Ist dieser Raum zur Aufnahme geeignet? Siehe Foto

Hallo,
in soll in meiner Firma einen Podcast umsetzen und bin noch in der Planungsphase. Ein kritischer Punkt ist noch, in welchem Raum ich die Aufnahmen machen soll. Ich möchte Leute interviewen, (2 Mikros, Focusrite Interface, Audition), mit denen ich am Tisch sitzen möchte (um die Mikros mit Halterungen zu platzieren). Ich arbeite in einem sehr schönen, alten Gebäude mit hohen Decken, in denen es in den Räumen sehr stark hallt. Mein Büro ist besonders extrem, weil es noch so leer ist und wenig an den Wänden hängt.
Bei uns im Haus gibt es kein sonstiges freies Büro, auch keine Besenkammer im Keller, oder ähnliches! Zur Not könnte ich alle Aufnahmen auch in einem anderen Haus machen, aber das wäre ziemlich aufwendig, weil ich die Mikros, usw., zwischen den Gesprächsterminen am liebsten einfach stehen lassen würde.
Mein Büro hat zum Fenster hin eine kleine Rundung, siehe Bild ( https://imgur.com/a/CezzLL6 ). Meine Idee war, mit zwei Paravents/Raumteilern dort einen separaten „Raum“ zu schaffen, in den ich einen ganz kleinen Tisch mit zwei Stühlen stellen kann. Nach oben wäre das aber nach wie vor offen.
Meint ihr, dass das für gute Aufnahmen funktionieren könnte?

Geht schon, aber du wirst dir vermtl. zuviel Hall einfangen. Um dem zu begegnen gibt es Noise Blankets z.B. hier: https://www.thomann.de/de/stairville_curtain_160g_m_3_0x3.0m_bk.htm Wenn das am Ende immer noch nicht ausgereicht haben sollte, hilft evtl. im Postprozess ein de-reverb VST-Plugin z.B. von Izotope. Aber besser waers schon, wenn die Aufnahme sauber ist.

Wenn nichts mehr geht damit kann man was reißen. Aber nur in der standerd oder advanced version.

https://www.izotope.com/en/products/rx.html

Beim rauschen kann ich das enthaltenden voice de-noise empfehlen oder das ns1 von waves.

https://www.waves.com/plugins/ns1-noise-suppressor#How-to-Clean-Up-Noisy-Audio-in-Videos

Das empfohlene „Noise Blanket“ ist 160g/qm ist viel (zu) leicht - eher so dünn wie durchnschnittliche T-Shirts. Und daher auch nur als optischer Backdrop (weshalb das bei Thomann auch unter „Licht“ einsortiert ist). Üblicher Kalmuck fängt bei 500g/qm an. Und auch das ist eher ein Notbehelf und macht aus einem halligen Raum noch lange kein Studio.

Was man auf jeden Fall verhindern will sind Flatterechos und die Möglichkeit für stehende Wellen. Also keine zwei sich gegenüber stehende schallharte Seiten. Und möglichst wenig „nackte“ Wände. Daher wäre ein unregelmäßig bestücktes Buchregal mindestens auf einer Seite schon mal hilfreich (Akten sind wieder zu regelmäßig). Natürlich kann man auch Akustik-Diffusoren nehmen - aber die sind viel teurer und weniger Dual-Use.

Ich hoffe, die Idee mit dem Vorhang ist nicht, damit eine (zu) laute Straße oder zu laute Umgebung einfach wegdämmen zu können? Das funktioniert nur mit Aufwand. Im Radio haben die bei solchen Problemsituationen dann in ein Fenster mit zweites 2-3fach-Verglasung innen hinter dem „normalen“ montiert. Normalsterblich versuchen stattdessen, ein Zimmer zu finden, das nicht auf die Straße oder zu den Schienen hin zeigt.

Raumteiler können schon helfen, die Symmetrie zu brechen und ein WENIG zu filtern - dann sollte man aber darauf achten, dass die wirklich schallabsorbierend sind. Und nicht symmetrisch im Raum stehen (wieder wegen der Flatterechos).

Wenn man keine Akustik-Decke hat, dann hilft Teppichboden. Also, nicht Industrieteppich auf Estrich (dünn &hart auf Beton-Schallspiegel), sondern „richtiger“, halbwegs dicker Teppich. Das hilft dann auch gegen Laufgeräusche oder Umsetzen fon Füßen auf hartem Boden. Oder Socken statt Schuhe. Stühle auf Rollen sind auf Parkett nicht wirklich hilfreich - weil man eben rollt und das hörbar ist. Teppich hilft zudem auch gegen knarzenden Fußboden.

Die Mikros sollten möglichst nicht direkt auf denselben Tischen stehen, auf denen man auch Tassen/Gläser ablegt. Dann zumindest eine zusätzliche Platte mit Polsterung, z.B. 1-2 Lagen Luftpolsterfolie 'drunter. Damit nichts poltert (gegen Körperschall).

