Unterwegs Podcasten - Welches Mikrofon?

Ich plane gerade ein neues Projekt. Dabei will ich mit einem Mikrofon mit einem anderen Menschen durch die Gegend latschen und dabei miteinander sprechen. “Durch die Gegend” ist auch das richtige Stichwort, denn so wie in diesem Podcast stelle ich mir die Mikrofonierung vor:
Ein Handmikrofon mit Windschutz und Richtcharakteristik, das dem jeweils sprechenden Menschen ins Gesicht gehalten wird.
Deswegen suche ich nach Vorschlägen/Erfahrungen für Modelle, die sich in solchen Situationen bewehrt haben. Am besten wäre ohne Phantomspeisung, weil meine Zoom H1 und H2 keine Phantomspeisung können. Ich würde den Recorder erst bei Bedarf upgraden wollen, um nicht gleich zu Beginn mit vielen hundert Euro in das Projekt zu investieren. Aber natürlich soll das keine zu enge Einschränkung sein, wenn die beste Lösung einen größeren Recorder braucht, dann ist das so.
Hier noch mal meine Anforderungen/Wünsche:

  • Handmikrofon, gehalten von mir im Gespräch mit anderen Menschen (wie ein Reportermikrofon)
  • Abschirmung gegen Handling-Geräusche
  • Windschutz
  • Nicht massiv riesig
  • Am besten ohne Phantomspeisung
  • Eine Charakteristik, die Umgebungsgeräusche weniger stark aufzeichnet als die Sprache der GesprächsteilnehmerInnen (bin kein Experte. will ich Niere? Superduperniere? Kugel?)
  • Idealerweise weniger als 200 €

Vielen Dank für Euren Input

EDIT: Ich hab mal bei thomann geblättert. Hat irgendjemand Gedanken zum Shure VP64 A Dynamisches Reportagemikrofon?

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Das wird eher schwierig, weil Dir für ein “normales” Mikrofon mit XLR-Anschluss der nötige Adapter fehlt bzw. das nötige Adapterkabel (ja, so etwas gibt es zwar, aber das reißt mich aufgrund eigener Erfahrungen nicht so vom Hocker).

Mir ist nicht so ganz klar, warum Du die an sich vergleichsweise leichten Zoom nicht selber wie ein Mikrofon händelst und sie zwischen euch hältst (testen!). Ginge im übrigen auch, wenn der Schaumstoff als Windschutz nicht ausreicht (wahrscheinlich), mit einem Fellwindschutz. Neben Rycote und Zoom-Hauslösung wüsste ich da noch einen den Umständen entsprechend günstigen Handfertiger aus Berlin, der die in diesem Fall sogar auf Lager hat.

Wenn es aber doch ein Handmikro sein soll, dann werden viele reflexartig antworten: Niere oder Superniere. Sehe ich allerdings nicht ganz so streng. Und beim Stichwort “Reportermikro, dynamisch” wurde ich hellhörig: Erstaunlicherweise haben wir dieses Thema vor einiger Zeit in den radioforen diskutiert, und da gewann letztlich die Kugel am langen Stiel. Die Kugel wird dabei in aller Regel unterschätzt und ein gewisses Maß an Atmo ist allemal authentisch.
Das dabei als Geheimtipp auch ins Rennen geworfene Beyerdynamic M58 gibt es leider nicht mehr im Markt; sein hartnäckigster Konkurrent ist (war) immer noch das Sennheiser MD42, quasi als state of the art (zumindest zu dem Preis).

Der zum MD42 empfohlene Windschutz MZW4032 mag preislich erschrecken; Sennheiser verschweigt aber, dass der fast ebenso gut passende MZW1 (gleicher - guter! - Schaumstoff, angeblich nur für die Funken, sitzt aber auch sauber) die günstigere Alternative ohne Einschränkungen ist. So habe ich es nämlich bei meinem e835 gemacht.
Finger weg vom Billig-Schaumstoff, der versaut Dir alles! Da ist ein gewisses “mehr” im Preis auch ein “mehr” in der Qualität. Definitiv!

Zugegeben, das alles kratzt an der Budgetgrenze, aber einen Versuch wäre es wert. Wollte ich selber schon mal probieren. Bis dahin begnüge ich mich mit meinem - gleichfalls hervorragenden - Sennheiser e835 mit MZW1 drüber oder, wenn’s eklig wird, einem Fellwindschutz aus Berlin. Erste Sahne, ist halt nur nicht so wirklich reportermäßig.

