Das ultimative Rodecaster Pro II Review

Bezieht sich auf: Firmware-Version 1.3.4 vom Januar 2024
Letzte Ergänzung: 30. Januar 2024

Der RØDECaster Pro II

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Vor ein paar Monaten habe ich mein altes Yamaha-Mischpult und noch zwanzig bis dreißig Kilogramm Audiohardware aus meinem Studio geschmissen und gefühlt alles durch einen RØDECaster Pro II ersetzt. Vorher habe ich das Gerät bereits als mobiles Studio verwendet. Währenddessen wurde mir klar, dass es nahezu alles ersetzen konnte was ich bisher mit älterer Hardware gemacht habe und so ist nun alles anders.

Ich habe auch die erste Version des RØDECaster Pro verwendet und ich muss sagen, dass ich das Upgrade auf Version II für eine überaus gelungene Maßnahme halte. Das ist so ziemlich das beste Hardware-Update, was ich in dem Bereich bisher gesehen habe.

Ich möchte daher meine Eindrücke mit Euch teilen und erläutern, wo das Gerät seine Stärken hat, wo noch dran gearbeitet werden soll und was nicht so gelungen ist und mit einer Version III unbedingt geändert werden sollte.

Funktionsübersicht

Zunächst mal ein Überblick über die Tasten und Ports des Geräts und welche Funktionalitäten sich dahinter verbergen.

Komponenten

Das Gesamtsystem besteht aus

  • dem RØDECaster Pro II Gerät mit USB-C Netzteil
  • die „RØDE Central“ Desktop App für macOS und Windows
  • die „RØDE Central Mobile“ Smartphone App für iOS und Android

Bedienung

Das Gerät wird weitgehend über ein großes und recht responsives Touch Display gesteuert. Die Menüs sind weitgehend übersichtlich gestaltet, es ist nur manchmal etwas schwierig zwischen „an“ und „aus“ bei bestimmten Elementen zu unterscheiden.

Auf dem Computer gibt es die App „RØDE Central“ (von mir nur auf dem Mac getestet) mit der Aufnahmen herunter- und Jingles hochladen kann. Tut was es verspricht, könnte aber noch etwas umfangreicher daherkommen.

Alle Settings können auf SD-Karte als „Show“ gespeichert werden, so dass man Einstellungen auch wider herstellen oder auf andere Geräte übertragen kann. Leider kann man immer nur eine Show im Speicher haben, so dass ein Wechsel zwischen verschiedenen Setups zwangsläufig über einen Export-Import-Vorgang laufen muss, aber besser als nix. Komischerweise kann man den Export nicht via „RØDE Central“ auf dem Rechner machen.

Ein großer runder Regler stellt sowohl die Lautstärke des Master-Ausgangs ein und fungiert gleichzeitig als UI für alle einstellbaren Werte auf dem Display. Der Regler ist also ein rein virtueller, da er sich endlos dreht und der jeweilige eingestellte Wer nur auf dem Display erscheint.

Die Fader und die Lautstärke-Regler sind leider normale Regler. Bei den Fadern kann ich das noch verstehen, da man sonst Motorfader hätte einbauen müssen, die natürlich recht teuer sind. Bei den Kopfhörern ist das blöd, weil es verhindert oder zumindest kniffliger macht, die Lautstärke per Software zu steuern (siehe unteren Teil zu MIDI).

Ansonsten gibt es große Leuchttasten für Channel-Mute, Channel-Prelisten, für die Pads (zum Abspielen von Sounds oder dem Einschalten von Effekten), dem Durchblättern der Pad Banks, die Record-Taste und die Schnellzugriff Buttons für die Channel-Settings.

Mikrofone und Kopfhörer

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Wie der Vorgänger kann man hier bis zu 4 Mikrofone und Kopfhörer anschließen (wenn man ein USB-Mikrofon von Rode hat kann man sogar das noch als ein fünftes via USB-C anschließen, aber ich verwende solche Mikrofone nicht und habe das auch nicht getestet).

Die Eingänge sind im Gegensatz zum Vorgänge Kombi-XLR-Buchsen und das bedeutet, dass man jeden Eingang auch als Klinken-Line-Eingang nutzen kann. Das kann sehr praktisch sein, wenn man z.B. die Mikrofone in einer Bühnensituation vom FoH regeln lassen möchte und dann für jeden Kanal einen Aux-Eingang als Line-Signal für die Aufnahme bekommen möchte. Definitiv ein Feature, auch wenn es nicht für viele einen Nutzen haben wird. Ich habe mir das aber genau wegen der oben beschriebenen Bühnen-Situation gewünscht.

