Ultraschall Dynamics – wie setze ich es richtig ein?

EQ habe ich in jeder Spur auch immer drin, danach dann Dynamics. (Neben anderen Effekten; Dynamics schließt ja anderes nicht aus)
Wie gesagt, EQ macht den Ton, Dynamics die Lautheit.

In der 5er sind auf den Spuren auch neue Standard-Effektketten, da ist es dann vielleicht etwas nachvollziehbarer.
Prinzipiell setze ich aber Dynamics als Faustregel immer nach ganz unten. Mit richtig geschobenen Reglern bin ich mit dem Ergebnis echt happy.

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„ruiniert“ ist hier eine recht harsche Beschreibung - zwischen „nicht sendefähig“ und „entspricht nicht meinen berechtigten, audiophilen Ansprüchen“ gibt es ja doch noch eine Menge Abstufungen.

Vielleicht nochmal zur Einordnung: der Dynamics 2 Effekt war nie geplant als „perfekte“, automatische Lösung für alle Probleme, sondern versucht eher das Ziel „Auphonic for the rest of us“ zu erreichen. Für all diejenigen, die sich Auphonic nicht leisten können oder wollen, denen der Upload zu lange dauert, de mehr Feinkontrolle haben wollen. Denen wollten wir ein Werkzeug geben, was nicht allzu kompliziert zu bedienen ist, das aber bei gutem Material doch Ergebnisse liefert, bei denen man schon 2x hinhören muss um einen Unterschied zu Auphonic zu hören. Man muss ja auch mal schauen, von wo aus wir gestartet sind: in REAPER gibt es ab Werk noch nicht mals ein weiches Noisegate, sondern nur diverse „harte“ die sofort alles abschneiden - was für Sprache eben eher Mist ist.

Dynamics 2 hat zwei Schwachpunkte:

Schlechtes Ausgangsmaterial

Garbage in - garbage out wurde schon zurecht beschrieben. Hall bekommt man mit dem Dynamics 2 nicht weg. Punkt. Übersprechen von Mikros so lala, je nachdem ob man sie gegenseitig vernünftig in das Noisegate versenkt bekommt. Störgeräusche wie Brummen oder Straßengeräusche bekommt man nicht raus (auch nicht besonders gut mit ReaFIR). All das sind Punkte, wo ich auch in Ultraschall 5 immer noch sofort das „ab zu Auphonic“ Schild hochhalte.

Zu leise aufgenommenes Material

Ob der Dynamics 2 Effekt bei „gutem“ Material besser oder schlechter funktioniert hängt ganz entscheidend davon ab, ob man den Übergang zwischen „leise Sprache, die man lauter haben möchte“ zu „das hier ist schon Rauschen oder Atmen“ gut trifft mit dem Noisefloor Regler:

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allein davon hängt ab, ob der Klang nachher pumpt oder Atmer zu laut gemacht werden. Das ist dann in meinen Ohren zwar immer noch nicht „ruiniert“, aber sicherlich kein guter Klang.

Je leiser das Signal insgesamt aufgenommen wurde, und je dynamischer (laut/leise) gesprochen wurde, desto schwieriger ist hier der Punkt zu treffen. Als Faustregel kann man mitnehmen: ab besten funktioniert der Dynamics 2, wenn das Eingangssignal um die -23 LUFS laut ist. Was ja deutlich leiser ist als unser Ziel von -16 LUFS, aber eben nicht um Größenordnungen.

Schauen wir mal diese Wellenform an:

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Hier wurde sehr konservativ aufgenommen, mit viel „Luft nach oben“ was dynamisches Sprechen angeht. Die Lautheit beträgt hier: -36 LUFS. Das ist nicht grundsätzlich schlecht aufgenommen, aber bei 16 Bit verschenkt man hier schon etliches an Qualität (REAPER rechnet intern mit 64 Bit, da kann man hin- und her-rechnen soviel man will und wird nie zu irgendwelchen Rundungsartefakten kommen). Dasselbe in -23 LUFS sieht so aus:

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Das ist schon deutlich zu laut aufgenommen, da entsteht clipping (Wellenform schlägt unten und oben an).
Sprich man will irgendwo um -28 bis -30 LUFS aufnehmen, dann ist die Aufnahme an sich gut und Dynamics 2 kann gut arbeiten. Wenn man zu leise aufgenommen hat (erstes Beispiel), sollte man auf der Spur einen Pre-Gain setzen, der erst mal in Richtung -28 LUFS anhebt damit man im Dynamics etwas mehr Spielraum hat.

