Podcasts in der Lehre (Universität/Schule)

Es gibt ja auch einige Wissenschafts- und Bildungspodcaster/innen im Sendegate und daher fände ich es ganz anregend, zu gucken, inwiefern auch in der Lehre mit Podcasts gearbeitet wird/wurde. Im besten Fall würden hier im Thread eine Sammlung von Seminaren, Workshops oder umgesetzten Projekten entstehen.

Wie komme ich auf das Thema? Ich habe jetzt das zweite Mal in Folge Kulturkapital-Episoden aufgenommen, die auf mein Seminarthema abgestimmt waren. Meine Studierenden hatten dazu dann später ergänzend eine Aufgabe in Moodle erhalten. Und jetzt ist sogar eine kleine Projektarbeit zu Podcasts bei einem der zwei Seminare entstanden.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass auch andere mit Podcasts in der Hochschul-Lehre (oder auch gern im Schulunterricht) arbeiten und es sinnvoll sein könnte, solche Bsp. zu dokumentieren.

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Podcast als Lehrmaterial (Hochschule):
-“E-Learning im Museum” > KK008 E-Learning im Museum (SoSe 2014, TU Darmstadt, Arbeitsbereich Medienpädagogik, Projektseminar mit Lehramststudierenden)

  • “E-Learning in der Schule” > KK011 E_Learning in der Schule (WiSe 2014/15, TU Darmstadt, Arbeitsbereich Medienpädagogik, Projektseminar mit Lehramststudierenden)

Podcasts als Lehrmaterial (Schule):

Podcasts/ Arbeiten von Studierenden:

  • Die Welt der Podcasts - Unterrichtsidee (Entstanden im Projektseminar WiSe2014/15 von Lehramtsstudierenden Gymnasium. Alle Studierenden sollten ein digitales Projekt zum Lernen oder Lehren in der Schule konzipieren und dokumentieren).
  • MINTgrün hinter den Ohren Projekt über zwei Semester in 2016, 4 Studierende des MINTgrün-Orientierungsstudium an der TU Berlin dokumentieren ihren Weg zur Studienentscheidung. Projektleitung @dieUlrike

Podcasts/Arbeiten von Schüler/innen:

Weitere Podcastprojekte:

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Meiner Erfahrung nach gibt es bei dem Einsatz von Podcasts in der Lehre ein paar Probleme, die zuweinig Beachtung finden:

  • zunächt einmal kann ein Podcast nur ein Medium von vielen sein, die zum Einsatz kommen, denn eLearning ist mehr, als lineare Podcast hören
  • viele Donzenten ignorieren die Möglichkeiten, die eLarning bietet und setzen ihre Vorlesungen 1:1 ins Netz
  • gerade im univesitären Bereich verhindert das “Prima-Donna-Verhalten” mancher Professoren den EInsatz wirkungsvoller eLarning-Methoden
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Podcasts sind als Vermittlungstool nicht mein Fokus in der Lehre, sondern Ergänzung. Umso wichtiger finde ich es, unterschiedliche Einsatzszenarien aufzuzeigen. Es gibt mehr als Aufzeichnungen von Vorträgen und Vorlesungen. Inhaltlich zu debattieren, ob was wie didaktisch taugt ist recht fachspezifisch. Es muss auch Raum für Experimente geben. Erstmal wäre ja schön zu sehen, wie damit gearbeitet wird, ohne gleich in einen Rechtfertigungszwang zu geraten.

Es geht ja auch nicht um Rechtfertigung, sondern darum was sinnvoll ist. Experimente sind gut, solgange sie als solche betrachtet werden. Leider geraten sie aber auch oft dahingehend außer Kontrolle, dass irgendwann nicht mehr der experimentelle Charakter im Fokus ist. Dann heißt es schnell “das haben wir schon mal ausprobiert. Das funktioniert nicht”. Und damit sind oft die eLearning-Ansätze tot.

Ich habe meine Arbeit zur Erlangung des zweiten Staatsexamens über die Produktion von Podcasts im Unterricht geschrieben.

Der Fokus lag darauf, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern des 10. Jahrgangs einen Podcast zu produzieren der dann im Unterricht des 5. Jahrgangs eingesetzt werden kann.
Im Rahmen des Unterrichts haben wir die Schwierigkeiten der Produktion erarbeitet, sowohl aus technischer, aber auch aus rechtlicher Sicht.