Generell kann man auch noch folgende Empfehlung geben: je lauter/halliger der Raum, desto näher mit dem Mikro zum Mund. Headsets bzw. Nackenbügelmikros oder Gesangsmikros (Pop/Rock-„Eistüten“-Mikrofone) helfen da einiges (dazu siehe auch Aufnahmen in schlechten Akustiken).

Wenn man erst einmal Probleme auf dem Orginalmaterial hat, dann ist es echt schwer, die wieder wegzubekommen. Daher ist jeder Aufwand, den man in gutes Ausgangsmaterial stecken kann, ein mehrfaches an Nachbearbeitung wert.
Die zweite genannte Software ist ein Noise-Gate - schneidet also leise Teile wie z.B. Sprechpausen automatisch weg. Das kann aber zu seltsamen Aufnahmen wie halliger Stimme in „trockenem“ Raum oder „Pumpen“ führen.

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Ach ja: einen guten Podcast machen die Inhalte und Personen aus, weniger die akustische Qualität.

Ein langweiliges, Wort … für … Wort … abgelesenen Blabla überlebt keine halbe Minute.
Bei einem engagierten, interessanten Austausch ist die Tonqualität eher sekundär (so lange das Hören nicht anstrengend wird).

Inhalt ist Pflicht, Tonqualität die Kür.

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:slightly_smiling_face: , ok, danke für die vielen Tipps!

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Star vereinfacht: Häng Decken an die Wand. Mollton geht auch, würde aber was kosten(sollte nicht zu dünn sein, so 2.5 mm Minimum)

Solang Du nicht vorhast Musik aufzunehmen,reicht das dicke. Eventuell noch nen Teppich auf den Boden, weil da auch noch was reflektieren kann und dann ists schon ziemlich gut.
Richtig ordentlich dicke Abschirmungen an den Wänden brauchste halt nur bei richtig lauten Signalen. Wenn Du aber nicht unbedingt den SchreiCast machst, ist das in der Regel overkill., weshalb strategisch hingehangene Decken(nicht dünner Stoff, sondern auch 2,5 mm) oftmals auch ausreichen.

Dann einfach mal alles vollhängen und schauen, wie es sich anhört. Dann kannste Stück für Stück die Decken wieder entfernen und schauen, ob es sich noch immer gut anhört(dann war die Decke nicht notwendig) oder ob es massiv schlechter wird(dann die Decke wieder hinhängen).
Decken sehen auch schmuck aus, wenn richtig platziert, so dass man vielleicht auf Dauer sogar was mit Video machen könnte.

Mikrofone nicht zu weit weg von den Leuten macht da auch noch was aus(je weiter, desto mehr Raum könnte eingefangen werden).

Du musst auch berücksichtigen, wie der Raum allgemein schon klingt.
Ich hab schon Interviews gemacht, bei denen die Raumakustik auch hallig war aber irgendwie gemütlich wirkte und es so zur Atmosphäre beigetragen hat.

Daher wäre meine Frage: Kannste mal mit nem Telefon in der Hand, so auf Brusthöhe, ne Aufnahme in dem Raum machen und mal hier posten? Vielleicht brauchste auch gar nichts machen, weil der Klang des Raumes bereits ne gute Charakteristik hat die in der Podcastaufnahme eher zur Atmosphäre beiträgt. Da wäre es schade das aufzugeben für furztrockenen Sound „weil man das halt so macht“ oder weil man selbst zu kritisch jeglichen Hall hinterfragt, den man hat.

PS: Wieviel Budget will denn Deine Firma für den Podcast locker machen? Eventuell lohnt es sich sogar nen Akustiker/ne Akustikerin ranzuorganisieren, die das Ganze einmal professionell ausmessen und dort Akustikverbesserung anbringen, wo es Not tut(was oft viel weniger ist, als man allgemein vermutet).
Dann wär das Problem einmal sauber gelöst und Du kannst sofort sauber podcasten.

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Puh, also ein Podcast mit z.B. drei Menschen die alle unterschiedlich scheiße klingen (billiges Mikro, Hall, Rauschen, etc) kann noch so geil sein, den höre ich mir nicht an!

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Danke für die Tipps, Decken sind ja auch günstig zu besorgen, denke ich mal.
Eine Testaufnahme habe ich schon gemacht, voila
(Abspielen funktioniert bei mir in Firefox nicht, Chrome schon).
Dafür, dass ich es einfach ins Handy gesprochen habe, klingt es eigentlich überraschend gut, finde ich.
VG

Klingt an sich schonmal nicht so schlimm wie befürchtet. Auf jeden Fall würde ich Dir da schon mal einen Teppich empfehlen. Das dürfte ne Menge schon rausnehmen. Und dann weiterhangeln.
Den Raum kriegste auf jeden Fall unter Kontrolle.

das bekommst du unter Kontrolle, wenn du Mikrofone nutzt und sie direkt besprichst. da kannste einiges rausholen. Teppich wäre gut und nicht zu arg laut sprechen. Decken abhängen wäre auch ne Möglichkeit, wenn dir der Aufwand das wert ist.
Ansonsten könnte man auch mit Stellwänden einen „eigenen Raum“ abtrennen (wie deine Idee, aber nicht ans Fenster). Die Stellwände mit dickem Stoff behängen und nen Teppich drunter. Das sollte gut klappen.