Zur Konfiguration der Eingänge könnte ich hier noch einen kompletten eigenen Artikel schreiben, aber im Kern kann man festhalten, dass hier eigentlich keine Wünsche übrig bleiben. Jeder Kanal kann mit High-Pass-Filter, De-Esser, Noise Gate (bzw. Expander), Kompressor, parametrischer Equalizer, Exciter und Panning konfiguert werden. Wem diese Begriffe nichts sagen: es gibt auch ein ganz einfaches Meta-Interface, wo man mit drei virtuellen Settings alle diese Module automatisch konfigurieren kann. Dieser Teil ist wirklich sehr gut gelungen und ein absolutes Highlight des Geräts.

Einziger Kritikpunkt: das interne Mixing ist nicht schnell genug. Die Latenz Mikrofon → Kopfhörer beträgt ohne Filter ca. 6ms. Wenn man dann noch ein Noise Gate und andere Filter draufsetzt kommt man schnell mal auf 11ms. 3-4ms als Basislatenz hätte ich noch akzeptiert, 6ms ist schon recht viel und man hört das dann auch. Zum Vergleich: mein alter Yamaha-Digitalmixer hatte einen internen Laufweg von 1ms. Hier braucht die interne Hardware noch mal ein kräftiges Performance-Upgrade in der nächsten Version.

Aber das heißt nicht, dass man damit nicht arbeiten kann. Am Ende ist es eine Frage der Gewöhnung, aber ich würde mich da gerne gar nicht erst dran gewöhnen müssen.

Die Kopfhörer-Ausgänge (natürlich als Klinke ausgeführt) sind unspektakulär solide gebaut und tun was sie sollen. Die Lautstärke jedes Kanals kann separat eingestellt werden.

Netzwerk

Das Gerät kann mit einem WLAN verbunden werden. Das UI dafür ist einfach und so wie man das erwartet. Zu meiner Begeisterung ist das Gerät aber auch mit einem Ethernet-Port ausgestattet. Damit hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet, um so besser finde ich das, denn WLAN ist am Ende des Tages ja immer ein Problem.

Schließt man das Gerät via Router an das Internet an können darüber Firmware-Updates geladen werden.

Das ist allerdings derzeit auch alles, was man damit machen kann. Da es dafür allein kaum lohnt diese Schnittstelle anzubieten rechne ich damit, dass Rode hier noch mal Features nachlegen wird. So wäre hier z.B. eine Unterstützung von OSC und/oder MIDI via IP möglich und sinnvoll oder auch die Kopplung des „Rode Central“ App könnte über das Netz erfolgen, so dass man das nicht via USB machen muss. Ich bin gespannt, was hier noch kommt. OSC wäre mein Wunsch #1.

Stromversorgung

Der Strom kommt per USB-C Kabel rein. Vorteil gegenüber dem Vorgänger: man kann auch andere Netzteile verwenden, wenn man seins mal vergessen hat. Nachteil: man hat sich für einen ganz normalen USB-C-Port entschieden, den man nicht verschrauben kann. Sowas gibt es im Standard und das wäre hier ganz wünschenswert, aber naja.

USB-C Audio Ports

Absolutes Highlight dieses Gerätes: es hat 2 (!) USB-C Ports und man kann damit entweder zwei Rechner anschließen oder einen Rechner zweimal.

Leider liefern beide Ports keinen Strom für Laptops. Aber das soll nicht schmälern, was die Ports sonst noch können. Die Ports machen die Integration des Mixers in jegliche Softwareumgebung wirklich sehr einfach und schaffen keine neuen Probleme. Eines der Highlights des Geräts.

USB 1

Port 1 ist quasi der Haupt-Port zum Anschluss eines Rechners. Tollerweise bietet der RØDECaster Pro II gleich 2 (!) USB-Audiodevices dort an

  • „RODECaster Pro II Main Multitrack“
  • „RODECaster Pro II Chat“

Der Multitrack-Port bietet alle Kanäle inklusive des Main Mix auf dem Interface an. Damit lassen sich also alle Arten von Multitrack durchführen und man kann auf dem Stereoausgang auch noch vom Rechner ein Stereo-Signal einspielen.

