Bastelecke: Umbau der Anschlussleitung des HMC660

Moin zusammen,

angeregt durch die Antwort von Ingo HMC 48V Thread, versuche ich hier mal den Umbau des Headsets auf eine ordentliche, geschirmte Anschlussleitung zu dokumentieren.

Gestern Abend habe ich das headset (also die linke Seite) dann mal zerlegt um zu schauen, was sich so in der Ohrmuschel findet. Dazu müssen erst die beiden kleinen Schräubchen an den Halterungen des Bügels raus (vorsicht, die Schrauben verlieren sich gern!). Dabei fallen dann die beiden Kunststoffteile ab, die den Bügel am Kopfhörer festhalten. Die Konstruktion ist ein wenig filigran und zerfällt recht schnell in ihre Einzelteile.

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Das Ganze sieht etwa so aus wie auf dem Foto.

Jetzt ist linke Ohrmuschel mitsamt Mikrofon und Anschlussleitung mechanisch vom restlichen Kopfhörer getrennt. Das Ganze hängt jetzt nur noch an dem Verbindungskabel, das zur rechten Seite rüber verläuft. Die Leitung scheint empfindlich, hält aber einiges aus (auch ein versehentliches fallen lassen des Bügels. :wink:

Jetzt kann das Ohrpolster entfernt werden. Dafür ist es am besten, mit einem Plastikwerkzeug (Handy-Öffner o.ä.) oder einem Schraubendreher hinter die Polsterung zu gehen und diese vorsichtig über den Rand des Gehäuses zu hebeln. Auch hier gilt: das Teil sieht etwas empfindlich aus, ist aber stabiler als erwartet.

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Ist das Ohrpolster ein mal runter, sieht das Ganze dann so aus:

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Nun muss der Haltering für den “Lautsprecher” entfernt werden. Dafür gibt es (auf dem Foto ziemlich weit unten, schlecht zu erkennen) eine Nase an dem Haltering, die in das Gehäuse hineinragt. Mit einem Schraubendreher von außen hinter die Nase hebeln lässt den Ring aus seiner eingerasteten Position springen.

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Auf dem Foto oben ist der Ring entfernt und die Schaumstoff-Abdeckung kann einfach abgenommen werden. Danach sieht das Ganze dann so aus:

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Hier kommt dann also die Elektromechanik des Lautsprechers zum Vorschein. Die lässt sich einfach aus dem Gehäuse nehmen. Vorsicht: hier sind die Drähte jetzt wirklich dünn und empfindlich!

Von innen sieht das dann so aus:

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Auf dem Foto ist auch gleich der Grund für die Störanfälligkeit des Headsets zu erkennen. In der Anschlussleitung befindet sich zwar eine Schirmung (die übrigens mit der Mikrofon-Masse im XLR-Stecker verbunden ist), die aber nur mitläuft aber die signalführenden Anschlussleitungen nicht umgibt. Aus der Anschlussleitung kommen insgesamt sechs Leitungen (+ Schirmung). Also jeweils das heiße und kalte Ende des Mikrofons und der beiden Hörer. Diese sechs Leitungen gilt es nun zu ersetzen.

Ich habe für die neue Anschlussleitung zwei ordentlich abgeschirmte Kabel verwendet. Diese beinhalten jeweils zwei Adern und den Schirm. Das sind zwar in der Summe zwei Adern zu wenig, reicht aber trotzdem aus, wie wir gleich sehen werden.

Zwei getrennte Leitungen habe ich mehr aus der Not heraus verwendet (es war keine andere Leitung als Meterware anwesend und ich war ungeduldig), besser ist es, eine geschirmte vieradrige Leitung zu verwenden, die zwei Leitungen durch die Knickschutzhülse zu frickeln war doch ein wenig anstrengend. Man sieht auf dem folgenden Foto, es geht ein wenig eng zu.

