Moin zusammen,
angeregt durch die Antwort von Ingo HMC 48V Thread, versuche ich hier mal den Umbau des Headsets auf eine ordentliche, geschirmte Anschlussleitung zu dokumentieren.
Gestern Abend habe ich das headset (also die linke Seite) dann mal zerlegt um zu schauen, was sich so in der Ohrmuschel findet. Dazu müssen erst die beiden kleinen Schräubchen an den Halterungen des Bügels raus (vorsicht, die Schrauben verlieren sich gern!). Dabei fallen dann die beiden Kunststoffteile ab, die den Bügel am Kopfhörer festhalten. Die Konstruktion ist ein wenig filigran und zerfällt recht schnell in ihre Einzelteile.
Das Ganze sieht etwa so aus wie auf dem Foto.
Jetzt ist linke Ohrmuschel mitsamt Mikrofon und Anschlussleitung mechanisch vom restlichen Kopfhörer getrennt. Das Ganze hängt jetzt nur noch an dem Verbindungskabel, das zur rechten Seite rüber verläuft. Die Leitung scheint empfindlich, hält aber einiges aus (auch ein versehentliches fallen lassen des Bügels.
Jetzt kann das Ohrpolster entfernt werden. Dafür ist es am besten, mit einem Plastikwerkzeug (Handy-Öffner o.ä.) oder einem Schraubendreher hinter die Polsterung zu gehen und diese vorsichtig über den Rand des Gehäuses zu hebeln. Auch hier gilt: das Teil sieht etwas empfindlich aus, ist aber stabiler als erwartet.
Ist das Ohrpolster ein mal runter, sieht das Ganze dann so aus:
Nun muss der Haltering für den “Lautsprecher” entfernt werden. Dafür gibt es (auf dem Foto ziemlich weit unten, schlecht zu erkennen) eine Nase an dem Haltering, die in das Gehäuse hineinragt. Mit einem Schraubendreher von außen hinter die Nase hebeln lässt den Ring aus seiner eingerasteten Position springen.
Auf dem Foto oben ist der Ring entfernt und die Schaumstoff-Abdeckung kann einfach abgenommen werden. Danach sieht das Ganze dann so aus:
Hier kommt dann also die Elektromechanik des Lautsprechers zum Vorschein. Die lässt sich einfach aus dem Gehäuse nehmen. Vorsicht: hier sind die Drähte jetzt wirklich dünn und empfindlich!
Von innen sieht das dann so aus:
Auf dem Foto ist auch gleich der Grund für die Störanfälligkeit des Headsets zu erkennen. In der Anschlussleitung befindet sich zwar eine Schirmung (die übrigens mit der Mikrofon-Masse im XLR-Stecker verbunden ist), die aber nur mitläuft aber die signalführenden Anschlussleitungen nicht umgibt. Aus der Anschlussleitung kommen insgesamt sechs Leitungen (+ Schirmung). Also jeweils das heiße und kalte Ende des Mikrofons und der beiden Hörer. Diese sechs Leitungen gilt es nun zu ersetzen.
Ich habe für die neue Anschlussleitung zwei ordentlich abgeschirmte Kabel verwendet. Diese beinhalten jeweils zwei Adern und den Schirm. Das sind zwar in der Summe zwei Adern zu wenig, reicht aber trotzdem aus, wie wir gleich sehen werden.
Zwei getrennte Leitungen habe ich mehr aus der Not heraus verwendet (es war keine andere Leitung als Meterware anwesend und ich war ungeduldig), besser ist es, eine geschirmte vieradrige Leitung zu verwenden, die zwei Leitungen durch die Knickschutzhülse zu frickeln war doch ein wenig anstrengend. Man sieht auf dem folgenden Foto, es geht ein wenig eng zu.
