Hallo, ich habe eine Rodecaster Pro 2 Aufnahme (mit Rode Podmics) per Drag and Drop in Ultraschall gezogen. Wenn ich jetzt „Normalize Loudness … to -23 LUFS“ mache, werden die Spuren so verstärkt, dass ich nicht mehr nur auf einer Spur den Sprecher habe, sondern das scheinbar winzigstes Übersprechen (?) von den anderen Mikros so verstärkt wird, dass auf einmal alle Kanäle aktiv sind. Auf einmal wird alles hallig.
Vor dem Schritt "Normalize Loudness … " hörte sich die Aufnahme ganz passabel an.
Was mache ich falsch? Kennt jemand das Problem?
Hallo,
zunächst einmal ein klares “ja”; Nebensprechen oder Crosstalk sin ein sehr bekanntes Problem.
Es entsteht zu wenn die Richtcharakterisik, der Stecherabstand oder die Verstärkung des Mikros nicht stimmen oder auch andere Dinge nicht stimmen.
Abhilfen sind zB:
- Richtcharakteristik nutzen
Verwende Mikrofone mit starker Richtwirkung (z.B. Nierencharakteristik oder Superniere), damit Schall von der Seite und von hinten möglichst wenig aufgenommen wird. - Sitzabstand der Sprecher erhöhen
Lasse die Gesprächspartner möglichst weit auseinandersitzen, um Schallübersprechungen durch körperliche Nähe zu minimieren. - Niedriger Mikrofon-Gain
Regle den Eingangspegel (“Gain”) an den Aufnahmepulten/Mikrofonvorverstärkern nur so weit wie nötig auf. Dadurch wird das Mikrofon weniger empfindlich für Nebengeräusche und entfernte Stimmen.
Kannst Du nochmal etwas genauer beschreiben wie Dein Aufbau aussieht, weil ich vermute, dass dort das Problem liegt. (Das sagt zumindest meine Glaskugel)
Grüße
Gero
Hallo Gero, danke für die schnelle Reaktion. Anbei ein Foto des Aufbaus. Die Mikros sind ca. 1,20 Meter auseinander. Da das Profil der Mikrofone im Rodecaster hinterlegt ist, habe ich das genommen. Für PodMic USB (trotz des Namens über XLR angeschlossen, es geht beides) war in der Voreinstellung -50dB, das habe ich so gelassen.
Kann das schon der Grund sein?
Viele Grüße
Holger
Hallo,
ich denke Ihr verwendet während der Aufnahme auch Kopfhörer (Das würde es etwas leichter machen. Das Setup sieht auf den ersten Blick super aus! (… und lecker
Ich würde mal versuchen das Gain der Mikros so auszupegeln, dass das Gegenüber nicht zu hören ist wenn es spricht. Du nimmst also den Ton mit Deinem Mikro auf, wenn gegenüber gesprochen wird. Es sollte dann sehr wenig von der anderen Seite zu hören sein.
Fange doch mal mit den aktuellen Einstellungen an und ändere dann die Einstellungen und versuche es so zu optimieren, dass Du Dir kein Rauschen einfängst (zu starke Verstärkung bei der Nachbearbeitung wenn der Pegel zu klein ist) aber die Gegenseite nicht oder nur wenig) zu hören ist. Das ist manchmal ein schmaler Grad.
Wenn das alles nichts hilft gibt es auch die Möglichkeit der Nachbearbeitung mit Auphonic.
Es sollte aber das Ziel sein die Eingänge so optimal wie möglich zu einzustellen auch wenn es Auphonic 100% rausrechnet.
Vielleicht haben andere ja auch noch Ideen.
Grüße
Gero
Hallo Gero, danke für die Antwort. Tatsächlich nutze nur ich als Host Kopfhörer, um meine Gäste nicht zu „nerven“. Der Vorschlag mit den Gain-Pegel meines Mikros zu arbeiten, wenn das Gegenüber spricht, ist super. Das teste ich. Was mit nicht klar ist: stelle ich das Gain im Setup des Kanals im Rodecaster ein (jeder Kanal hat eine Taste, wo man direkt in die Mikrofon-einstellungen gehen kann)? Da kann ich mit + und - die Empfindlichkeit einstellen. Oder über den Schieberegler des Kanals?
