Zwei Mikros und das "Echo"

Hallo zusammen,

ich bin neu in diesem Bereich und habe eine ganz simple Frage.
Eine Freundin und ich möchten uns mit einem Podcast versuchen. Aus verschiedenen Quellen habe ich rausgehört, dass 2 Mikros für zwei Teilnehmer ideal sind. Nun habe ich bereits mit einem Mikro die Erfahrung gemacht, dass man natürlich auch Geräusche aus der Umgebung aufnimmt.
Wenn wir nun an einem Tisch sitzen mit zwei Mikrophonen, dann zeichnet ihr Mikrophon gleichzeitig meinen Schall auf und ich ihren. Lege ich die beiden Spuren zusammen, müssten wir demnach doppelt zu hören sein (einmal laut und einmal leise vom Mikro des Counterparts)?

Mache ich hier einen Denkfehler?

Liebe Grüße und danke für euer Feedback,
Kosy

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Prinzipiell richtig. Dieses Phänomen nennt sich Crosstalk bzw. Übersprechen. Und ja, die Latenz - also die Verzögerung zwischen deiner eigenen Tonspur und deiner Stimme auf der Tonspur des Gegenübers - kann zu einem unangenehmen Hall-Effekt führen. Daher versucht man Übersprechen so gut es geht bereits bei der Aufnahme zu vermeiden bzw. zu unterdrücken. Nachträglich gibt es je nach DAW (Aufnahmesoftware) Mittel und Wege über sog. Sidechain-Gates bzw. Sidechain-Kompressoren das Übersprechen zu unterdrücken. Im Prinzip musst du dir das als Filter auf einer Tonspur in Abhängigkeit vom Inhalt einer anderen Tonspur vorstellen. Details findest du sicher hier im Forum wenn du nach Crosstalk oder Übersprechen suchst. Alternativ erledigt das z.B. Auphonic bei einer Multitrack-Produktion automatisch für dich.

EDIT: Bei Mono-Podcasts fällt das Übersprechen natürlich weniger ins Gewicht als bei Stereo-Podcasts, wenn die Sprecher akustisch (ein Sprecher mehr links, ein Sprecher mehr rechts) getrennt werden sollen.

Das nennt man „Übersprechen“ oder engl. „cross-talk“.

Maßnahmen dagegen:

  • Mikros mit guter Richtcharakteristik (Niere)
  • Mikro möglichst nah an den Mund des Sprechers, aber so, dass man Atmen und Schnalzen nicht so hört.
  • Möglichst gut gedämmter Raum, damit der Schall des „Counterparts“ nicht oder möglichst von den Wänden reflektiert überspricht.

Wenn das alles nicht geht, kann man auch noch nachträglich (oder auch live) in Software versuchen, das Übersprechen zu filtern. Ich habe hier mal gezeigt, wie das prinzipiell machbar ist:

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Danke euch für die schnelle Antwort!
Ich habe das Rode NT-USB gekauft (Nierenkondensatormikrofon) und will jetzt ein zweites nutzen. Habt ihr hier bereits Bedenken - Mikro-technisch?

Vermutlich versuchen wir es erst einmal mit dem Thema: nicht zu nahe beieinander sitzen und nahe an das Mikro ran (also ausprobieren), bevor ich kostenpflichtige Software-Lösungen nutze.

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Hier wurde schon viel Richtiges geschrieben. Ich würde da die Kirche im Dorf lassen - echtes Crosstalk ist m.E. viel weniger ein Problem als etwa ein halliger Raum. Normalerweise „versendet“ sich Crosstalk, bzw. ein zu trockener, sauberer Klang wirkt manchmal auch unnatürlich und klinisch.
Einfach erst mal ausprobieren und erst mal auf Hall im Raum selbst achten.
Anstatt mit aufwändigen sidechain-Kompressoren würde ich es ansonsten erst mal mit einem weichen (!) Noisegate versuchen, das sollte oft schon reichen so man es überhaupt braucht. Im Ultraschall-Dynamics ist etwa eines verbaut, das wirkt schon ziemlich effektiv.

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Mit dem Rode NT-USB machst du ganz sicher nichts falsch. Bei zweien würde ich mir aber überlegen, ob ein USB-Audiointerface mit (mindestens) zwei XLR-Eingängen und z.B. zwei Rode NT-1A nicht die schlauere Lösung wäre.

Ich hatte früher auch ein Großmembran-Kondensatormikrofon zum Podcasten. Ich muss allerdings gestehen, dass ich mittlerweile ein ganz großer Fan von Headsets geworden bin. Gerade wenn man sich beim Podcasten von Angesicht zu Angesicht unterhält, empfinde ich es als deutlich angenehmer bei Sprechen nicht ständig in Richtung eines Mikrofons gucken zu müssen. So fühlt es sich - zumindest für mich - wesentlich mehr wie eine natürliche Konversation an.

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Es wird dir hier natürlich jeder unterschiedliche Tools vorschlagen - wir von Auphonic haben auch einen Algorithmus für genau dieses Problem entwickelt (funktioniert mit Multitrack Productions).
Mehr Details dazu gibts hier:
https://auphonic.com/help/algorithms/multitrack.html#crossgate-crosstalk-spill-reverb-removal

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Sehr guter Punkt, der oft übersehen wird.