Leider nutzt RØDE nicht die Möglichkeit, die Ports direkt via USB-Protokoll zu benennen, so dass man dann immer die Portnummern im Kopf haben muss (oder man schlägt sie in der Online-Doku nach). Ein Detail, was hoffentlich noch in der Firmware behoben wird.

Der Chat-Port bietet nur ein Stereo-Ein- und Ausgang und ist primär für Konferenz-Programme wie Zoom, Facetime etc. gedacht, die mit Multitrack-Interfaces nicht oder nicht richtig umgehen können (und das sind nahezu alle diese Programme). Einen Remote-Teilnehmer via Zoom oder auch StudioLink Standalone kann man also über das Interface leicht einbinden.

USB 2

Der zweite USB-C Port bietet nur ein Audio-Interface an:

  • „RODECaster Pro II Secondary“

Dieser Kanal ist ideal um über einen zweiten Rechner, Telefon oder Tablet Audio einzuspielen oder einen Stream auszuspielen.

Port 2 kann wie oben beschrieben auch als Mikrofon genutzt werden, aber das geht nur mit Rode-Mikros. Schöner wäre es, man könnte hier ein beliebiges Audio-Interface anschließen und so z.B. sich einen analogen Stereo-Eingang und -Ausgang schaffen oder wann sonst vielleicht noch koppeln möchte. Geht derzeit aber nicht.

Bluetooth

Wie sein Vorgänger hat dieser Mixer einen Bluetooth-Ein- und Ausgang. In dieser Version wird aber die volle Stereo-Audioqualität unterstützt. Pairing mit einem Mac und einem iPhone war problemlos, mit einem Apple TV scheint es noch Probleme zu geben. Wenn man verbunden ist, ist die Qualität perfekt.

Um mal eben einen weiteren Rechner als Audio-Ein- oder Ausgang zu nutzen und ohne Kabel verlegen zu müssen ist Bluetooth ideal. Der Audiokanal wird dann als „RØDECaster Pro II“ angezeigt (interessanterweise kommt hier im Gegensatz zu den USB-Kanälen wirklich das „Ø“ im Namen zum Einsatz).

Zusammen mit den beiden USB-Ports kann man mit dem Bluetooth-Eingang also theoretisch drei Computer an den Mixer gleichzeitig anschließen. Und damit steht Bluetooth natürlich auch als Option für den Betrieb von Zoom und Co zur Verfügung. Purer Luxus.

Pads

Auf der rechten Seite gibt es 2 x 4 große Tasten – die Pads. Diese können 5-fahc belegt werden, mit den beiden Pfeiltasten unter den Pads kann man leicht zwischen den Pad Banks hin- und herschauten. Farbe und Belegung lassen sich frei konfigurieren. Entweder ist auf einem Pad ein Sound. ein Effekt, ein Mixer-Funktion wie ein Piepen, Ducking, Fading oder auch eine Backchannel-Aktivierung oder man legt MIDI drauf (dazu später mehr).

Hauptanwendung dürften Sounds sein und das funktioniert auch gut, zumal man genau einstellen kann, wie sich die Tasten verhalten sollen, wenn während der Sound läuft die Taste noch mal gedrückt wird (gleich noch mal von vorn, pausieren) und ob es in der Schleife laufen soll oder nicht.

Die Pads lassen sich leider nur mit MP3 befüllen. Liegt ein Sound nur in FLAC oder M4A oder so vor muss man vorher noch von Hand konvertieren.

Monitor-Ausgänge

Das Gerät hat einen Monitorausgang (2 x Klinken) zum Anschluss von Lautsprechern. Das ist zu begrüßen. Allerdings sind diese Ausgänge nicht ausreichend isoliert und entstört (ich habe das mit zwei Geräten separat getestet, es scheint mir ein Designfehler zu sein).

Denn wenn man Geräte via USB-C angeschlossen hat (und dafür sind die Ports ja da) dann gibt es leider eklige Aktivitäts-abhängige Störgeräusche auf dem Ausgang, die es unmöglich machen über eine bestimmte Verstärkung hinaus zu gehen. Das ist ein absoluter Downer, denn das macht bestimmte Verstärkungssituationen schwierig bis unmöglich (z.B. bei Live-Situationen).

