@Otti, ich habe das c1000s, e835 und e935 mal für homogene Live-Laiennutzung für gemischten und abwechselnden Sprach/Gesangseinsatz bei deutlichem Noisefloor gegeneinander getestet. Unter anderem habe ich getestet, ob ein gemischten Einsatz so harmonisch wie möglich zu erzielen wäre (hatte Budgetgründe).
In gewissem Maß kann man daraus vielleicht Ableitungen für Interviewsituationen ziehen.
Das c1000s hatte Ich für das Ziel und den Einsatzzweck schnell beiseite gelegt (aka „das nutze ich mal, wenn ich Raumatmo/Crowd auf das Monitorsignal mischen möchte“), das deutliche Übersprechen und Noisefloor-Sensibiliät auf Interviewabstand war selbst bei Batterie-Speisung (ca. ⅔ so sensitiv) für den Zweck untauglich. Wenn Kondensator, wäre ich auf ein Headsets gegangen, stieß aber auf wenig Gegenliebe.
Das e835 hatte eine bemerkenswert gutmütige und harmonische Stimmabbildung im kompletten Bewegungsbereich (2-20cm Mic-Entfernung, 0 bis 45 Grad Sprechwinkel). Die Stimmabbildung selbst war über die komplette Bandbreite der Stimmcharakteristiken (m/w, hohe/mittlere/tiefe Stimme) neutral und bedurfte nur äußerst minimalen EQ-Anpassungen. Selbst bei deutlichen Schwankungen vom Sprechwinkel oder Entfernungen war die zu erwartende Verschlechterung der Stimmabbildung bemerkenswert gering und die Stimmabbildung an sich hat sich nicht merklich verfälscht.
Die Nierenkapsel fing den hohen Noisefloor und Übersprechen vertretbar ein, was sich durch Nahbesprechung und Gainreduktion auf gutes Niveau minimieren ließ. Bleibt aber ein dynamisches Mic, für das für eine gute Aufnahmequalität die Mundnähe ausschlaggebend ist (ich würde max. Faustentfernung sagen).
Das e935 im Vergleich hat eine Supernieren-Kapsel mit einer „Präsenzbetonung“ in unteren und oberen Mittenbereich - mit entsprechenden Vor- und Nachteilen. Im schmalen und nahen Sweetspot scheint die Stimmabbildung bei Gesang klarer, man muss aber auf ein Nahbesprechungseffekt achten. Bei Spracheinsatz merkt man dies nur noch bei tiefen Männer oder Frauenstimmen. Die erwartungsgemäßen Vorteile wie Noisefloor- und Übersprechung-Unempfindlichkeit durch den gerichteten und verhältnismäßig kleinen Sweetspot schlagen schnell in negative Auswirkungen um, wenn man keine Mikrofon-Disziplin halten möchte oder kann. Die Sprachabbildung schwankt ins unnatürliche, genauer kippen die betonten unteren und oberen Mitten ins Unterbetonte - und das ist bereits bei wenig Abstandsschwankungen sehr deutlich. In Post sind diese auch mit viel Aufwand nicht zufriedenstellend zu kompensieren. Auch braucht jede Stimmcharakteristik für eine realistische Stimmabbildung eine eigene EQ-Abstimmung …also eher für den Livegesang mit vorhergehendem Soundcheck eine Alternative, als für eine Interview-Situation.
Ergebnis:
Bei Sprachanwendungen kann man mit ein wenig EQ die Deutlichkeit (Präsenz) bei dem e835 dem e935 angleichen, wenn man sich bewusst für dynamische Mikrofone entscheidet. Wenn man ein Kondensator-Handmikrofon zur Kombination mit seinem Kondensator-Headset sucht, würde ich das Shure beta 87a mit Supernieren-Kapsel testen (gibts auch mit Niere - ist tauschbar). Damit bekommt man die Noisefloor-Sensibiliät - so gut wie überhaupt möglich - in den Griff, ohne dass bei Verlassen des größeren Sweetspots (im Gegensatz zum e935) die Stimmabbildung zu schnell zu stark leidet. Wie gut man in mittellauten Umgebungen für Interviews den größeren Interview-Noisefloor gegenüber eines Headsets in Post (bspw. mit iZOTOPE Voice De-noise o.ä.) auf das Headset-Niveau reduziert bekommt, wäre einen ernsten Versuch wert. Ich würde diesem Test begründet sehr gute Chancen einräumen. Habe leider dazu aktuell aber keine Möglichkeit.