Nach Podimo (fail) ist vor Spotify (gate)

Das ist aber eine ganz andere Geschichte. YT kam auf zu einer Zeit, in der es völlig utopisch war, sowas selbst zu hosten und wenn man ehrlich ist, ist es das im Wesentlichen auch heute noch. Der Traffic ist an dieser Stelle eine gänzlich andere Nummer als bei Podcasts und wird es auch bleiben.

Ohne YT (oder irgendeine andere Plattform, gibt ja durchaus andere) wäre das mit dem Verbreiten von Videos in dieser Form nie geschehen oder hätte die Leute ruiniert.

Bei Podcasts bestand diese Gefahr so für praktisch niemanden bisher. Sicher gibt es Podcasts, deren Traffic die TBs überschreitet, aber das stellt heute eigentlich kein Problem mehr dar und für die, die es früher eins war, waren Podcast-Hoster die Lösung genau wie es heute noch eine ist.

Videohoster gab und gibt es außer den Plattformen aber nun einmal nicht und deshalb ist YT eben eine andere Geschichte was das Publishing betrifft :slight_smile: Was natürlich nicht heißt, dass mir ein dezentrales Publishing dafür nicht auch besser gefallen würde (siehe peertube etc). Nur dürfte es dafür wohl schon zu spät sein :frowning:

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Und YouTube zeigt auch ganz deutlich, wo das Problem bei Plattformen liegt: die Creators sind abhängig vom guten Willen der Plattform (oder deren Befolgen von US Gesetzen).

Die Adpocalypse auf YouTube hat deutlich gemacht, was passiert, wenn man sich darauf verlässt, dass ein zentraler Infrastrukturbetreiber einem Zugang zu seinem Publikum gibt und einen Lebensunterhalt bestreiten lässt. Gerade im Moment gibt es einen riesigen Zirkus um die Frage, was Inhalte für Kinder seien und was nicht, auch mit starken Konsequenzen für die Sichtbarkeit und Vermarktbarkeit von Inhalten, mit extrem intransparentem Verhalten von YouTube.

Spotify ist im Moment noch nicht extrem negativ aufgefallen, sitzt in Schweden und lebt nicht so sehr von Werbung wie YouTube es tut. Aber all das ändert sich schnell. Es braucht nur ein Disney, dass Spotify aufkauft und auf einmal können ganz andere Regeln durchgesetzt werden, wie zum Beispiel prüde amerikanische Regeln zu Sexualität. Wie schnell sowas geht, zeigt der Verkauf von tumblr, dass von einem Ort des “Alles kann, nichts muss” zu einer Wüste mit vorbeifliegenden Tumbleweeds wurde, weil ein extrem strenger Content-Filter über Nacht eingeschaltet wurde.

Keine Plattform ist bis jetzt ohne Probleme. Die Stärke von Podcasts ist das Fehlen einer problematischen Plattform. Spotify versucht, das zu ändern. Wenn Spotify dann irgendwann problematisch wird (und das wird es auf die ein oder andere Weise werden, weil alle Plattformen das bis jetzt wurden), dann ist man vollkommen machtlos in der Reaktion – man kann sein Publikum nicht mitnehmen. Wenn man denn überhaupt mitbekommt, dass der eigene Inhalt bspw. geblockt wird. TikTok zeigt, wie effektiv blacklisting im Algorithmus ist: für Creators fühlt es sich an, als gucken nur wenige Leute zu, tatsächlich verhindert der Algorithmus dass die Inhalte für eine größere Zahl an Menschen überhaupt auffindbar sind.

Jetzt bei Spotify mitzumachen, weil sie jetzt gerade noch nicht so richtig böse sind und einem so geile Reichweite bieten, erweist dem Podcast-Ökosystem einen Bärendienst. Wenn es alle Inhalte auch bei Spotify gibt, ist es egal, wie sehr wir den freien Zugang pflegen, kaum jemand wird diesen noch nutzen. Am Ende holt man sich die Abhängigkeit von einer Plattform in ein System, das sehr gut ohne funktioniert hat – weil man doch gerne die Reichweite will.

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youtube - oder andere dienste - als zweitverwertungsplattform zu nutzen mag ein angenehmer weg sein, mehr reichweite zu erlangen, bringt dich aber in die unangenehme situation nicht selbst verantworten zu koennen, ob etwas und fuer wen es verfuegbar ist und bleibt.

ein beispiel erlebten wir im letzten jahr, als wir eine digital survivor folge parallel in einem youtubekanal mit einigen tausend followern posteten. wegen eines (freien!) samples das im intro verwendet wird (ein russischer zahlensender, das sample gemeinfrei aus archive.org bezogen) wurden 2 stunden sendung komplett geblockt und erst sehr beharrliches protestieren und troelfhundert klicks in beschwerdeformularen spaeter war die sendung mit zwei wochen versatz auch auf youtube verfuegbar.

da gings nichtmal um den inhalt. lediglich um 24 sekunden sample im einminuetigen intro. das selbe sample hat ein rechteverwerteter musiker jahre spaeter naemlich auch verwendet und der algorithmus tat das, wofuer er da ist: patternmatching zwischen meinem zeux und geschuetzten werken.

das sind zustaende die man nicht haben will und die tatsaechlich das freie internet untergraben.

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Was mir ein aehnlich grosser Graus ist, dass man davon abhaengig ist, dass man bei Apple nicht rausfliegt, um in Podcastclients gefunden zu werden.