Hallo,
Du liegst richtig; die Lautstärke im Kopfhörer und dem Pegel des Mikro sind unterschiedliche Paar Schuhe.
@timpritlove war da sehr umtriebig was die Analyse und die Doku des Rodecaster Pro II angeht.
Schau hier:
und dort:
oder auch da:
mal rein …
Ich denke danach ist alles klar, falls nicht , einfach nochmal melden.
Grüße
Gero
Tipp:
- das Gate pro MIC aktivieren und einstellen auf Mic und Raum und damit dem Crosstalk verhindern.
- Durch Auphonic als Multitrack Production laufen lassen und „Crossgate“ aktivieren
Best, Alex
Hallo,
die Normalize-Funktion arbeitet am besten, wenn sich die aufzunehmende Stimme und die Hintergrundgeräusche deutlich voneinander absetzen. Das erreicht man am ehesten dadurch, dass die Sprecher*Innen einfach näher am Mikrofon sitzen, maximal eine Handbreit. Euer Raum sieht eher klein aus, mit reflektierenden Flächen (Fenster), das macht die Sache nicht einfacher. Eventuell würden Vorhänge helfen, um Schallreflektionen zu verringern.
Persönlich benutze ich statt der Normalize-Funktion lieber einen gut eingestellten Kompressor.
Die Tips meiner Vorredner sind trotzdem sicherlich alle richtig und hilfreich. Vom Einsatz eines Gates würde ich abraten. Selbst wenn die Schaltzeit sehr gering ist, nach meiner Erfahrung verschluckt das Gate manchmal die erste Silbe, und das ganze klingt unnatürlich.
Viel Erfolg weiterhin. Gruß, Andreas
Noch ergänzend: in Ultraschall gibts den Ultraschall Dynamics Effekt, der es ermöglicht die Lautstärke zu erhöhen und leisere Sachen besser auszublenden.
Hier gibt’s mehr Infos zu inklusive, wie Du mit Ultraschall Bordmitteln nen lauteren Sound hinbekommst:
Kleiner Nachtrag und (unbezahlte) Werbung: ich habe sehr gute Erfahrungen mit dem Supercharger gemacht. Ist kostenlos und bietet schon in der Standardeinstellung eine sehr warme und ausgewogene Kompression.
Hallo Alex, Du meinst das Noise Gate in den Advanced Settings, oder? Das werde ich testen und berichten.
Viele Grüße
Holger
Hallo @andimeier, der Raum ist klein. Er hat (aber) eine schallabsorbierende Decke und eine schallabsorbierende Wand. Kann trotzdem zu wenig sein. Evtl. sitzen wir auch zu dicht zusammen. Normalize-Funktion sagt mir nichts. Was ist das? Ist das das Noise Gate? Silben werden jetzt schon verschluckt, wenn ich zu leise spreche
Kompressor teste ich auch mal, obwohl mir noch nicht klar ist, ob/wie er Übersprechen verhindert? Das Bild zeigt den Kompressor des RC Pro 2
Hallo @Mespotine, Ultraschall Dynamics habe ich eingesetzt. Habe Jorams Videos angeschaut. Aber nichts an den Einstellungen verändert. Vielleicht auch noch eine Variante?
Viele Grüße
Holger
Ja, da kannst Du mal etwas experimentieren und schauen, ob Du was verbessern kannst.
Vermutlich wird der Regler „Noisefloor“ Dir da am Besten helfen. Speziell an Stellen wo nur eine Person spricht sollte das das Übersprechen radikal absenken können.
Da hilft aber am Ende nur ausprobieren, weil jedes Podcast-Setup ist da immer etwas anders.
Falls Du da ne gute Einstellung gefunden hast, kannst Du das Projekt als Project-Template abspeichern(am Besten natürlich ohne Aufnahmen und Marker), dann hast Du das Setup sofort wieder zur Verfügung für den nächsten Podcast, wenn Du für ein neues Projekt das Project Template wieder lädst.
