Ist mein Podcast ein Flop?

Ich hatte letzte Woche mein 8 Jähriges Podcast Jubiläum in verschiedenen Formaten,
am Anfang schaute ich immer mal wie viel Downloads ich habe, mittlerweile ist es mir „päng“,
da ich selbst in meinen Formaten unregelmäßig produziere und eher Laberpodcaster bin als mit einem
festen Themengebiet kann ich auch nicht verlangen das mir hunderte von Hörern an den Lippen hängen.
Mir macht es einfach Spass und der ein oder andere hört es auch was für mich vollkommen ok ist.
So entsteht für mich auch kein Produktionsdruck um einer Hörerschaar von zig hundert oder mehr gerecht zu werden.
Wie aber schon geschrieben/bzw. erwähnt kommt es immer darauf an was man selbst möchte, ich denke es misst sich keiner an meinem Podcast so wie ich das auch nicht bei anderen tue.

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Alles, was hier geschrieben wurde, finde ich richtig. In der Kunst ist das ja eine etwas angestaubte Debatte. Ist Podcasting l’art pour l’art? Würden wir alle in Mikrofone reden, wenn keiner zuhören würde?
Es stellt sich durchaus die Frage, wo die kritische Masse zum Weitermachen liegt: Was, wenn es nur Mama, Papa und der Hund sind, die regelmäßig downloaden?

Denn Texte sind nicht dazu da, nicht gelesen zu werden. Bilder malt man nicht, um sie ungesehen zu lassen und Musik komponiert man nicht, damit sie niemals erklingt. Wenn auch die Kommunikation beim Podcast oft eine einseitige Sache ist, entsteht das Werk erst, wenn es gehört wird.

Auf der anderen Seite ist es mit Downloadzahlen wie mit Geld: Am Ende sind es Zahlen in einer Tabelle, wahrscheinlich ist man mit dem Ergebnis nie zufrieden. Man gewöhnt sich auch an den Dopaminkick, wenn man statt einer Million Euro auf einmal zwei hat. (Meine Vermutung. Quelle: „Dallas“ - damit hat meine Mutter immer den Fernseher blockiert.)

Wenn Du Deinen Podcast betreiben möchtest, um Cross-Marketing für Deine Bücher zu erreichen, würde ich vermuten, dass Du wirklich viele Hörende brauchst, bis Du einen Effekt bemerkst. Werber z.B. mögen Podcasts im Moment, weil man da für wenig Geld viele Konsumenten erreicht, aaaber der Preis bleibt niedrig, weil sich Hörende nur schwer dazu bringen lassen, von passiv (Zuhören) zu aktiv (Website besuchen, etwas anklicken, konsumieren) zu wechseln.

Mir gefällt „Die Zwei von der Talkstelle“ richtig gut - ich finde, ihr macht alles richtig. Für Hunderttausende von Hörenden ist das Schwerpunktthema, das ihr herauskristallisiert habt, nämlich „Buchmarkt“ aber wahrscheinlich nicht interessant genug.

Grain of salt: Ich schreibe hier als Langzeitpodcaster, dessen experimentelle Vermarktungskonzepte für meine privaten Ideen alle hübsch in die Hosen gegangen sind. Regelmäßig sondere ich Prognosen zum Markt, zur Gesellschaft, die Entwicklung menschlicher Sexualität und Geschmacksrichtungen bei Kaugummis ab. Bisher lag ich mit 99,7% daneben. (Und das nur, weil „Wasabi“ und „Bacon“ nun wirklich ekelhaft schmeckten.)

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Deine Vermarktungskonzepte mögen vielleicht in die Hose gegangen sein, aber waren Versuche die Sachen mal anders auszuprobieren. Irgendwann™ wird jemand(r) Deine Erfahrungen nehmen, und daraus neue coole Ideen machen, die dann vielleicht sogar funktionieren.

Generell find ichs irgendwie spannend, dass Podcasts generell etwas gegen Kommerzialisierung resilient zu sein scheinen. Trotz Hype schaffts irgendwie keiner das finanziell auszuschlachten.
Was der Unterschied ist zwischen Podcasts und vielen anderen Medien, bei denen die Ausschlachtung gelang, bleibt die spannende Frage.

Noch nicht genug Zeit ins Land gegangen?
Dezantralisierung der Formate?
Glück?
Gelebte Anarchie?

Es bleibt spannend.

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Oh, cool, dass du bei uns reingehört hast. :kissing_heart: Solches nette Feedback ist natürlich auf jeden Fall eine Motivation und Bestärkung.
Natürlich erhoffe ich mir immer, dass die Leute, die uns hören, die Buchhandlungen stürmen, aber das wird wohl eher selten geschehen.

Da stimme ich dir voll und ganz zu. :grinning:

Gruß

Vera

Na ja, die eine oder andere Berühmtheit machtvschon gut Kohle mit dem Podcast.

