Zum eigentlichen Thema: Als hörer nutze ich Kapitelmarken meist, um am Anfang eines Podcasts zu erfahren worum es geht und wie lange welches Thema besprochen wird. Ich springe dann nicht wirklich hin und her, aber wenn ein Thema dabei ist was ich hören will, habe ich auch etas worauf ich mich beim hören schon freuen kann.
Oder halt für so Fälle die schon erwähnt wurden von Wegen man sucht eine gewisse Stelle in einem Podcast den man schonmal gehört hat, das wird durch Kapitelmarken schon mal zeitlich eingegrenzt besser auffindbar gemacht.
Es ist schon auffällig häufig so, aber wir sollten dieses Argument/Vorurteil in der Tat lieber nicht ins Feld führen. Einfach weil es das Risiko erhöht, englisch-sprechende Podcast bisher ohne Kapitelmarken zu verprellen, anstatt sie zu überzeugen. Letzteres geht IMHO durch persönliches Anschreiben, sobald es wieder mal eine technische Lösung gibt, die das Setzen, Verarbeiten und/oder benutzen vereinfacht.
Die LinuxLuddites bspw. haben so zumindest mal die Zeitmarken in die Sendungsnotizen geschrieben. Hilft schon ein bisschen.
Ich nutze die Kapitelmarken sowohl im Web wie auch Desktop so gut wie nicht. Podcasts, bei denen ich regelmässig Themenblöcke überspringen wollte, die höre ich mir erst gar nicht an. Gleiches gilt auch für Shownotes abseits von Links. Dabei bin ich ausgesprochener Nerd und finde Metadaten (semantische erst recht) prinzipiell toll: Jedoch ist der praktische Nutzen für mich nahe 0.
Meines Erachtens ist eine falsche Grundannahme, dass es eine Antwort auf die Frage der Kapitelmarken gibt. Ich verwende sie bei manchen Podcasts gar nicht, bei manchen jedes mal, bei anderen nur, wenn ich die Folge zu einem späteren Zeitpunkt nochmal höre, etc. Und bei vielen, die keine Kapitelmarken anbieten, wünsche ich sie mir sehr
In kurz lautet meine These:
Die Nutzung von Kapitelmarken variiert
- zwischen Nutzern,
- pro Nutzer zwischen Podcasts
- pro Nutzer und pro Podcast situationsbedingt.
Und sie sind eine gute Sache.
Pro Kapitelmarken.
Ich würde viele Podcasts schon nicht mehr hören wenn ich, die für mich, irrelevanten Parts nicht überspringen könnte.
Da benutze ich Kapitelmarken:
- Im Web, wenn ich eine Stelle in einem Podcast wiederfinden möchte - oder wenn ich beim “Wir Hören Stimmen” das Intro überspringen will. Nur im Browser eigentlich.
Da benutze ich keine Kapitelmarken:
- Mobil in BeyondPod, da die App keine Kapitelmarken kann. Da brauche ich sie aber auch nicht, da ich von vorne bis hinten durchhöre. Einzig bei frühen Folgen des Omega Tau Podcast habe ich mit der “Vorspulen”-Taste die Musik mitten im Podcast übersprungen.
Da setze ich als Podcaster Kapitelmarken:
- In allen Produktionen, die durch Auphonic laufen (einige laufen da nicht durch). Dazu benutze ich dieses praktische Tool, mit dem ich die Kapitelmarken bereits während der Aufnahme fertig mache. Da ich nicht schneide und es mir egal ist, wenn die Kapitelmarke um 1-5 Sekunden falsch sitzt, ist das gut genug und macht quasi keinen zusätzlichen Aufwand.
Ich nutze Kapitelmarken beim Hören nicht, weil mein Player (Pocket Cast) dies nicht unterstützt. Meistens höre ich den Podcast von vorne bis hinten durch, manchmal spule ich in 30 Sekunden Schritten vor, wenn wirklich mal ein Stück kommt, das mich überhaupt nicht interessiert.
Als Podcastproduzent habe ich aber noch ein wichtiges Argument, warum ich die Kapitelmarken mache (meistens).
Sie sind für mich der derzeit einzige Grund, dass ich den gesamten Podcast durchhören muss. Das ist meine Quaitätsverbesserungs-Schleife. So höre ich den Scheiß, den ich da labere, schön durch, denke über die Struktur nach, mir fällt Unsinn auf, und die nächst Folge wird ein Stückchen besser. Nur vorne und hinten schneiden ist mir zu viel Podcastaufwand für zu wenig Lernen dabei.
Die Struktur finde ich auch schön, die durch Kapitelmarken gegeben wird. Dann und wann benutze ich sie gezielt auch als Hörer.
ich höre sehr viele Podcasts, Kapitelmarken habe ich bislang noch nie benutzt.
