Ich habe jetzt auch einen Rødecaster, das Update auf Firmware 1.2 hat mich motiviert, das Teil mal auszuprobieren. Obwohl mein Gesamteindruck gut ist, hat das Teil ein paar nervige Einschränkungen, die in zukünftigen Versionen der Firmware noch gefixt werden sollten.
Dual Audio Driver
Der Rødecaster meldet sich via USB mit gleich zwei USB Audio Devices. Das eine ist ein 2/2 Standard Stereo Device, das andere ein 14/0 Multichannel Device. Der Grund dafür ist mir nicht ganz klar, denn obwohl es sinnvoll wäre, die Möglichkeit mehrerer virtueller Devices zu haben, um einfache Apps, die nur Stereo kennen, auf einen bestimmten Kanal zu legen, kann man hier nichts konfigurieren.
Zudem hat da Multichannel Device nur Eingabekanäle, keinen Output. Man fragt sich warum, denn wenn man nun mit einer DAW auf alle Kanäle zugreifen will UND auch via USB etwas herausspielen will, muss man ein Aggregate Device aus Stereo + Multichannel Device anlegen, was irgendwie total gaga ist.
Beim Recording via USB und SD Card sind (wie beim Zoom L-12) alle Kanäle Pre-Fader und Pre-Mute sind. Das heißt, dass immer alle Kanäle in voller Lautstärke aufgezeichnet werden und auch heruntergeregelte Mikrofone voll aufgezeichnet werden. Das ist so diese typische Mixer-Mentalität aus dem Musikbereich, die für Podcasts eigentlich Unsinn ist. Warum sollte ich was anderes Aufzeichnen, als ich abgemischt habe? Leider gibt es kein Blockschaltdiagramm (siehe Dokumentation) so dass ich meine Vermutung, dass auch Kompressor-Settings hier übergangen werden nicht belegen kann.
SD-Karte
Man kann zwar auf SD aufzeichnen, aber es gibt keinen Reader-Modus. Um die Daten auszulesen, muss man also die SD-Karte herausnehmen und noch mal in einen Reader einlegen, um die Daten zu übernehmen (der Zoom L-12 kann auch als SD-Kartenleser via USB fungieren).
Die Spuren werden in WAV aufgezeichnet. Immerhin mit recht “modernem” Multitrack-WAV, so dass man alle Spuren in einer Datei hat. Hier sind aber immer alle 13 Spuren des Systems enthalten (da man das nicht auswählen kann) und die Spuren sind im WAV nicht bezeichnet.
Mit der Begleitsoftware auf dem Mac kann man sich dann die WAV-Datei in Einzel-WAVs splitten lassen, die dann auch benannt sind. So richtig begeistern tut mich das nicht, allerdings gibt es auch einen elkatanten Mangel an Software, die mit Multitrack-WAV umgehen kann (auch Reaper kann es nicht, Logic Pro wiederum war in der Lage die Datei beim Importieren gleich in separate Spuren aufzuteilen).
Noise Gate
Das Noise Gate ist nur zuschaltbar, nicht einstellbar und für mein Empfinden zu krass und von daher nicht wirklich zu empfehlen. Hier wäre eigentlich auch ein Expander sinnvoller als ein einfaches Gate.
Bluetooth
Über Bluetooth konnte ich zwar mit voller Qualität Audio einspielen, aber beim Durchführen von Telefongesprächen schaltete es auf gute alte POTS Qualität herunter. Wie man via Bluetooth HD Telefonie oder VoIP hinbekommen kommen soll ist mir noch schleierhaft.
Solo
Die Solo-Funktion am Mischpult ist nur Post-Fader. Damit kann man nicht in einen Kanal reinhören, den man für den Mix noch nicht freigeschaltet hat. Sicherlich kein großes Problem, an sich fehlt hier eine dedizierte Vorhörfunktion (z.B. für Telefonate).
Dokumentation
Die Dokumentation ist eine Katastrophe: es gibt keine. Dem Gerät liegt nur so ein Quick Start Mumpitz bei und auch online gibt es keine korrektes Manual. Vor allem wäre ein Blockschaltdiagramm sinnvoll, was eigentlich jeder seriöser Anbieter bereitstellen sollte (außer Focusrite, die auch total nerven in der Hinsicht).
Wünschenswertes
Außer den bereits genannten Dingen würde ich mir vor allem MIDI-Support wünschen, dann könnte man die Stellung der Fader und des Mute-Buttons in der DAW parametrisch mitführen und das ganze Pre-Fader-Recording würde wieder sinnvoll sein (das geht leider mit dem L-12 auch nicht und würde das Gerät SO viel wertvoller machen).
Die Buttons für das Einspielen von Sounds sind zwar ganz nice, aber man kann die einmal ausgelösten Sounds nicht abbrechen oder pausieren.