Ich bin dieser Tage über einen Artikel von Jacobsmedia (Englisch) gestolpert wie man Hilfe des Clickworker-Dienstes Amazon Mechanical Turk ein Probepublikum buchen kann.
Die Idee ist, die Aufgabe auszuschreiben für 3$ 10 Minuten Podcast zu hören und ein 300 Worte Review zu schreiben. Ich habe das dann für meinen Englischen Podcast probiert und tatsächlich in erstaunlich kurzer Zeit hervorragendes Feedback bekommen. Stellte sich dann die Frage ob das nicht auch in Deutschland möglich ist. Spoiler: Es ist möglich
Ich bin dazu auf die Clickworkerseite https://www.mylittlejob.com gegangen, habe einen Account angelegt (5 Minuten Aufwand) und habe einen Job angelegt mit folgender Beschreibung:
Hören Sie eine der Letzten 10 Folgen des Anerzählt Podcast (alle zwischen 2 und 10 Minuten lang) auf http://anerzaehlt.net und geben Sie mindestens 300 Worte konstruktives Feedback. Inkludieren Sie bitte folgende Aspekte
- Audioqualität (z.b. Klarheit, Lautstärke, Klang)
- Sprechqualität (unangenehme Angewohnheiten, deutliche Aussprache etc.)
- Thematisches Feedback zur Aufarbeitung (etwa: war die Folge klar strukturiert, ist das Thema gut besprochen…)
- Würden Sie den Podcast weiterempfehlen?
Bezahlt habe ich 3€ wobei man den Betrag selbst angeben kann. Ab einem gewissen Betrag akzeptiert halt niemand die Anfrage.
Hier ist die Antwort, die ich 20 Minuten später hatte:
Feedback zu Podcast:
„494m Längenrekord, by Dirk on August 24, 2017“
Ich habe mir den Podcast über die längste Hängebrücke der Welt
angehört und bin von der Audioqualität nicht ganz überzeugt.
Zuerst sollten Sie wissen, dass ich mir die Folge auf meinen Laptop
Boxen angehört habe, was das Hörerlebnis doch beeinflusst, aber eine
relativ realistische Szene zulässt.
Die Lautstärke der Sprecherstimme schwankt aus meiner Sicht zu oft,
wodurch des öfteren hohe Frequenzamplituden entstehen. Diese
klingen ungewohnt für das menschliche Gehör. Der Klang der Stimme
jedoch ist angenehm und lädt zum Zuhören ein. Eventuell fehlt ein
wenig Bass, um die Stimme standhafter und glaubwürdiger zu
machen. Mir ist aufgefallen, dass ab und zu einige Zischlaute zu hören
sind, was die Verständlichkeit des Gesprochenen negativ beeinflußt.
Die Melodie der Stimme finde ich ist passend für einen solchen
Podcast, da dadurch das Gesprochene lebendig wirkt und der Zuhörer
sich das Gehörte gut im Kopf vorstellen kann. Die Deutlichkeit der
Aussprache ist nicht immer perfekt und verstärkt sich negativ durch
die zuvor genannten Auffälligkeiten.
Vor allem bei starken Schwankungen innerhalb der Frequenzen des
Gesprochenen, nimmt die Deutlichkeit der Sprache ab. Dieses
Phänomen ist ganz am Anfang der Folge zu hören.
Aus meiner Sicht ist die Folge gut strukturiert. Es sind wichtige und
interessante Infos zu hören, allerdings wäre es wünschenswert, dass
die Örtlichkeit besser beschrieben wird. Wo genau ist die Brücke zu
finden, wer darf sie überqueren, wer hat die Brücke gebaut, wie lange
betrug die Bauzeit, welches Material, …? Bei einer Weltrekordbrücke
gibt es sicher mehr Zahlen, die beeindrucken.
Die Musik, relativ zu Beginn der Folge, ist etwas irritierend, da kein
Bezug dazu da ist. Ebenso fängt sie unvermittelt an und hört genauso
abrupt auf. Eine leise passende „Hintergrundberieselung“ wurde mich
aber nicht stören.
Alles in allem hat mir der Podcast gefallen, und hat Lust auf mehr
gemacht, weshalb ich mir auch noch weitere Folgen auf der Seite
angehört habe. Ich würde den Podcast und auch die Seite
weiterempfehlen.
Was ich an dieser Art des „Soundchecks“ spannend fand war die Möglichkeit sich ein Testpublikum zu holen, das garantiert außerhalb der sonst direkt erreichbaren Filterblase ist. Man kann Kriterien angeben nach denen die Clickworker ausgewählt werden und statt einem 300 Worte Feedback ist auch ein Survey oder ähnliches machbar.
Außerdem ist das Feedback ja von einem anonymen Mitarbeiter der keine Beziehung zu mir hat. Das verhindert, dass jemand sein Feedback abmildert um freundlich zu sein. Ein Clickworker kann direkt sein und ggf. auch auf Dinge hinweisen, die einem selbst oder den eigenen Freunden schon gar nicht mehr auffallen…
Für mich war das nur ein kurzes Experiment. Ich habe nicht vor, dauernd Testpublikum zu buchen. Aber wenn ich das nächste Mal ein neues Format starte werde ich das evtl. gezielt nutzen um eine Außenperspektive zu erhalten.
//D