Man kann sich hier im Notfall aber aushelfen, da der Main Mix ja auch über den Port USB 1 ausgegeben wird. Man kann also eine störfreie Version des Main Mixes auf einen Computer übertragen und von dort irgendwie weiterleiten. Unschön aber geht.

Mischpult-Funktionen

Ein gutes Mischpult braucht natürlich auch gute Mixing-Funktionen und da hat der RØDECaster Pro II doch so einiges zu bieten. Und hier merkt man auch die Stärken des Gerätes erst so richtig.

Routing

Für ein Mischpult ist das natürlich ein wichtiger Teil und oft haben solche Geräte genau hier einen Schwachpunkt weil sich entweder zu wenig einstellen lässt oder die Einstellungen so schwierig vorzunehmen sind, dass man es nicht hinkriegt oder sich schnell mal alles zerschießt und dann auch nicht besser dran ist.

Das ist hier nicht der Fall. Der RØDECaster Pro II ist bemerkenswert logisch aufgebaut. Für die Kopfhörer, den Master-Ausgang und das Recording hat man genau 2 Optionen.

  1. Main Mix
  2. Custom

Mit Main Mix geht auf dem jeweiligen Kanal raus, was man mit den Fadern eingestellt hat. Der Main Mix eben und das ist in den meisten Fällen das, was man will.

Bei den Ports die sowohl über Ein- als auch Ausgänge verfügen (Bluetooth, USB 1, USB 1 Chat, USB 2) gibt es drei Optionen:

  1. Main Mix
  2. Mix Minus
  3. Custom

Hier kommt also nur eine Option dazu: „Mix Minus“, auch als „N-1“ bekannt. Mit anderen Worten: wählt man diese Einstellung ist es wie der Main Mix nur dass der eigene Eingangskanal nicht mit auf den Ausgang geht.

Das ist genau das, was man für Remote-Verbindungen braucht. Also für StudioLink, Zoom und Co. damit die Leute sich nicht noch mal selbst mit Verzögerung im Ohr haben.

Fader

Die Fader sind einerseits die physischen Regler auf dem Gerät - es gibt 6 davon, aber es gibt auch virtuelle Fader, die sich um die Kanäle kümmern, die eben nicht von einem der physischen Fader versorgt werden. Welche Regler welche Kanäle steuern lässt sich jederzeit leicht ändern und so kann man immer das Setup wählen, was man braucht.

Hier entsteht dann in einer Studio-Situation auch schnell die Sehnsucht nach einer XL-Version des RØDECaster Pro. Ein Gerät mit 6 Mikrofoneingängen, einem weiteren Stereo-Analog-Eingang (den der kleine RØDECaster Duo wie auch der Vorgänger des Pro II tatsächlich hat, siehe unten) und vor allem mit 8 Fadern würde ich sofort kaufen. Das wäre für den Studiobetrieb optimal.

Wie schon erwähnt handelt es sich leider nicht um Motorfader. Auch das wäre was feines für eine Deluxe-Version von dem Gerät, aber ich bin jetzt auch schon ruhig. Braucht außer mir vermutlich keiner. Also zumindest solange nicht bis ihr den Teil über MIDI gelesen habt.

Effekte

Man kann auf Kanäle auch Effekte legen. Da gibt es zwei halbwegs sinnvolle: Echo und Hall. Und ein paar merkwürdige und in meinem Augen total überflüssige wie einen Stimmenverzerrer und eine Roboter-Stimme. Schöne Spielerei aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man das wirklich benutzt.

Solo-Funktion und Backchannel

Hier wird es wieder interessant, denn zu meiner größten Überraschung hat Rode ein Feature eingebaut, was ich schon immer haben wollte und das haben sie sogar ziemlich gut hinbekommen.

Einerseits kann man jeden Kanal auf Kanal 1 vorhören. Dazu gibt es eine Solo-Taste neben der Mute-Taste. Hilfreich, wenn man auf einem Kanal Musik vorbereitet oder einen Einspieler raussucht.

Noch besser ist aber die Backchannel-Funktion. Hier kann man quasi einige oder alle Podcast-Teilnehmer in einen „Backchannel“ werfen - also quasi einen Sprachkanal schaffen während der Main Mix von den anderen Spuren versorgt wird. So könnte man also auch in einer Live-Streaming-Situation Musik für die Hörerschaft abspielen sich aber in der Zwischenzeit ohne die Headsets vom Kopf reißen zu müssen mit den anderen Personen über das weitere Vorgehen abstimmen.

