Setup gesucht: mobil, mit Lärm und mehreren Personen

Liebe Sendegate-Community,

ich arbeite gerade an einem Podcast-Konzept, für das ich das geeignete Hardware-Setup suche. Der Podcast soll sich mit Industrieproduktion beschäftigen, die Folgen sollen entweder direkt in Produktionsbetrieben (Optimalfall; also in einer Fabrik, mit entsprechenden Hintergrundgeräuschen) oder draußen vor den Fabriken aufgenommen werden (nur wenn aus Geheimhaltungsgründen etc. nicht anders möglich). Die Location variiert von Folge zu Folge. Pro Folge sollen circa 2-3 Gäste eingebunden sein + 1 Interviewer.

Nun suche ich nach dem geeigneten Hardware-Setup für die Umsetzung des Ganzen. Nach Durchforsten des Forums bin ich zu folgenden Überlegungen gekommen:

  • Aufnahmegerät: ich könnte mir ein Zoom H6 ausleihen, das gut geeignet sein sollte, da es für bis zu vier Personen genutzt werden kann?
  • Mikrofone: die Empfehlung geht in so einem Fall in Richtung Headsets, nachdem es recht viele Hintergrundgeräusche gibt, wahrscheinlich ein Headset mit Kondensator-Mikro?
  • Kamera + Stativ: Ziel wäre, die Folgen auch als Videocast aufzuzeichnen. Nachdem ich zumindest anfangs nicht übertreiben möchte, wäre wahrscheinlich ein Video via Smartphone mit passendem Stativ ausreichend?

Bei allen drei Themen würden mich eure Meinungen und Produktempfehlungen interessieren. Ich suche nach einem halbwegs guten Preisleistungsverhältnis, bei dem man sich nicht zu sehr ärgert, sollte es schief gehen :wink: - abgesehen davon: sollte ich eurer Meinung nach noch etwas beachten?

Danke für die Hilfe und für eure großartige Arbeit hier im Forum - selbst wenn meine Einschätzung oben ein Blödsinn ist, ohne eure ganzen Beiträge wäre ich überhaupt nicht zu einer Einschätzung gekommen :sweat_smile:

Liebe Grüße
Michael

Hallo,
erst einmal willkommen im Forum und danke für die Vorschusslorbeeren.

Du hast Dir als Einstieg ein sehr anspruchsvolles Thema ausgesucht.

Was für Dich das Beste ist, wist Du vermutlich wirklich nur durch ausprobieren herausfinden.
(Das ist meine Einschätzung.)

Also H6 leihen und zB mit zwei Boom Pro anfangen.

Das schwierigste wird es sein, die richtige Kombination von Mikrofonabstand und Verstärkung zu finden. Das wird immer vom jeweilige Umfeld abhängen.

Wenn die Verstärkung zu stark ist, wirst Du das Umfeld stärker hören und wenn Du zu nah am Mikro bist wirst Du Probleme mit „Ps“ und „Ks“ und „SCHs“ bekommen.

Vielleicht gibt es aber noch viele andere Ideen.

Grüße

Gero

PS: Anmerkung zum Video Thema: Schwierig wird es sein die Aufnahme und das Video ohne Timesync lippensynchorn. zu bekommen.

Hi,
ja ein bissl Erfahrung habe ich schon, aber bisher nur mit einem Zoom H4, zwei Superlux HMC 660 X und Aufnahmen in Büros oder ähnlichen Settings. Das war dann irgendwie doch einfacher :wink:

Danke für den Tipp zu Boom Pro und den Verweis auf den Thread.

Zu deinem PS noch eine kurze Rückfrage, wenn ich darf: mein (naiver?) Gedanke war bisher, dass ich einfach die Tonspuren aus dem H6 + die Video- & Tonspur aus dem aufgezeichneten Video im gleichen Programm verwende - wenn ich dich richtig verstehe, dann siehst du genau das als Herausforderung?

Danke nochmal!!

LG
Michael

Hallo,
zum Thema Video:
Naja… Du brauchst dann halt eine Markierung wann beides losläuft, um lippensynchron zu sein. Das ist sehr nervend wenn das nicht stimmt. Das wäre zB eine klassische Klappe oder in Synchronisationsignal wie Timecode in der Aufnahme.

