Ist Podcasting-Infrastruktur politisch? Das Beispiel Podigee und BILD

Hintergrund: sämtliche (?) von BILD angebotenen Podcasts werden von Podigee gehostet.

https://www.bild.de/bild-mobil/audio/podcast/startseite-podcast-65035322.bild.html

Das muss Mensch nicht gut finden. Aus einem anderen Thread ausgelagert meine Frage Richtung Podigee:


Vielen Dank für die Klärung.
Aber wie war das jetzt mit SPRINGER?
Dazu wurde noch nichts geschrieben. Würdet ihr auch Podcasts der AFD hosten? Wo ist da eure rote Linie? Ich frage im Auftrag meiner Familie und Träume.

Wer denkt: na das ist ja alles immer “weit da draußen” könnte ich mal das zu Gemüte führen: erst ein paar Tage alt, und BILD hat direkt und unmissverständlich dazu geführt, dass Mario jetzt Morddrohungen von AFD-Symphatisanten erhält:

https://sixtus.net/tweeterklaerung/?fbclid=IwAR3PnEYw8Ji_kQJFaVSazCd1JxJ261Ry6yYtvvE3xiaw1CQPoMJ8VLb9QLs

Mario macht unter anderem Podcasts bei 4000Herz.

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Was hat das jetzt mit dem Thema hier zu tun?

In jedem anderen Forum würde man den Beitrag als off-topic bezeichnen und die Admins würden hier eingreifen. Oh wait…

Würdet ihr auch Podcasts der AFD hosten?

Nein.

Das Thema ist nicht geeignet für eine öffentliche Diskussion in so einer Runde, das ist dir klar, oder? Du hättest uns ja auch mal direkt anschreiben können und wir hätten es besprechen können. Du hast dich aber fürs public shaming entschieden.

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Richtig, das habe ich gleich mal gemacht.

Diese Themen müssen meiner Ansicht nach öffentlich diskutiert werden. Ob das Sendegate nun „public shaming“ ist sei dahingestellt, aber ich schrieb es in der Tat ja auch auf Twitter.

Ich denke die Community kann, sollte und muss durchaus diskutieren, welche Infrastruktur man wem anbietet, wessen Werbung man sendet, welchen Strukturen man eine Plattform bietet. Ihr habt Euch - als öffentliche Firma, die Produkte der öffentlichen Meinungsbildung publiziert, dafür entschieden BILD eine Plattform zugeben. Was soll es da bitte bringen, dies per E-Mail „Im Hinterzimmer“ zu besprechen?
Das interessiert hier denke ich viele Leute.
Für mich persönlich wäre dies eine Firmenentscheidung, die dazu führen würde meinen Podcast von Eurer Plattform zurückzuziehen. Andere mögen das für sich ganz anders entscheiden, aber diskutiert werden muss es öffentlich. Schweigen ist das Gegenteil von dem, was unsere Zivilgesellschaft gerade braucht.

Also entweder habt ihr intern gar nicht darüber diskutiert (was ich mir kaum vorstellen kann) oder es war war eine zähneknirschende Entscheidung in der Hoffnung „wird schon keiner merken“ oder es war ganz bewusst und auf Grundlage einer Haltung.

Diese Haltung würde mich dann sehr interessieren. M.E. wäre der „richtige“ Ort dafür ein Blogpost auf eurer eigenen Plattform?

Ich bin wirklich nicht auf Randale aus, und auch sehr daran interessiert wie andere hier das sehen. Ich bin ich ja wirklich nur ein alt-linker Anachronismus.

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Muss auch sagen, dass ich bei der Bild Kooperation geschluckt habe und seitdem podigee nicht mehr enthusiastisch empfehle. mir war podigee als offenes, faires und freundliches Unternehmen ein Begriff und dazu passt einfach nicht die Zusammenarbeit mit Hasshetzern von der Bild. Denn anders als bei Welt und Co (die ich auch als extrem problematisch ansehe), kann man bei der Bild nicht eine Teilhabe am demokratischen Diskurs konstruieren. Die Bild setzt bewusst rechtsaußen Framing in den Mainstream und ist ein großer Grund dafür, dass vieles schlechter wird oder dass Fortschritt aufgehalten wird. Man kann nicht mit der Bild kooperieren und sich frei machen von deren Tagesgeschäft.

