Neues Setup für laute Wohnung

Moin :slight_smile:
Ich bin vor kurzem umgezogen und habe jetzt das Problem, dass die Wohnung ziemlich alt und akustisch schlecht isoliert ist. Bei Autos gehts noch, aber wenn die Straßenbahn vorbei fährt, wackelt das ganze Haus, was bei meinem momentanen Setup etwas schwierig ist.
Momentan nutze ich ein Rode M3 an einem Zoom H6. Jetzt bin ich unsicher, was die sinnvollste Änderung am Setup ist. Meine Ideen sind bis jetzt:

  1. Auf ein Mikro umsteigen, das nicht so empfindlich für Außengeräusche ist (vermutlich ein dynamisches?), welches an einer Spinne hängt, um es möglichst vom Raum zu entkoppeln.
    Oder
  2. Auf ein Headset umsteigen und hoffen, dass das Mikro durch meinen Körper nicht mehr viel von der Vibration mitbekommt. Und auch hier natürlich ein Mikro, das nicht so viel Umgebung mitnimmt

Ich tendiere zu 1, weil ich gerne vor dem Mikro „spiele“, wobei ich nicht weiß, wie weit das funktioniert, wenn es eher auf Nahbesprechung ausgelegt ist. Also ich mache auch mal Impro vorm Mikro, lasse mich davor fallen, stecke den Kopf in eine Wasserschüssel, um Geräusche zu erzeugen, als würde ich ertrinken, etc., was ich ungern im Nachhinein reinschneiden würde.
Bei 2 hab ich natürlich das Beyerdynamic DT-297 im Auge, weiß aber nicht, wie weit das Nebengeräusche mitnimmt. Hier fällt das „spielen“ weitestgehend eh weg, also wäre es da glaube ich besser, wenn das möglichst wenig von Außen mitnimmt. Außerdem bin ich nicht wirklich Headset-erfahren, bin also unsicher, wieweit ich da komische Geräusche durch schnauben etc produziere, die wieder rausgeschnitten werden müssen.

Vielleicht hat ja jemand Erfahrungen oder noch weitere Ideen :slight_smile:

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Hallo,
ich hole schon mal Popcorn :popcorn:, weil das bestimmt eine spannende Diskussion wird.

Grüße

Gero

PS
Ich bin für die Headset Lösung, weil ich persönlich finde, dass das Setup besser reproduzierbar ist. Es sollte aber beides möglich sein.

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Es kommt drauf an.

Strassenbahnrumpeln ist tieffrequent, das wirst Du kaum loswerden. Da wirst Du Aufnahmen so takten müssen, dass Du grad nicht aufnimmst/spielst, wenn die Bahn grad vorbei fährt.
Kann natürlich den Flow stören.

Für Weiteres wirst Du mit Schallschutz arbeiten müssen.
Da ja nicht nur der Raum selbst, sondern auch dessen Hellhörigkeit eine Rolle spielt, wäre es vermutlich sinnvoll ne Aufnahmekabine zu bauen.
Das muß nicht krass sein, ein paar dickere Mollton-Matten rund um Dich dürften ne Menge abfangen. So positioniert, dass Du noch performen kannst und trotzdem der Raumschall und anderer Lärm weggeschluckt wird.

Damit kommst Du schon weit. Wenn das nicht reicht, kannst Du auch noch auf andere Mikrofone zurückgreifen aber um Schallschutz kommste, so wie es klingt, nicht herum.

Vor welchem Raum fährt die Bahn? Kannst Du eventuell auf nen Raum ausweichen der räumlich weiter entfernt ist von der Strassenbahnseite der Wohnung?

Die sausen auch schon durch die Luft. Das Mikrofon entkoppeln von Wänden und Boden macht eventuell etwas aus, aber es wird was übrig bleiben, wenn es auch so schon störend für Dich ist. Da brauchst Du einfach mehr.

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Ein Headset ist imho keine gute Lösung für dieses Problem. Das Mikrofon weiß ja nicht, was es aufnehmen soll und was nicht und die am Headset nehmen doch überraschend viel mit. Ich würde mit einem simplen SM58 anfangen, das ist sowohl halbwegs günstig, als auch wenig geräuschempfindlich.

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Die Wohnung ist klein, also die fährt vor jedem Raum :slight_smile: Weils so klein ist, sind auch Schallschutz-aufbauten schwierig. Deswegen wollte ich’s erstmal mit Entkopplung und passendem Mikro versuchen. Muss ja auch nicht perfekt klingen :slight_smile: wenn ich dann noch nicht zufrieden bin, muss ich mir halt noch was überlegen :see_no_evil:

Hatte ich befürchtet :see_no_evil: dann probier ich’s lieber mit nem neuen Einzelmikro. Hast du zufällig Erfahrung mit Spinnen zur Entkopplung? Bringen die was?