Das ist alles etwas mehr Aufwand. Oder … Du nimmst alles gleich mit der Kamera auf oder schließt das H6 an die Kamera an, das wird mit einem Handy nicht gehen und der Aufbau wird schwieriger … usw …
Wenn Du nur das Umfeld aufnimmst und keine Personen sollte es kein Problem sein, das wist Du aber vermutlich nicht wollen …

Wie gesagt meiner Meinung nach geht hier probieren über studieren…

Grüße

Gero

PS:
Es gibt Funkstrecken mit Timesync und Headsetanschlüssen aber das ist relativ teuer, um es einfach mal zu pobieren. Es sollte ja auch der Inhalt und das Konzept im Vordergrund stehen und nicht die Technik. Manchmal ist es vielleicht Sinnvoll die Umgebung separat aufzunehmen und die Aufnahme im „Studio“ zu machen … aber es muss ja zu Deiner Idee passen.

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Wenn ich so ein Setup zusammenstellen müsste, würde ich es wie folgt machen:

  • Zoom F6 oder vergleichbarer Multitrackrekorder mit 32bit Float Aufnahme. Dann musst du dich nicht mit Auspegeln in wechselnden Umgebungen beschäftigen. Wenn ihr laut brüllt, weil neben euch gestanzt wird, ist das genauso sauber aufgenommen wie wenn ihr auf dem Büroflur flüstert.
  • Bei lautem Hintergrund willst du eigentlich eher kein Kondensatormikrofon sondern ein dynamisches. Beyerdynamic hat das DT109 für solche Anwendungen mit viel Hintergrundlärm. Das kenn ich allerdings nicht aus der eigenen Praxis und es ist teuer – also lohnt sich hier noch mehr Recherche. Das DT297 kenne ich gut, das ist allerdings ein Kondensator und unter Umständen nicht das richtige für die Umgebung. Hier hilft nur Testen, zum Beispiel mal bei laufendem Staubsauger zuhause. Grundsätzlich würde ich aber sagen: wenn du die Orga für Industrieanlagen-Interviews machst, solltest du nicht an der Ausrüstung sparen. Du willst auf keinen Fall, dass ein Interview im Nachhinein unbrauchbar ist, weil du auf eine günstige Alternativlösung gesetzt hast.
  • Wenn du keine Lust auf Headsets hast, nutze dynamische Handkeulenmikrofone. Der Klassiker ist ein Shure SM58, aber da gibt es viele Optionen am Markt. Diese Mikros kommen aus dem Bühnenbereich und sind dafür ausgelegt, bei korrekter Verwendung (eng vor dem Mund) nur wenig Hintergrund mit aufzunehmen.
  • Wenn du viel Erfahrung mitbringst, könntest du so ein Interview auch mit einem professionellen Shotgun-Mikrofon aufnehmen, das du exakt auf den Interviewpartner ausrichtest, sodass laute Nebengeräusche ausgeblendet werden. Das ist aber keine einfache Lösung, sondern eher eine, die du mit einem zusätzlichen Sound-Menschen umsetzen solltest, der das Mikrofon ausgerichtet hält, während du dich auf das Interview konzentrierst.
  • Für die Kamera würde ich eine DJI Pocket 3 empfehlen. Das ist eine kleine Kamera mit integriertem Gimbal und aktivem Gesichtstracking. Damit kannst du sowohl getrackte statische Aufnahmen als auch Aufnahmen in Bewegung machen. Gleichzeitig ist das Setup extrem klein, sodass es auch on location nicht nervt.

Am Ende musst das Setup ordentlich im Vorfeld austesten. Bei solchen on-location Terminen willst du nicht unvorbereitet sein, sondern dich komplett auf das System verlassen können.

Außerdem solltest du jedes Mikrofon (egal ob dynamisch oder Kondensator) möglichst nah am Mund platzieren, damit auf jeden Fall die Stimme das lauteste Signal in der Aufnahme ist.

