Podcast per Push-to-Talk, bzw. Noise-Gate

Inzwischen gibt es ja eine Reihe von Monolog-Podcasts. Ganz praktische Frage: Wie ließe sich am besten ein Push-To-Talk-Podcast aufnehmen? In kleinen Aufnahmegeräten gibt es die Funktion (so kenne ich es von meinen Olympus-Geräten), auf eine gewisse Signalstärke zu warten, aufzunehmen, und die Stille automatisiert zu pausieren. So möchte ich im Grunde meinen Podcast aufnehmen, allerdings direkt im Computer. Wenn ich spreche soll die Aufnahme laufen, wenn ich schweige soll sie pausieren.

Meine bisherige Lösung: Ich habe einen globalen Shortcut für mein Aufnahmeprogramm (Vegas Pro 16, eigentlich für Videos, aber egal) und drücke meine Tasten für Start und Stopp des nächsten Podcast-Häppchens. Aber eigentlich will ich auch auf diesen Tastendruck noch verzichten…

Wenn ihr damit Erfahrung habt, lasst es mich wissen.

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Erfahrungen keine. Aber es gibt die Funktionalität in Applikationen für Menschen, die im Schlaf sprechen (Somniloquie). Stichwort: sleep talk recorder

@friiyo Hi, ich bin mir nicht sicher was Du damit möchtest, bzw. was dein eigentliches Ziel ist?

Also Push-to-Talk ist eigentlich eine Radio-Situation. Weniger Podcast.
(Ich habe das jedoch auch mit in meinen MIDI-Controller UltraTouch V.6 gebastelt. Wenn alles klappt, stelle ich den nächstes Jahr mal vor.) Push-to-Talk bedeutet jedoch, dass jemand/Du einen Button gedrückt hält und auch nur so lange sprechen kannst, wie Du diesen gedrückt lässt.

Noise-Gate: (Noise=Rauschen, Zottern, Flattern; Gate=Tora, Tor, Tür, Verschließen, Zuschlagen, Entrücken). Dies hat eigentlich mit dem, was Du wünschst nichts direkt zu tun. Noise-Gate ist eben eine Rauschunterdrückung, die ab einer selbst festgelegten Lautheit (Unterschwelle) alle Signale darüber abriegelt. Dies gilt jedoch nicht während Du sprichst. Grundlegend ist es nichts weiter als eine Y-Korrektur mit Knee Funktion - also in jedem guten Kompressor vorhanden.

Hier könntest Du ansetzen. Ich habe aber verstanden, dass Du die Aufnahme stoppen möchtest, wenn Du nicht sprichst? Eigentlich sollte das mit ein wenig Lua-Code möglich sein (Ultraschall + Reaper). Jedoch verstehe ich nicht ganz warum Du solch einen Ansatz fahren möchtest? Er nimmt dir die komplette Kontrolle und braucht deutlich länger am Ende (Erfahrungsgemäß solltest Du Automationen erst im Nachgang anwenden -> weniger ist besser!).

Auch sehe ich weitere Punkte die hier einfallen können (aber nicht müssen):

1.) Wenn Du Stück-für-Stück aufzeichnest jedoch zu kurze “Happen” machst, geht der Flow und die Dynamik deiner Sätze kaputt und es hört sich sehr unrealistisch an. Des weiteren, geht deine normale Atmung in den Keller und das hört man sehr stark heraus. Mal zu leise dann Abrupt laut (Ansatz der Atmung).

2.) Auch Redest Du ohne Pausen, da Du zusätzlich keine “normale” Atmung mehr hast (Einatmen tust Du ja im Schnitt/Stopp/Pause).

3.) Ein weiteres Problem sehe ich auch, in der Psychoakustischen Wahrnehmung in der Art deines eigenen Sprachtaktes:

a.) Bei dem Du selber weist was Du einsprechen möchtest/eingesprochen hast, kannst Du nicht mehr ohne Kontext zu verstehen, nachhören. Wenn Du es dir am Ende anhörst, hat sich jedoch nix daran geändert - Du kennst den Satzbau. Du kennst den Kontext auch noch nach drei Wochen und Dein Gehirn kann sich nicht mehr auf die Dynamik konzentrieren. Damit nimmst Du dir die eigene Kontrolle über das was Du eigentlich aussagen oder letztlich Produzieren möchtest.

b.) Das bedeutet also: das Du die Geschwindigkeit von Reden-Hören-Verstehen (dahinter steckt ein Takt - klingt blöd; ist aber so), selbst nicht mehr wahrnehmen kannst (kann dein Gehirn auch nicht leisten) und damit keinen natürlichen Redefluss mehr hast. Für HörerInnen daher ohne Denkpausen/Unterbrechungen sprichst.

c.) Da der Kontext aber nicht alleine von den Wörter (Sprachsyntax) abhängig ist, sondern auch durch Atmung, Dynamik, Betonung, Dialekt, Kulturverständnis, Situation und Aussprache […] abhängig ist; stiftest Du damit mehr Verwirrung und klingst Obendrein wie ein Märchenerzähler.

d.) Für Leute die deine Sendung nicht kennen und zum ersten mal hören, springen bei so etwas, meist sehr viele HörerInnen ab. Da Du ein Wasserfall-Gespräch erzeugst, bei dem Du schneller sprichst, als die Leute Dir folgen (mitdenken) können. Das ist Kognitiv sehr anstrengend - auf kurz oder lang. Deshalb wird Sprache meist im Radio kurz gehalten und danach viel Gedüdel (wenn Sprache, dann Grinsebacken-Gespräche - bei dem das Grinsen zu hören ist).