Hallo Philipp,
dass Mikro kann ja eigentlich nicht wissen, wie weit eine Schallquelle entfernt ist, es sei denn, durch den Nahbesprechungseffekt.
/Theorie=on
Der „weiß“ es auch nur dadurch, dass das entsprechende Mikro ein Druckgradientenempfänger ist und der Druckgradient im Schallfeld einer Punktschallquelle einen Frequenzgang hat, der abhängig ist von der Entfernung zur Schallquelle.
/Theorie=off
Ich hatte mal vor Hunderten von Jahren testweise ein spezielles Nahbesprechungsmikro von Crown, Suchstichwort ist „differoid“. Das war so gebaut, dass es absichtlich einen starken Nahbesprechungseffekt hatte, die starke Bassanhebung bei naher Besprechung aber mit einem entsprechenden internen Filter wieder rausentzerrt wurde. Entfernte Schallquellen haben dann diese Bassanhebung nicht bewirkt und sind daher von der Entzerrung stark abgeschwächt worden.
Nachteil: Gibt, glaube ich, nicht mehr viele Modelle neu. CM-311 habe ich als Headset noch neu gefunden, ansonsten müsstest Du also ein Gebrauchtangebot finden.
Kann sein, dass sogenannte „Noise-Cancelling Mikrofone“ etwas Ähnliches machen.
Ach so: Da Crown schon seit Längerem ebenso wie AKG zu Harman gehört, findet sich die Technologie auch bei AKG, z.B. bei dem erwähnten CM-311:
https://www.harmanaudio.com/on/demandware.static/-/Sites-masterCatalog_Harman/default/dw017262a9/pdfs/AKG_CM311_Cutsheet.pdf
In diesem Datenblatt sind auf Seite 2 auch Frequenzgänge für Nah- und Fernbesprechung dargestellt.
Haken bei der Sache:

  1. Preis
  2. Du hast nur noch sehr wenig Flexibilität bei der Mikrofonpositionierung

Viele Grüße
Dieter

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… Die Argumente sind sehr gut aber ich kannn das Headset (reproduzierbar) einstellen, dass Stimme OK und Greäusche leise.

Ich denke ohne ausprobieren wird die Lösung nicht optimal.

YMMV

Grüße

Gero

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Für Sprachaufnahmen wäre da vielleicht ein Richtmikrofon das Richtige. Aber das kann auch €€€ sein, z.B. https://www.thomann.de/de/rycote_hc_22_shotgun_microphone.htm?reload=1 Als Hyperniere nimmt das dann zwar hauptsächlich entlang einer Achse auf und somit weniger Nebengeräusche, aber das passt dann wiederum nicht so gut dazu, dass du vor dem Mikro „rumspielen“ willst. Das klingt eher nach Sachen, die du in Stereo und mit einem weiteren Winkel aufnehmen solltest.

Klar, von vornherein möglichst sauberes Audio aufnehmen ist immer am besten, aber wäre ich in deiner Situation, würde ich erstmal gucken, was aus dem bestehenden Setup rauszuholen ist - zusammen mit Filterplugins. Goyo hat mich in letzter Zeit begeistert damit, wie gut es eine*n Hauptsprecher*in vom Rest trennen kann.

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Vielleicht kam die Lautstärke der Bahn etwas übertrieben rüber. Also es ist so, dass man die schon hört, aber es ist jetzt nicht mega laut. Ich mache mir nur Sorgen wegen der Vibration (die jetzt auch kein Erdbeben ist, aber wenn man drauf achtet, merkt mans halt und mein aktuelles Mikro ist da erfahrungsgemäß etwas empfindlich), die aufs Mikro gehen kann, und fänds schön, wenn möglichst wenig von der Bahn auf die Aufnahme kommt, damit ich keinen Stress in der Postproduktion habe. Die Idee mit dem weniger empfindlichen Mikro kommt also daher, dass es einfach die leiseren Geräusche nicht so stark mitnimmt und dementsprechend weniger zu filtern ist. Also extra Nahbesprechungsmikros wären da vermutlich ein overkill.

Das ist so ziemlich der Plan, nur weiß ich, dass mein Rode M3 da schon viel mitnehmen wird. Also ich versuche möglichst wenig zu ändern, aber ein einfach etwas unempfindlicheres Mikro, damit man bei der Aufnahme nicht immer an sowas denken muss, wäre schon ganz nett.

Ich kann nächstes Wochenende mal ein SM58 ausprobieren. Zwar nicht bei mir in der Wohnung, aber immerhin kann ich das mal mit meinem jetzigen vergleichen und ein bisschen rumprobieren :slight_smile:
Wenn das gut klingt und weniger geräuschempfindlich ist, würde das schon ne Menge ausmachen, glaube ich. Und eine Spinne wollte ich sowieso mal haben, also vielleicht hat da noch jemand Erfahrung mit einem Stabmikro :slight_smile:

Na, das ist ja dann gut.