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Ist das wirklich eine so gute Idee? Wie lange werden die Folgen? Eine Stunde Gespräch mit 3 Leuten, und ständig hast Du diese Geräusche im Hintergrund stelle ich mir nichts so angenehm zum Hören vor. Für eine Reportage okay, da nimmst Du dann einzelne Interviewschnipsel und nimmst sogar noch Atmo auf zum Drunterlegen. Aber vielleicht habe ich auch eine falsche Vorstellung von den Geräuschen.

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Will jetzt nicht für @mf40 sprechen, aber ich kann mir das schon gut vorstellen – wenn es gut aufgezeichnet ist. Der „Deine Welt“ Podcast von Christian Conradi hatte auch viel on-location Interviews (nicht in Industriehallen) oder der „Durch die Gegend“ Podcast von Christian Möller hat eigentlich ständig Verkehrslärm im Hintergrund – beide höre ich gerne. Es erfordert halt sehr viel mehr Aufwand bei der (Post-)Produktion als ein herkömmliches Interview, kann aber funktionieren.

Ob ich es als mein Debut-Format umsetzen würde, weiß ich nicht. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt :slight_smile:

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DANKE vielmals, für die ganzen konkreten Empfehlungen, da ist einiges dabei, das ich mir gut vorstellen kann.
Ich denke, Headsets passen gut, damit kommt man schon zurecht, denke ich. Ich werde verschiedene ausprobieren, danke auch für die Empfehlung ad dynamisch/Kondensator, ich wäre bisher von einem Kondensator-Mikro ausgegangen, werde aber beides testen.

Noch eine kleine Rückfrage, wenn ich darf: denkst du, ich kann’s mal mit dem Zoom H6, das ich ausborgen könnte, probieren, oder soll ich gleich das F6 verwenden, weil für die Umgebung schlichtweg ein gewaltiger Unterschied?

LG
Michael

Die Kurzfassung: ich hoffe, ja :slight_smile: - ich habe nicht vor, direkt neben einer Fräsmaschine, die läuft, das ganze aufzunehmen, sondern schon an einem halbwegs ruhigen Teil der Produktion. Das sollte hoffentlich klappen, wenn nicht, melde ich mich wieder und gebe dir Recht :stuck_out_tongue:

Vielleicht als Alternative - Aufnahme in einem Meetingraum oder Büro mit wenig Hintergrundgeräuschen und nachträglich eine Aufnahme der Werkshalle. Die kannst du dann hinter den Podcast als Atmo mischen und hast eine sauberere Trennung. Ich kann mir vorstellen, dass die Gesprächspartner in der Halle auch mitunter mal „Was hast du gesagt“ Nachfragen stellen, die den Gesprächsfluss beeinflussen.

Ich nutze auch das F6 mit dynamischen Mikros und würde das ebenso empfehlen - auch für die Halle. Erfahrungsgemäß zum sich nicht-Podcaster aber schwer damit, dass Mikro immer nah genug am Mund zu halten, was wiederum viele Nebengeräusche mit sich bringt und die Postproduktion erschwert.

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Danke für die Empfehlung!
Ich denke, ich probier’s mal wie geplant, aber wenn das Setup nicht praktikabel ist, dann ist das sicher eine brauchbare Alternativ-Option, danke!

Hallo Michael,
bei Aufnahmen mit starken Hintergrundgeräuschen/Lärm fällt mir immer als erstes Crown Differoid ein. Das sind/waren (Kondensator-)Mikrofone mit starker Umgebungsgeräuschdämpfung und Besprechung fast mit Lippenkontakt. Da das Mikrofon ja eigentlich nicht wissen kann, wie weit die Schallquelle weg ist, müssen die fast mit dem Nahbesprechungseffekt arbeiten. Ich denke, sie haben eine Kapsel mit bewusst ausgeprägtem Nahbesprechungseffekt genommen und dann den Frequenzgang für extreme Nahbesprechung auf linear entzerrt. Dass bedeutet, dass für weiter entfernte Schallquellen vor allem Tiefe Frequenzen und der tiefere Mittenbereich durch die Entzerrung deutlich abgesenkt wird.

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Aus Versehen schon abgeschickt. Es gab die Mikrofone als Handhelds und als Headset, z.B. dieses hier:

Scheint aber neu nicht mehr erhältlich zu sein, nur gebraucht über EBay. Preis war und ist nicht niedrig.

