Rodecaster Pro Multitrack und Linux mit Pipewire: Mini HowTo

Hallo,

ich habe damit jetzt 2 Tage gekämpft, deswegen zur Erhaltung des Wissens eine kleine Anleitung/Problemlösung wenn Multichannel-Geräte wie der Rodecaster unter Linux nicht richtig funktionieren.

Symptome:

  • Audio-Interface mit Multichannel USB-Audio, Rodecaster Pro beispielsweise.
  • Linux mit Pipewire, z.B. aktuelles Fedora.
  • Reaper (auch mit Ultraschall) zeigt nur zwei Kanäle, nicht alle Multichannel-Kanäle. Beim Rodecaster bekommt man z.B. nur die Downmix Stereo-Channels.

Lösung:

  • Das Problem ist nicht Alsa, sondern Pipewire, das die Sound-Devices nicht alle erkennt.
  • Pipewire nimmt scheinbar hw:1,0 (das erste Device des zweiten USB-Geräts) als Default und ignoriert das zweite Device. Beim Rodecaster ist hw:1,0 der Stereo-Downmix, hw:1,1 das Device mit den einzelnen Channels. Ich vermute mal, dass hw:1,1 einfach abgeschaltet wird, wenn im Rodecaster-Menü „Multichannel USB“ abgeschaltet wird.
  • Die Lösung ist als, Pipewire explizit mitzuteilen, dass hw:1,1 auch da ist.

Vorgehen:
Es muss die Pipewire-Config angepasst werden. Dazu folgende Schritte durchführen:

  1. mkdir -p ~/.config/pipewire
  2. cp /usr/share/pipewire/pipewire.conf ~/.config/pipewire/
  3. Nun ~/.config/pipewire/pipewire.conf editieren und folgendes im Bereich context.objects = [ einfügen und speichern:
 { factory = adapter
        args = {
            factory.name           = api.alsa.pcm.source
            node.name              = "Rodecaster Pro"
            node.description       = "Rodecaster Pro Multichannel"
            media.class            = "Audio/Source"
            api.alsa.path          = "hw:1,1"
        }
    }
  1. Nun Pipewire neu starten per:
systemctl --user restart pipewire pipewire-pulse
systemctl --user daemon-reload

Danach sollten in Reaper bei Auswahl von „JACK“ bei den Audio-Devices und Angabe von 14 Channels die Rodecaster-Multichannel-Kanäle sichtbar und auswählbar sein.

ACHTUNG: Die Pfade oben gelten für Fedora. Bei anderen Distributionen mit Pipewire könnten die Pfade leicht anders sein.

Mehr Infos und ein paar Hintergründe sind auch hier zu finden (die zündende Lösung ergab sich aus diesem Artikel): https://wiki.archlinux.org/title/PipeWire#Microphone_is_not_detected_by_PipeWire

2 „Gefällt mir“

Kleine Frage dazu: Was bringt Pipewire für Verbesserungen im Vergleich zur alten Pulseaudio - Jack - Variante? Werden die Devices zuverlässig auch nach PC-Neustart immer gleich angesprochen? Ich habe es mal einen Tag lang mit Pipewire probiert, aber musste leider erkennen, dass ich meine Konfiguration überall anpassen muss bzw. einiges, was gut bei mir läuft so out-of-the-box nicht geht. Das war mir zu viel Aufwand.

Ich kann zu anderen Soundsubsystemen nicht wirklich viel sagen, das Pipewire war auch keine bewusste Entscheidung, denn bei Fedora ist das einfach der Default. Nachdem ich das hier beschriebene herausgefunden hatte gab es bisher aber auch noch keine Probleme, auch nach einem Neustart bleibt alles so wie es sein soll und die Devices behalten alle ihre IDs.

Okay, nachdem die Videos auf Youtube, in denen von Pipewire geschwärmt wird, immer mehr werden, musste ich es jetzt auch wieder einmal ausprobieren. OBS funktioniert, als Patchbay qpwgraph funktioniert, spontane Aufnahme mit Reaper hat auch funktioniert. Ardour geht auch. Behalte Pipewire erst einmal. Scheint besser geworden zu sein. Vorteil: Direkter Zugriff auf alle Audio-Interfaces des Systems in der Patchbay; mit Jack-Pulseaudio ging das nicht. Genau so soll es eigentlich ein. Beim letzten Mal haben die Jack-Anwendungen bei mir nicht mehr funktioniert. Konnte Ardour nicht mehr benutzen.

Zum Vergleich: In OBS Sidechain-Kompressor einzusetzen um den Systemsound zu ducken, hat bei mir nur mit Pulseaudio pur funktoniert, sobald der Jack an war, ging es nicht mehr. Ich kann jetzt ohne Konfiguration bereits mit Jack-Emulation in Reaper aufnehmen und in OBS Sidechain-Ducking betreiben. Das ist schon einmal sehr cool. Was hat mich das in der Vergangenheit graue Haare und Kopfzerbrechen verursacht. Das Leben kann so einfach ein. :grinning:

1 „Gefällt mir“

Erstmal Danke für den Pointer, aber …
gibt’s das auch in übersichtlich? Bei mir sieht das so aus:
Screenshot at 2022-09-04 12-13-02

Das ist m.E. der Hauptunterschied zum alten Jack-Pulseaudio. Du kriegst hier alle Sound-Devices von deinem ganzen System. Bisher ist ein Teil unter den Tisch gefallen. Daher sieht der Graph auch etwas wilder aus als früher. Du kannst diesen Graph mit der Maus unterschiedlich anordnen und evtl. auch abspeichern? Und auch störende Verbindungen kappen. Soweit ich erkenne kann, gibt es eine Speicherfunktion. Muss ich jetzt aber auch erst einmal ausprobieren. Ist für mich jetzt auch Neuland. Nur mit dem Chrom offen, sieht es bei mir so aus.

Das ändert sich natürlich dynamisch, wenn man z.B. Reaper oder Ardour öffnet oder ein Video in YouTube abspielt.

image

UPDATE: die Updates für Fedora haben mittlerweile Pipewire 0.3.58 eingeführt (vorher 0.3.55). Damit scheint sich etwas geändert zu haben. Bisher funktionierte alles, auch wenn der Rodecaster nicht angeschlossen war. Aktuell crasht das gesamte Soundsystem, wenn der Rodecaster nicht angeschlossen ist und die o.g. Konfiguration gesetzt wurde. Ich bin am schauen, ob es klappt, wenn der Rodecaster dran ist…

1 „Gefällt mir“

Gibts ein Update, habe gerade den Rodecaster Pro II ausprobiert, Multitrack-Aufnahme in Reaper (Manjaro) ist nicht zum Laufen zu bringen. Unter Windows 11 in Ultraschall auf Anhieb aber auch nicht.