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Das Mikro ist toll, nutze ich selbst, guter Klang, unkompliziert wegen USB, nur genau das könnte ein Problem werden, wenn Du zwei USB-Mikros nutzt: deine Soundkarte erkennt möglicherweise nur eines oder andere Probleme. Sobald Du mehr als ein Mikro nutzen musst, solltest Du über ein Audiointerface nachdenken.

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Da ich einen Laptop und einen Desktop-PC habe, kann ich das Problem umgehen und zeichne auf zwei Geräten auf. Ich hatte bislang nur die Sorge des Übersprechens (neues Wort gelernt, direkt eingesetzt :wink:). Habe ein zweites bestellt und teste es kommende Woche einfach mal. Bin gespannt!

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Interessante Lösung, musst Du dann halt im Schnittprogramm die beiden Aufnahmen synchronisieren. Am besten am Anfang mal laut Klatschen zwischen den beiden Mikros, dann hast Du einen gemeinsamen Startpunkt der beiden Spuren.

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Super Tipp, danke!
Habe mal in einem Podcast mitbekommen, dass die beiden am Anfang immer gemeinsam singen :smile:, um das Synchronisieren zu erleichtern.

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Der gemeinsame Startpunkt reicht aber nicht unbedingt, da die beiden Geräte nicht die exakt gleiche Samplerate haben. Gerade gepaart mit Übersprechen, bei dem sich die Latenz durch den Raum dann noch durch die unterschiedlichen Sampleraten nochmal zeitlich verschiebt, kann es da zu ganz merkwürdigen Flangingeffekten kommen. Muss aber nicht.

Bei längeren Aufnahmen kann es auch sein, dass die am Anfang noch synkronen Aufhahmen immer weiter auseinanderlaufen und schließlich gar nicht mehr zueinander passen, wenn man nicht irgendwie nachschneidet.

Beide USB-Mikros an einen Rechner hängen hilft da auch nicht, weil jedes USB-Audiointerface seine eigene Uhr hat.

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Am Anfang und Ende - das Klatschen ist ein sehr kurzer Peak und damit besser zum Syncen geeignet als andere Geräusche. Daher dann auch die Filmklappe: sichtbares Signal (Klappe zu, ggfs. sogar noch Timecode dabei) zusammen mit zeitlich genau feststellbarem Audiosignal. Je nach Equipment macht man auch da noch ein Ende-Klapp.

Grundsätzlich ist es aber viiiiel einfacher, synchrone Signale eines Mehrkanal-Interfaces zu nutzen, als mehrere Signale unterschiedlicher Geräte manuell synchronisieren zu müssen. Die laufen nämlich immer auseinander. Und wenn das zwei/drei USB-Kistchen am selben Rechner machen, dann laufen die zusätzlich irgendwann aus den Puffern und fangen an zu knistern/krachen.

Da sind dann ~100€ für ein 4kanal Behringer (oder mehr für mehr Kanäle) gut angelegt weil extrem arbeits- und nervenschonend.

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Uh. Aufnahmen mit zwei USB-Mikros an zwei Rechnern… da macht man sich das Leben schon selbst etwas schwer.

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Hallo zusammen,

ich wollte mal Feedback geben und Rat ersuchen.
Ich habe nun verschiedene Settings ausprobiert. Das Übersprechen hat sich (zunächst) als kein Problem herausgestellt - habe auf die Abstände zwischen den Mikros geachtet, lief gut. Allerdings habe ich massive Probleme mit der Synchronität der beiden Mikros. Je länger wir aufnehmen, desto asynchroner werden die Tonspuren, wodurch ein Hall-Effekt entsteht (verschobenes Übersprechen, wenn man so will). Unangenehm. Es macht dabei auch keinen Unterschied, ob ich an einem oder an zwei Rechnern aufzeichne.
Habe bereits verschiedene “Lösungen” recherchiert. Die einen setzen auf Software-Lösungen (werde die eine oder andere kostenfreie nochmal antesten), andere erklären den 2-USB-Mikro-Ansatz für Tod, weil diese wohl immer unterschiedlich getaktet seien.
Wie ist eure Meinung hierzu?

Liebe Grüße,
Kosy

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Ich halte den 2 USB-Mic Ansatz ebenfalls für tot, bzw. für zu aufwendig, wenn es einfacher mit einem Interface und XLR Mics geht. Der Aufwand und das Gehirnschmalz, das ich in die Lösung von diesem Problem stecken müsste, stecke ich lieber in mein Projekt :wink:

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Wie oben schon mehrfach zu lesen: mehrere USB Mikros empfiehlt hier eigentlich keiner. In Ultraschall haben wir jedoch ein Werkzeug, um die Laufzeitunterschiede mehrerer Aufnahmen anzugleichen - schau mal hier rein:

Aber es bleibt halt dabei: überleg dir, ob du wirklich bei jeder Aufnahme bangen und improvisieren möchtest, oder ob es nicht wirklich sinnvoller ist ein günstiges Audio-Interface anzuschaffen.

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