Leider ist die Backchannel-Funktionalität an die Teilnahme von Kanal 1 gebunden. Es ist leider nicht möglich dass sich z.B. Kanal 2 und 3 miteinander unterhalten solange der Rest noch on-air ist. Aber trotzdem ist das schon mal ein gutes Feature und vielleicht kommt da künftig noch mehr Flexibilität.

MIDI

Für mein Setup war ich schon lange auf der Suche nach einer Lösung, die mir mehr Automatisierungsmöglichkeiten bietet. Der RØDECaster Pro II ist da auch noch kein großer Sprung, aber es geht jetzt schon das eine oder andere und wenn Rode seine Firmware noch etwas klug anpasst könnte es das noch richtig spassig werden.

Mit den Pads kann man jetzt schon bestimmte Settings auf Knopfdruck abrufen (man kann sich so z.B. eine Taste machen, die wenn sie gedrückt ist z.B. einen Halleffekt einschaltet), aber so richtig cool sind natürlich Sachen, die man von außen anstossen kann.

Dazu hat Rode tatsächlich (in einer Betaversion) eine MIDI-Implementierung in die Firmware eingebaut, die man noch einschalten muss. Über den USB 1 Port wird am Computer automatisch ein MIDI-Gerät angezeigt was man (zumindest am Mac) ohne Treiber sofort nutzen kann.

Gleich vorweg: die MIDI-Implementierung ist noch ziemlich bekloppt. Zwar kann man z.B. ganz ordentlich MIDI-CC-Commands oder MIDI Noten von den Pads abfeuern und damit nach außen Dinge triggern (also z.B. Kapitelmarken in Ultraschall setzen), aber in die andere Richtung hat Rode so einiges verkackt.

Denn anders als man erwarten würde haben sie nicht einfach sich am Mackie-Protokoll orientiert und jede Funktion des Mixers direkt in ein entsprechende MIDI-Kommando übersetzt. Stattdessen ist es ein Wildwuchs aus richtig gemacht (Fader), komplett falsch gemacht (Mute Tasten) und gar nicht steuerbar (Kopfhörer-Lautstärke).

Bei den Mute-Tasten ist es besonders bekloppt. Anstatt dass man beim Drücken der Mute-Tasten per MIDI den State des Mute-Buttons signalisiert bekommt und diesen State woanders anzeigen könnte wird über MIDI nur das Drücken der Taste als solcher simuliert. Von außen sehe ich also nur, dass die Taste einmal gedrückt und wieder losgelassen wurde weiß aber nicht, welchen Zustand sie vorher oder nachher hatte.

Das gleiche Spiel in die andere Richtung: ich kann den Zustand der Mute-Taste nicht per MIDI setzen sondern kann nur das Drücken und Loslassen der Taste durch zwei MIDI-Signale simulieren. Der Zustand ändert sich, aber ich weiß wieder vorher nicht, welcher Zustand vorher bestand. Damit sind Funktionen wie „alle Kanäle freischalten“ oder ein Anzeigen der Mute-Zustände mit LEDs auf einem anderen Gerät nicht möglich. Keine Ahnung, wie sie auf den Scheiß gekommen sind.

Tatsächlich kann man so zwar Fernbedienungen einrichten, die zumindest die Taste „verlängern“. Aber man kann immer nur den Zustand triggern aber nicht auf einen definierten Wert setzen.

Sprich: derzeit sind die Möglichkeiten mit MIDI sehr begrenzt, aber es könnte noch was werden, wenn Rode die Firmware fixt.

RØDECaster Duo

Der kleine Bruder des Pro ist der Duo. Das Gerät ist etwas kleiner und hat zwei Mikrofoneingänge und zwei Fader weniger. Trotzdem hat es auch zwei USB-Ports (zzgl. Stromversorgung) und auch der Ethernet-Port wurde dreingelassen. Wenn man nur mit zwei Personen aufzeichnet auf jeden Fall eine portablere Alternative, allerdings ist die Kostenersparnis nicht sonderlich groß.

