So, ich bringe noch mal drei Argumente hier rein, zu denen ich gerne mal eine Gegenposition hören würde:
###1. Metadaten sind frei, und das ist auch gut so
Wir haben dieses Thema in der Bibliothekswelt zig mal rauf und runter diskutiert - mittlerweile gibt es da zum Glück einen breiten Konsens: die Metadaten, auch von geschützten Werken, müssen frei sein. Wenn also ein Werk CC NC ist, so bezieht sich das auf den Content, nicht auf die beschreibenden Metadaten - Titel, Autor, Cover. Diese Metadaten sind immer CC0 oder besser gleich public domain. Wenn man sich daran nicht hält, landet man sehr, sehr schnell im Tal des Schmerzes. Beispiel: ich muss dafür Sorge tragen, dass ich keinesfalls in der Wikipedia erwähnt werde - denn davon gibt es “kommerzielle” Druckdienste, die das als Print-On-Demand anbieten. Man kann das alles sehr schön an der Europeana (Europäische Digitale Bibliothek) nachvollziehen: http://pro.europeana.eu/page/creative-commons-zero-public-domain-dedication
Im konkreten Fall bedeutet dies: wenn ein Podcast unter CC NC steht, so gilt dies für den Audio-Bereich. Dieser soll nicht - womöglich zerstückelt - irgendwo auf CD gebrannt (sic) werden oder in einem Bohlen-Song resamplet oder was auch immer werden. Aber die Metadaten - die ich auch noch als RSS-Feed ohne Authentifizierung in die Welt hinaus schreie - die sollten public domain sein.
###2. Nach der Logik: dann auch raus aus den Clients
Jetzt nehmen wir mal an, aus welchen Gründen auch immer würde man sich - entgegen aller Vernunft aus 1. - auf die Position stellen, auch die Metadaten eines Podcasts seien CC NC. Dann muss man doch aber direkt uns als allererstes dafür sorgen, dass sämtliche kommerzielle Podcast-Clients (was so ziemlich fast alle sind) auffordern, den Podcast aus deren Verzeichnis zu nehmen? Denn, das ist doch hoffentlich klar: es werden hier exakt dieselben Metadaten verwendet, inklusive der Bilder. Es wird (fast) bitidentisch derselbe Audio-Kontent abgespielt. Es gibt nicht den allergeringsten Unterschied. M.E. ist eine Herangehensweise “ich suche mir aus, in welchen Clients ich gespielt werden will” nicht wirklich praktikabel. Der Feed ist da, und die Metadaten werden genutzt.
###3. Das Signal für das Ökosystem
Aus 2. folgt für mich im ganz konkreten Fall: es konnte überhaupt nur desshalb zu der Situation kommen, weil es derzeit nur exakt einen einzigen Player für die Streams gibt. Gäbe es schon 20 oder 30 - die alle die freie(!) API nutzen und dieselben freien (!) Metadaten aus dem RSS-Feed, wäre hier vermutlich niemand auf den Gedanken gekommen, nun Änderungen für genau einen Client vorzuschlagen. Nun ist das aber passiert, und @sreimers sitzt jetzt ganz konkret daran, das alles auf Opt-In umzustellen. Wie ich oben schon schrieb: die schlechteste aller Möglichkeiten. Es ist sein gutes Recht das zu machen, denn er trägt im Zweifel die Risiken wenn er verklagt wird. Konkret bedeutet das aber: die Podcast-Welt wird wieder ein Stück komplizierter. Es ist eben nicht mehr 1Klick. Wollen wir denn - der Logik aus 2. folgend - dann jetzt konsequenter Weise auch Opt-In für Podcast-Clients haben? Ernsthaft?
Alternative App-Entwickler werden sich gut überlegen, ob sie noch Zeit und Mühen investieren wenn potentiell gleich die Abmahnanwälte bereit stehen. Ja, ist im aktuellen Fall nicht so gewesen, aber dasselbe Ergebnis ist da: Sebastian ist getriggert und geht auf Nummer sicher, und das aufgrund eines wie ich finde (siehe 1. und 2.) am ehesten als “Missverständnis” zu verstehenden Situation.
Ich finde das sehr, sehr schade und ein eher abschreckendes Signal in die Szene.