„Ausschlachten“? Wie ein Hausschwein? Oder wie ein Schrottauto?

… das würde ich so nicht unterschreiben. Das gelingt hier einigen, in den Staaten mehreren und es gibt international eine kleine Armee an Unternehmen, die zumindest Millionen Startkapital gesammelt haben, um an der vermuteten Plattformisierung mit zu verdienen.

Doch, „Ausschlachten“ wollte ich Vera auf keinen Fall unterstellen. Falls ich, Frau Anders oder wir jemals ein Buch veröffentlichten, würden wir das in jeder Episode erwähnen, so viel ist sicher! :wink:

Wenn wir alle nur „erfolgreiche“ Podcasts machen würden, würden wir weder Nischen, noch schwierige Themen beleuchten. Ich liebe Unterhaltungspodcasts über Computerspiele - selbst ein Format, wie Minkorrekt würde ich dazu zählen, aber eben auch die, die eine Nische beschreiben, in der ich lebe oder die mich interessiert.

Es gibt meiner Ansicht nach eine „ideale Größe“, die dem Arbeitsaufwand für einen Podcast zusteht. Ich habe jetzt ein paar Jahre mit meinen Bienengesprächen jedes Monat eine Episode geliefert. Der Aufwand dafür hält sich mit meiner Bezahlung (Informationen, die ich von den Gesprächspartner:innen erhalte) die Waage. Seine derzeit automatisch gefundene, sich im dynamischen Gleichgewicht befindende „ideale Größe“ ist etwa 3000 regelmäßige Downloads, die sich beginnend bei 10 linear entwickelt haben, ohne Werbung. (Newsletter zur neuen Folge ausgenommen). Mehr Downloads oder eine Abweichung vom linearen Wachstum würde mehr regelmäßige Arbeit bedeuten, die auch mehr Bezahlung braucht (die Informationen müssten besser werden, oder es müsste auch Geld fließen in Richtung zu mir). Das wäre prinzipiell möglich, ich vermute ein 1/2 Job wäre drin, vielleicht auch ein ganzer, aber ich mag diesen Aufwand nicht leisten, da ich auch andere Projekte betreibe. Mein Geld verdiene ich rund um alles herum. Mit Unterricht, Workshops, freiberufliche Arbeit, Radiobeiträgen, Honig, in geringem Maß Hörer:innenbeiträgen. Auch die Antworten auf nett gemeinte Feedbacks muss man berücksichtigen beim Aufwand übrigens. Bei 3000 sind das 1-3 pro Monat, das geht sich aus und löst auch Freude aus. Mehr wäre schon anstrengend. — Das heißt, ich bin rundum zufrieden und hatte so gesehen in jeder Phase meines Podcasts damit Erfolg.

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Alles richtig, was hier gesagt wurde – und trotzdem finde ich konkrete Zahlen hilfreich, um überhaupt ein Gefühl für die Dimensionen zu haben, mit denen wir es zu tun haben. Wir bei Ach? podcasten seit dreieinhalb Jahren und verfolgen keine ernstzunehmenden kommerziellen Interessen. Heißt: Wir verschließen uns der Vermarktung nicht, unternehmen aktuell aber auch nichts diesbezüglich. Wir verdienen mit Spenden gerade so die Hostingkosten und das ist für ein Hobbyprojekt schon auch ein befriedigender Meilenstein. Wir stehen kontinuierlich in den Top-30 der deutschen Geschichte-Charts – es hat aber auch lange gedauert, bis wir dahingekommen sind.

Wie schon gesagt: Wir finden, dass man durchaus über Zahlen reden kann. Der Kontext sollte dabei eine Rolle spielen (deshalb der viele Text hier) und wer am Ende was aus unseren Zahlen herauszulesen glaubt, liegt ja nicht in unserer Verantwortung. Wir haben also mal unsere Zahlen öffentlich gemacht – in der Hoffnung, dass Andere es uns vielleicht gleichtun mögen: Ach-Statistiken.

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Wow, cool! Sehr aufschlussreich, obwohl ich beim Vergleich mit unseren Zahlen kurz Luft holen muss. :smirk: Aber ich habe ja in diesem Thread gelernt, dass Zahlen nicht alles sind. :grinning:
Womit macht ihr denn die Statistik?
Wo siehst du denn deine Chartsposition?

Danke,

Vera

Wir haben uns das selbst gebaut, weil wir erst mit Podlove gehostet haben, dann aber auf Podigee umgestiegen sind: Die „alten“ Daten stammen also aus einer MySQL-Datenbank, die „neuen“ aus der Podigee-Api. Die Visualisierung ist mit charts.js (etwas dilettantisch) zusammengestöpselt.

Die Chartpositionen kannst du bei Apple direkt herausfinden oder aber auch über Dienste wie Chartable oder Podkite.

