Wie sichert Ihr euren Podcast für die Nachwelt?

Mich würde mal interessieren, ob Ihr euren Podcast für die Nachwelt relevant haltet. Die meisten Podcaster werden irgendwann einmal von dieser Welt gehen, der Hoster wird nicht mehr bezahlt und Webseite sowie Audiodateien werden gelöscht. Eine Möglichkeit wäre es, eine Webseite auf wordpress.com und die Audiodateien auf archive.org zu legen. Verwaisete Webseiten werden bei Google aber ins Nirvana rutschen und auf archive.org sucht auch kaum einer. Zudem kann sich wordpress.com in 100 Jahren auflösen und dann liegen die Dateien ohne Webseitenanbindung fast unfindebar auf archive.org.

Ich sehe da als einzig wirklich sinnvolle Möglichkeit Youtube. Das Archiv wird es wohl noch viele 100 Jahre geben. Selbst, wenn Google pleite geht, wird irgendwer das zukünftige Archiv der Menschheitsgeschichte übernehmen. Medienarchäologen werden dort in 500 Jahren unsere Zeit rekonstruieren wollen. 90% der Podcasts tauchen dann im Gegensatz zu den ganzen Kurzclips vermutlich nicht auf. Es wird ein verzerrtes Bild unserer Medienzeit geben :wink:

Denkt Ihr darüber nach oder ist das für euch kein Thema?

Für Youtube wäre das hier nützlich: Kompletten Podcastfeed zu Youtube laden - Ein Tool

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Ja. Mach gleich mal wieder eigen Werbung, @funkenstrahlen :slight_smile:

Ich lade meine Podcasts direkt mit Auphonic auf archive.org hoch.
Da auch gleich mit allen möglichen Codecs :wink: - Wer mich also wirklich in FLAC hören möchte, geht dort hin :wink:

An deine Bedenken habe ich so noch garnicht gedacht.
Auch ein problem ist, dass archive org auch nicht wirklich von außen indexiert wird und somit nicht in der (Google) Suche auftaucht.

Wie sehen das die anderen?

Man muss ja nicht gleich 100 Jahre vorwärts gehen, 10 Jahre reichen schon. Wenn man mal schaut, wie viele Podcasts die letzten Jahre wieder verschwunden sind. Mein eigener erster Podcast 2009 hatte stolze 2000 bis 10.000 Downloads je Folge und ist auch nicht mehr online. Es erinnert sich auch keiner mehr daran. Einfach aus dem kollektiven Gedächtnis gefallen. Wenn ich sehe, wie viele reinweg ohne sonstige Dauerunterbringung nur auf Bezahlwebspace hosten und daran denke, dass Podcasten vielleicht irgendwann mal einschläft … dann verschwindet eine ganze mediale Epochendokumentation für immer. Wir stehen ja an der Schwelle eines Zeitalters, in welchem zukünftige Generationen das Geschehen über Ton und Bild hautnah miterleben können. Ich sehe es so, dass Podcaster darin quasi nicht vorkommen werden.

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die sind aber auch alle verschwunden weil es die Entscheidung der Macher war und das nicht verschwunden ist weil Hoster/Server tot oder sowas.

Das gilt doch für alle Medien und Projekte, nicht speziell für Podcasts. Manch Dokument wird es vielleicht noch als Artefakt auf die verschiedenen Archivserver bei Google. Archive.org etc. schaffen aber das meiste dürfte irgendwann wieder verschwinden und das ist doch auch ok so. Früher war das schließlich auch nicht anders. Mündlich überlieferte Geschichten, Gesang und viele Kunstformen hatten schon immer ein “Verfallsdatum” und verschwand entweder direkt wieder oder weil der Schaffende sein Werk wieder einriss…

Ich für meinen Teil will die Kontrolle über meine Podcasts behalten und werde meine Stimme irgendwann wieder aus dem Netz entfernen und das ist sicherlich auch was die meisten vergangenen Projekte auch getan haben.

Thx! //D

Hostertode sind gewiss keine Verlustgefahr. Einige Podcaster melden ihre Projekte sicher ab, um die Daten bewusst aus dem Netz zu nehmen. Andere nur, um nicht mehr zahlen zu müssen. Auf Youtube findet man zahlreiche verwaiste Kanäle, die seit Jahren nichts mehr publizieren. Die Videos sind aber immer noch da. Die Leute haben keinen Bock mehr und kümmern sich einfach nicht drum. So wird es bei Podcastern auch sein, nur sind die Daten dann weg. Wo das der Wille des Podcasters ist, ist daran nichts auszusetzen. Ich weiß aber, dass manche darüber einfach nie nachgedacht haben. Solange man für ein Projekt Flamme ist, sichert man das wahrscheinlich noch gern. Ist die Lust verflogen, lässt man das sein. Es ist auch weniger ein Appell meinerseits als vielmehr Neugier, ob Podcasting in vielen Jahrzehnten verschwunden sein wird. Ich bin überzeugt, dass Podcasting als solches nur eine mediale Episode ist. Ich denke, das wird sich mal mit Videos vermischen. Ich stelle mir riesige Videobibliotheken vor, wo man Podcasts mit einem Mausklick online mit Bahnfahrten, Tiervidieos oder was auch immer unterlegen kann. Schon heute machen das viele und nennen das Video, obwohl es eigentlich eher Podcasting ist.

