Schalldämmung im Zimmer der Aufnahme

Bin bei Facebook über diesen Link gestolpert: https://interestingengineering.com/hexagonal-wall-patterns-create-quick-sound-insulation und habe mir dabei die Frage gestellt, wie ihr für einen guten Klang in dem Raum sorgt, in dem ihr Podcasts aufzeichnet (wenn es denn einen festen gibt). Fahrt ihr da einen hohen Aufwand?

Ich zeichne im Büro auf und hatte noch nie Probleme mit Raumklang. Die Bücherregale plus der Wechsel von Blue Yeti Pro (Mikrofon) zu Headset (Beyerdynmic DT 297) haben schon immer dafür gesorgt, dass es weder nach Klinik noch nach Kathedrale klingt. Womit ihr sehr happy bin, wobei ich die Tiles aus dem Link ganz nett finde.

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Ich ziehe gerade um und habe im neuen Domizil einen Arbeits-/Aufnahmeraum in dem ich mich austoben kann. Da werde ich ganz klassisch mit Schaum, Teppich und Bücherregal arbeiten und mein Ziel ist auch mit Großmembranmikro einen möglichst trockenen Klang zu haben.

//D

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Ein immerwährendes Thema. Ich habe eine Zeitlang aus nächster Nahe gegen einen Quadratmeter Schaumstoff gesprochen. Das Ergebnis war zwar ausgesprochen gut, selbst mit Großmembranmikro, mir wurde aber beim Blick auf die Noppenstruktur etwas schwummerig. :o) Im neuen Haus gibt’s zwei Absorber, aber die reichen streng genommen noch nicht für wirklich guten Klang. Ein befreundeter Toningenieur hat mir zu einem Molton-Vorhang geraten, das ist aber eher ein langfristiges Projekt. Für den Moment muss ein voll beladener Wäschestände reichen.

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Sitze hier im Eck, Bücherregal im Rücken und an der rechten Seite, nach vorne raus (hinter dem Computer und links davon) stelle ich zwei aufklappbare Pappdeckel mit Schaumstoffnoppen (selbst geklebt) gegen den Schall aus dem Raum, auf dem Schreibtisch liegt eine Filzunterlage (lag schon vor dem Podcasten da). Aufnahme dann mit dem Røde-NT USB, klappt ziemlich gut.

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Dank einer Dachschränken, viel Holz und Teppichboden ist mein altes Büro von Hause aus überraschend trocken, optimal ist aber was anderes. Im Studio-Neubau unseres Hauses kämpfen wir gerade mit nicht ganz zuende-gedachten Deckenkonstruktionen. Der Hohle Rigips-Korpus da oben wirkt nämlich wie ein Klangkörper und die parallelen Wänder hauen uns den Flatterschall um die Ohren.

Abhilfe sorgen da gerade 3 Absorber die wir bei Sprachaufnahmen temporär aufstellen. Dabei handelt es sich um 10cm dicke Schaustoffplatten die ursprünglich mal zur Höhendämpfung einer Heimkinoanlage gedacht waren. Auch hier gibt es spezialisierteren Kram (die Noppenstruktur wurde oben ja schon mal erwähnt). Über kurz oder lang werden wir einen Haufen fester Absorber an Decke und Wände schrauben müssen um dem Nachhall Einhalt zu gebieten.

Von einem Tontechniker aus dem Freundeskreis habe ich Homatherm Klemmfilz flexCL als Empfehlung erhalten. Damit könnte man im Prinzip den ganzen Raum einschlagen. :wink: Ich denke aber mal dass es sinnvoller ist ihn an strategischen Punkten als Absorberelement zu installieren. Man kann da mit überraschend wenigen “Schallbrechern” schon viel rausholen.

Wichtig ist zu wissen: Auf die Dicke des Materials kommt’s an. Die ganze Sinuswelle der menschlichen Stimme muss quasi in die Dämmdicke reinpassen, sonst mogelt sie sich an die Wand dahinter und kommt doch wieder in Teilen zurück.

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Das Guardian Podcast Studio hat das umgesetzt was (a) die grösste Wirkung entfaltet und (b) wenn nicht von Anfang an geplant die größte Arbeit mache: Sie haben die Wände (und das Fenster links) nicht im rechten Winkel zueinander stehen. Und das schwarze Eck hinten ist sicher mit Absorbern gepflastert.