In meiner Arbeit habe ich zudem die Möglichkeiten für die generelle Nutzung von Podcasts aufgezeigt.

Zur Zeit arbeite ich an einer überarbeiteten Version der Arbeit um diese der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

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Zur Erinnerung: Podcasts und Lehre> Workshop für Lehrende und Studierende an der TU Darmstadt am 25.2.
(Disclaimer: nur für absolute Einsteiger)

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In unserem Modellansatz Podcast setzen wir das Medium Podcast aus mehreren Gründen ein: Zum einen wollen wir natürlich zeigen, was Mathe praktisch bedeutet- eigentlich in allen Gesprächen kommen die Anwendungen und Themen zur Sprache, aber auch wie unterschiedlich die Menschen sind, die sich mit Mathematik beschäftigen, und wie sie dazu gekommen sind.

Dann sprechen wir sehr gerne mit unseren Absolventen, die dadurch einmal ihre spannenden Erkenntnisse nicht nur für den Prüfer in ihre Arbeit niederschreiben, sondern auch einen breiteren Kreis an Interessierten erreichen. Dies richtet sich aber nicht nur an die Öffentlichkeit, sondern auch an Wissenschaftler anderer Fachrichtungen, die so recht detailliert mitbekommen, was bei uns geforscht wird.

Sehr großes Interesse treffen die Podcasts über Vorlesungen, so ist unsere Folge zur Analysis immer ganz weit oben in unseren “Charts”. Es scheint gut anzukommmen, dass man in einem etwas längeren Podcast einen Abriss des roten Fadens einer ganzen Veranstaltung erhält. Und wir können auch über das Thema der Lehre an sich sprechen, denn da gibt es ebenso spannendes zu berichten.

Zentral sind natürlich die Gespräche mit Forschern über ihr ganz spezielles Arbeitsthema, und hier ist das Gespräch mit Christian Spannagel ganz besonders interessant: Hier geht es auch um das Prinzip des Inverted Classroom, bei dem das passive Zuhören zur Hausaufgabe und das Lösen von Aufgaben zum gemeinsamen Unterricht wird.

Er benutzt dazu hauptsächlich Videos, aber wir halten Podcasts ebenso gut dafür geeignet: Bei einem Praktikum, das je nach Ausrichtung der interdisziplinären Teilnehmer unterschiedliche Themen durchnimmt, kann durch Podcast-Folgen zu Themen, die dieses Semester nicht durchgenommen wird, mitsamt den weiteren Unterlagen ausgezeichnet ergänzt werden.

Und am Ende meiner aktuellen Vorlesung zu digitalen Währungen werde ich den Studierenden jetzt die Möglichkeit geben können, die dazuhörige Folge vom letzten Jahr zur Wiederholung des Themas anzuhören.

Auch wenn wir gerade aus Zeitgründen etwas langsamer Folgen veröffentlichen, wir haben noch so endlos viele Themen: Da gab es wieder einen Lehrpreis zu einer Vorlesung über Integralgleichungen, die nächsten Kollegen haben ein Buch über Maxwell-Gleichungen herausgegeben. Dann hat die Fakultät gerade einen Sonderforschungsbereich erhalten, wo wir noch viel interessantes zur Forschung ansprechen können, und es gab einen Ars-Legendi Preisträger…

Aber am Ende warte ich doch nur darauf, dass mir mal ein jemand sagt, dass er das Studium wegen unseres Podcasts angefangen hat.

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Hast du Informationen darüber, ob von den betroffenen Schülern inzwischen einige regelmäßige Podcasthörer geworden sind?

Nein, leider haben wir bisher kein in dieser Richtung aussagekräftiges Feedback. Es mag natürlich daran liegen, dass wir trotz des Rats von @henningkrause noch keine Kommentarspalte pro Folge haben, aber das erklärt natürlich auch nicht, warum wir immernoch keinen einzigen Kommentar auf iTunes haben. :wink:

Was wir haben, sind die Downloadzahlen; und so verrückte Geschichten, dass Kollegen von Forschern anderer Einrichtungen im Zug auf unseren Podcast aufmerksam gemacht werden.