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Hat aber in meinem Fall zugetroffen. Schlecht ausgesteuert. Pumpen oder gar als „Lautstärkenflattern“ .Clippings. Zu leise, wenn ich die Regler geändert hatte. Das klang alles unglaublich unruhig und war definitiv nicht sendefähig, egal wie häufig ichs ausprobiert habe.
Ich hab nie herausgefunden warum das ausgerechnet bei mir der Fall ist, was da vielleicht anschlägt worauf der Dynamics nicht geeicht ist, denn bei vielen Anderen funzt es ja super.
Ist mein Mikro zu empfindlich und hat dadurch Nebengeräusche, die den Dynamics triggern, weil ich nicht die Standardheadsets nutze, die vielleicht mehr Nebengeräusche wegnehmen? Oder isses halt Pech? Oder hat bislang einfach noch nie jemand das NT1A von Rode damit getestet? Dunno.

Aber Garbage In wars auf jeden Fall nicht. (Eigen-)Rauschen auch niedrig.

Wie gesagt, ich habs ein paar Mal immer wieder versucht und dann aber irgendwann nicht weiter getestet. Es lief noch nie bei mir auch mit dem alten Dynamics schon nicht und ich habs dann auch irgendwann einfach wieder per Hand gemacht weil ich dann die volle Kontrolle hatte.

Du kannst gerne mal ein paar Sekunden Raw-Audio posten/schicken, dann schaue ich mal rein. Ich probiere gerade ohnehin Edge-Cases für den Dynamics 2 um zu schauen, ob ich die Preset-Werte noch anders setzten möchte für US5

Also ich jage da auch regelmäßig NT1A->Ur22mkII rein. Außerdem auch H6 Kapsel-Audio, Dynamische Mics…
Solange nicht viel zu leise aufgenommen wurde und es einen schon auszumachenden Unterschied zwischen Signal und Noise gibt, auf -23 normalisiert wird, dann macht der Effekt Wunderwerke, die zwar auch mit Gate und Kompressor geregelt werden könnten, aber eben längst nicht so schick wie mit dem Dynamics 2. Würde mir Test-Roh-Material auch mal ansehen!

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Das mit der Lautstärke kann man ja vorher anheben. Ich nehme fast immer „zu leise“ auf. Ich nutze den einfach vorher das Loudness-Plugin, was mittlerweile ja auch ganz gut in Ultraschall auffindbar ist. Das stelle ich dann einfach auf -23 LUFS und damit funktioniert das eigentlich ganz gut.

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Deswegen "zu" leise. Ab einem gewissen Punkt kommt dann beim Anheben so viel Noise mit hoch, dass es nicht mehr gut abtrennbar ist. (Zumindest solange 32 bit float noch nicht Standard ist)
Mit genug Headspace aufnehmen und vor Effekten auf -23 LUFS zu normalisieren ist genau richtig und ja auch der vorgeschlagene Ultraschall-Weg :slight_smile:

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Ich weiß, ich bin late to the party, aber:

  1. Die Dynamics in Ultraschall 5 sind wirklich sehr brauchbar für den Anfang. Vor allem die Kombination aus Gate, Expander, Kompressor und Limiter ist bei vernünftig ge-EQ-tem Ausgangsmaterial sehr hörbar.

Wie habt ihr das denn hier mit dem weichen Gate gelöst? Ich frage, weil ich es gelegentlich auch „manuell“ machen muss. Für Kompression und Limiting hab ich ein wirklich sehr gutes Plug-In, das auch True Peak Limiting kann und den Sound sehr durchsetzungsfähig macht Aber mir fehlt ein weiches Gate davor, damit nicht auch Atmer, Hintergrundgeräusche, etc. auf einmal genau so deutlich hörbar mache.

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Schau mal in den FX im Ordner „Best of Breed“ da ist ein Weltklasse Noisegate drin (habe um die 20 durchgemessen).

Smooth Limiter heißt das.

Da es Open Source ist, habe ich den Limiter Code dann auch in unser AMP-LUFS Loudness Meter übernommen, darum klingt das auch alles so gut.

Aber den FX gibts wie gesagt auch allein.

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Besten Dank, Ralf.

Ich schneide gerade wieder. Bei meiner aktuellen Aufnahme fällt mir auf, dass der Limiter im Ultraschall Dynamics bei großen Dynamikausschlägen doch sehr krass die Sprache runterpumpt. (Wenn ich durch bin mit der nächsten knallvollen Woche, kann ich vielleicht mal Hörbeispiel hochladen.)

Meine urpsprüngliche Frage bezog sich ja auch den Teil „unten“, also die leisen Parts und wie sie weich rausgefiltert werden. Aber arbeitet „oben“, also an den lauten Stellen, auch der von dir beschriebene Smooth Limiter im Ultraschall Dynamics Plugin?