Ok, besten Dank nochmal - ich habe jetzt erstmal zwei Wochen Urlaub!! LG

Tatsächlich nicht so übel, dass es unlösbar wäre. Klingt sogar recht ausgewogen, geradezu schön. Aber es ist für einen Talk natürlich viel zu viel Hall.

Was in dieser Aufnahme noch keine Rolle spielt, in der Praxis dann aber schon und gerne vergessen wird, ist die Tischplatte. Sie ist die Fläche, die den Sprechenden und Mikrofonen am nächsten ist. Und Early Reflections sind die Hölle.

So wie der Raum klingt, sollte ein Teppich schon was bringen, allerdings kommt der Großteil des Halls, den die Mikros einfangen, aus der Richtung, in die sie ausgerichtet sind. Meist also von schräg oben.

Ich denke dennoch, dass in dieser Situation ein paar weiche Läufer auf dem Boden und strategisch positionierte Raumteiler/Regale (Dort, wo die Mikrofone hinzielen) und etwas Dämmung auf dem Tisch schon genug bringen dürften.

So eine Büroumgebung kannst du ja nicht zur schalltoten Sprecherkabine umbauen. Das wäre dann optisch das Zwischending aus Nerd-Keller und Messie-Wohnung. Wäre schade um den Altbau-Charme, der ja auch zur Wohlfühlatmosphäre für die Gesprächspartner beiträgt.

Hat jemand Erfahrung damit, sich einen Teppich an die Wand zu hängen, bzw brächte das was? Hätte den schönen Nebeneffekt, dass es vielleicht einfacher wäre, das optisch etwas ansprechend zu gestalten.

Zur Funktionalität eines Wandteppichs kann ich nichts groß sagen (außer das ich schon in vielen Band-Übungsräumen war, wo diese an der Wand hingen). Grundsätzlich für tiefergehendes Wissen zum Thema Raumklang kann ich folgenden YouTube-Channel von Jesco Lohan, dem „Acoustic Insider“ aus Berlin, empfehlen:

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Ich habe die Situation, in Richtung einer verputzten Wand zu sprechen. Brauche ich da an der Wand eher einen Diffusor oder einen Absorber? Da das kein reines Aufnahmezimmer wird, sollte es ein Mindestmass an Chic mitbringen, daher fallen Vorhänge aller Art raus.

Habe so was hier gefunden:

https://hofa-akustik.de/akustikmodule/wandsegel/

oder so was:
https://hofa-akustik.de/akustikmodule/absorber/

Die Firma arbeitet wohl auch eng mit der Lebenshilfe zusammen.

Oder eine Waben-Variante: https://www.inwerk-bueromoebel.de/akustikelemente/wandabsorber/akustik-wandpaneel-hexa-bm73876.html

Welche Absorber-Fläche ist denn zu empfehlen, wenn ich etwa 1,5 Meter von der Wand entfernt spreche?

Ich empfehle zu dem Thema (nochmals?):
Akustische Raumgestaltung (für Podcastaufnahmen) https://viertausendhertz.de/frq66/

Bin ich voll und ganz dabei. Gutes und aktuelles Beispiel finde ich den „Gerhard Schröder - Agenda“. Inhalte sind ganz interessant, aber vor allem die ersten Episoden waren so übel verhallt, dass ich es nicht hören wollte. Irgendwo sieht man auch den Mikrofonaufbau und da ist es dann auch schon klar: Tolles Mikro, aber leerer Raum und zu weit weg vom Mikrofon. Ganz furchtbar ist dann der Abspann am Ende. Da hört man dann drei verschiedene Raumklänge.
Und ich meine das ist „Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder mit einem der führenden Politikberater Deutschlands“.

Bestimmt bringt das was.

Aber mach das doch eleganter als den Gobelin an die Wand zu nageln: Kaufe Schaumstoff (Basotect) und dann suche Dir ein schönes Bild aus und lasse es auf Keilrahmen ziehen. ist nicht ganz günstig, aber auch nicht ganz teuer. Beim Basotect kann man auch Schnittreste kaufen oder manchmal sogar geschenkt bekommen. Den chaumstoff dann einfach hinter den Keilrahmen, das ist hübsch und praktisch zu gleich.
(Erfahrungsgemäß mahen die Decken auch eine ganze Menge aus.)

Meinst du ne klassiche Fotoleinwand? Hatte ich tatsächlich schon überlegt, aber Sorge, dass der Schall gar nicht zum Schaumstoff durchkommt, sondern direkt an der Leinwand abprallt.