Bezogen auf die Schülerschaft wünsche ich mir aber eher, dass uns ersteinmal mehr Lehrer zuhören, und damit den Matheunterricht mit den verschiedenen Anwendungen spannender und mit realistischeren Bildern der Wissenschaft gestalten können.

Wir haben anekdotische Evidenzen dafür, dass sich junge Menschen in Richtung Naturwissenschaften bei der Studienwahl orientiert haben aufgrund unseres Podcasts. Das weiß ich aus sehr persönlichen E-Mails und auch von persönlichen Gesprächen bei Hörertreffen.

Das habe ich auch immer im Hinterkopf wenn von der Podcast-Nische gesprochen wird. Die Hörerzahlen sind vielleicht nicht hoch, aber wie will man den Wert einer solchen Beziehung zwischen Hörer und Sender quantifizieren? Das ist eine Qualität die ich nie erwartet hätte als ich anfing.

Das gleiche gilt für die Dinge die @Sebastian da macht für die Mathematik! Was für ein Wert für die Absolventen, die zukünftigen Studenten, Betreuer,… Auf so vielen Ebenen wertvoll!

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Gerade für ein so unfassbar niederschwelliges Medium können wir schon jetzt mit den Hörerzahlen ausgesprochen zufrieden sein: In welcher Vorlesung hören so viele zu? Und wie oft muss man in den Sprechstunden immer wieder die gleichen Erklärungen bringen, und erreicht dabei viel weniger Leute?

Und es ist ein Trauerspiel, wie wenige in den Vorträgen von monatelang erarbeiteten Abschlussarbeiten anwesend sind- das sieht mit dem Podcast ganz anders aus, und da es nicht mehr um Noten und Zeitbeschränkungen geht, wird das Thema natürlich gleich viel lebendiger.

Und selbst innerhalb von Instituten wissen oft die einen Forscherinnen und Forscher nicht, was sich hinter der nächsten Tür abspielt- Vorträge finden da nur innerhalb der Arbeitsgruppe oder auf spezialisierten Konferenzen statt.

Schaut man mit diesem Blick auf die Hörerzahlen, so zeigt sich der Podcast als ein längst überfälliges Kommunikationsmedium für unsere Wissenschaft.

Studierende und Schüler, die ein Fach nicht mögen, lernen vermutlich lieber mit Youtube. Das ist wegen zusätzlicher Visualisierung effizienter. Für Schüler ist vielleicht auch ein Vertrauensverhältnis zum Erzähler wichtig, was leichter aufzubauen ist, wenn sie ihn auch sehen. Kennt Ihr Wissen2Go? Mit 188.000 Abonnenten einer der erfolgreichsten Youtubedidakten. Dasselbe als Podcast hätte nicht Ansatzweise diese Reichweite. Wer sich hingegen interessiert, sucht nach weiterem Stoff und wird Podcasts mögen, für die ist das eine tolle Sache. Schulen und Hochschulen sind voll von überforderten Schülern und Studierenden, die vermutlich keinen Bock haben, auch noch in ihrer Freizeit Lernstoff zu futtern.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die meisten Schüler und Studierenden wenig Lust haben, ihre Dozenten auch noch zu Hause labern zu hören, es sei denn, die verhielten sich methodisch inkorrekt. Anders sähe es aus, wenn andere Schüler und Studierende podcasten würden, ihre persönlichen Studienerfahrungen in Tagebuchformat begleiten. Das würde dann aber wohl wieder eher über Youtubevideos geschehen.

Für den Lehrbetrieb sehe ich eine Mischung aus Texten, Videos und Audiodateien, alles so zusammengewürfelt, dass die gängige Vorstellung vom Podcasten gar nicht mehr greift. Üblicherweise heißt es ja: mache ein Thema, setze eine vorhersagbare Dauer, sende regelmäßig, binde deine Hörer durch Interaktionen, begrüße sie so und so. Wenn man Podcastliebhaber vor Augen hat, trifft das zu, nicht aber für Personen, die hauptsächlich für Prüfungen lernen wollen.

Ich hab aus dem 2. Posting ein Wiki gemacht, sodass Formate ergänzt werden können. Ihr könnte somit gerne die Sammlung zu ergänzen, wäre schön zu sehen, was es da so gibt.