Im Gegensatz zum Pro hat der Duo noch einen analogen 3.5mm TRRS (Miniklinke 4-polig) Ein- und Ausgang zum analogen Anschluß eines Smartphones. Das hatte auch V1 des Pro wurde aber bei Version II weggelassen.

Dokumentation

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Dokumentation. Es gibt kein PDF mit allen Funktionen, stattdessen gibt es nur diese zittrige Website wo man nix findet und auch nicht alle Funktionen wirklich dokumentiert sind. es ist auch nicht alles durchgängig übersetzt. Auch die MIDI-Funktionen sind derzeit nicht öffentlich dokumentiert, ich habe die nur durch Nachfrage beim Support rausgefunden (immerhin).

Ich habe das in einem separaten Artikel noch mal dokumentiert zusammen mit meiner Automatisierungslösung mit Bluetooth-Fernbedienungen: RØDECaster Pro II mit BT-Fernbedienung für Räuspertaste/Kapitelmarke mit dem Mac

Fazit

Das Teil ist geil. Ja, es hat ein paar Macken, aber das Gerät ist wirklich das beste Stück Hardware was ich in jetzt gut 20 Jahren Podcasterei gefunden habe. Ich habe lange von so einem portablen Aufnahmegerät geträumt und war auch schon 2008 kurz davor mal ein entsprechendes Hardware-Projekt zu starten (habe ich glücklicherweise gelassen).

Der RØDECaster Pro der 1. Generation war schon ein interessanter Aufschlag, der nach ein paar Firmware-Updates auch schon für viele Tasks gut zu benutzten war (das war in den letzten Jahren mein portables Studio), aber der RØDECaster Pro II ist noch mal ein sehr großer Schritt nach vorne. Ich hoffe, Rode behält die Geschwindigkeit bei, macht die Firmware vor allem im Bereich von MIDI/OSC noch rund und bringt dann auch bald mal einen Pro III raus der mit besserer Roundtrip-Latenz, Motorfadern und parametrischer Lautstärke-Reglern daherkommt, so dass man alles automatisieren und fernsteuern kann.

Und natürlich muss der Monitor-Ausgang bzw. die interne Signaltrennung besser gemacht werden. Das ist schon eher unschön für den Preis des Geräts, auch wenn ich das Gesamtpaket für ziemlich erschwinglich halte. Ich hätte aber gerne noch 50 EUR für komplett entstörte Ausgänge draufgelegt.

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Vielen Dank für deine Ausführliche Beschreibung/Review des Rodecaster II. Ich habe seit einiger Zeit den Tascam Mixcast 4 im Einsatz. Anhand deiner Beschreibung bzw. mindestens wegen der besseren Preamps könnte man da dann doch ins träumen geraten:)!

Vg Thomas

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Das Review ist ultra-ultimativ. Vielen Dank!

Hier noch eine kleine Ergänzung für den Betrieb ohne Rechner:

Kapitelmarken lassen sich mit Tippen auf die Uhr am Display setzen. Die werden beim nachgelagerten Import der Tracks in Ultraschall als Marker angezeigt und lassen sich dann benennen. Bei Drücken der Pausetaste während der Aufnahme, weil zum Beispiel das Handy klingelt, werden Marker automatisch gesetzt, damit sich die Störung später besser wiederfinden lässt. Ich benutze das Gerät stand alone, das heißt komplett ohne Rechner mit redundanten Speichermedien einmal pre-fader mit USB-Stick und einmal post-fader per micro-SD-Karte, einstellbar am RØDECaster. Beide Medien sollten mit >100 MB/s beschreibbar sein, siehe Anleitung micro-SD-Karte.

Das Teil ist an mir vorbeigescrollt und ich wollte es sofort haben. Ich nutze es jetzt seit gut zwei Monaten. Das Ding tut und zwar richtig gut. Der Klang ist mit wenigem Zutun professionell, ich kann mich beim Aufnehmen voll auf das Gespräch konzentrieren, kein (kaum) Multitasking nötig. Ich hab es zwar geschafft, die Kiste einmal aufzuhängen, das war aber vor einer Aufnahme, also ohne Datenverlust. Interessant wäre noch, was passiert, wenn man während der Aufnahme den Stecker zieht, wie viel der Aufnahme dann noch da ist und ob die Speichermedien wegen grobem unmounting dann meckern.

