Zoom H6 und Sennheiser E835: unzufrieden mit der Qualität - Rauschen und Interferenzen

Hallo in die Runde,
ich bin Podcast-Neuling und zusammen mit meiner Partnerin haben wir uns einen Gesprächspodcast über das Leben auf dem Land vorgenommen. Immer zwei Leute plus eine von uns als Gesprächsleiterin.

Wir arbeiten mit dem Zoom H6 und Sennheiser E835-Mikros. Mit der Introfolge waren wir ganz zufrieden was den Klang anging und die Nachbearbeitung beschränkte sich auf das übereinanderlegen der Spuren in Garage Band. Die erste “richtige” Folge ist leider eine ganz andere Nummer und ich bin total unglücklich mit dem Sound: Interferenzen mit dem Handy und sehr unterschiedliche Qualität der SprecherInnen. Bei der einen Gesprächspartnerin hört man ein deutliches Rauschen, die saß am weitesten Weg von ihrem Mikro. Insgesamt etwas viel Hall in der Interviewsituation oder?

Ich bin gespannt auf euer Feedback, verbunden mit dem akuten Hilferuf: wie geht man jetzt damit um? Was kann man durch Nachbearbeitung noch rausholen? Welches Programm würde uns da am besten Weiterhelfen?

Und: was können wir beim nächsten Mal besser machen?

Intro: https://laendlicheverheissung.podigee.io/t1-intro

  1. Folge: https://laendlicheverheissung.podigee.io/2-qualitz

Vielen Dank für eure Unterstützung.
Eli

www.ländliche-verheissung.de

Das Sennheiser E835 ist ein dynamisches Mikrofon. Dynamische Mikrofone müssen nah besprochen werden und liefern außerdem zu wenig Pegel für den H6, man muß den Gain weit aufmachen, es rauscht. Entweder ihr steigt auf phantomgespeiste Kondensator-Mikros um oder ihr investiert in Mikrovorverstärker, z.B. https://www.thomann.de/de/tritonaudio_fethead.htm

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In der Nachbearbeitung Handystörungen rauszuoperieren halte ich für ziemlich unmöglich, da hilft nur bessere Vorbereitung und mehr Glück beim nächsten Mal. Sowas kann auch erfahrenen Podcaster:innen passieren, zumal mit wechselnden Gesprächsgästen, die unterschiedlich mikrofonerfahren sind.

Ansonsten gilt, was Frank sagt: Dynamische Mikrofone erfordern hohe Mikrofondisziplin und eine Gesprächsleitung, die dirigentenähnlich die Leute immer wieder nah ans Mikro winkt. Vorverstärker sind dabei eine Hilfe gegen zu viel Rauschen.

Eine dumme Frage: Hatte irgendwer in der Runde Kopfhörer auf? Damit hätten die Störgeräusche auffallen können.

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Danke für euer Feedback. Die Threads zu den Vor-und Nachteilen der Mikros hab ich zwar gelesen, aber das war mir nicht so ganz klar. Was ist der optimale Abstand?

Lohnt es sich aber mit Ultraschall oder einem anderen Programm und den Möglichkeiten der Nachbearbeitung auseinanderzusetzen oder lässt sich da nichts mehr “retten”?

Kopfhörer sind auch ein guter Tipp - derjenige der das Gespräch nicht leitet, kann da dann ja einfach mithören oder?

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Ich sage immer Audio ist wie Wasserfarbe, Du kannst zwei Farben zu einer neuen vermischen, kriegst dann aber nur unter großen Schmerzen wieder die Ausgangsfarben zurück. Hinzu kommt, dass mit den Einstrahlungen schon Dein Ausgangsmaterial in sehr schlechtem Zustand ist. Ich möchte vermuten, dass sich der Aufwand kaum lohnen dürfte.

Kopfhörer sind für mich Pflicht bei allen Aufnahmen, denn nur so kannst Du gleich bei der Aufnahme kontrollieren, was auf der Speicherkarte ankommt. Einfach links einstöpseln, gern einen Kopfhörer wählen, der das ganze Ohr umschließt, damit der Ton aus dem Kopfhörer nicht im Mikrofon ankommt.

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Nur leicht zugespitzt formuliert: dynamische Mikros klingen dann (erst) richtig gut, wenn man sie quasi aufisst. Jeder Zentimeter Abstand führt zu hörbaren Klangverlust. Ein erster Richtwert wäre: mehr ls zwei Finger Breit sollte der Abstand Mund zu Mikro nicht sein.
Viele empfinden das als unangenehm bzw. bringen nicht die nötige Disziplin mit, und da ist dann nachher nicht mehr viel zu retten.
Aus dem Grund sind hier Kondensator-Mikros sehr beliebt die auch gut mit dem H6 laufen, oder gleich Headsets mit festem Abstand Mund-Mikro - für EinsteiegerInnen die sicherste Lösung.

Du kannst das einfach mal selber testen: das H6 bringt ja mit dem xy-Aufsatz ein ziemlich gutes Kondensator-Mikro mit. Nimm damit mal was auf und vergleiche das mit verschiedenem Abstand mit dem, was deine dynamischen so produizieren.