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Wie man sieht habe ich die originalen Anschlussleitungen bereits entfernt. Dabei lasse ich immer ein Stück der Adern des Anschlusskabels stehen, um später die Farben noch auseinanderhalten zu können. Diese ändern sich leider unterwegs, sowohl am Mikrofonanschluss, als auch in der Verbindung zum zweiten Hörer.

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Die erste neue Verbindung war die zum Mikrofon. Hier habe ich die neue Anschlussleitung auf die richtige Länge abgesetzt und die Schirmung mit dem “Schirm” des Mirkofonkabels verbunden. Das ist in meinem Headset die schwarze Leitung gewesen.

Die anderen beiden Adernfarben passen zufällig zu denen der neuen Anschlussleitung, so dass hier keine Verwechslungen auftreten können. Achtung: die Farben der alten Anschlussleitung sind nicht identisch mit den Farben am Mikrofon, wie man auf dem Foto sehen kann.

Der nächste Schritt ist, die andere Leitung auf die passende Länge abzusetzen (etwas länger als die des Mikrofons) und die beiden Adern mit den Hörern zu verbinden. Die Anschlussleitung des rechten Hörers wird dazu wieder in das Gehäuse eingefädelt (den Knoten für die Zugentlastung nicht vergessen!).

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Auf dem Foto ist die jetzt vollständige Verbindung zum Mikrofon zu erkennen. Die rote Ader der zweiten Anschlussleitung führt direkt zum linken Hörer, die weiße Ader wird mit dem “heißen” Ende der Anschlussleitung des rechten Hörers verbunden. Die Schirmung der Anschlussleitung wird jeweils mit dem “kalten” Ende der Hörer verbunden. Das ist die weiße Ader, die auf dem Foto zum linken Hörer verläuft.

Auch die neue Zugentlastung mittels Strapse (Kabelbinder) ist gut zu erkennen. Für einen Knoten ist dort zu wenig Platz und der Straps hält an der Stelle sehr gut.

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Das (vorläufig) letzte Foto zeigt die Belegung der Anschlüsse im XLR-Stecker. Die Adern werden genau so angelötet wie die originale Anschlussleitung.

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An die Kopfhörer-Anschlussleitung wird dann noch ein passender Stecker (bei mir 3,5mm Klinkenstecker) angelötet. Danach kann das Headset wieder zusammengebaut werden (in umgekehrter Reihenfolge). Der Plastik-Haltering ist beim Einbau ein wenig störrisch, am besten ist es hier, zu zweit zu arbeiten, einer hält die Nase unten im Gehäuse fest, der andere drückt den Ring nach und nach rundherum in die Rastung. Und es ist vielleicht sinnvoll, die Schräubchen beim Zusammenbau mit etwas Schraubensicherung oder Lack einzusetzen.

Da die neuen Leitungen starrer sind als die originale Leitung kommt es in meinem HMC jetzt zu Kratzgeräuschen innerhalb der Kapsel. Da muss ich noch mit ein wenig Schaumstoff o.ä. nachhelfen. Die Geräusche übertragen sich aber soweit ich das beobachten konnte nicht auf das Mikrofon.

Jetzt haben wir eine (oder auch zwei) ordentlich abgeschirmte Leitungen am Headset, was sich zumindest am Audio-Interface schon ziemlich stark auswirkt. Es sind im Gegensatz zu dem Originalkabel an meinem zweiten Headset keine bzw. nur noch deutlich verringerte Störeinflüsse bemerkbar. Das gilt auch für die Aufnahme. Ob das Macbook dabei am Strom hing oder nicht, war nicht zu bemerken.

Ich hoffe, dass sich jetzt der eine oder andere angeregt fühlt, auch einen Umbau zu machen. Ich werde die Konfiguration heute Abend noch am Funkgerät testen (wofür das Headset eigentlich vorgesehen ist) und hier berichten. Eine Sendeleistung von 100 W auf den Kurzwellenfrequenzen hat (leider) noch ganz andere Einflüsse, als ein Netzbrummen.