Ich freue mich immer wenn Kapitelmarken gesetzt sind. Ähnlich wie bei einem Print-Magazin werfe ich gern mal einen Blick in das Inhaltsverzeichnis um mir einen Überblick zu verschaffen.
Das “Start from” nutze ich als Hörer auch und finde es bei manchen Podcasts sehr praktisch.
Castro wird in der nächsten Version mit Kapitelmarken-Support kommen. Marco Ament sollte mal lieber Kapitelmarken in seine Podcasts einbauen.
Mal ein paar Überlegungen zu diesem scheinbar - etwas emotionalen Thema?
##Als Hörer
- Da die Qualität von Shownotes doch sehr schwankt (so überhaupt vorhanden) nehme ich Kapitelmarken bei nicht-monothematischen Podcasts eigentlich immer als schnelle Orientierung was die Themen sind und wie lange sie besprochen werden.
- Bei Empfehlungen in der Art „in Podcast XY wird über Thema Z gesprochen“ helfen sie mir regelmäßig schneller die Stelle zu finden
- Bei langen Podcasts überspringe ich regelmäßig Themen die mich nicht zentral interessieren. Ich sage nur: ZFS und Bitcoin. @wortkomplex nenn das immer so schön: Themensouveränes Hören.
- Jede CD, jedes Hörspiel hat Kapitel/Sprungmarken. Ein Medium, das antritt mit der Zukunft zu flirten sollte nicht hinter so einen Stand zurückfallen. Auf mich als Hörer wirken Podcasts ohne Kapitelmarken (es sei denn es sind Kurzformate) etwas lieblos.
##Als Podcaster
- Wenn ich systematisch Kapitelmarken nutze, strukturiere ich schon in der Planung meine Sendungen besser. Sicher kann man auch im Nachhinein überlegen wo sinnvolle Einschnitte waren - aber ich denke es hilft den meisten Sendungen wenn man etwas Überlegungen im Vorfeld anstellt.
- Kapitelmarken sind SEO pur. Bei kryptisch-lustigen Titeln und Folgenbeschreibungen sollte man das nicht unterschätzen. Bei den Podcasts die ich so höre, sind Kapitelmarken in der Regel die „seriösesten“ Metadaten.
##Als Produzent
- Das Argument „kostet so viel Arbeit, investiere ich lieber in Inhalte“ finde ich absurd. Schauen wir uns doch mal den Status-Quo an:
- Werden Shownotes geschrieben gibt es Kapitelmarken frei Haus. Ob ich die toll finde oder nicht ist dann erst mal egal - jede Kapitelmarke ist besser als keine Kapitelmarke.
- Wenn ich meine Sendung vorbereitet habe ist es exakt ein Klick während der Sendung an der richtigen Stelle um die Marke zu setzen. Das kann nicht nur Ultraschall, sondern auch so ziemlich jeder andere Aufnahmeworkflow, Beispielsprogramme wurden oben schon genannt.
- Selbst wenn ich die Marken komplett händisch in Auphonic eintrage, sollte das pro Sendung nicht länger als 2 Minuten dauern.
Da Kapitelmarken nachweislich noch nie irgendwem weh getan haben, bleibt mir nach den obigen Ausführungen nur die Erkenntnis: außer für Formate die so kurz sind dass es wirklich nicht lohnt (< 20 Minuten) gibt es keinen sinnvollen Grund gegen Kapitelmarken. Wenn wir jetzt Argumente wie „wird zuwenig unterstützt“ zulassen kann ich nur sagen: Leute, kommt mal klar. Entweder wir umarmen hier die Zukunft, oder wir lassen es halt bleiben. Immer wieder ist Henry Ford zu zitieren:
„hätte ich die Leute gefragt was sie wollen, hätten sie nicht gesagt ‚ein Automobil‘ sondern - schnellere Pferde!“
Und als jemand, der seit ein paar Jährchen an ein Bibliothek arbeitet sage ich ferner: seid euch stets bewusst, dass wenige Dinge in der nahen Zukunft so relevant sein werden wie gute Metadaten. Demgegenüber wird die Klangqualität (als ob das in irgendeiner Weise sinnvoll subsumierter Kategorien wären!) tüchtig egal sein. Denkt euch einfach ein nach Belieben zuschaltbares „Echtzeit-Auphonic“ für sämtliche im Netz umschwirrenden Audiodaten. Zukunft und so.