Ich finde es enttäuschend, dass Podigee sich darauf eingelassen hat. Das dürfen sie gerne, aber ich darf das auch kacke finde.

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Podigee hat sein gutes Image durch die Zusammenarbeit mit der Bildzeitung in Gefahr gebracht.
Dass es gute Gründe gibt, der Bildzeitung nicht zu helfen, kann jede/r regelmäßig im BildBlog.de nachlesen.
Gebt Euch doch bitte n Ruck, Podigees, erklärt hier Eure Haltung dazu (auch wenn das sicherlich nicht einfach ist) und korrigiert ggf. die Entscheidung, dann bleibt Ihr weiter ein so angenehm sympathisches Unternehmen. Das ist nicht nur wichtig für Euren geschäftlichen Erfolg, sondern macht auch noch mehr Spass.

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Ich bin da komplett bei @rstockm, sowohl in der Sache selbst als auch bezüglich der Notwendigkeit, solche Themen offen zu besprechen. In der Vergangenheit habe ich z.B. ernsthaft darüber nachgedacht, mich auf die ausgeschriebene Entwicklerstelle zu bewerben, da ich Podcasts wichtig finde und Podigee da als eine Entität auf der guten Seite verortet habe. Das wäre eine wirklich massive Gehaltsreduktion für mich gewesen. Das wäre mir aber letztlich egal, solange ich voll hinter dem stehen kann, woran ich arbeite. Das ist mit der Bild-Zeitung als Kunde garantiert nicht der Fall.

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Podigee hosten seit einer Weile auch Podcasts des Schweizer BILD-Pendants namens BLICK.

Nach meinem Wissensstand sind die dort versendeten Inhalte unproblematischer Natur. Die politische Grundhaltung der mir dort bekannten Podcaster*innen dürfte der Sendegate-Bubble gar belieben.

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das macht es nicht besser. wenn „gute“ Menschen mit Bild, Blick oder anderen zusammenarbeiten, dann legitimieren sie diese und verhelfen ihnen zu einem Feigenblatt hinter dem sie ihren Sexismus und Rassismus verstecken können. nach dem Motto: „Schaut her, so schlimm sind wir nicht, für uns arbeitet $Feministin“.

Das ist genau der Punkt: durch den Einkauf ein paar „Guter“ das eigene Image polieren.

Absolut vorbildlich hier immer noch die legendäre „ich glaube, es hackt“ Reaktion von Judith Holofernes:

https://www.judith-holofernes.de/2011/02/bild-absage/

Das ist jetzt auch schon 9 Jahre her, alles gut abgehangen. Und wichtig eben, dass sie dies öffentlich getan hat. Exakt dieser Weg stand für Podigee sicher auch frei.

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Ich bin jetzt nicht unbedingt als der größte Freund von Podigee bekannt. Ich finde diesen Vergleich sehr schwierig, aus der Sicht des Dienstleisters, freut man sich natürlich immer über neue Kunden und Wachstum.

Ich denke ab einer bestimmten Größe ist auch nicht mehr möglich jeden einzelnen Kunden unter die Lupe zu nehmen. Springer ist jetzt nicht unbedingt moralisch frei von Sünden, auch RTL hat ein Podcasts Angebot, daraus ergibt sich für mich die Frage, wo will man hier die Grenze ziehen?

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Bild war schon immer ein Schmierenblatt. Das hat schon vor Jahrzehnten Günther Wallraff in seinem Buch “Der Aufmacher: Der Mann, der bei Bild Hans Esser war” dargelegt. Das Buch ist noch besser abgehangen als das Statement von Judith Holofornes :wink:
Ich habe im Übrigen als Reiseblogger auch seinerzeit nicht bei den “Travelbook Blogstars” mitgemacht, weil dahinter Springer steht…

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Ja, Walraff ist ein absoluter Klassiker und immer noch lesenswert - auch „Ganz Unten“.

Der Vollständigkeit halber hier noch mein Tweet zu dem Thema vom letzten Jahr:

(Max Goldt)

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Leute, ich fühle mich mit dieser Diskussion sehr unwohl.