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Danke für die ausführliche Antwort. Ich finde es sehr produktiv, sich über Ansätze und Motivationen auszutauschen, gerade wenn man den Podcasts als potentielles Lehr-/Lernanlass im Hinterkopf hat (also losgelöst von den gängigen Communitypraxen).

Meine Erfahrung in Seminaren ist bis jetzt sehr positiv:

  • die Studierenden kennen Podcasts wenig, für sie ist das generell eine Entdeckung
  • die Möglichkeit, dass Lerninhalte z.b. auf der S-Bahn-Fahrt zu Uni gehört werden kann, wurde benannt
  • die Überraschung, dass die Dozentin wie im Radio klingt kam als Feedback, die Lehrinhalte wurden dadurch als hochwertig wahrgenommen.
  • der niedrigschwellige Einstieg ins Seminarthema fand Anklang.

Dass man informell (also ohne bestimmtes Lernziel quasi nebenbei) mit Podcasts lernen kann, ist mir klar, wer tut das hier nicht. Aber ich komm natürlich auch nicht aus meiner Haut raus und gucke, inwiefern man das mit nonformalen oder formalen Rahmungen koppeln kann und freu mich einfach über andere Erfahrungen dazu. Ist ja in dem Bereich (Schule/Uni/Weiterbildung) auch kein ganz neuer Ansatz, aber oft kommen Berichte über die Benennung des Potentials nicht hinaus. Daher sind Beispiele und Erkenntnisse aus der Praxis für mich viel spannender als Diskussionen über Nutzen und Reichweite.

Ja, so gesehen hast du Recht. Als Lehrer würde ich das auch so machen. Ich erhielt mit meinem uralten Podcast Der Sonntagssoziologe (die alten Folgen sind nicht mehr online) Rückmeldungen, dass er von einem Prof für Studierende des Nebenfachs Soziologie verwendet wurde. Außerdem war er Bestandteil einer Lernplattform für die Fremdsprache Deutsch. Spätere Gesprächspodcasts wurden auch hin und wieder von Profs im Seminar eingesetzt. Solche Rückmeldungen gab es immer ausschließlich für Formate, die sich explizit an Anfänger richteten. Auch gab es mal Mails von drei Schülern, die was zur Abivorbereitung nutzten. Anspruchsvollere Gespräche erhielten Feedback, fanden aber keinen Zugang zu irgendwelchen Seminaren. Es gibt wohl einen Bedarf von Lehrenden, den Schülern/Studis das Zeug nochmal vereinfacht in anderer Form darzubieten. Vielleicht könnte man mal eine Seite mit einzelnen Wissenspodcastsfolgen zusammenstellen, auf die Lehrende zurückgreifen können. Vielleicht sogar sortiert nach Lehrplänen. Solch eine Seite ließe sich dann an Schulen etc. bewerben.

Für eine solche Nutzung wäre dann auch eine CC-Lizensierung (wenn vorhanden) ein Bonus, da so klar wird, dass die Podcasts als Open Educational Resource genutzt werden können. Für den Bereich Schule gibt es im ZUM-Wiki eine generelle Sammlung von Unterrichtsmaterial. Eine deutschsprachige OER-Plattform für alle fehlt bisher (das wäre aber auch ein riesiges Projekt). Eine Sammlung von Podcasts nach Fächern/Wissenschaftsgebieten aufgeschlüsselt wäre tatsächlich eher realisierbar. Vll. kann man das ja mal mitbedenken, wenn irgendwo an einer Übersichtsseite für Wissenschafstpodcasts gearbeitet werden sollte (@meszner).

Ich würde auf so einer Seite ja keine Podcasts, sondern einzelne Folgen empfehlen, geprüft von einigen Lehrern auf Lehrplantauglichkeit. Innerhalb ein und desselben Podcasts schwankt die Eignung für den Schulplan mitunter stark und einzelne Folgen entsprächen sicher auch eher dem Suchmodus von Schülerinnen und Schülern.

Ja, also eine Wissenschaftspodcastseite ist in Planung. Ich könnte mir schon vorstellen, dass da auch ein Unterrichts-Feature implementiert wird. Müsste sich nur eine Person finden, die das inhaltlich betreut.

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