Gräme dich nicht wegen der Zahlen – wenn du lange mit Spaß bei der Sache bist, kommt das vermutlich von alleine. Und: Ich kenne auch Zahlen von anderen Podcasts, dagegen sind unsere geradezu lächerlich.

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Ja, Chartable nutze ich auch. Demnach haben wir es immerhin auf Platz 20 bei Deutschland / Hobbies geschafft.

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Das ist doch ein sehr schöner Erfolg.

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Stimmt. :grin:

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Ist immer alles Auslegungssache, wir machen unseren Podcast (kenntihrdas.com) als Hobby, wollen aber natürlich auch gehört werden. Wir haben seit 01.01.2020 einiges umgestellt und dadurch einen guten Anstieg gemerkt. Jetzt liegen wir so bei 100-150 Downloads pro Woche, veröffentlichen wöchentlich und sind meistens in unserem Genre in den TOP 50 bei Apple. Haben 16/17 5 Sterne Bewertungen über den Zeitraum bekommen und sind damit zufrieden. Hey, für ein Hobby ohne finanziellen Hintergedanken ist das super :slight_smile:

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Interessanter Punkt. „… entsteht das Werk erst, wenn es gehört wird“. Da ist natürlich was dran.

Als Podcast-Neuling ist für mich momentan der Entstehungsprozess noch das eigentlich Aufregende :grinning:
(vermutlich aus dem Beweggrund, den Christiane Attig in der Podcast-Studie als „Need for cognition“ hervorgehoben hat). Aber natürlich haben wir uns auch Gedanken gemacht, wen wir erreichen wollen und freuen uns, wenn jemand aus unseren (Autor:innen-/Verlagsmenschen-)Netzwerk zuhört.

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Gestern bin ich ein wenig mit der Realität der Zahlen konfrontiert worden und habe an dieses Thread denken müssen. Zum Jahresbeginn haben wir begonnen, in jeder Folge einen bezahlten Buchtipp einzufügen. Da wir die Produktion u.a. mit Auphonic verbessert haben, wollen wir damit unsere Kosten einspielen. Wir berechnen € 15 für einen Buchtipp.
Gestern kam nun die Anfrage eines Verlages nach unseren Zahlen.
Ich habe geantwortet, dass wir ca. 150 Follower haben und derzeit etwa genau so viele Downloads pro Woche. Das ergibt einen Kontaktpreis von gerade mal 10ct. Zudem ist der Werbeeffekt einer erzählten Werbung recht hoch und wir haben 100% Zielgruppe als Hörerschaft.
Ich finde es irgendwie lächerlich, dass sie wegen € 15 so ein Aufheben machen, aber in dem Moment kam ich mir doch eher wie ein Loser vor angesichts der hohen Zahlen, die sonst in den Medien bei erfolgreichen Podcasts kolportiert werden, siehe oben bei @DerJuergen.
Mal sehen, ob dieser Verlag sich wieder meldet.
Findet ihr meine Argumentation schlüssig? Gibt es weitere Argumente, die in diesem Fall überzeugen könnten? Wie baut man generell solche Mediendaten auf?

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Nie als Loser fühlen. Bitte. Ein Loser hätte nicht einmal so offen diesen Kommentar geschrieben.

Und mein persönlicher Rat: Immer ganz hart über die Zielgruppe argumentieren. Denn das ist nicht nur eine Sprache, die Marketingmenschen verstehen, sondern auch das einzig Relevante. Sie wollen ja die Richtigen erreichen. Was ihnen zwar überall suggeriert wird (Social Ads, TV, Radio, Kino (hach), etc.), aber sie haben sich schon so sehr dran gewöhnt, dass das eigentlich nicht stimmt und sie immer haarscharf an ihrer Zielgruppe vorbeischießen, dass man ihnen verdeutlichen kann: Hier ist es anders. Jemand, der einen Podcast regelmäßig hört, obwohl er sonst nicht leicht zu finden ist wegen der fehlenden Reichweite, der identifiziert sich damit ja wohl in einem viel höheren Maß als die Zuschauerinnen des Literarischen Quartetts, z.B. Dementsprechend sind deinen Hörerinnen die Buchtipps auch viel mehr wert.

Wenn der Verlag das nicht schnallt: Deren Problem, nicht deines. Lass dich da nicht in deinem Wohlbefinden tangieren.

Edit: Ich sehe, Discourse möchte nicht, dass man Gendersternchen verwendet. Deshalb das Kursive oben.

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Danke für deine tröstenden Worte. :kissing_heart:

Solange wir in unserer eigenen Blase sind, können wir uns leicht erfolgreich fühlen. Wenn wir aber, wie in diesem Fall, heraustreten und uns positionieren müssen, wird es schon schwerer. Immerhin ist der Verlag von einer seiner Autorinnen, die Fan unseres Podcasts ist, gebeten worden, den Buchtipp bei uns zu schalten.

Nachtrag: Der Verlag hat gerade abgelehnt. Es sei kein sinnvolles Investment. :smirk: