Die Idee mit dem Podcastpreis ist schon so oft diskutiert worden, aber ich bin mit den genannten Realisierungen bisher nie warm geworden. Ich sehe noch immer mehr negative, als positive Effekte und will versuchen, das zu erklären:
Grundsätzlich sehe ich zwei mögliche Ziele einer Preisvergabe aus der Community heraus:
(1) Erzeugung einer medialen Wirkung nach außen, als Werbung für das “Podcastland”.
(2) Eine nach innen gerichtete Auszeichnung zur Förderung der Community (Nachwuchspreis etc.)
Für Fall (1) wäre es sogar möglich, eine symbolische Preisverleihung zu inszenieren. Eine mehr oder weniger freihändige Preisvergabe wäre zwar streng genommen unfair, aber vielleicht sogar zu rechtfertigen, da der/die Empfänger/in damit quasi das Amt eines/r Botschafters/in übernimmt (“Gurkenkönigin”) und damit auch die Aufgabe, als mediale Zielscheibe zu wirken. (Das ist aber ein harter Job und man muss das wollen! - Ich will das nicht.)
Wenn diese symbolische oder werbliche Wirkung nicht im Vordergrund steht, sondern - wie im Fall (2) - eine ernsthafte inhaltliche Auseinandersetzung mit den Podcastangeboten gewollt ist, dann geht das in meinem Verständnis nicht ohne eine sinnvolle Kategorisierung. Wir alle loben die Vielfalt der Podcastlandschaft. Die müsste sich auch in der Preisvergabe irgendwie widerspiegeln. Und dafür bräuchte es Kriterien. Die Diskussion darüber ist jedoch schwierig. Es fängt schon damit an, dass alle paar Tage ein neues Format entsteht. Aber selbst wenn das geschafft wäre, müsste ein Auswahlverfahren gefunden werden, das allen Podcastenden zumindest einmal faire und gleiche Startchancen gewährt. Es bräuchte eine Jury, deren Urteil von einer Mehrheit der Community mitgetragen wird. Das ganze Prozedere braucht Transparenz und Nachvollziehbarkeit, sonst wird es keine Akzeptanz bekommen. (Mag sein, ich sehe das zu negativ. Aber ich glaube, unser geliebtes und gehegtes Podcastland kann auch leicht ein Haifischbecken werden. Wir sind alle nur Menschen und fühlen uns doch manchmal sehr leicht auf den Schlips getreten.) Und ein Preis von Podcastenden für Podcastende, den die Podcastenden nicht ernst nehmen, bleibt völlig ohne Wirkung. Wozu soll das gut sein? Ich wittere Zwietracht und Ärger. Und aller Feenstaub der Welt wäre nötig, da dagegen zu halten.
Wie gesagt, sehe ich das möglicherweise zu negativ. @Thorsten_Runte sieht es positiver und hat hat eine pragmatische Herangehensweise gewählt. “Versuch macht klug!” Er will nicht theoretisieren, sondern durch praktisches Beispiel ausprobieren, wie es funktionieren kann. Ich finde den Ansatz grundsätzlich unterstützenswert und bewundere seinen Tatendrang und seine Hartnäckigkeit. Allen, die Lust auf Teilnahme an diesem Experiment haben, will ich nicht im Wege stehen. Mit meiner inneren Distanz zu dem Unterfangen (und ich hoffe, das vermittelt zu haben) möchte ich mich daran aber nicht beteiligen. “Teilnehmende Beobachtung” ist zwar der letzte Schrei der Forschung, aber dafür bin ich hier nicht gemacht. Ich mag mir das ganze lieber aus der Ferne anschauen. Mit neutralem Abstand. Sicher aber ist: ich freue mich von Herzen mit allen, denen der Preis schon jetzt etwas bedeutet. Und noch mehr am Abend der Preisvergabe. Ja, ich werde applaudieren, logo! Nur kann ich mir nicht vorstellen, dabei ggf. selber auf der Bühne zu stehen. Das passt einfach nicht zusammen.
Mit meiner distanzierten Haltung spreche ich hier zuallererst einmal nur für mich. Meine KollegInnen aus dem Sendegarten haben mich jedoch gewähren lassen. Sie tragen die Entscheidung mit. (Lieben Dank Euch für das damit ausgedrückte Vertrauen!)