Ich verstehe Zencastr als Nutzer nicht wirklich, leider als Zyniker schon, habe schon befürchtet, dass es da hingehen wird. Es ist halt so, dass der Eindruck, den sie vor einiger Zeit gemacht haben und das, was sie dann darumgezimmert haben, weit auseinandergehen, dies aber immer schon geplant war: Erst sollte es vor allem die Aufnahme von Podcastern erleichtern, dann wollten sie, dass Du bei ihnen die Post machst (was auf Server-Seite die Kosten extrem hochtreibt, die Audiodateien sind echt nicht kostenintensiv, die Rechenpower in der Cloud umso mehr). Die Alarmglocken gingen bei mir dann hoch, als plötzlich dieses sehr, sehr fadenscheinige „Investoren“-Ding hochgefahren wurde und sie mit jeder Mail und jedem Status den Druck erhöht haben, dass Du für ihren Werbe- und Hosting-Service schonmal vorauszahlst. Da wurde dann genau das Playbook durchgezogen, was die nicht ganz so seriösen Kickstarter-Marketeers auch sprachlich durchspielen.
Man merkte auch, dass es nicht ansatzweise so gut lief, wie sie es kalkuliert haben, weshalb jetzt sehr, sehr schnell die Abo-Modelle finanziell explodiert sind und die freie Mitgliedschaft stark eingeschränkt wurde (wird ja mehr Service geboten, aber die Frage ist, wer den denn bestellt hat). Bin mir sicher, dass sie da eigentlich noch ein wenig mit warten wollten.
Ich ziehe mich dort zurück, einen 5-10$-Pfad für Aufnahme und Herunterladen der einzelnen Audiodateien hätte ich gerne gezahlt, sie haben eine einfache Lösung für unser Kernproblem angeboten, denn leider funktioniert bei unserer Hardware-Kombo Studiolink nicht richtig und erzeugt immer wieder Fehler in den Audiodateien meines Co-Hosts (lokal), wenn nebenbei ein Video-Cast läuft, und wir brauchen die visuellen Cues gegenseitig bei der Aufnahme wirklich (sonst würde ich bei Studiolink bleiben und auch gerne zahlen).
Der Zyniker in mir warnt auch schonmal: das Geschäftsmodell über Podcaster-Marketing ist bei vielen anderen Startups schon schief gelaufen, im nächsten Schritt bin ich mir fast sicher, dass sie den Download der Audiodateien vor der Post (wegen… raschel… Audioqualität) und später auch allgemein ein Self-Hosting verhindern. Dann sind die Roh-Dateien der alten Folgen oder gar ganze Folgen im goldenen Zencastr-Käfig gefangen. Und dann wird es auch lukrativ für einen Exit mit Datenverkauf an einen anderen Konzern. Denn das ist das einzige „sustainable business model“.
Ein weiterer Grund und evtl auch meine etwas sehr zynische Sicht in die Zencastr-Zukunft: dieser ganze ultra-positive Startup-Marketing-Gestus mit so vielen Behauptungen zu wissen, was wir brauchen und wollen, bei gleichzeitigem Umbau der Platform, um Dich vom Kunden zum Produkt zu machen, triggert mich. Ich spare Zeit bei der Rohaufnahme und zahle gerne für einen Service, wenn es denn im Preis-Leistungsrahmen bleibt. Unser Podcast ist ein reines Hobby-Produkt und kostet uns nicht wenig (Blu-rays, Bücher, Hardware & Gear, Zahlungen an Services und für die Software), aber Hobbies kosten halt. Aber hier sind aus meiner Perspektive Grenzen überschritten. Für englischsprachige Podcasts mit kommerziellen Fokus macht Zencastr evtl Sinn, zumindest die Aufnahme-Oberfläche war sehr sauber gebaut.
Sorry für den letzten Rant-Part, aber ich denke, dass auch die Entwicklung von Zencastr über die Zeit als Unternehmen in Perspektive gerückt werden sollte.