  1. Fühlt sich das hier schon sehr nach demonstrativen “An-den-Pranger-stellen” an. Ralf, du wusstest genau, das hier eine Menge Leute sofort in dein Horn blasen würden. Schon ich fühle mich unwohl hier jetzt der erste zu sein der dagegen argumentieren will. Wie geht es da erst den Leuten von podigee oder jenen die sich hier nicht schon Zuhause fühlen?
  2. Kommt bitte alle mal runter von eurem hohen Ross. Podigee ist ein Unternehmen das Infrastruktur bereit stellt. Das machen die gut und wenn jetzt ein großer Auftrag reinkommt wären die geradezu dumm wenn sie die Gelegenheit nicht wahrnehmen. Podigee ist letztlich auch seinen Mitarbeitern verpflichtet.
  3. Wer ohne Schuld ist werfe den ersten Stein: kauft ihr bei Amazon ein? Geht ihr zu McDonald’s? Unterstützt ihr Kinderarbeit indem ihr doch ein neues Smartphone kauft obwohl das alte noch gut ist? Jetzt plötzlich an podigee festzumachen dass die Springer Presse in Deutschland einen riesen Markt hat fühlt sich für mich unredlich an, sorry.
  4. Hier lesen und schreiben nicht nur links orientierte Podcaster sondern unter den 2000 hier angemeldeten Leuten dürfte es auch solche geben sie sich ein stilles “wtf?” denken wenn hier plötzlich Empörung ausbricht weil ein Unternehmen eine Geschäftsbeziehung mit einem legalen anderen Unternehmen hat dessen Meinung hier die schreibende Mehrheit ablehnt. Ich finde ihr solltet euch fragen ob solche Impulse nicht besser in einer Partei oder in eurem eigenen Podcast als im Sendegate aufgehoben wären…
  5. Und wo wir schon beim Thema sind: heute die Bild, morgen die AFD ist ein unsinniges Argument weil ein Verlag dann doch noch etwas anderes ist als eine Partei.

So, my 0,02€, vom Handy getippt weil ich nicht bis heute Abend warten wollte…

//D

P.S. ich finde Springer auch Scheisse, nur um auch das zu klären.

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Ich verstehe das Argument, möchte es aber keinesfalls teilen.
Wie oben richtig steht, geht es im Kern um die Frage „wo verläuft die rote Linie“.
Bei der AFD würdest du vermutlich nicht dazu aufrufen, mal vom hohen Ross runter zu kommen.
Als Medienwissenschaftler glaube ich genug Argumente anführen zu können, um zu sagen: nein, die BILD ist nicht diskutabel. Sie untergräbt und gefährdet systematisch und absichtlich das Gemeinwohl.
Und dazu werde ich - ganz persönlich - nicht schweigen.

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Wo verläuft denn die Grenze zwischen einem Pranger und einer sinnvollen, vielleicht notwendigen gesellschaftlichen Debatte? Und wer definiert diese Grenze?
Bisher gehen die Postings hierzu doch eher in die Richtung „es wäre hilfreich, wenn sich Podigee dazu mal äußern würde“. Das ist noch recht weit entfernt von einem Pranger oder Lynchmob.

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Darüber kann man in der Tat und sehr ernsthaft diskutieren. Darum habe ich den Titel dieses Threads als Frage formuliert, und die ist nicht rhetorisch gemeint.
Ich persönlich glaube, im Jahr 2020 haben wir nicht mehr den Luxus zu sagen ein Ort wie dieser hier ist komplett unpolitisch und wir reden nur über Bitraten. Ich bin da bei Kästner:

„Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine hält niemand mehr auf.“

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Ich mag gar nicht auf die Thematik als solche eingehen.

Jedoch sehe ich die Rolle eines Hosters etwas anders:
Der soll gar nicht so genau auf seine Kunden schauen. Er ist Dienstleister für technische Infrastruktur. - Ende.
Ich bin mir sicher, dass ihr alle irgendwelche Server nutzt, die entweder bei Amazon, Hetzner, 1und1 und sonstwo stehen. Und die haben Kunden aus allen Bereichen. Aus schönen und dunklen Ecken der Gesellschaft. - Und dennoch nutzt ihr sie direkt oder indirekt.

Da eine Zensur zu fordern finde ich arg schwierig.

Natürlich gibt es da auch moralische Grenzen und das muss jeder für sich selbst abstecken.
Das kann man kritisieren, dass kann man auch diskutieren und sogar doof finden. - Völlig in Ordnung.