Dass alle Medien und Projekte bislang verschwunden sind, ist ja gerade der Punkt. Das scheint mir zukünftig nicht mehr so zu sein. Erstmals werden Urenkel ihre Urgroßeltern hautnah per Audio und Video miterleben können, wo man früher nur vergilbte Fotos weiterreichte. Es scheint mir nicht vorstellbar, dass sich die Menschheit entschließt, diesen Datenbestand absichtlich wieder zu löschen.

In 100 Jahren werden deine Ur-Enkel ein Zugangsproblem bekommen.
Hast du heute noch ein Kassettendeck bei der Stereoanlage stehen?

Ich bezweifle sehr stark, dass sich in 100 Jahren noch jemand an MP3-Dateien erinnern wird. Ganz zu schweigen davon, diese Dateien abspielen zu können.

Selbst sichere ich alle Zwischenstufen meiner Podcast-Produktionen auf einem Raid-5-NAS sowie auf zwei externen Festplatten.
Und bereits nach zwei Jahren sind manche dieser Dateien nutzlos, weil nachfolgende Versionen meiner Software-Tools die Dateien nicht mehr öffnen können.

Vielleicht ist es ganz gut so, dass manche Dinge vom Staub der Geschichte zugedeckt werden.
Oder willst du in der medialen Katzenvideo-Epoche gelebt haben?

Ist trotzdem eine sehr interessante philosophische Frage.

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Möglich. Ich bin aber zuversichtlich, dass die großen Videoplattformen ihren Bestand umkonvertieren.

Nur mal angenommen irgendwann in den nächsten Jahrzehnten stellt YouTube doch seinen Dienst ein… Ich bezweifle, dass dann irgendeine Garantie dafür existiert, dass alles an einen Nachfolgeservice übertragen wird. Die AOL und Compuserve Universen sind auch nie übertragen worden, MySpace hat seinerzeit einfach mal auf “Delete” geklickt usw.
Wenn z.B. wegen veränderter rechtlicher Rahmenbedingungen, allgemeinem Zeitgeist oder schlicht Umorientierung YouTube’s Fokus oder Besitzer wechselt kann es ganz schnell auch den Daten an den Kragen gehen.

Deine einzige Chance auf eine gewisse Langlebigkeit ist, Deine Inhalte weit über verschiedene Provider zu streuen und zu hoffen, dass einer “überlebt”. Oder alternativ eine Stiftung aufzusetzen, die nach Deinem Tod die Hostingkosten weiter trägt :slight_smile: Oder Du wirst einfach so berühmt, dass Bibliotheken die Verantwortung für Dein Werk übernehmen und dann auch fleißig konvertieren und speichern :wink:

Es geht mir nicht um meine Daten, sondern um die Frage, ob Podcasting in seiner jetzigen Form als mediales Phänomen einmal nachvollziehbar sein wird. Bei der Masse an bezahlgehosteten Podcasts stehen die Chancen dafür bei 0%. Der Gedanke, alle würden ihre Projekte breit streuen, ist utopisch. Ob die Youtubeaufzeichnungen einmal alle gelöscht werden, ist spekulativ. Ich sähe darin nur die einzige Chance, die Überlebenswahrscheinlichkeit über 0% zu bringen. Da das aber kaum genutzt wird, kann ich mir meine Eingangsfrage schon selbst beantworten. Mich interessiert halt aus reiner Neugier, ob die Podcastern kein Interesse an Langlebigkeit haben oder ob sie einfach nie drüber nachgedacht haben. Mir kam der Gedanke, als wir in einem Podcast darüber sprachen, dass evtl. Hörer in 10 Jahren über unseren Disput ganz anders urteilen werden als das Publikum heute.

Ich teile Deine Überlegungen. Alles was ich beisteuere ist Skepsis, dass es sich dabei um ein neues Phänomen handelt oder sich einfach auflösen lässt. Letztlich ist jegliche Geschichtswissenschaft immer auch die Arbeit mit sehr großen Lücken. Es erfordert viel Interpretation und ist oft mit Stochern im Nebel zu vergleichern… Das von Dir aufgeworfene Thema hier illustriert das.
Interessant wäre mal darüber nachzudenken ob man hier Abhilfe schaffen könnte, etwa durch einen sorgfältig kuratierten Bibliotheks-Fundus aus Podcasts o.ä.

Cheers! //D