Welche Mikrofone für Setting mit Hintergrundmusik?

Hallo zusammen,

ich habe mich jetzt schon um einiges belesen, würde mich dennoch freuen über dieses Thema zu diskutieren. Es geht darum, passende Hardware für unser Setup zu finden.

Aktuell arbeiten wir für unseren Podcast mit einem Zoom H6 und zwei daran angeschlossenen Behringer XM8500. Die Post-Produktion findet dann in Logic Pro statt und soweit bin ich mit dem Sound auch zufrieden.

Das Thema unseres Podcasts sind Pen & Paper Rollenspiele. In der Szene ist es üblich, gespielte Spielrunden aufzuzeichnen und als sog. Actual-Play zu veröffentlichen. Das bedeutet, dass neben den Stimmen weitere Geräusche im Raum stattfinden wie z.B. das rollen von Würfeln oder die abgespielte Hintergrundmusik. Letzteres ist bei einer Aufnahme natürlich ein Problem, weshalb ich auf der Suche nach einem Setup bin, bei dem die Hintergrundmusik so gut wie gar nicht aufgenommen wird.

Die Musik läuft über eine Sonos Playbase im Raum und ist von der Lautstärke so eingestellt, dass wir sie noch wahrnehmen aber eben schon mit dem Ziel so leise wie möglich für die Aufnahme zu sein.

Die Frage: Gibt es Mikrofone im Preisbereich bis 200€, die sich für einen solchen Fall eignen würden? Bei meiner Recherche bin ich z.B. über das AT875R gestoßen, ob das geeignet ist? Eine Headset-Lösung kommt aus ästhetischen Gründen eher nicht in Frage (zumindest dann, wenn man über Video-Streams spricht).

Falls jemand einen Tipp oder eine Empfehlung hat, freue ich mich sehr. Danke!

Da brauchst Du definitiv Mikrofone mit extremer Nierencharakteristik, denn die nehmen an sich nur das auf, was direkt vor ihnen ist und nichts daneben.
Allerdings: wenn Du nen normalen, nicht akustik verbesserten Raum hast, hallt die Musik durchaus auch von Wänden wieder zurück. Dass heißt praktisch gesehen, dass, selbst wenn die Musik leise ist, sie trotzdem im Mikrofon zu hören sein kann, wenn Du gerade nicht sprichst oder sogar jederzeit, weil das Mikro besser hört als Du, auch die leise Musik, die Du kaum wahrnimmst.

Der beste Tipp ist hierbei: keine Musik(ich weiß, ist schlecht für die Atmosphäre) oder freie Musik verwenden, die im Podcast laufen kann. Alles Andere wird knifflig.
Bedenke: alles was Du mit Deinen Ohren hören kannst, hören Mikrofone auch. Und oftmals sogar noch besser und deutlicher. Daher wirst Du das kaum gelöst bekommen.

Da es extrem schwierig ist, „Störungen“ (einschließlich Musik) aus Aufnahmen wieder herauszubekommen würde ich dringend empfehlen, die Musik nicht über Lautsprecher zu spielen, sondern die Stimmen sauber aufzunehmen.

Hintergrundmusik kann man später wieder dazuzmischen. Dazu ist einfach - raus ist schwierig.
Das ist andersherum als beim Friseur (da ist mehr wegschneiden einfach, 'dranwachsen aber aufwändig).

Wenn die Musik für „interne“ Stimmung verwendet werden soll: warum nehmt ihr die dann nicht zusätzlich auf einer Parallelspur (das H6 hat ja noch genug frei) auf - und spielt die gleichzeitig über einen kleinen Kopfhörerverstärker in Ohrhörer. Die kann man relativ dezent tragen, ggfs. sogar nur in einem (kameraabgewandten) Ohr und unter dem Shirt versteckt.

Zusätzlich kann man auch ein drittes Mikrofon für die „Umgebungsgeräusche“ nutzen - und die dann auch nach Gusto dazumixen (oder weglassen). Hierfür könnte man auch simpel den X/Y- oder M/S-Aufsatz vom H6 verwenden.

Dann sind die Stimmen sauber, und man hat aber trotzdem den Soundtrack und Umgebung synchron - und kann jeweils so viel untermixen (oder weglassen) wie man mag.

Kleiner Seitenkommentar - Über die Ästhetik würde ich mir keine großen Sorgen machen… wir machen bei Sudden Dice etwas ähnliches wie ihr und haben vorher, und auch unlängst noch mal, recherchiert.
Das Ergebnis beide male: praktisch niemand „guckt“ sich actual play Videos bewusst an, die Leute „hören“ ihnen stattdessen zu.