Zweite Idee:
Ich hab vor einiger Zeit mal Infos bekommen über ein Headset (bzw. eine Serie) von EPOS (z.B. Impact 860 ANC), das wohl mit mehreren Mikrofonkapseln den Schall aufnimmt (noch nicht die eingerechnet, die für’s Noise Cancelling genuztz werden) und damit theoretisch Triangulation machen und die Netfernung von Schallquellen berechnen könnten. Wenn ich es richtig verstanden habe, machen sie das nicht explizit, sondern implizit über einen Machine Learning Algorithmus, der vorher auf nahe und entfernte Schallquellen trainiert wird und wohl auch auf der Headset-Hardware läuft.Kann auch sein, dass zusätzlich nochmal ein ANC-Algorithmus drüberläuft der Nicht-Sprache wegrechnet.
Aber egal, ob und wie sie’s machen - es wäre evtl. einen Versuch wert. Da die Headsets USB-Anschlüsse haben, müsstest Du die Aufnahme dann mit einem Laptop machen, denke ich.

Dritte Idee: Störgeräusche hinterher mit einem Noise-Cancelling Algorithmus wegrechnen lassen. Olympus hatte früher mal bei einem Transkriptions-Tool (nicht Freeware) was eingebaut, das gar nicht so schlecht funktioniert hat. Je stärker da weggerechnet wird, desto eher hörst Du’s natürlich auch bei der Sprache, weil das nicht vollständig artefaktfrei ist.

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Danke vielmals für die Tipps!!
Jetzt habe ich einige Inputs zum Testen bekommen - wenn ich ein Setup gefunden habe, schreibe ich es wieder hier ins Forum.
Wenn noch weitere Tipps kommen, auch gerne.
Danke!!

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Noch eins eingeworfen: ich hatte seiner Zeit auf der Gamescom gute Ergebnisse mit dem t.bone MB 88U Dual erzeugen können. Mit einem XLR-auf-Klinke-Kabel (und einer XLR-Verlängerung) bin ich direkt in den Mikro-Eingang einer Sony HD Kamera gegangen und hab damit aufgenommen.

Das Mikro hat auch bei übelstem Messelärm gut funktioniert. Dadurch, dass ich das Mikro hielt, konnte ich den Abstand zum Sprecher gut einhalten und auch das Gespräch etwas führen. Wer zu lange gesprochen hat, dem wurde das Mikro einfach entzogen. Und ich musste nicht mehrere Mikros dabei haben, um mehrere Personen aufzunehmen.

Als Nachteil kann man anführen, dass es keine separaten Spuren pro Sprecherin bzw. Sprecher gibt und die Audio-Aufnahme „nur“ in der Kamera stattfindet. Außerdem kann einem der Arm etwas lang werden, wenn’s lange dauert und die Person weiter weg steht.

Wenn du auch parallel Video aufnehmen möchtest, halte ich persönlich diese Art Mikro für angenehmer, weil eine Interview-Situation mit Headsetmikro ungwohnt aussieht.

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Hi Joram!
Ich würde mir planmäßig die DJI Pocket 3 Creator Combo kaufen - kann ich dich mit einem Affiliate-Link unterstützen?
LG Michael

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Lieber Gero,
ich werde die von dir empfohlenenen BoomPro-Headsets kaufen. Nur damit ich das richtig verstehe: die Headsets schließe ich dann via Rode VXLR+ ans Zoom H6 an, damit man aber über die OneOdio-Kopfhörer auch etwas hört, brauche ich noch das Behringer HA400, korrekt? Brauche ich hier noch ein Verbindungskabel zwischen HA400 und H6?

Für den Synchronisationspunkt mit der Kamera sollte auch ein Klatschen passen, oder?

Danke für die Hilfe!

LG
Michael

Hallo,
der Tipp kommt von @rstockm ich habe es nur rausgesucht.
Ja, Du brauchst einen Kopfhörerverstärker wie den HA400 den Du mit dem H6 verbinden musst.

Ob das mit dem Klatschen reicht kann ich nicht sagen, dafür ist meist etwas Übung erforderlich.

Grüße

Gero