Moin Phil,
super dass du deine Fragen hier äußerst. Ich versuche mal, aus meiner persönlichen Perspektive auf deine unterschiedlichen Fragen zu antworten (in die natürlich auch einfließt, dass ich dieses Jahr im Orga-Team dabei bin). Um meine Perspektive noch etwas expliziter zu machen: Ich war 2016 das erste Mal dabei - damals ziemlich spontan und noch als reine Podcast-Hörerin (und Puerto Patida-Kandidatin, aber das zählt wohl nicht^^). Seitdem hat das Fieber mich gepackt - und damit meine ich sowohl das Podcast- (ich mache mittlerweile bei 3-4 verschiedenen Podcasts regelmäßig mit und bin dauernd irgendwo zu Gast) als auch das Podstock-Fieber.
Aber von vorne:
Was gibt es eigentlich beim Podstock?
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Live-Podcasts. Die Livepodcasts haben damals für mich als Neuling einen sehr großen Reiz ausgestrahlt - und tun das auch heute noch: Man kann die Menschen hinter den Stimmen kennen lernen, die einerm jede Woche aus dem eigenen Podcatcher entgegen klingen. Das ist großartig! Noch dazu denken sich die meisten Podcasterinnen für ihre Liveshows besondere Dinge aus, die auch nur mit “Optik” und “Publikum” funktionieren, nutzen die Gegebenheiten einer Livebühne und machen nicht einfach nur ihren Podcast “wie immer, nur dass eben Leute zugucken”. Diese Livepodcasts finden den ganzen Samstag über statt, von früh bis spät. Und es sind eben nicht nur “Konzerte”, sondern Podcastkolleg*innen zum Anfassen.
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Workshops. Die Workshops finden am Samstag zeitlich parallel zu den Bühnenshows statt. Es gibt also stets die Möglichkeit, zwischen “selbst irgendwo mitmachen” und “sich von der Bühne beschallen lassen” auszuwählen (oder ganz was anderes zu machen - das Gelände ist groß und landschaftlich wunderschön gelegen, es bieten sich z.B. auch viele Möglichkeiten, die mit Natur zu tun haben). Die Workshops werden von Leuten angeboten, die sich genau für das besonders interessieren oder genau das besonders gut können, was sie dort tun - und das sorgt dafür, dass es sehr unterschiedliche Sachen gibt (ich sag nur: Siebdruck, diskriminierungssensible Sprache, Podcastschnitt und -aufnahme, Lockpicking). Natürlich kann nicht jedes mögliche Interesse abgedeckt werden - aber keine Sorge: es wird dir schon nach wenigen Stunden eher wie zu viel als zu wenig Programm vorkommen, und die Entscheidung zwischen Bühnen- und Workshopslot wird dir schwer fallen. Mir geht es zumindest so.
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Podcasttisch. Der Podcasttisch ist der eher zurückgezogenere Raum für die, die die große Bühne scheuen oder meinen, ihr Format bietet sich nicht für eine Bühnenshow an - die aber trotzdem eine Podstock-Episode aufzeichnen wollen. Dort wird ebenfalls alle Technik gestellt und vorbereitet und betreut und es ist eigentlich ein Luxus: Man muss sich nur hinsetzen und kann loslegen! Viele der Podcasttisch-Ideen entstehen übrigens auch erst vor Ort.
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Netzwerk/Treffen/Community. Ehrlich gesagt ist es dieser Punkt, der mich am meisten fasziniert hat - und der sich eben so schlecht beschreiben lässt, wenn man noch nicht da war. Aber wirft man einen Blick unter die Tweets zum Hashtag #PodstockDE oder hört sich die Podstock-Recap-Podcastepisoden zum letzten Jahr (https://fyyd.de/user/sreimers/curation/podstock16/0) an, dann kriegt man zumindest einen Eindruck davon: Wer da war, ist einfach verliebt in dieses Event. Man lernt (auch als Neuling wie ich es war, die vorher fast niemanden kannte!) total schnell eine Menge toller Menschen und ihre Projekte kennen. Man merkt, dass die Podcasterinnen Menschen zum Anfassen und nicht nur Stimmen im Kopfhörer sind - und Podcasts hören sich danach einfach anders. Es gibt so eine Art ungesprochene Podstock-Regel: Niemand, dier ohne eigenen Podcast ankam, hat im nächsten Jahr nicht mindestens auch ein eigenes Podcastprojekt. Und meine Güte ja - so ist es. Auf Podstock entstehen Ideen, Kooperationen, aber auch der Mut, loszulegen. Man eignet sich Wissen an, man merkt, dass die eigene Stimme im Mikro zwar anders, aber gar nicht schlimm klingt - und dir wird vermittelt, dass jede*r etwas wichtiges zu sagen hat, dass du innerhalb der Podcastcommunity etwas wert bist, auch wenn du noch in den Anfängen stehst. Und dieses Jahr freue ich mich eben vor allem auch auf Wiedersehen mit den Menschen, auf Grillen über dem Lagerfeuer bis nachts um 4, auf gemeinsame Ideen zur Mückenbekämpfung, auf Spontaneität und Flexibilität, auf tolle Menschen, die alle in ihrer Freizeit an tollen Projekten arbeiten und viel Herz hineinstecken - das merkt man diesen Menschen einfach an!