Dynamische Mikros spielen ihre große Stärke auf der Bühne aus - wo ich eben nur die jeweilige Stimme/Instrument aufzeichnen will, die dann aber auch mit hohem Druck und Mund am Mikro eingesungen wird. Für Gespräche ist es problematisch, siehe oben. Kann super klingen, braucht aber Übung/Disziplin.

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Um dies noch kurz weiterzuführen: Je näher die Sprecherin am Mikro ist, desto „lauter“ wird sie aufgezeichnet.
Entsprechend wird man regelmässig den Gain weniger weit aufdrehen müssen, um die gewünschte ~Aufnahmelautstärke zu erreichen. Dadurch wird auch das Rauschen im Verhältnis leiser.

Das ist so nicht ganz korrekt - es sei denn, du beziehst dich auf den so genannten „Nahbesprechungseffekt“ - der aber bei jedem Wandlertyp gleichermaßen auftritt, wenn es ein Mikrofon mit Richtwirkung, z.B. „Niere“, ist.

Bei einem Mikrofon von der Charakteristik „Kugel“ darf sich der Klang (!) mit verändertem Abstand nicht verändern - höchstens der Pegel!
Bei einem Mikrofon mit der Charakteristik „Niere“ ist das nicht anders - sobald man den Bereich des Nahbesprechungseffektes verlassen hat.

Nochmals: Keine Klangveränderung, wenn du dich nicht explizit auf den Nahbesprechungseffekt beziehst.

Gedankenexperiment: Du erstellst eine Atmo „Sommergewitter“.
Nimmt dein Mikrofon das Donnergrollen des 30 km entfernten Gewitters anders auf als das Donnern, das nur 10 km entfernt ist?

Das hingegen ist mehr als „nur leicht zugespitzt“, sondern grundlegend falsch.
Viele Interviews auf offener Straße, auch fürs Fernsehen („Was sagen sie zu …?“), werden mit dynamischen Mikrofonen durchgeführt. Kein Interviewpartner - in aller Regel ungeübte Zivilisten - muss hierzu den Schaumstoff abknutschen.

Auch hier irrst du: Gerade Sänger - aber auch Background und Chöre - werden mit Kondensator-Mikrofonen abmikrofoniert, weil hier der Sänger und insbesondere die Sängerin die Bandbreite an sängerischem Können viel besser abbilden kann.

Gleiches gilt für Instrumente: Selbst Schlagzeuge werden im Overhead mit Kleinkondensatoren abgenommen, Flügel mit zwei Großmembranern etc. pp… Ihr Vorteil: Sie sind gegenüber ihren dynamischen Kollegen a) pegelfester und auch -treuer. Insbesondere bei Pegelspitzen ist die Nachschwingzeit deutlich geringer als beim Dynamiker.

Beim Gitarrenverstärker kann man auch ein olles SM58 benutzen, da kommt’s vielleicht nicht so drauf an - obwohl ich selbst da einen Kondensator im 45°-Winkel zum Verstärker aufstellen würde. :sunglasses:

Zum Ursprungsproblem von @Eli_Ha:

  • Niemals ohne Monitoring aufnehmen. Nie-mals!
    Bitte vorher austesten, einpegeln, nachkorrigieren (nicht nur am Zoom, sondern auch am Gesprächspartner).

  • So gut das e835 auch ist (ja, das ist es): Dynamiker und Zoom geht meistens schief.
    Mein Senni e835 am Zoom H5 klappt deshalb, weil ich damit „in den Straßenkampf“ ziehe - da arbeite ich mit ganz anderen Pegeln und Atmos und anders sprechenden Interviewpartnern.

  • Bei jedem Mikrofon braucht es ein gewisses Maß an Mikrofondisziplin. Der Klassiker beim handheld: Schon während der ersten Minute sinkt das Mikrofon, der Schwerkraft folgend, vom Mund Richtung Bauchnabel (Tischstative können hilfreich sein).
    Das passiert jedem - redenden Hochzeitsgästen, Möchtegern-Moderatoren und eben auch Interviewpartnern. Tipp: Das Mikrofon ist wie ein Glas mit dem Lieblingsgetränk. Willst du was trinken, musst du es zum Mund führen. Willst du was sagen, gilt das ebenso für das Mikrofon.

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Ich musste bei deinem Post etwas mit den Augen rollen - habe aber von vielen Leuten gehört, dass es gerade für Neulinge im Sendegate irritierend bis abschreckend ist, wenn sich auf einfache Einstiegsfragen gleich die Expertinnen werfen und kleinste Details ausdiskutieren.

Von daher schreibe ich hier einfach mal Nichts zu.
Und nehme meinen Rock-Gesangs-Kolleginnen ihr geliebtes SM58 weg… :roll_eyes:

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:laughing: Das ging mir bei deinem Beitrag nicht anders.