Hallo, ich wollte, nachdem ich wieder Zeit zum experimentieren hatte, mal einen Zwischenstand geben, der zusammengefasst lautet: Ich habe es etwas besser hinbekommen.
Die Ursache scheint ja krasses übersprechen der Mikros zu sein.
Ich habe selbige also weiter auseinander gestellt (jetzt ca. 2 Meter)
Ausserdem von 50 dB Standard auf 48 untergeregelt und relativ leise gesprochen.
Wenn ich jetzt “normalize loudness of selected items to -23 LUFS” mache, ist das Ergebnis nicht mehr so krass wie vorher, aber immer noch erheblich. Eine Spur, die vorher aussah, als hätte sie nichts aufgezeichnet, ist dann fast so stark wie die Mikrospur, wo ich reinspreche.
Was etwas nützt, ist tatsächlich, die Einstellungen bei JS: Ultraschall Dynamics zu nutzen. Mit dem Noisefloor Regler kann man den halligen und verrauschten Klang, den das zweite Mikro einspielt, reduzieren. So ganz glücklich bin ich nicht, aber weiter bin ich noch nicht.
Sehen bei Euch die Tracks nach “normalize loudness …” auch so krass aus?
Bild 1: vor der dem Arbeitsschritt “normalize loudness …”
Bild 2 danach
Bild drei mit FX Einstellungen, die das Ganze verbessern
Zu Bild 3: m.E. ändert die Aktivierung von Dynamics nichts sichtbar an der Grafik, der Effekt wird live beim hören oder exportieren angewendet.
Aber zum eigentlichen Problem: die ‘normalize Loudness to -23 LUFS’ Funktion hebt die gesamte Spur an und orientiert sich am lautesten Punkt. Ich setze die Funktion deshalb nur ein, bevor ich überhaupt mit dem Schneiden anfange. Spurabschnitte, in denen nicht gesprochen wird (in deinem Beispiel alle Abschnitte auf Spur 2), werden nicht angefasst. In anderen Worten: die Funktion nur in den Abschnitten anwenden, wo auch tatsächlich gesprochen wird. Allerdings, und da komme ich wieder zum Punkt vorher: wenn eine Spur schon zerstückelt ist, kann die Funktion eine gewollte Dynamik zerstören (z.B. wenn bewusst leise gesprochen wird). Deshalb der Ansatz, den Effekt zuerst anzuwenden, solange die Spur noch in einem Stück vorliegt. (Ich hoffe, das ist verständlich)
Genau das. Im Gegensatz zu Audacity wird der angewendete Dynamics-Effekt nicht sofort in der Wellenform sichtbar sondern während Play/Rendern berechnet.
Ansonsten würde ich mal auf Youtube nach Tutorials schauen, wie man Mikrofone so anpassen kann, dass Übersprechen eher weniger stattfindet. Beispielsweise eine dichte Schicht Stoff/Schaumstoff/etc am Rand des Mikrofons festkleben mit Gaffa und nur die Seite frei lassen, die direkt zu den Sprecher:innen zeigt. Oder ähnliche Tricks mal erkunden.
Eventuell kann auch Raumhall das Übersprechen verstärken, daher etwas Schallschluckendes an die Wände(Mollton oder Basotect) könnte auch noch helfen.
Hallo @andimeier die Funktion „normalize loudness … „ als erstes vor dem Schneiden einzusetzten, habe ich jetzt umgesetzt und das hat auch gut funktioniert. Allerdings habe ich gestern mit StudioLink für den entfernten Gast als zweitem Sprecher gearbeitet, daher hatte ich die Übersprech Problematik diesmal nicht. (Wird auf Youtube als Mic Bleed gehandelt). Auf jeden Fall wird mein Workflow strukturierter.
@Mespotine Ich probiere beim nächsten Termin einen anderen Raum aus und werde berichten. Wenn das nicht hilft teste ich mal Schaumstoff am Micro. Aber ich bin eh optimistisch, das dein anderer Tip mit dem Noisefloor Regler im JS: Ultraschall Dynamics Filter schon viel bringen wird. Zumindest ein kleiner Test hat das schon bestätigt. Vielen Dank!
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