Studio ausrüsten

Hallo zusammen,

wenn Ihr ein komplettes Podcast-Studio ausrüsten würdet, wie würdet Ihr das angehen?
Welche Möbel, Schallmaßnahmen, Equipment wären anzuschaffen? Ich will anfangs noch gar nicht auf konkrete Produktempfehlungen hinaus, sondern nur eine Liste mit Gegenständen/Objekten, die angeschafft werden müssen.
Ich mach mal einen Anfang mit meinen Vorstellungen, ich würde mich freuen, wenn Ihr Eure Empfehlungen anfügt.

Schallschutz:

  • Basotect an Wänden/Decken
  • Vorhänge vor dem Fenster

Möbel:

  • Schreibtisch für Postproduktion
  • Tisch für die Aufnahme
  • Stühle für Teilnehmer

Aufnahmeequipment:

  • Mikrofone/Kopfhörer bzw. Headsets
  • Interface
  • Rechner
  • Kopfhörerverstärker
  • Monitorboxen für Postproduktion
  • Mikrofonständer inkl. Spinnen

Hab ich was vergessen? Erzählt mir von Euren Erfahrungen…

Danke und viele Grüße
DaFisch

Das sieht doch schon mal gut aus. An deiner Stelle würde ich überlegen, nicht alles gleichzeitig zu machen, sondern mit einem Minimalsetup anfangen und dann optimieren bzw. aufrüsten. Falls du merkst, dass du mit der Ausrichtung nicht zufrieden bist oder etwas verbessern möchtest (z.B. bin ich wie wahrscheinlich viele andere irgendwann von den HMCs zu den Beyerdynamic Headsets gewechselt). Bei den Möbeln, insbesondere den Stühlen würde ich sehr stark aufpassen, dass die geräuscharm bei Belastung sind (Stühlewippen, Tischkantenklopfen, etc…).

Ansonsten würde ich der Liste noch Kopfhörerverteiler und ein Mischpult beifügen (hängt natürlich davon ab, wie du Interface definierst)

Hi @DaFisch,

das geht mir gleich ein bisschen zu schnell. Habe schon große Studios wie das, des Berliner MusikKorps- und Starbsorchesters mit aufgebaut. Wie groß und wie klein sie am Ende sind ist egal. Wichtiger ist wie die Räumlichkeiten aufgebaut sind. Davon hängt die Nutzung ab.

Beispiel: Dein Raum ist quadratisch und in der Fläche zum Fenster hin, dann ist das, etwas anderes, wie zur Fensterkante hin. Also ob der Raum zu den Fenster hin eher breit oder schmal ist:
Das sagt etwas über den Raumklang aus und welchen Tisch du nutzen solltest (rund/quadratisch oder doch direkt Viereck). Das hat wiederum etwas mit der Raumakustik zu tun und wie die Leute sich gegenüber sitzen.

Wichtigste Punkte sind dort:

  • stehende Wellen oder für Podcaster wichtiger
  • fabry war (gegenseitiges reinsprechen / hören des Gegenübers in der eigenen Aufnahme = fehlender Abstand zum Gegenüber).
  • Hall bei zu kleinen Räumen
  • Brall bei zu wenig engen Räumen und dessen Abstand

Meine Fragen wären:

Ich würde mir erst einmal Gedanken machen, ob der Raum alleine für Podcast ausgestattet werden oder nicht auch für andere Aktivitäten genutzt werden soll/kann.

  • Form und Ausstattung des Raumes (Quadratisch, Lang/kurz … )
  • wie viele Personen sollen maximal im Raum reinpassen (Raumaufteilung, Schutz, …)
  • wie viele Personen sollen am Podcast direkt teilnehmen (Raumnutzung, Akustik, Tiefe …)

Darauf baut sich alles andere auf. Als Schutz, Equipment, Software + Hardware …
Dies musst Du zuerst beantworten sonst wird es sehr teuer.

Grüße M.C.

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Hmmm.
Interessant. Danke schonmal.
Die Raumgeometrie ist also sehr entscheidend, wenn ich Dich richtig verstehe.
Kannst Du mir Ressourcen empfehlen, die ich mir durchlesen kann?
Ich glaube in der aktuellen Freakshow erzählt @hukl was zu Raumklang. Aber ich habe das bisher immer als Orchideenthema für den gemeinen Hifi-Nerd gehalten.

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Was ich bei der Führung auf der #community:subscribe-10 beeindruckend fand:
in den Studios für die Hörspiele waren nicht nur die Wände schallschluckend verkleidet, sondern auch die Platten der Tische hatten entsprechende Einlassungen.
Aber das wäre sicher zuviel des Guten; etwas Einfaches wie https://invidio.us/watch?v=qczNxoG8s6o oder https://invidio.us/watch?v=pABvTWSxOes reicht sicher auch.

Kommt auf die Positionierung der Mikros an. Ich habe öfter mal Aufnahmen in einem kleinen, schmalen und komplett holzverkleideten Konferenzraum (keine Ahnung, was die Architekten da geritten hat). Per Ohrbügelmikrofon ist das kein Thema, aber wenn ich die eingebauten Mikros des Rekorders auf Ministativ auf dem Tisch verwenden muss, bin ich in der Echohölle. Dass die Tischplatte das Hauptproblem ist, habe ich erst gemerkt, als ich mal eine Schüssel kleingeschnittenen Salat ohne Dressing (kein Witz) unter die Mikrofonkapseln gestellt habe. Perfekte Akustik. Entscheidend sind halt die glatten Flächen, über die die Reflexionen den kürzesten Weg zum Mikro haben. Ich würde einen Stapel Handtücher auf dem Tisch ausbreiten und schauen, ob der Aufwand gerechtfertigt ist. Vielleicht braucht es dafür weniger Dämmung an der einen oder anderen Wand.

