Persönlichkeitsrechte Dritter - Podcast Interviews

Das Problem ist, dass die Spielregeln mitten im Spiel geändert werden.
Wenn ich ein Interview für einen Podcast mache, dann ist ja zunächst mal davon auszugehen, dass ich den Inhalt danach als Teil meiner inhaltlichen Arbeit eingliedern und ohne Einschränkung vorhalten kann. Dass das veröffentlicht wird weiß der Interviewteilnehmer genauso wie der Interviewer und in der Regel hat der Podcaster auch deutlich mehr Arbeit damit als der Gesprächspartner (Terminfindung, Interviewführung, Editing, Veröffentlichung etc.).

Wenn nun plötzlich eine Depublikation verlangt wird, dann muss ich in Kauf nehmen, dass mein Podcast plötzlich Lücken hat und die investierte Arbeit ist erst mal verpufft. Wenn es ein Format mit Sponsorship oder Werbung ist, dann ergibt sich daraus evtl. sogar eine finanzielle Lücke, wenn der Beitrag in Google gerankt ist, dann laufen plötzlich Suchanfragen ins Leere etc.

Ob man das ggf. trotzdem aus Respekt macht steht auf einem anderen Blatt, aber ärgerlich ist es allemal.

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Es ist ja nicht so, dass ich die Produzentensicht nicht verstehe, auch wenn ich das jetzt nicht extra betont habe.

Natürlich platzt da gewissermaßen der Deal. Aber dass damit die Arbeit für die Katz war, sehe ich nicht, nach so langer Zeit. Außerdem geht da ja nicht das gesamte Lebenswerk über die Wupper.

Ob der Schmerz über die Lücke im Podcast und die möglicherweise entgangenen Werbeeinnahmen das Persönlichkeitsrecht überwiegen, kann ich nicht beurteilen.

Beim Vergleich zum Amateur-Fotografen kann ich nur sagen, das dieser sicher keine Diskussionen über den Zaun brechen würde, wenn eines seiner Models nicht mehr auf seiner Website zu sehen sein möchte. Deal hin oder her.

Ich dachte bislang, beim Amateur-Podcast geht es vor allem um Menschen (Podcaster) für Menschen (Hörer) und nicht um Profit (Verlust an Werbeeinnahmen) und Eitelkeiten (mein Lebenswerk hat eine Lücke). Sorry, wenn ich das so harsch formuliere, aber so kommt es mir hier vor.

In meiner Welt gebührt einem Nein auch ein gewisser Respekt, ohne dem Gegebüber Rechtfertigungen abzuverlangen.

Sorry, mich triggert deine manipulative Art zu schreiben.

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Inwiefern manipulativ?

Ich möchte kurz mal dafür werben den Ball flach zu halten. Text ist ein Medium mit viel Interpretationsspielraum und ohne Nuancen. Ich glaube nicht, dass @Tekl absichtlich manipulativ war…

Im Grunde läuft es auf einen Werte- und Interessenkonflikt hinaus.

Ich sympathisiere dabei mit @Valerie weil eben auch sie Respekt verdient hat. Eine einmal gegebene Einwilligung zurückzuziehen ist bei einem gemeinsamen Projekt wie einem Podcast eben auch respektlos ihrer Arbeit gegenüber und angesichts der Art des Formats (bei dem es sich ja nicht gerade um eine Lebensbeichte handelt o.ä.) könnte man jetzt auch mal sagen “Pech gehabt” ohne gleich mit Persönlichkeitsrechten und “Nein heißt nein” zu wedeln.

Wenn Du heute ein Interview in einer Zeitung gibst kannst Du nachträglich auch nicht verlangen, dass die Magazine vom Markt genommen werden. Das ist nun mal Teil der Abmachung.

Du, @Tekl, hattest ja gefragt was so schlimm daran und diskussionswürdig ist und genau dieser Aspekt ist meiner Meinung nach der Punkt um den es hier geht. Valerie kam ja dem Wunsch nach, aber trotzdem darf ja mal darüber diskutiert werden ob man das eigentlich muss und wie sich andere dabei fühlen. Ich würde an ihrer Stelle genauso verfahren. Ich wäre sauer, würde aber dem Wunsch letztlich nachkommen sofern ich freundlich gebeten werde. Hier geht es nicht um ein Grundrecht sondern um ein gemeinsames Projekt bei dem eine Seite aus der getroffenen Absprache aussteigt. Das mag man jetzt trotzdem respektieren, aber das ist dann freiwillig und nichts was man einfordern kann.

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Danke, Dirk. In der Tat war mir nicht klar, dass meine Ausführungen als Manipulation empfunden werden können, deshalb auch die Rückfrage. Deine Verkürzung auf “Nein heißt Nein” hat mir da die Augen geöffnet.

Ja, den Wertekonflikt sehe ich auch und deshalb ziehe ich mich mit folgender Meinung aus der Diskussion zurück:

Ich halte Valeries Podcast nicht für gefährdet, wenn vereinzelt Gesprächspartner einen Rückzieher machen dürfen.

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Weil es mich getriggert hat, habe ich nicht mehr geschrieben, als das es mich triggert, weil ich die Schreibe manipulativ gelesen habe. Meine Art den Ball flach zu halten und keinen “Rant” rauszuhauen.

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Vielen Dank für diese lehrreiche Diskussion! Ich hatte nicht damit gerechnet, das meine einfache Frage eine derartige, teilweise hitzige, Diskussion auslöst. Gewünscht hatte ich mir Ergänzungen oder Erklärungen der Rechtsfragen. Die habe ich auch erhalten.

Es ist für mich selbstverständlich die Rechte von anderen zu respektieren und wie in meinem Beitrag erwähnt, dem Wunsch von Löschung nachzukommen. Da es mir zum ersten Mal passiert ist (und ich gehe davon aus, dass es nicht all zu häufig vorkommen wird) hatte ich mich an die erfahrenen Podaster hier gewandt.

Als Kommunikatorin finde ich die Diskussion zudem sehr spannend, weil sie erneut zeigt, dass eine Nachricht auf unterschiedliche Weise verstanden oder interpretiert werden kann. Je nachdem wie der Empfänger sie verstehen will.

98 Prozent haben meine Frage so verstanden, wie ich sie meinte. Die restlichen 2 Prozent wollten – und so interpretiere ich deren Beiträge – mich nicht verstehen.

Ich freue mich schon auf weiteren Austausch und gebe noch ein Ergebnis der Recherche eines Freunds weiter:

https://www.djv.de/startseite/info/themen-wissen/djv-lexikon/a/djv-lexikon-autorisierung.html

Liebe Grüße und bis bald
Valerie

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Auch interessant:

Wird vor einem Interview nicht eine solche Vereinbarung (Interviewvertrag z.B. inkl. Autorisierungsvorbehalt) getroffen, gehen die Gerichte davon aus, dass der Interviewte stillschweigend in die Veröffentlichung eingewilligt hat, zumindest dann, wenn er wusste, dass es zu einer Veröffentlichung kommt und das Interview unverändert veröffentlicht wird (LG Köln, 28 O 134/89).
Quelle: https://ggr-law.com/persoenlichkeitsrecht/faq/autorisierung-von-interviews-was-gibt-es-zu-beachten/

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