Das tolle am Podcasten ist: Passt mir der Hoster nicht mehr, gehe ich eben woanders hin. - So einfach. Es gibt keine Not, eine Übermacht zu bekämpfen, weil das Medium eben doch verdammt demokratisch und dezentral funktioniert.

Ich empfinde den Thread hier aber eher als Emotionsgeladen und wenig sachlich. Ich kann mir das nur dadurch erklären, dass die “kleiner unabhängiger Podcaster”-Romantik einfach empfindlich gestört wird, wenn global-Player Community-Lieblinge nutzen.
Sorry, aber irgendwelche düsteren Menschen auf dieser Welt haben bestimmt schon Ihre Dateien durch Auphonics Pipeline geschickt. - Niemand würde auf die Idee kommen, denen das krumm zu nehmen. - Sie sind halt technischer Dienstleister.

Da kann man aber drüber stehen und sollte nicht beleidigt sein.

Guter Content gewinnt langfristig immer. Aber ohne schlechten Content, würden wir den Guten nicht zu schätzen wissen.

Zuletzt doch etwas zum Thema:
Ich schätze es natürlich, wenn Unternehmen und auch Hoster einen Moralkodex definieren und den auch öffentlich kommunizieren. - Das sollten aber alle Unternehmen tun.

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Ich finde alle hier vorgebracht Kritik legitim, und zwar weil hier niemand sagt: zum Teufel mit podigee, niemand darf die benutzen.

stattdessen lese ich heraus (und sage selber): schade. schade, dass ein geschätztes Unternehmen mit einem niederträchtigen Unternehmen zusammenarbeitet. Das macht mir weniger Lust mit/für Podigee zu arbeiten. Das heißt nicht, dass ich das niemals tun werde, aber es verliert an Wahrscheinlichkeit.

Diese Ansicht finde ich legitim. Klar ist der Bild-Deal eine Geschäftsentscheidung, bei der es viele Erwägungen gab: Es geht um viel Geld, Planbarkeit, Expansion, Strategie. Aber eben auch um Ansehen in der Community. Podigee hat für sich eine Entscheidung getroffen und muss damit leben, dass es dafür Kritik gibt, wir Kritiker:innen müssen damit leben, dass unsere Ideale nicht von allen im gleichen Maße geteilt werden.

Und mit Zensur hat das nichts zu tun. hier wie niemand vom staat für seine Meinung verfolgt, hier wird ein geschätztes Unternehmen für einen Deal mit einem verhassten Unternehmen kritisiert. Inklusive Widerspruch.

Und zum Punkt „Ihr kauft doch auch bei amazon“. erstens nein, tu ich nicht und zweitens, na und, selbst wenn? es geht nicht darum, wer hier der fairste Mensch der Welt ist, sondern darum, eine bewusst getroffene Unternehmungsentscheidung zu kritisieren. Natürlich hat jeder Teilhabe in unserer Gesellschaft irgendwo eine negative Auswirkung, das ist Kapitalismus. mit diesem Argument jede Kritik abzuwehren ist wenig sinnvoll, denn dann darf außer Jesus niemand etwas sagen.

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Ich bin über die doch sehr laute Diskussion hier etwas irritiert.
Für mich liest es sich gerade so, als könnte man seine Wut über Springer, BILD, hier raus posaunen (die immer berechtigt ist) und Podigee damit in die Verantwortung nehmen.

Ich habe es auch registriert. Es hat mich verwundert. Aber es hat mich nicht dazu veranlasst dem Produkt oder dem Unternehmen, seinen Mitarbeiter*innen eine neue Kritik an den Tag zu legen.

Was mich am meisten verstört dabei, ist folgendes:
In einem anderen Thread hat Christiane darauf hingewiesen, dass sie einen Rechten Podcast gefunden hat, der mit Podlove veröffentlicht. Daraufhin… keine Reaktion. Keine*r schrieb oder fragte, ob man da nicht was gegen machen kann.
Ich weiss, dass das eine ein Produkt ist was auf freiwilliger Arbeit beruht und das andere ein Produkt welches verkauft wird. Ich verstehe trotzdem nicht, warum Podigee hier jetzt so dermaßen angegriffen wird (find auch die Öffentlichkeit daran seltsam) während man in dem Thread einfach nichts dazu sagt.

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Welcher andere Thread ist das?

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