EQ, Noisegate, Limiter, Kompressor in Ultraschall erst NACH der Aufnahme?

Ich habe mir gerade dieses Ultraschall Video zum Thema EQ, Noisegate, Limiter, Kompressor angesehen.

Darin hat Ralf erklärt, dass man die Effekte besser erst nach der Aufnahme beim Schnitt anwendet.

Was mir nicht ganz klar geworden ist: Falls ich die Effekte schon vor der Aufnahme aktiviere, wird dann Reaper die Effekte schon direkt hart in die Audiospur der Aufnahme mit reinschreiben und ich kann das dann nicht mehr rückgängig machen?

Wenn das nicht so ist, dann verstehe ich nicht, warum man die Effekte erst später anwenden sollte. Man kann sie ja jederzeit ändern.

Man muss hier unterscheiden zwischen Effekten, die das Soundinterface eventuell “hart” einkodiert und den Software-Effekten in Reaper. Letztere sind nicht-destruktiv, also jederzeit wieder änderbar.

Da man aber meistens ein Hardware-Routing für die eigene Stimme und die GesprächspspartnerInnen vor Ort haben möchte, hört man von den Effekten dann auch nichts - sie sind also während der Aufnahme witzlos.

Es sei denn, man leitet die Effekte auch gleich auf den Stream, damit der noch bessere Klangqualität hat. Bringt dann aber wieder das Problem mit sich, dass man selbst nicht hört, was der Stream hört. Entweder man schraubt sich dann eine “Hinterbandkontrolle” (daran arbeite ich in der Tat) oder aber man lässt es wirklich mit den Effekten und gibt die erst im Schnitt hinzu.

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Alles klar. Danke dir!

Grundsätzlich ist es eine gute Idee, destruktive Effekte eher später in der Produktionskette, mit Zeit, Ruhe und den richtigen Werkzeugen einzusetzen. Je nachdem, was möglich ist:

  • Bei der Tonaufnahme beim Filmdreh wird alles so neutral wie möglich mitgenommen. Effekte erst in der finalen Tonmischung. Ausnahme: Rumpelfilter (Hochpass bei z.B. 60Hz) bei Interviews in kritischer Umgebung. (Wind auf’m Deich, U-Bahn)

  • Bei Live Fernseh-, Radio- oder Podcastsendungen müssen alle Quellen bei der Probe aufeinander abgestimmt werden, nur der Stereomix geht auf Sendung/Band.

  • Luxuriös und viel Arbeit ist es, einen grob gefilterten/komprimierten Stereomix zu senden, und die Einzelspuren trocken, also ohne Effekte aufzuzeichnen. In der Nachbearbeitung werden die Einzelspuren unter optimalen Bedingungen gemischt. Das wird im Broadcastbereich selten gemacht, nur wenn eine Stelle sonst nicht zu retten ist.

Ich habe noch ein Verständnisproblem, vielleicht könnt Ihr helfen:

Nehmen wir an, ich nehme ohne Effekte auf und habe eine Spur mit Sprache vorliegen. Dann wähle ich einen Effekt aus, beispielsweise den EQ und schalte ihn für die Spur ein. Dazu habe ich zwei Fragen:

  • Höre ich, wenn ich die Aufnahme dann abspiele, die Sprache mit dem Effekt? Kann ich also während ich die Stimme abhöre, die Veränderungen bei den Effekt-Einstellungen hören und so feinjustieren?

  • Wie kommt der Effekt dann in die fertige Datei? Spielt Reaper ihn beim Rendern ein?

Also zusammengefasst: Spielt Reaper den Effekt dann jeweils beim Abspielen oder Rendern in Echtzeit ein, oder wird der irgendwie schon vorab draufgelegt? Versteht Ihr, was ich meine?

Beides ja. Effekte sind in Reaper - wie überhaupt alles, das unterscheidet ihn hauptsächlich von Audacity - nicht-destruktiv.

Ich verfahre so, dass ich die zu optimierende Spur auf solo schalte, eine charakteristische Sprachstelle raussuche, die in einen Loop abspiele und dann nach Gehör die Effekte wie Dynamic Processor oder EQ feintune. Beim EQ muss man bedenken: alles was man nach oben zieht, wird auch “lauter” im Endsignal, also aufpassen dass man nicht in den Clipping-Bereich kommt. Im Zweifel die gesamte Spur erst leiser drehen, dann mit dem EQ selektiv wieder anheben.

Spätestens beim Rendern hat man ja die finale und entscheidende Clipping-Anzeige, auch per Spur wenn man multitrack rausrenderd.

Auch mein Rendern wird der Effekt als letzter Schritt hinzugerechnet.

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Vielen lieben Dank, das hat mir sehr geholfen!