Vielleicht sollte man dabei bedenken, dass die wenigsten Podcaster ihre Beiträge und Interviews so in ihr Mikrofon sprechen wie deine

:sunglasses:
– und selbst auf diesem Sektor wird meist das Beta 58 bevorzugt: Ebenfalls ein Dynamiker, der besser klingt als das SM58 und in etwa so viel Output wie das Sennheiser e835 hat.
Nur dass das e835 schlicht und ergreifend das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis hat. Ups!

Ich denke, dass @Eli_Ha von der Ausstattung her nicht schlecht aufgestellt ist, aber einfach ein paar Fehler vor und während der Aufnahme gemacht hat.

Es wäre einfach nur hilfreich - für jeden! -, wenn Fakten zählen würden statt Halbwahrheiten.
Dann gibt es auch keine technischen Diskussionen und korrigierende Widersprüche. Geht es hier nicht um Wissensvermittlung und - passend zum Unterforum - den guten Klang?

Mikrofone sollen den Klang nun mal nicht verfärben. Ganz einfach.

Ganz kurz noch mein Kommentar, einfach da ich auch das 835er erfolgreich mit einem Zoom H6 eingesetzt habe.

  1. Auch wenn in diesem Forum immer gerne dynamische Mikros abgewatscht werden: die Dinger funktionieren auch im Podcastbereich wunderbar und werden gerade in den USA bevorzugt eingesetzt. Zoom H6 und E835 Mikrofone sind meines Erachtens eine gute Wahl. Mit Schaumstoff drauf ist das E835 eh recht gutmütig bzgl. Abstand, Nahbesprechungseffekt, Einsprechwinkel und Handgeräuschen. Es braucht auch weniger Gain als z.B. ein Shure SM58, daher ist das mit dem Rauschen vernachlässigbar. Ihr dürft aber trotzdem nicht zu weit weg sein. Hier mal ein Foto von mir mit einem E835 (aufgenommen wurde in ein H6). Man sieht natürlich dass ich recht nah reinspreche (dann klingt es auch fein).

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  1. Handygeräusche hatte ich auch mal in der Aufnahme mit der Kombi. Was schon geschrieben wurde: IMMER mithören (eine Person reicht meines Erachtens) und das Handy gehört einfach aus oder weit weg von den Aufnahmegeräten (da ihr auf dem Land aufnimmt ist das evtl. potenziert mit den Störgeräuschen da das Handy evtl. immer wieder nachregelt bei eher schlechterem Empfang. Die Störgeräusche nehmen dann zu -> Hatte da mal richtig Spaß mit einer Aufnahme im ICE). Bevor ihr da rumbaut und filtert würde ich die Aufnahme lieber nochmal machen. Ihr kriegt das auch mit Aufwand nicht wirklich sauber.

  2. Am Ende würde ich natürlich immer über Auphonic mastern. Das bisschen Rauschen dass ihr evtl. habt wird durch Gate und Filter genug gefiltert.

Wie gesagt: Das Equipment ist fein :slight_smile: Viel Erfolg weiterhin!

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Liebe Leute,

vielen Dank für eure ganzen Kommentare - von konkreten Tipps bis zu den Grundsatzfragen der Mikroauswahl. Ich hab mich tatsächlich länger durch das Forum geschmökert und hab aus Überforderung einfach irgendwann auf den Bestellknopf gedrückt. Ich arbeite mit Tischstativen, das klappt eigentlich gut. Bei der zweiten Aufnahme habe ich eure Hinweise berücksichtigt und kann euch hoffentlich bald ein besseres Ergebnis vorlegen. Die von einem befreundeten Tonmeister einigermaßen gerettete Version falls es euch interessiert: https://laendlicheverheissung.podigee.io/2-qualitz

Ansonsten nehm ich den Hinweis zum Schaumstoff noch mit - danke @AbspannAlex. Kannst du da was bestimmtes empfehlen?

Ich lese mich jetzt auch nochmal durchs Forum was die Nachbearbeitung angeht. Im Augenblick über GarageBand, aber Auphonic scheint ja doch die bessere Wahl zu sein.

Habt dank für eure Geduld mit einem Neuling. Nur durch probieren und fragen wird man wohl besser.
Liebe Grüße, Eli

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Falls du schon Ultraschall nutzt, schau mal hier rein: bei einem guten EIngangssignal kann man mit dem Weg auch schon einen guten, sendefähigen Klang produzieren:

Auphonic ist die “Was möglich ist zu verbessern, macht es für Dich”-All-In-Lösung. Die funzt fast immer, speziell wenn Du wenig Erfahrung mit der Nachbearbeitung hast.

Auf Dauer hilft es natürlich sich mit Nachbearbeitung auseinanderzusetzen, dann kannst Du ne Menge selbst retten.
Aber für den Anfang nutze einfach erstmal Auphonic, bis Du alles Andere gut im Griff hast. Denn bei Audio gilt das Garbage In -> Garbage Out - Prinzip: wenn die Aufnahme selbst schon technisch gut ist, ist Nachbearbeitung oft nicht oder wenig nötig.

Scheitern aber auch wir Profis oft genug dran :wink:

Sorry für die späte Antwort, ich nutze die hier z.B.