Trennkondensatoren usw. Alles nicht im Datenblatt. Aber im Ohr.
Ich habe grade mal ein bisschen getestet: High-End-Mikrofone an China-Interface. Das Interface (Behringer Xenyx 302 USB) liefert laut Produktbeschreibung Phantomspeisung, sollten also 48V sein. Gemessen habe ich 14,3V
Jetzt habe ich zwei High-End-Mikrofone drangehängt, die beide Phantomspeisung brauchen, beide auf dem Papier 48±4V. Theoretisch sollte keins davon am Behringer funktionieren.
Ergebnis: Eins davon funktioniert, ist zwar ziemlich leise und rauscht damit erheblich, klingt aber schön. Podcastability: Check! Das andere gibt keinen Mucks von sich.
—End of Rant—
Langer Rede kurzer Sinn: Wenn das Superlux auf dem Papier 1,5-9V braucht, ist noch lange nicht gesagt, dass es bei “Phantomspeisung” explodiert. Wenn die behauptete Phantomspeisung nämlich tatsächlich nur 14,3V liefert, kann sich das durchaus vertragen. Manche Tontechniker betreiben Mikrofone bewusst mit Überspannung, um den Rauschabstand zu erhöhen…
Wenn du also ein bisschen verwegen bist, besorg dir ruhig irgendein 30-40€-Interface, miss die Spannung zwischen Pin 1 und 3 beim XLR-Eingang, und wenn du nicht weit jenseits der 15 Volt landest, give it a go!
Disclaimer:
Ja, es könnte tatsächlich die Hardware schrotten, sogar mit Rauchwölkchen. Für diesen Fall halte bitte eine Kamera bereit und poste das Ergebnis hier.
Btw, Superlux etc. haben ein so hohe Ausschussquote, dass Versandhändler ohne weiteres drei mal umtauschen, ohne Fehlbedienung beim User zu vermuten. Dass die QA zum Kunden outgesourced wird, ist ja ein Teil des Konzepts und der Preispolitik. Ich hab da keine Hemmungen.