Vielleicht können wir da was in Reaper basteln, da hat vielleicht @rstockm ne Idee?

Grüße M.C.

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Ich will einen Monolog-Podcast aufnehmen, der automatisch die Aufnahme pausiert, wenn ich nichts sage (sondern über die nächsten Worte nachdenke, was lese, etwas anderem in meinem Kopfhörer zuhöre).

Noise-Gate heißt einfach Signal-Tor. Auf der einen Seite des Tors gibt es ein Signal, das will ich aufnehmen, auf der anderen Seite des Tors ist Stille, die will ich nicht aufnehmen.

Beispielaufnahme: https://stefanschulz.com/talkradio/hundert-aber-nicht-alt/ Die ist 47 Minuten lang und besteht aus 271 einzeln Aufnahmeschnipseln.

(Die ganzen Einwände zur Kultur des Sprechens, Atmens, zum Satzbau und der psychoakustischen Wahrnehmung sind mir tatsächlich ziemlich egal, ich will einfach eine Aufnahme die hinhaut, mit viel Raum zum Nachdenken während der Aufnahme und gänzlich ohne Postproduction.)

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Ich habe vor nächste Woche mit der Automatisierung in Reaper zu spielen und habe ein ganz ähnliches Szenario, dass ich mir anschauen will. Ich melde mich :slight_smile:

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Vielleicht brauchst du dazu gar keine Editingsoftware. Es gibt im Radiobereich automatische Recorder, die genau das machen können (aber sonst nicht viel mehr) - aber ist eher nicht für Privatpersonen gedacht. Ich hab mal gegoogelt und das hier gefunden: http://www.snooper.se, kann aber nicht sagen wie gut das ist. Du brauchst aber definitiv ein ständig laufendes Pre-Recording vorne dran (die Aufzeichnung startet, wenn eine gewisse Lautstärke für einen definierten Zeitraum überschritten wurde und muss dann natürlich den “fehlenden” Teil noch vorne drankleben. Und dann musst du natürlich noch definieren, ab wieviel Stille die Aufnahme unterbrochen wird.

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Hm, sieht so aus als ob Reaper diese Funktion bereits hat. “Saving Live Output to Disk” hat die Option “Don’t save when below” und man kann einen Lautstärkebereich für die Aktivierung angeben. (Abschnitt 21.10 laut Handbuch Version 5.961.)

Keine wirkliche Spracherkennung natürlich. Wer ungeschickt ist, muss im Zweifelsfall also nachbearbeiten.

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Oder Du hast ein Pult mit Faderstart, das es Dir ermöglicht, immer dann etwas aufzunehmen wenn Du Dein Mikrofon aufziehst. Ist jetzt auch nicht gerade für den Hobbymarkt gebaut, aber immerhin kannst Du damit dann auch eine schicke On Air-Beleuchtung für Dein Heimstudio realisieren.

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Als Freie Software-Lösung, bei Audacity gibt es auch “sound activated recording”. Hier in diesem Videotutorial demonstriert. Ist in der Wiedergabe nicht so überzeugend, aber es wird auch darauf verwiesen, dass es Feinjustierung benötigt.

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Bäm! Keine Programmierung notwendig! @friiyo: Lass mal hören wie gut das für Dich funktioniert.
//D

thx, @toaem, das Video verspricht viel. Ich werde von meinem Test berichten. :wink:

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(hab erst jetzt gesehen dass @toaem schon darüber geschrieben hat. zwecks ausführlichkeit trotzdem noch folgendes:

in reaper: action mit dem shortcut cmd+alt+b in macOS
heisst "Save live output to disk"
erzeugt wird datei im hintergrund mit dem live output eines projekts (mono oder stereo), und man kann einstellen, wie lange es unter welchem pegel bleiben muss, damit die aufnahme automatisch pausiert. --> zeichnet pausen (pegel unter x) ab einer länge von y sekunden nicht auf und fängt wieder an, wenns weiter geht.

geschrieben wird alles in eine wav, flac, whatever datei mit einem beliebigen wählbaren titel.

hab ich nur mal eben ausprobiert. keine ahnung, ob es den anforderungen für dein minimales setting gerecht wird. 45

der nachteil ist, dass es glaube ich nicht für mehrere spuren geht, sondern nur für den live output eben, vermute einfach den masteroutput, und dass man die aufnahme nicht sieht, während man aufnimmt… alles was zu sehen ist, ist ein kleiner timer, der oben mitläuft:
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wie gesagt, keinen plan, ob das schon ist, was du wolltest, aber hey: mit ultraschall ist immer cooler :slight_smile:

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Hmm, wie muss ich mir das in der Praxis vorstellen? Wenn Du ne Stunde aufnimmst, müsstest Du ne Stunde den “Entmute”-Button drücken, oder?

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