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Dann ist da noch eine Menge Teppich, die Decke sehen wir gar nicht und hinter dem Fotografen ist auch noch eine Wand. Der Raum ist akustisch sicher besser als mein Wohnzimmer :slight_smile:

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Auch die Glaswand rechts ist geschwungen. Ob der Vorhang innen oder außen angebracht ist, kann ich nur schwer erkennen. Das hier ist übrigens ein Blick von der anderen Seite der „linken Scheibe“:

(Quelle: https://www.theguardian.com/membership/2015/oct/02/inside-the-guardian-jason-phipps-on-the-power-of-the-podcast *)

Mir scheint doch, dass hier einiges an Know-how und Equipment mit viel Aufwand verbaut ist. Ich würde sogar vermuten, dass die Regie eine Raum-in-Raum-Konstruktion ist. Aber wir schweifen ab, es sollte in diesem Thread ja um die eher pragmatischen Lösungen gehen, für die man nicht gleich ein ganzes Tonstudio baut.

*Übrigens schöner Absatz aus dem Artikel, der auch gut zu https://sendegate.de/t/zeit-online-startet-drei-podcasts/ passt:

Why have we stood so firmly with audio? Well, in our screen-fatigued world, we know that audio has a unique ability to inform and entertain. We also believe Guardian audiences appreciate hearing the voices behind those mute profile pictures of our journalists in the paper and online. A picture can tell a thousand words, but a voice can communicate a lifetime.

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Ich konnte gestern im Studio 311 der Medienkunst Akustik der HfG Karlsruhe aufnehmen, wo ein mobiler Klangdom (hört die hervorragende Klangdom Folge von @funkenstrahlen dazu) aufgebaut ist. Die Betonwände der alten Munitionsfabrik waren rundum von der Decke in ca. 10cm Abstand mit schwarzem Molton schlicht behangen und innen standen die zig Lautsprecher oder hingen von Traversen herab. Ansonsten standen Tische, Rechner und Racks im Raum. Die Decke war sehr hoch und unregelmäßig mit Rohren und Träger durchbrochen, mit wenigen kleinen Schallschluck-Elementen wie Büros. Der Boden war harter Bodenbelag, kein Teppich.

Einfach Wow. Es ist die trockenste Aufnahme geworden, die ich je gemacht habe.

Ich kann @schaarsen nur beipflichten: Verglichen mit Basotect ab 20 Euro/m^2 ist Bühnenmolton ab 3 Euro/m^2 eine echt preiswerte Alternative, die man auf einer Gardinenstange auch jederzeit beiseite schieben könnte. Hat noch jemand Erfahrungen mit Bühnenmolton?

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Auf http://www.rabenring-acoustics.com/ bin ich auf objektive Daten zum Thema Molton im Vergleich zu Akustikschaum gestoßen:

Für unsere Anwendung geht es um das Sprachband und Crosstalk um 1kHz: Hier leistet 300g Bühnenmolton etwa ein Viertel typischer 4cm Noppenplatten bei einem Sechstel der Kosten. Für Musik macht Molton wegen der fehlenden Dämpung bei tiefen Frequenzen aber wenig Sinn.

Soweit man bisher eine Teildämmung mit 4cm Schaum erwägt, sollte man ausrechnen, wie viel Wand- und Fensterfläche maximal mit viel preiswerteren Moltonvorhang bedeckt werden könnte, und nur nach verbleibenden Budget teilweise den besseren Akustikschaum an kritischen Stellen einsetzen. So zumindest den Zahlen nach.

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Ich hatte hier mal eine Eigenkonstruktion gezeigt. Die gibt’s auch immer noch. Dazu ist in einem im Raum stehehenden Regal eine Fläche von ca. 2x1,5m die Rückwand mit Basotect gekommen. Teppichboden gibt’s nicht, dafür mittlerweile an der Decke noch 4-5 m2 Basotect.

Auch mein Ziel ist es mit einem Großmembranmikrofon (AKG C414 X L jedoch das günstigere Modell (ohne II)) ohne Hall im Ton aufzunehmen. Das funktioniert eigentlich ganz gut.

Eine Bassfalle ist allerdings für jeden zu empfehlen, da die Bässe gern etwas matschen und das stärker auffällt, wenn man keine Höhen mehr hat. Die gibt’s z. T. recht günstig bei Thomann.

Darüber hinaus bin ich überaus empfänglich für Esoterik auf dem Gebiet. :wink:

Ja, hier (meld!).

Schon seit langem habe ich meinen Moderationsplatz entsprechend ausgestattet. Allerdings habe ich damals zum Akustikmolton gegriffen (schwerer, aber auch teurer).
Später habe ich auch noch mal aufwändige Vergleiche gegen normalen Molton gemacht: Reicht vollkommen für normale Zwecke; der Mehraufwand für Akustik-Molton ist nicht zwingend gerechtfertigt.