Wie man sieht habe ich die originalen Anschlussleitungen bereits entfernt. Dabei lasse ich immer ein Stück der Adern des Anschlusskabels stehen, um später die Farben noch auseinanderhalten zu können. Diese ändern sich leider unterwegs, sowohl am Mikrofonanschluss, als auch in der Verbindung zum zweiten Hörer.
Die erste neue Verbindung war die zum Mikrofon. Hier habe ich die neue Anschlussleitung auf die richtige Länge abgesetzt und die Schirmung mit dem “Schirm” des Mirkofonkabels verbunden. Das ist in meinem Headset die schwarze Leitung gewesen.
Die anderen beiden Adernfarben passen zufällig zu denen der neuen Anschlussleitung, so dass hier keine Verwechslungen auftreten können. Achtung: die Farben der alten Anschlussleitung sind nicht identisch mit den Farben am Mikrofon, wie man auf dem Foto sehen kann.
Der nächste Schritt ist, die andere Leitung auf die passende Länge abzusetzen (etwas länger als die des Mikrofons) und die beiden Adern mit den Hörern zu verbinden. Die Anschlussleitung des rechten Hörers wird dazu wieder in das Gehäuse eingefädelt (den Knoten für die Zugentlastung nicht vergessen!).
Auf dem Foto ist die jetzt vollständige Verbindung zum Mikrofon zu erkennen. Die rote Ader der zweiten Anschlussleitung führt direkt zum linken Hörer, die weiße Ader wird mit dem “heißen” Ende der Anschlussleitung des rechten Hörers verbunden. Die Schirmung der Anschlussleitung wird jeweils mit dem “kalten” Ende der Hörer verbunden. Das ist die weiße Ader, die auf dem Foto zum linken Hörer verläuft.
Auch die neue Zugentlastung mittels Strapse (Kabelbinder) ist gut zu erkennen. Für einen Knoten ist dort zu wenig Platz und der Straps hält an der Stelle sehr gut.
Das (vorläufig) letzte Foto zeigt die Belegung der Anschlüsse im XLR-Stecker. Die Adern werden genau so angelötet wie die originale Anschlussleitung.
An die Kopfhörer-Anschlussleitung wird dann noch ein passender Stecker (bei mir 3,5mm Klinkenstecker) angelötet. Danach kann das Headset wieder zusammengebaut werden (in umgekehrter Reihenfolge). Der Plastik-Haltering ist beim Einbau ein wenig störrisch, am besten ist es hier, zu zweit zu arbeiten, einer hält die Nase unten im Gehäuse fest, der andere drückt den Ring nach und nach rundherum in die Rastung. Und es ist vielleicht sinnvoll, die Schräubchen beim Zusammenbau mit etwas Schraubensicherung oder Lack einzusetzen.
Da die neuen Leitungen starrer sind als die originale Leitung kommt es in meinem HMC jetzt zu Kratzgeräuschen innerhalb der Kapsel. Da muss ich noch mit ein wenig Schaumstoff o.ä. nachhelfen. Die Geräusche übertragen sich aber soweit ich das beobachten konnte nicht auf das Mikrofon.
Jetzt haben wir eine (oder auch zwei) ordentlich abgeschirmte Leitungen am Headset, was sich zumindest am Audio-Interface schon ziemlich stark auswirkt. Es sind im Gegensatz zu dem Originalkabel an meinem zweiten Headset keine bzw. nur noch deutlich verringerte Störeinflüsse bemerkbar. Das gilt auch für die Aufnahme. Ob das Macbook dabei am Strom hing oder nicht, war nicht zu bemerken.
Ich hoffe, dass sich jetzt der eine oder andere angeregt fühlt, auch einen Umbau zu machen. Ich werde die Konfiguration heute Abend noch am Funkgerät testen (wofür das Headset eigentlich vorgesehen ist) und hier berichten. Eine Sendeleistung von 100 W auf den Kurzwellenfrequenzen hat (leider) noch ganz andere Einflüsse, als ein Netzbrummen.
Viele Grüße
Stefan