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Ich habe Spinnen immer nur für sehr empfindliche Mikrofone eingesetzt. Die Spinne dämpft ja Schwingungen des Mikrofonarms weg, die durch Stoße z.B. an die Schreibtischkante entstehen, und die sonst ein unangenehmes Geräusch erzeugen. Dafür funktionieren die Dinger richtig gut. Ob es Spinnen für das SM58 oder ähnliche Mikrofone gibt, weiß ich nicht. Und ich denke auch nicht, dass eine Spinne hilft, Straßenbahngeräusche loszuwerden. Wenn das Haus tatsächlich so sehr wackelt, dass dadurch Geräusche in deinem Mikrofon entstehen, kann aber ein dickes Polster helfen. Also ein dicker Teppich oder mehrere Handtücher, die unter deinem Stativ liegen.

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Ein Tipp noch, falls Du verschiedene Mikrofone ausprobieren willst:
Musikalienhändler/Veranstaltungstechnikanbieter bieten meist an dass man sich Mikrofone für schmales Geld ausleihen kann. Das wäre ne kostengünstige Möglichkeit mal verschiedenes auszuprobieren. Speziell dynamische Mikrofone mit Nieren oder Hypernieren-Charakteristik solltest Du testen. Da wirst Du aber Dich weniger bewegen können, weil der „Hörbereich“ des Mikrofons kleiner ist.
Bei Richtmikrofonen könnte es u. U. sogar so sein, dass Du an einem Ort mit dem Kopf bleiben musst, sonst hörts Dich schnell nicht mehr. Da gilt auszuprobieren.

Ich befürchte aber, dass Du am Ende Deine Aufnahmen rund um dem Strassenbahntakt eintakten musst. Also immer kurz warten wenn die Bahn grad vorbei cruised.
Oder Nachts aufnehmen wenn (hoffentlich) keine Bahn kommt. Könnte aber Nachbarn stören.

Ein Gutes hat es: Du kannst durch Verhalten wenigstens noch Aufnahmen machen. In meiner alten Wohnung war es mal so schlimm, dass ich fünf(!) Baustellen gleichzeitig rundrum hatte. Da war absolut gar nichts zu machen und ich musste das Podcasten ganz einstellen.

Ich nehme immer remote mit Gästen auf, das ist also schwierig. Ich probier’s erstmal mit neuem Mikro und eventuell mit Spinne und dann schau ich weiter. Mit etwas Glück fährt die Bahn ja nur vorbei, wenn der Gast redet, dann ist das schnell geschnitten :joy: und wenn ich’s auf ein Level bekomme, dass man es zwar hört, aber es nicht extrem stört, muss ich das halt irgendwie in mein Format einbinden… Straßenbahnsound in einer mittelalterlichen Fantasy-Welt zu erklären wird zwar schwierig, aber ist bestimmt irgendwie machbar :joy:

Und wenn alle Stricke reißen: Auphonics „Dynamic Noise Reduction“ hat hier schon umfallende PET-Flaschen, Kirchenglocken usw verschwinden lassen.

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„Der Magier murmelt schon wieder seltsame Beschwörungsformeln.“ oder „Was ist das?“ „Das sind TrOrks!“ „Ganz nach (Fahr-) plan…“ :joy:

Zum Beispiel. Bei mir gibt’s auch Semifanten (kleinere Elefanten die zum Transport genutzt werden). Dann haben die halt eine Semifanten-Schnellstraße gebaut und ab und zu rumpelt einer vorbei :joy:

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Ich habe damit auch schon Applaus aus Aufnahmen gefiltert. :flushed: Die Stimme klang klasse, nur die Stille zwischendrin kam dann komisch …

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Das hab ich jetzt mal gegen mein Rode M3 getestet. Zwar nicht in der Wohnung, aber wie viel Raum die so mitnehmen etc kann man ja auch so gut vergleichen. Hab da nicht wirklich nen Unterschied feststellen können, nur dass das SM58 am Zoom H6 vergleichsweise stark rauscht, aber sonst war alles sehr ähnlich. Gibt’s sonst noch Ideen für Mikros in der Preisklasse?

Hab die Woche ne Aufnahme in der Wohnung, da werde ich vermutlich mal testen können, was Auphonic damit so macht. Vielleicht ist das doch die einfachste Lösung :grin:

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Mir fällt gerade keines ein. Du möchtest nach dynamischen Mikrofonen mit Nierencharakteristik suchen. Und ich empfehle gern die Nachfrage bei Thomann. Deren Fachberater sind echt kompetent.

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