Relativ oft kam sogar die Aussage das Leute sich die Audiospur aus den Videos extrahieren und dann direkt unterwegs auf dem mp3 Player anhören würden

Wir planen die Tage eine Metaepisode über die DOs und DONTs der Aufnahmesituation bei Actual Play rauszuhauen, da gehen wir auch noch etwas detaillierter auf das Problem ein das man Gefahr läuft Audioqualität der Optik zu opfern :wink:

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Danke erst mal allen für das Feedback! Habe mir schon gedacht, dass es eine knifflige, wenn nicht sogar unlösbare Sache wird.

@Mespotine: Deshalb hatte ich an das AT875R gedacht, das soll ja vermeintlich nur den Bereich aufnehmen, auf den es ausgerichtet ist.

@vtanger: Die Sache mit den Kopfhörern scheint was das angeht wirklich die einzig sinnvolle Lösung zu sein. Das Problem bei der Aufnahme mit Hintergrundmusik ist ja nicht nur ein rechtliches, sondern später im Schnitt wird es schwierig. Wenn ein ungewolltes Nebengeräusch (z.B. Glas fällt um) rausgeschnitten wird, hat man natürlich auch einen Sprung in der Musik. Daher ist selbst das Abspielen von genehmigter Hintergrundmusik ein Problem.

@Eris2cats: Ein Gleichgesinnter! :slight_smile: Verstehe das schon. Unser Kern ist es ja auch, Audio-Podcasts zu produzieren. Nur sollte aus Gründen doch nochmal ein YouTube- oder Live-Format entstehen, wäre es super wenn man dafür dann nicht noch extra neue Hardware anschaffen muss. Wo genau wird die Metaepisode denn veröffentlicht (habe gesehen, dass ihr unter Sudden Dice 5 verschiedene Podcast-Formate pflegt)? Das wäre natürlich genau jetzt sehr spannend.

Aktuell klingt es für mich am sinnvollsten, die Musik auf Bluetooth In-Ear Kopfhörer zu senden. Dann hätte man nur einen kleinen Knopf im Ohr. Muss auf der Idee nochmal rum denken.

Statt Headsets kann man auch Nackenbügelmikros (Kondensator, mit Nieren-Charakteristik) und In-Ear Ohrhörer verwenden. Das fällt dann optisch nicht so auf, hat aber dieselben akustischen Vorteile wie ein ausgewachsenes Headset. Mit kreativer Kabelführung ist das dann kaum sichtbar (ist bei Langhaarigen einfacher als bei Menschen mit Spiegelkopf oder Igelfrisur).
Der einzige Haken ist die reduzierte Bequemlichkeit: ein Headsetz setze ich einfach auf den Kopf, biege kurz den Mikrogalgen grob in Position - fertig. Vom-Kopf-reißen geht noch schneller.
Bei der videogenen Nackenbügel-InEar-.Variante muss ich erst Dinger in die Ohren und das Nackenbügel aufsetzen - in der korrekten ausprobierten Reihenfolge (eine Brille verdreifacht dann noch mal die auszuprobierenden Möglichkeiten), die Kabel (hinten?) unter den Klamotten durchpfriemeln, und mich dann mit 2 unterschiedlich langen Kabeln ans Gerät anzuklemmen. Absetzen heißt: das Ganze rückwärts. Und bitte nicht in Kabeln verheddern. „Mal eben“ auf Klo und zurück ist dann deutlich aufwändiger…

Guter Punkt. Wir machen die nur selten, die einzelne bisherige hat bisher keinen Feed gerechtfertigt. Derzeit landen die im Hauptfeed und auf der Seite irgendwo unter „Aktuelles“ begraben. Bisher waren das mehr so Episoden, auf die wir selbst auf Anfrage oder bei Bedarf verweisen wollten, als welche die wir regelmässig als Format rausbringen wollten.

Ich werde die anderen mal fragen ob wir das ändern.

Zum Thema Schnitt und Musik - ich kann da nur für uns sprechen, aber wenn man Material aus Einzelspuren schneidet, dann fliegt erfahrungsgemäß so 20% der Aufnahme dabei raus. Effekte und Musik werden daher erst in der Nachbearbeitung final druntergelegt. Nur mit Atmosphäre (also Hintergrund in der Szene) und ein paar Stimmungseffekten … Käuzchen ruft, es ist Nacht… Hahn kräht, die Sonne geht auf… machen wir in den meisten Fällen schon während der Aufnahme was

Insbesondere eine Mehrspuraufnahme ist aber eigentlich das A und O für eine gute Nachbearbeitung, d.h. hörbare Musik bei der Aufnahme, falls die auch zu hören ist wenn man selbst spricht, wäre etwas das ich zu vermeiden empfehlen würde.