Und wenn ich jetzt schon im Rant-Modus laufe noch eine Schlussthese: ich vermute hinter der „um Kapitelmarken/Metadaten/Schlagworte/Kontributoren etc. kümmere ich mich nicht, zu viel Arbeit die ich lieber in den KONTENT stecke“ noch eine andere Haltung dem eigenen Produkt gegenüber: Misstrauen und Angst. Vielleicht möchte man lieber eine gewisse Schnodderigkeit kultivieren, das ganze Projekt ein wenig im Beliebigen lassen, sich nicht festnageln lassen. Und vielleicht würde es hier und da auch zu der schmerzlichen Erkenntnis führen, dass der eigene Podcast etwas mehr Vorbereitung und Strukturierung vertragen könnte.
Das ist für mich auch eine komplett legitime Haltung - anderswo hier streite ich für den möglichen Hobby-Charakter von Podcasts. Nur sollte man dann nicht in anderen Bereichen Professionalität ausstellen (rechts-unten Hardware) und gerade diesen zukunftsweisenden Aspekt der Metadaten ignorieren.
Hallo!
Ich bin ja noch ziemlich am Anfang mit den ganzen Dingen. Nachdem ich jetzt das WordpressProzeder hinter mir habe und Ende der Woche alles online geht, mache ich mich bei jeder neuen Aufnahme daran, die Beschreibung und die ganzen Metadaten besser zu pflegen, oder überhaupt. Ich persönlich finde Kapitelmarken prima. Es gibt etliche Podcasts, bei denen mich manche Themen einfach nicht interessieren und ich nur zu einer bestimmten Stelle möchte.
Mein Problem ist eher, dass ich mich immer an jedes Thema per Tutorials, Texten oder einfachem Abgucken ranpirschen muss. Ich hab zum Beispiel weiter oben das erste Mal gelesen, dass man mit einer Wii Remote wohl Marken setzen kann. Da werde ich jetzt recherchieren und mal schauen wie das geht. Ich würde dem Hörer schon gerne einiges an Möglichkeiten mitgeben. Das befähigt ja den AppEntwickler dann auch wieder solche Daten anzuzeigen. Das ist ein wenig Henne Ei glaube ich. Wiso soll ich die Kapitelanzeige in meine App integrieren, wenn kein Podcaster welche liefert? Klar ist auch der zeitliche Aspekt nicht zu unterschätzen. Und eine gute Audioquali ziehe ich vorhandenen Kapitelmarken auch vor denke ich. Aber wie @rstockm schon sagte gehört selbst bei jeder CD ein Inhaltsverzeichnis dazu und ein Buch ist auch kein Buch ohne Solches. Also wer es zeitlich und in seiner SendeStruktur hinbekommt, sollte nicht darauf verzichten. ich werde die vorbereiteten Folgen jetzt auch alle noch verdaten. Dan ist Release halt 2 Tage später smile: Wer weiß was noch alles kommt. Und in 10 Jahren bei 100 Episoden die Marker nachpflegen ist dann wohl auch nicht leichter.
Btw… Kann mir jemand ein Tutorial empfehlen, oder einen Podcast bei dem ich das mit den Kapitelmarken lernen kann? Danke schön
Klasse! Da hab ich ja meinen Tip schon. Dachte man kann nur fertige Marken einpflegen über ne Liste oder so.
Entweder habe ich es überlesen, aber das Thema Kapitel-BILD wäre natürlich auch noch ein Pro-Punkt für Kapitelmarken. Sonst gibt es ja momentan noch keinen Weg, auf das Audio abgestimmte Bilder zeigen zu können.
Das wäre ja prima. Weißt Du, ob da auch Bilder pro Kapitel mit unterstützt / angezeigt werden?
Ich halte diese ganze Diskussion für ähnlich absurd wie “Seitenzahlen in Büchern - Top oder Flop?”.
Ich habe den Link zu dieser Diskussion Mal vertwittert
Etwaige Antworten per Twitter gebe ich hier rein. So auch diese:
Ich als Hörer nutze Kapitelmarken (KaMas) gerne und finde es teilweise sehr schade, wenn keine angeboten werden.
Dabei gelten meines Erachtens folgende Punkte:
- je länger ein Podcast ist, desto wichtiger sind KaMas;
- je unterschiedlicher/in sich geschlossener die behandelten Themen sind, desto wichtiger sind KaMas;
- unter einer Podcast-Länge von ca. 20 Minuten braucht man als Hörer keine KaMas, beachte aber (5.);
- lieber großzügige Kapitellängen (> 8 min) wählen als zu kleinteilige;
- mindestens Hausmeisterei und eigentliche(s) Thema/Themen durch KaMa trennen sowie
- allgemeine Wir-erzählen-einfach-mal-drauf-los-Podcasts brauchen eher keine KaMas, beachte aber (5.)
Fazit: Kapitelmarken sind mir wichtig. Jeder Podcast sollte, in unterschiedlichem Umfang, welche haben.