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Der Rodecaster ist heute während der Aufnahme direkt ausgestiegen, eine unschöne Pause entstand und es brauchte etwas Muße, die bis dahin schöne Gesprächsatmosphäre wieder herzustellen. Anscheinend gibt es ein Problem mit der MicroSD-Karte, denn nach entfernen dieser lief das Gerät brav wieder an und die Aufnahme konnte nach kurzer Pause mit Kaffee und Hirnsortierung mit nur einem Speichermedium fortgesetzt werden. Redundanz lebe hoch! Leider ist etwa eine halbe Stunde Inhalt verloren gegangen, da ich es nicht gleich bemerkt habe. Die Themen so organisch in einem Gespräch wieder hochzuholen, die gerade schon mal besprochen wurden ist nahezu unmöglich, ich bin da meiner Gesprächspartnerin auch sehr zu Dank verpflichtet. Die SD-Karte wird am Rechner tadellos erkannt. Morgen gehe ich mal auf Fehlersuche. Ich zweifle gerade an dem Setup ohne Rechner. Und ich bezweifle, dass ich das so glatt hingeschnitten bekomme. Vielleicht sag ich das an der Stelle einfach direkt an, dass hier das Gerät ausgestiegen ist…sehr ärgerlich.

Auf einen Satz des Ursprungsbeitrags möchte ich näher eingehen:

Da möchte ich nachhaken: Mir ist aktuell kein Audio-Device (also ein „Client“) bekannt, der seinen „Master“ mit Strom füttert. Eher andersrum.

Insofern halte ich den Kritikpunkt für unberechtigt.
Ist es technisch überhaupt möglich, dass der RODEcaster oder ein anderes Audio-Device dazu in der Lage ist, einen angeschlossenen PC bzw. Laptop zu speisen?

Sollte ich mich täuschen, bitte ich um Aufklärung. Aber ich denke, dass standardmäßig der Stromfluss vom Host zum Device fließt und nicht umgekehrt.

Meine Meinung dazu: Was technisch nicht möglich ist, kann man dem Produkt nicht ankreiden.
Berechtigter Widerspruch ist gerne gesehen, sofern zutreffend.

Ja du täuscht Dich. USB PD kann den Strom in jede Richtung liefern. Es liefern ja auch Monitore Strom für den Laptop während sie selbst Audio Devices anbieten. Von daher ist es eine reine Frage der richtigen Implementierung von USB PD im Rodecaster Pro II und dann könnte auch Strom angeboten werden. Grundsätzlich ist bei PD der Stromfluss komplett unabhängig von den angebotenen Diensten und eine reine Sache der Aushandlung zwischen den verbundenen Geräten.

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Fragt sich natürlich, ob das hier ein Fehler des Rodecasters war. Bei SD-Karten gibt es sehr viel Müll auf dem Markt. Von welchem Hersteller war die Karte?

Auch wenn das etwas mühselig ist, mache ich mir immer die Mühe und lese die Kompatibilitätsliste der Hersteller. Rode empfiehlt (wir wie auch schon bei Version 1) nur Sandisk und Samsung SD-Karten.

Ich habe mir einige Sandisk Ultra 32GB geholt und mit denen bisher noch keine Probleme. #klopfaufholz :wink:

Die Speicherkarte ist eine feine MicroSD Samsung 128 GB Pro Plus, Lesen und Schreiben kann die mit einer Geschwindigkeit weit über den empfohlenen 100 MB/s. Die hatte noch 30 GB frei, sollte also nicht am Speicherplatz gescheitert sein. Ich habe jetzt einmal verschiedene Szenarien mit dem Setup 2 Speichermedien (Samsung SD Karte 128 GB und USB-Stick von SSK 128 GB (r/w >> 100GB/s); ohne Rechner) durchgespielt.

  1. Daueraufnahme - zwei zum Teil beschriebene Medien, unterschiedlich voll. Nach 4h20m (ca 30 GB) war 1 Medium voll, das zweite noch nicht, nach etwa 5h45m war auch das 2. Medium voll, Aufnahme beendet sich wie erwartet. Kleine Randerscheinung: Zum Ende hin wurde der USB-Stick rapide vollgeschrieben, die angezeigte Restzeit von 9h bzw ging rapide nach 0 innerhalb von 45 Minuten.