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Und zur eigentlichen Frage: Banale Dinge nicht vergessen.

  • Getränke, ohne Zischen, Klappern oder Klirren
  • Taschentücher (ausgepackt)
  • leise Möbel
  • „Achtung, Aufnahme“-Hinweis vor der Tür
  • Haarklammern, -gummis, -bänder und die Möglichkeit, Schweiß abzutupfen, sofern Headsets, Nackenbügel, etc. zum Einsatz kommen, um widerspenstige Haare von den Mikros fernzuhalten beziehungsweise das Verrutschen auf schwitziger Haut zu verhindern
  • stimmungsvolles Licht, das aber ausreicht, um die Technik zu bedienen oder gegebenenfalls Texte abzulesen
  • Ablageflächen für Checklisten, Sendepläne, Notebook, Tablet, Notizblock … einplanen

Also halt den ganzen Krempel, an den du nicht denkst, bis du Record drückst und dich dafür verfluchst, dass du nicht daran gedacht hast.

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Apropos Positionierung der Mikros - ich habe meines derzeit entweder an einem kleinen Schwanenhals auf dem Tisch stehen oder von einem Bühnenständer hängen und denke über einen Schwenkarm nach.
Wer hat da (positive wie negative) Erfahrungswerte?

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Meine negative Erfahrung mit Schwenkarm war nur der Klassiker: Wer billig kauft kauft zwei mal - einmal zu kräftig am Arm gezogen und die Tischhalterung zerstört.

Ein zweites mal hab ich noch nicht gekauft, daher kann ich noch keine empfehlung abgeben, aber das von Millenium (Thomann Eigenmarke) sieht ganz gut aus und z.B. @Marc_ScrollFlow hat es wohl schon ne weile im Einsatz für Earlybird und so :smiley:

Raum ist wichtig, n Sofa und dicke Vorhänge können aber schon viel ausmachen.

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Bevor ein Studio angeschafft wird, würde ich erst mal mit dem Podcast-Format experimentieren. Wenn sich das in ein Unterwegs-Interview-Format entwickelt, dann ist das Studio wertlos. Oder braucht es evtl. eine Bühne wegen der sich entwickelnden Live-Show, oder Platz für Video? Wieviele Leute werden es schlussendlich? Und bis das nicht geklärt ist, würde ich einfach erst mal improvisieren.

Ein aufgeräumtes Schlafzimmer mag sich zwar wegen Bett(decken) als dämpfend anpreisen, aber geschlossene Schränke und kahle Wände sind dann trotz Bett überraschend hallig. Das vollgerümpelte Arbeitszimmer (idealerweise mit wilden, unregelmäßigen Buchregalen - ggfs. Bücher unterschiedlich tief 'reindrücken!) akustisch überraschend okay. Die Küche dagegen hat mit geschossenen Schränken, Fliesen und kahlen/harten Wänden gerne Hallprobleme. Beim Wohnzimmer hängt es davon ab: mit dickem Teppich, Sofa und vollgestopft mit Bücherregalen ist da besser als moderner kahl-chique. Ein klassisches Büro (kahle Wände, Tisch, Glasfronten, sonst nix) ist auch eher so meh - außer die Firma hat gescheit in Akustikdesign investiert.

Einfach mal ausprobieren.

Ein wenig Basis-Equipment braucht’s schon: PC (und da reicht heutzutage IRGENDEINER - außer RasPi0-3, denn bei dem beißen sich die Storage/Netz/Sound-Interfaces an der einzigen internen USB2-Schnittstelle), halbwegs okaye Kopfhörer für’s Abmischen, ein Aufnahme-Dingens.

Meine ersten Podcasts habe ich vor 10 Jahren einfach “blind” mit einem Zoom H2 aus der Hand gemacht, sowohl die Interviews als auch die Moderation, und dann am PC zusammengeschnippelt.
Heute bevorzuge ich für meine Gesprächspartner und mich Nackenbügelmikros. Dann kann man recht natürlich miteinander reden, es hört sich nicht “komisch” an, und der Pegel ist ziemlich sauber. Die meisten Gäste haben keine Mikrofondiziplin, und dann sind hin- oder selbstgehaltene Mikros eher Murks, genau wie Mikros am Stativ. Außerdem ist das viel flexibler (und mobiler) einsetzbar. Und durch die nahe Mikrofonierung ist der Raum nicht ganz so wichtig wie bei einem Großmembran-Kondensator (insbesondere wenn das in 1m Entfernung auf dem Tisch steht).

Wie gesagt, es hängt viel vom Podcast-Format ab: wie viele Leute, wie mobil, wie wesentlich der Raum ist (oder wechselt), was an sonstigem Equipment gebraucht wird, oder wo der Podcast eingebettet ist (Live-YouTube? Dann braucht’s auch Video und den zugehörigen Stream-Mixdown).

Daher meine Empfehlung: erst mal mit Mobilrecorder oder Handy (die Mikros sind dort inzwischen überraschend gut geworden) das Format herausexperimentieren, und dann schrittweise aufrüsten. Jeweils das was am meisten nervt oder hindert.

Dabei dann auch auf die kleinen Dinge achten, und das optimieren (Dank an @sushifiction für die Erinnerung an “banale” Dinge). Meine Model-M Tastatur liebe ich zwar heiß und innig - aber nicht das KLACK der Space-Taste am Aufnahme-Ende. Das muss ich nämlich IMMER wegschneiden.

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