Aber, ganz ehrlich, die meisten Freien für’s Radio (Umfragen, kurze O-Töne etc.) packen sich so einen Mini-Lightning-X/Y-Aufsatz auf ihren angebissenen Apfel und halten das ihren Gesprächspartnern unter die Nase. Von daher: Was soll’s…

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Danke für den Input. Den Zoom H1 direkt möchte ich aus zwei Gründen nicht verwenden. Erstens ist der echt empfindlich für Handlinggeräusche, da rappelt jede Berührung. Zweitens ist die Stereo-Mikrofonausrichtung meiner Erfahrung nach super für Aufnahmen in kontrollierter Umgebung, aber draußen, in Bewegung, zwischen vielen Menschen, kommt da glaube ich zu viel Störung rein. Probieren kann man das ja trotzdem mal.

Einfach ne XY-Kapsel ans Telefon flanschen passt auch nicht so, weil wir schon sehr viel in Bewegung und in Aktion sein wollen bei der Aufnahme. Es geht dabei nicht um so ein klassisches Interview am Rande einer Messe.

Hatte ich bislang nicht auf dem Schirm.

Pro:

  • Günstiger
  • Leichter
  • Höherer Output (für ein dynamisches wirklich brauchbar)

Con:

  • Wenn das auf der Seite verfügbare Soundbeispiel wirklich tatsächlich vergleichbar sein soll, dann klingt es Shure-typisch mittenbetonter als das Sennheiser. Geschmackssache.

In dem Fall hätte ich auch noch das Røde Reporter ins Rennen geworfen, aber das war mir nicht vergleichswürdig genug.

Ja natürlich: Stereomikrofonie in Bewegung ist schlicht und ergreifend ein No-Go. Aber dann fährt man in der Nachbearbeitung einfach einen Downmix zu Mono, entfernt das Clipping über eine negative Verstärkung / Normalisierung auf 0 / -1 / -3 dB und fertig ist die Laube.
Das war mir vorher schon klar; sorry für’s nicht-erwähnen. :upside_down_face:

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Vielen Dank für den Input, echt, hilft mir sehr.
Ich würde nicht behaupten, den Stereo Down-Mix vollständig verstanden zu haben, aber ich würde dich einfach noch mal anlabern, wenn ich mal eine Aufnahme damit habe, die ich verarbeiten will (wenn das ok ist).

Ja klar. :sunglasses:

Mach’ doch einfach einen Test mit Dir selbst (erzähl was ins Zoom während Du spazieren gehst).
Die Datei überspielst Du dann auf den PC. Du erhältst eine Stereotonspur, die - mindestens unter Kopfhörern - vom Stereopanorama so schwankt, dass Dir vermutlich schwindelig wird.

Diese Stereotonspur addierst Du zu einer gemeinsamen (!) Monospur: 1* L + 1* R = 1* M (Summe).
Dabei kann es zu Clipping kommen, das wieder entfernt werden muss. Keine Sorge, die Aufnahme an sich wird nicht versaut.

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Ich gebe einfach auch noch meinen Senf dazu.

Ich nutze das AKG C1000S. Das ist ein biscshen größer, da es Platz für Baterien hat, da man es auch ohne Phantomspeisung aus dem XLR Anschluss nutzen kann, etwa in Funkstrecken.

Das Ding kann man dann z.B. an einen Zoom H4 anschließen oder an einen anderen Recorder mit XLR oder Line-Eingang. Wenn Du XLR haben willst wäre der Tascam DR 40 noch eine Alternative, nutze ich aber nicht. Das C1000S kannst Du mit einem XLR auf Klinke Adapter dann theoretisch sogar im iPhone oder so benutzen und darauf aufnehmen.

Ich nutze jedoch die Version mit dem Zoom H4.

Das C1000S hat eine gelagerte Kapsel und Du kannst zwei Aufsätze nutzen. Einen um Stimmen zu pushen (habe ich meist drauf) oder einen der es zu einer Superniere macht. Ansonsten ist die Charakteristik eine Niere. Das Ding funktioniert richtig gut, ich habe z. B. mal in einer sehr lauten Bäckerei aufgenommen und die Gesprächspartnerin hat leise ins Mikro gesprochen (ich leider zu laut und bin übersteuert. :frowning:
Hier mal ein Hörbeispiel: https://www.gott-bewahre.de/gb023-benediktinerinnen-im-kloster-alexanderdorf/?t=1:39:03

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