  2. Die Karte läuft voll. Gar kein Problem, so lange auf dem Stick noch Platz ist, die Aufnahme läuft ganz normal weiter. Platz auf dem verbleibenden Medium nimmt rapide ab.

  3. Der Stick steigt aus, die Karte hat noch Platz - gleiches Ergebnis wie 1).

  4. Ein Speichermedium noch aktiv, das 2. Medium nicht benutzt, also ohne Redundanz. Fällt das aktive Medium, (Karte oder Stick) jetzt aus, endet die Aufnahme wie erwartet, die Dateien sind aber noch da bis zum Punkt des Ausfalls.

  5. Ich ziehe eins der 2 Medien während der Aufnahme. Entweder Karte, oder Stick. Aufnahme läuft weiter mit einem Medium. Das bringt gemischte Ergebnisse, in 50% der Fälle waren die Aufnahmen bis zum Ziehen eines der Medien wie erhofft noch vorhanden auf dem verbliebenen Medium, in 50%
    der Fälle nicht. Teilweise stiegen die Medien, die gezogen wurden auch schon vorher aus. Das sieht wie Berührungsempfindlichkeit aus (Parallel zur Aufnahme wurden Videos gemacht, um das auswerten zu können).

  6. Ich wiederhole 4. aber ich stecke das gerade gezogene 2. Medium wieder an/ein. Aufnahme läuft weiter, Das hat ebenfalls gemischte Ergebnisse gebracht, etwa 50% der Aufnahmen liefen weiter, n=6. 2. Medium wird immer gemounted. Beim Ziehen des 2. Mediums endet die Aufnahme zu 100%. In allen Versuchen lief die Aufnahme am Display augenscheinlich weiter, obwohl in 50% der Fälle die Aufzeichnung auf beiden Medien nicht erfolgte.

Gerade 4. ist interessant, da die Redundanz der Speicher da offensichtlich bei 50% nichts gebracht hat. In dem Szenario steigt ja ein Medium defekt aus und das zweite sollte die Aufnahme weiter führen, was in nur 50% auch so war. Das System kann solche doch recht groben Eingriffe nicht immer abfedern. Für den Fall eines Speicherfehlers in einem der Medien bleibt bei kleinen n=6 die Aufnahme nur zu 50% erhalten. Das heißt, auch wenn die Aufnahme per Display und roten Knopf angezeigt wird, sie nicht zu 100% weiter läuft. Die Frage stellt sich ob ein Setup ohne Recher gangbar ist.

Der USB.Stick ist nicht von Samsung, aber so ganz günstig war der auch nicht, Einen Samsung USB Flash Drive mit der Kombination USB-A und USB-C hab ich leider noch nicht gesehen. Möglich, dass die Aufnahme nur mit der SD-Karte besser ist, da dann hoffentlich verlässlich angezeigt wird, wenn sich die Aufnahme wegen Speicherfehler beendet hat.

Bei dem Fall der letzten Aufnahme sind beide Medien gleichzeitig ausgestiegen, das konnte ich an den Spuren sehen, die waren bei beiden Medien gleich lang. Keine Ahnnung was da war. Möglich, dass es an der doch etwas betagten Elektroinstallation des alten Industriebaus lag oder eben an einem Speicherfehler. Morgen wird die nächste Folge aufgenommen, ich werde berichten.

Guter Punkt. Möglich, dass die Aufnahme nur mit der Samsungkarte besser läuft. Beide Medien können aber weit über die geforderten 100 GB/s lesen und schreiben.

kann man am pro II rode wireless pro direkt betreiben?

Ich denke ja, habe ich aber nicht ausprobiert weil ich die Dinger nicht habe.

Ja, kann man, auf Kanal 1-4 auf Knopfdruck … eines meiner Lieblings-Features für Live-Events.

Jetzt, nach aktuell 11 Aufnahmen mit regelmäßig 3h+ hat sich das Szenario nicht wiederholt. Keine Ahnung, was da war. Das Teil macht Freude!

Ein Büronachbar eines Gesprächspartners gab mir den Hinweis, dass es eine leichte Phasenverschiebung auf den Kopfhörern gibt und dass das was mit dem Routing zu tun hat, weil vermutlich ein Kanal doppelt mit etwas Verzögerung einer Quelle hörbar ist. Wie habt Ihr das interne Routing Eurer Geräte eingestellt?

Gruß,
Thomas

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