Du fragst, wie der Community-Aspekt mit Praxis gefüllt wird. Es gibt am ersten Abend eine (Wieder-)Kennenlern-Runde, am letzten Vormittag einen gemeinsamen Brunch, an dem sich alle austauschen; es gibt HörerInnentreffen am Samstag; es gibt Bühnen- und Workshopkooperationen von Menschen aus verschiedenen Podcasts, die das erste Mal was zusammen machen; es gibt Gespräche, aus denen sich plötzlich ein neues Podcastprojekt ergibt - und die PodcastpatInnen sind auch vor Ort und können dabei helfen, sich in der Community und mit einem Podcast-Projekt noch wohler und besser aufgehoben zu fühlen. Der Rest in dieser Community funktioniert nicht institutionalisiert - es passiert einfach. Glaub mir.
Barcamp?
Der Barcampcharakter (ja uns ist bewusst, dass wir uns für ein echtes Barcamp nicht an alle Regeln dazu halten^^) zeigt sich vor allem an 2 Dingen: 1. Wir haben niemanden für Workshops “angefragt”. Alles wird von den Teilnehmenden selbst nach ihren Interessen und Fähigkeiten eingebracht. Auch du kannst etwas anbieten, wenn du möchtest! 2. Natürlich entwickeln sich auch noch Dinge vor Ort. Nicht alle Timeslots für die Workshops sind gefüllt, es gibt noch andere Räume, die sich spontan bespielen lassen - kurz: Was immer an Sessions vor Ort entsteht, wird irgendwie einen Raum im Programm finden.
Nicht umsonst heißt es im Titel: Podcasts - Festival - Barcamp (und vielleicht könnte man noch Hörerinnentreffen hinzunehmen) - Barcamp ist nur eine Facette davon. Podstock lässt sich als Event eben nicht so gut in ein Wort zusammenfassen. Das macht die Außenwirksamkeit, wie du es nennst, schwierig. Aber ist nicht die Tatsache, dass fast jeder di*er dort war, wiederkommt und neue Menschen mitbringt, eigentlich die besten Außenwirksamkeit?
Apropos: Stichwort Außenwirksamkeit
Ich weiß nicht, ob du die alte Podstock-Website kennst. Ich persönlich finde die neue, die wir seit diesem Jahr nutzen, sehr viel willkommen heißender, übersichtlicher und informierender - und das Feedback haben wir bisher auch so von außen bekommen. Aber klar, man kann immer was besser machen. Was genau fehlt dir denn auf der Website - welche Infos bräuchte es in deinen Augen noch, um Neulingen besser klar zu machen, um was für ein Event es da eigentlich geht? Lass dir auch hier kurz was zur Genese sagen: Wir waren froh, auf die Schnelle überhaupt eine neue Website anbieten zu können. Die Texte sind zum Beispiel in einer nächtlichen Kreativschicht mit viel Kaffee entstanden , das neue Corporate Design musste umgesetzt werden, niemand sollte mit Infos überschüttet werden, usw.
Auch Außenwirksamkeit: Ich zum Bespiel habe mich dieses Jahr des Twitter-Accounts (https://twitter.com/podstockde) angenommen und hoffe, dort transparent alle aktuellen Entwicklungen mitzuteilen und auf alle Anfragen möglichst schnell zu reagieren. Sebastian erzählt in jedem Sendegarten in einem Podstock-Block von den neuesten Entwicklungen. Wir sammeln alle uns bekannten Podcast-Episoden, in denen es um Podstock-Vorbereitungen geht, in einer Fydd.de-Kuration (https://fyyd.de/user/Podstock/curation/podstock2017vorher/0) und teilen sie regelmäßig auf Twitter. Wir haben eine große Liste angelegt (https://docs.google.com/spreadsheets/d/1JyRVf0uz906ORsyWya0KcZ5IWphPrx5BR7kVUTXpaxc/edit#gid=0), in der sich alle Teilnehmenden eintragen können - sodass der Vernetzungsaspekt schon im frühen Frühjahr losgehen konnte. Sag uns doch, was für Maßahmen du dir noch wünschen würdest - und wir schauen, was wir davon mit unseren Kapazitäten umsetzen können.
Zuletzt: Ehrenamt
Wir alle im Orga-Team machen das mit dem Podstock ehrenamtlich. Wir sind alle keine Expertinnen auf unseren Gebieten, und wir machen das dieses Jahr das erste Mal, da wir die Orga von Branko, der das in den letzten Jahren großartig gemacht hat, übernommen haben. Wir - und ganz besonders Sebastian - stecken da alle ziemlich viele persönliche Ressourcen und Herzblut rein, weil wir dieses Event sehr mögen und einfach nicht wollten, dass es das dieses Jahr plötzlich nicht mehr gibt. Und neben uns gibt es ja auch noch die etlichen Helferinnen, die sich auf dem Event um Technik kümmern, kochen, Fahrdienste übernehmen usw. - niemand der Beteiligten an diesem Event bekommt Geld dafür.
Aufgrund unserer Neuheit in dieser Aufgabe sind wir natürlich für jedes Feedback dankbar, dass uns dabei hilft, Dinge noch besser und vielleicht auch “außenwirksamer” zu machen. Daher bin ich dir für diesen Kommentar dankbar und hoffe, dass ich dir ein bisschen klarer machen konnte, was für mich den Reiz an Podstock ausmacht. Melde dich, wenn noch Fragen offen sind! (sind sie ja bestimmt^^)
Viele Grüße,
Becci