Zur Befestigung: Klar, es gibt die Sache mit der Gardinenstange und ggf. fertig geöstem Molton. Es gibt aber auch Clips und entsprechende Aufhänger (aka „Strapse“), die die Flexibilität deutlich erhöhen.

Weitere Tipps:

  • Es schadet nicht, auch den Sprechertisch mit Molton zu bekleiden. Die Reflexionen von einer nackten Tischoberfläche sind nicht zu unterschätzen. Zumal es „normalen“ Molton ja auch in ansprechenden Farben gibt.

  • Bassfallen habe ich zwar nie getestet, habe sie aber bei den bisherigen Aufnahmen auch nicht vermisst. Ein Highpass / LowCut am Mikrofon oder Mischpult (oder Interface / Zoom) reicht vollkommen. Wir reden hier über Sprachaufnahmen und nicht über Jazzmusik-Mastering mit hochwertiger Abhöre.

  • Ein wenig Basotect habe ich doch hier, aber das ist mir eher zufällig auf einem Kleinanzeigenportal über den Weg gelaufen. Und das wiederum befindet sich - tadaa! - an der Decke (ja, bitte nicht vergessen). Tipp: Nicht kleben, sondern nageln. Geht wirklich klasse mit dem Material.

Vorsicht mit dem „klassischen“ Schaumstoff, wenn er nicht die Klassifizierung B1, sondern vermutlich B3 (oder vergleichbare Umschreibungen) hat. Tut euch einen Gefallen und lasst die Finger davon.

Ach ja, noch was @Sebastian:
Mit „trockenen“ Aufnahmen habe ich gewisse Probleme. Natürlich wollen wir keinen Hall, aber ein Profi-Sprecher sagte mir mal „ein Raum muss klingen“. Je trockener die Aufnahme wird, um so weiter entfernt sie sich, gerade bei Sprache, von unserer natürlichen Hörgewohnheit.
Von daher: Akustische Maßnahmen immer gerne, aber bitte nicht übertreiben.

Unbearbeitete Hörbeispiele aus meiner Aufnahmesituation gerne, auf Anfrage.

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Zum Thema Molton: in meinem früheren Leben war ich ja mal Plastikrocker und Leinwandbauer. Schaut mal in diese Anleitung hier von mir (in jungen Jahren):

http://www.plasticrock.de/viewtopic.php?f=28&t=361

Das ist eine 2,5 Meter Diagonale Leinwand für Heimkino, auf einem Holzrahmen gezogen und: mit hellgrauem Bühnenmolton bespannt (für negativen Gain damit etwa Weltraum wirklich Schwarz wird).

Nebeneffekt: das ist für das Wohnzimmer eine 1A Dämmfläche, wenn man noch Teppich und/oder Stoff-Sofas und Vorhänge hat ist Hall da wirklich kein ernstes Thema mehr. Und es hat auch optisch einen hohen Lebenspartner:innen-Acceptance-Faktor.

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Hey, vielen lieben Dank, dass du uns über deine Erfahrungen mit Molton so informativ berichten konntest.

Danke für den Rat und ich stimme dir voll zu, doch hach, da wir meist mobil (H6+DT Headsets) zu den Gesprächen gehen, sind „im Ansatz“ trockene Räume bisher eher ein Wunschtraum. Von „zu trockenen“ Aufnahmen sind wir leider weit entfernt…

Gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Durchs selten Aufräumen hängen überall Klamotten rum, die schlucken ziemlich viel :grimacing:

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Ich musste lachen. :smiley:

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Voll beladene Wäscheständer sind auch noch halbwegs mobil, low-cost Lösung zur Schalldämmung.

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… in Ergänzung: Belade ihn mit der gerade verfügbaren Bettwäsche, Auf einem Flügelwäschetrockner bietet es sich an, ein oder zwei Kopfkissen auf die Flügel zu legen; Bettdecjke aufhängen bis fast auf den Boden.
Den in die Haupteinflugschneise der Reflexion stellen hilft ein wenig.

Apropos Kopfkissen: Wenn man an einem Tisch sitzt und die Wand vor sich hat, kann man auch ein Kissen auf den Tisch vor die Wand stellen. Das ist ziemlich wirksam. Selber in einem extrem halligen Raum getestet.

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Wie geil ist bitte diese Leinwand??!? In einer neuen Wohnung muss das her!

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