Viele Grüße

Stefan

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Ich überlege gerade, ob das Kabel für ein Beyerdynamic-Headset geschirmt ist…
Steif genug ist es jedenfalls.

Moin,

ist es. Ich habe das Kabel auch schon zerlegt. Aber auch das werde ich bei Gelegenheit umbauen, die Kabel, auf die ich hier zugriff habe, sind deutlich weicher. Und beim Beyer sind auch zwei komplett getrennte Leitungen drin. Das was das Ganze steif macht, ist die Hülle drumherum.

Viele Grüße

Stefan

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Moin zusammen,

gerade haben wir den Test an den Funkgeräten gemacht: Vergleich zwischen HMC660 mit Originalkabel und HMC660 umgebaut.

Kurz gesagt: Welten! Man hört die HF bei dem umgebauten Headset ab ca. 500W Ausgangsleistung an der Endstufe, aber das ist ok, da hört man die auch im Flugfunk-Headset. Das HMC mit Originalkabel fängt bei ca. 80W an zu krachen und fängt die HF wieder ein. Abstand zur Antenne sind ca. 15 Meter.

Viele Grüße

Stefan

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Super Post,

was mir noch fehlt wäre eine Teileliste, bzw. genaue Bezeichnung eines geschirmten Kabels. Ich kann mir vorstellen, alle bearbeitungsschritte korrekt hinzukriegen, aber beim Teilekaufen vertut man sich schnell.

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Moin Joram,

eine Teileliste kann ich leider erst am Montag machen, dafür muss ich in der Firma die Bestellnummern der Kabel nachschauen. Aber spätestens Montag Nachmittag habe ich die Daten. :slight_smile:

Viele Grüße

Stefan

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Kein Stress, ich werde das vermutlich nicht sofort nachmachen.

Vielen Dank :slight_smile:

Mir ist das nur grad aufgefallen, wollte eigentlich gestern schon nachschauen. Hab ich aber vergessen. :smiley:

Viele Grüße

Stefan

Hast du auch das Kabel im Schwanenhals zum Mikro ersetzt, oder ist das noch Original?

Das ist noch original, da muss ich mal schauen, ob ich ausreichend dünnes Kabel irgendwo finde, das noch eine brauchbare Schirmung hat. Die ist da drin auch nur mitlaufend. Bei dem zweiten Headset werde ich das mal probieren. Das Anschlusskabel bekomme ich da nicht rein.

Viele Grüße

Stefan

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Stefan, toller Beitrag! Mit dem Thema schlage ich mich ja schon länger rum und freue mich nun über die eventuelle Lösung.

Sobald ich die Teileliste habe, wird hier auch umgebaut.

Der Sound der Mikrofonkapsel gefällt mir nämlich auch sehr gut :+1:

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Der Schwanenhals sollte doch Schirmung bieten?

Der Schwanenhals ist größtenteils Plastik, und wenn Metall drin ist, ist es nirgendwo sichtbar mit dem Schirm der Leitung verbunden. Ich werde das bei dem anderen Headset mal herauszufinden versuchen.

@ThomasDehghan möglicherweise machen wir hier lokal daraus eine Session, wenn Du Lust und Zeit hast. :slight_smile:

Viele Grüße

Stefan

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Gute Idee! :bulb:

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@DK6TM vielen Dank für Deine Anleitung! :+1:t2: Ich werde dann wohl demnächst auch mal den Lötkolben anheizen und mein HMC 660 umbauen…

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@DK6TM: Hast du die beiden einzelnen Kabel eigentlich noch in einer Form verbunden?
In der Theorie wäre ja zum Beispiel ein Nylongeflecht und am Ende ein Stück Schrumpfschlauch beim Steckerende denkbar. So kann man auch komplett selbst entscheiden wie lange das Y-Teil des Kabels wäre.

