Ich höre seit 2007 rum US Podcasts. Konnte mich da schon an technisch relativ gut aufgenommene Sendungen errinern, über die die Betreiber auch leben konnten. Keith an the Girl wäre da ein Beispiel. Im Gegenzug höre ich ja erst seit ein paar Jahren erst deutsprachige Podcasts.
Ich finde es ganz interressant, dass in den USA generell weit mehr dynamische Mikrofone genutzt werden (zumindest sobald der Sprung von USB auf XLR gemacht wurde). Hier wurde ja schon auf den Radiosprechersound hingewiesen, den die Amis gerne mögen.
Für den Anfang wird gerne das Audio Technica ATR2100 empfohlen, ein dynamisches Handmikro das über USB als auch über XLR betreibbar ist. Die Empfehlungen für den Podcaster später sind fast immer dynamische Großmembraner. Das von Ralf erwähnte SM7b z.B. oder auch das Heil PR40. Letzteres scheint in Deutschland ein totaler Exot zu sein, auf US seiten liest von ständig von dem Ding. Es gibt zumindest ein Headset dass die Amis wohl auch hier und da nutzen: Das Audio Technica BPHS1 scheint Verbreitung zu finden (auch das hat ein dynamisches Mikrofon).
Der Unterschied ist wohl auch, dass Amis gerne das Geld für Besseres ausgeben. Ein gutes Mikro ist ein Investment für die, und weil es ja kommerziell “viable” ist, rentiert sich das ggf. auch das Geld auszugeben. Auch die Webseiten auf denen man Hilfe findet, sind ja weit mehr auf Kohle ausgelegt (The Audacity to Podcast wäre ein Beispiel). Da will jemand nicht nur helfen, sondern auch seinen Lebensunterhalt mit verdienen.
Ich bin auch der Ansicht, dass es in den USA generell leichter fällt, Geld mit Content zu machen. In Deutschland haben wir schon ewig die Öffentlich-Rechtlichen, Free TV und Co. Hier ist es der Zuhörer/Zuschauer ja gewohnt kostenlos (bzw. per GEZ-Zwang) mit Content zugeballert zu werden. In den USA musste man sich schon immer eher mit Cable TV, Bezahlsendern etc. befassen um was Brauchbares zu kriegen. Ursprünglich haben ja Analysten bezweifelt ob Netflix in Deutschland Fuss fassen kann. Wir galten als schwerer Markt, da wir eben weniger bereit waren für Entertainment etwas zu bezahlen (Selbst bei Fussball, FUSSBALL!, geben wir Deutschen für ein Abo nicht mal im Ansatz das aus was in anderen Ländern für Sportprogramme gezahlt wird!). Und wenn mal jemand Geld verdient, dann ist das irgendwie" böse" und wird missgönnt. In den USA könnte ich frei darüber reden wie ich mein Geld verdiene und mir klopft man dafür auf die Schulter! Und das ist bei Podcasts nicht anders: Da wird dann eben der Cast regelmäßig mit Paypal (gibt ja genug die das hier nicht nutzen) supportet oder gleich über Patreon etc. Von den mögichen Sponsoren ganz zu schweigen.
Die Tatsache, dass wir eine Kultur der Öffentlich-Rechtlichen haben, ändert natürlich auch einiges. NPR und PBS hin oder her: In Großbritannien gibt’s die BBC, hier unzählige Dritte als Radiosender die einen mit massig Content versorgen. In den USA gab es eine Lücke, die sich mit Podcasts wunderbar hat füllen lassen. Hier ist es inzwischen ja so, dass ARD und Co alles aber auch als inzwischen auch im Podcastformat rausballern. Im Film+TV Bereich sind die Sendung mit der Maus und Quarks inzwischen an die Stelle von den kleinen Filmpodcasts gerutscht, die man noch vor zwei Jahren dort finden konnte. Das gibt’s in den USA nicht und da gibt’s genug Podcastlabels (Earwolf, Radiotopia) die sich dagegen behaupten können.
Kapitelmarken in den USA: Am Ende hört ein noch größerer Zuhöreranteil mit Apple Devices und die Kapitelmarken in MP3s werden ja erst seit kurzem vom iOS Podcatcher unterstützt (iOS11?). Allein deswegen hätte sich der Spaß noch etwas weniger rentiert (Overcast auf iOS hat das auch erst später eingeführt (2016?), bei Castro ist das immer noch ein Premium Feature). Ist bestimmt nicht der einzige Grund, aber wäre für mich schon Grund genug 