Was hältst du davon? Oder wäre dann Materialbedingt mit Geräuschen bei Reibung am Nylon zu rechnen?
Oder Meterware Schrumpfschlauch über die komplette Länge?

Moin Christian,

man kann die Leitungen im Prinzip einfach mit Geflecht, Schrumpfschlauch oder was auch immer überziehen. Ich habe sie jetzt einfach einzeln gelassen, weil ich die Stecker schon angelötet hatte und zu faul war, alles wieder zu demontieren. Wegen der Enge in der Knickschutztülle des HMC würde ich aber eher ein einzelnes (vier Adern + Schirm) Kabel nehmen und das dann an der gewünschten Stelle splitten. Mit Schrumpfschläuch o.ä. hätte man bei den zwei Leitungen eine ähnliche Situation wie beim DT297.

Ansonsten könnte man auch in Abständen kurze Stücke Schrumpfschlauch über die Leitungen packen. Ich schätze das ist Geschmackssache. Am Montag suche ich mal die Bestellnummern der Leitungen raus, die ich jetzt verwendet habe (die verwenden wir in der Firma für NF-Anschluss-Adapter an Radios), das ist relativ hochwertiges, aber flexibles Kabel.

Evtl. könnte ich davon auch mal eine größere Länge beschaffen und weiter verteilen, wenn jemand Bedarf hat. Es läuft ja vermutlich eh darauf hinaus, das wir hier in der Umgebung (Raum Düsseldorf/Ruhrgebiet/Rheinland) mal einen Workshop machen.

Viele Grüße

Stefan

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Moin zusammen,

ich habe mal nachgefragt, wo die Leitung herkommt, die ich jetzt testweise an meinem HMC verbaut habe.

Das zweiadrige Kabel kommt direkt von Monacor, kleinstest Gebinde ist eine 100m Rolle (wäre also ggf. für eine Sammelbestellung interessant). Zweiadrig, geschirmt, Außendurchmesser 3,5mm, kostet ca. 55 Euro/100m.

Das Vieradrige Kabel ist eine Steuerleitung, die wir meist bei Bürklin bestellen. Ist qualitativ mit der Monacor-Leitung zu vergleichen. Dafür habe ich Bestell-Links von Bürklin:

4-Adrig
https://www.buerklin.com/de/Produkte/Kabel-und-Leitungen/Mehradrige-Kabel-und-Leitungen/Anschlussleitungen-Steuerleitungen-und-Industrieleitungen/Anschlussleitungen-und-Steuerleitungen/Miniatur-Steuerleitung-höchstflexibel-LifYDY-4-x-01-mm²-geschirmt-schwarz/p/92F744

Die gibt es auch mit 2 Adern, ist aber relativ uninteressant, weil deutlich teurer als die von Monacor.

Wenn der eine oder andere Interesse hätte, würde ich mir so eine 100m Monacor-Rolle ans Lager legen und bei Bedarf davon was zum Selbstkostenpreis abgeben können. :slight_smile:

Viele Grüße

Stefan

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Moin zusammen,

heute ist die Rolle mit dem Monacor-Kabel eingetroffen. :slight_smile:
Ich verschwinde also nachher mal in der Werkstatt.

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Viele Grüße

Stefan

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Moin Stefan, danke für die Anleitung!

Ein Freund hat mich auf die Idee gebracht einfach ein USB-Kabel für das Headset zu benutzen. Eigentlich sollte es doch alle Anforderungen erfüllen:

  • 4-adrig
  • geschirmt
  • günstig
  • Längen unter 100m verfügbar :smile:

Spricht sonst noch irgend etwas dagegen? Das einzige was uns noch eingefallen ist: USB-Kabel könnten evtl. etwas zu dick bzw. steif sein. Aber man könnte natürlich auch ein Kabel heraussuchen das besonders dünn ist … andererseits ist es vielleicht auch gar nicht so wichtig.

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