Auch wenn man in allen mir bekannten Podcastclients direkt die URL vom Feed eintragen kann, ist ein zentrales Verzeichnis von so einer Wichtigkeit wie es Apples Directory ist (sie hams ja auch quasi erfunden) nicht sehr recht…

Das waere auch mal einen Gedanken und eine (neu zu fuehrende) Diskussion wert, ob federated Podcast Directories nicht wuenschenswert waeren…

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Auch wenn’s nun recht Off-Topic wird (Sorry @GestrandeterPanda, ich hab da zum Kapern des Threads sicher mit beigetragen – an dieser Stelle daher explizit ein Dank an dich für deine offene und ehrliche Schilderung, finde ich mutig und sehr richtig, dass und wie du das hier wiedergegeben hast!), finde ich zur Diskussion um Plattformen und freies Internet (bzw. Web, großer Unterschied) diesen Artikel recht lesenswert: https://staltz.com/the-web-began-dying-in-2014-heres-how.html

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Solche Vorstösse gibt es bereits, und ich bin gespannt, was dabei heraus kommt:

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Cool, das kannte ich noch nicht, danke! Wollte auf dem 36c3 auf das Fediverse Meetup gehen, aber dann kam natürlich etwas dazwischen :slight_smile:

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Quelle:
https://techcrunch.com/2020/01/08/spotify-brings-streaming-ad-insertion-technology-to-podcasts/

Zitat (sinngemäß): “Heute kündigte Spotify auf der Consumer Electronics Show CES in Las Vegas “Streaming Ad Insertion” (SAI) an, die neue, proprietäre Technologie um Werbung in Podcasts einzufügen

Zitat (sinngemäß): “Die Technologie stellt Podcastern und Werbetreibenden erstmals wichtige Daten wie tatsächliche Anzeigenimpressionen, Häufigkeit, Reichweite sowie anonymisiertes Alter, Geschlecht und Gerätetyp zur Verfügung. In den vergangenen Jahren wurden Podcasts als Download von RSS-Feeds bereitgestellt, was diese Art der Datenerfassung schwierig, wenn nicht unmöglich mache

Zitat (sinngemäß): “Zum Start wird die SAI-Technologie von Spotify nur für die Original- und Exklusivshows verfügbar sein. Das liegt daran, dass Spotify diese Inhalte steuern kann und weiß, wie das Backend aussieht
[…]
die Werbung wie bei anderem modernen digitalen Marketing gezielter und datengesteuerter sind

Zitat (sinngemäß): “Die Anzahl der gestreamten Podcasts stieg im dritten Quartal 2019 gegenüber dem Vorquartal um 39%, und Spotify wirbt jetzt für mehr als 500.000 Podcasts auf seiner Plattform
[…]
Die Zahl der Menschen, die in den USA monatlich Podcasts hören, soll bis 2023 auf 106 Millionen steigen, stellt Spotify fest. Die Werbeeinnahmen für Podcasts werden sich im Jahr 2021 voraussichtlich auf über 1 Milliarde US-Dollar belaufen. Spotify gibt seine Einnahmen aus Podcasts nicht bekannt, aber im dritten Quartal 2019 stiegen die Werbeeinnahmen gegenüber dem Vorjahr um 29% auf 189 Millionen US-Dollar

Techchrunch behauptet dann noch sinngemäß “Viele Podcasts sind heutzutage eigentlich nur Audioprogramme, da sie nur den Nutzern eines Streaming-Dienstes zur Verfügung stehen - nicht dem Internet

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Früher als gedacht. Dynamische Ad-Insertion finde ich die unangenehmste Variante von Werbung in Podcasts (die ich ansonsten durchaus legitim finde), denn sie öffnet Tür und Tor für „DIESEN SAMSTAG BEI $SUPERMARKT ZWÖLF KILO HACK NUR FÜNFFÜNFUNFÜNFZIG [Airhorn] [Hupe] [Autoalarmanlage]“. Das ist der Grund, warum ich kein Radio mehr höre, und das wird der Grund, warum ich nicht anfange, bei Spotify zu hören.

(das ist übrigens auch hervorragend, um dann Podcasts, die in Ungnade fallen, zu demonetarisieren, wie es bei YouTube üblich ist. Alle werden zu Anfang auf den Werbezug aufspringen wollen, und wenn dann genug (exklusiv) da sind, können alle „Werbeunfreundlichen“ Inhalte wieder rausgeschmissen werden. Plattform-Ökonomie halt.)

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…„wirbt für“? Im Sinne von „macht Werbung für“, „macht Werbung in den Formaten von“ oder „wirbt um neue“…? verwirrt.

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Siehe Quelle. Allerdings habe ich „touts“ tatsächlich ungünstig übersetzt, es bedeutet auch „ankündigen“ und nicht nur „anpreisen, werben“ usw.

Sorry für die Verwirrung :wink:

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Okay, das klingt jetzt doch etwas anders als durch KI-gesteuerte, an quasi willkürlich ausgewählten Abschnitten in Spotifiy-exklusive oder Spotify-eigene Podcasts eingefügte Werbung:

Sinngemäße Zusammenfassung:
Der reguläre Host oder Produzent des Podcasts nimmt die Werbung (‘pre-record ad slots’) vorab auf und Spotify platziert sie für jeden Zuhörer an der besten Stelle. Spotify passt die Anzeigen auch an die Vorlieben der User an, basierend auf deren von Spotify ermittelten Hörgewohnheiten.
Es soll keine zusätzliche Werbung geben, sondern Spotifiy tauscht bereits platzierte Werbung mit dem SAI System individuell und unbemerkt für jeden Nutzer aus

Quelle: https://www.engadget.com/2020/01/08/spotify-podcast-ad-stats-sai/

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Hmm. Mal eine blöde Frage:

Zahlen Spotify-Nutzer nicht Geld dafür, dass sie keine Werbung bekommen?
Eigentlich dachte ich, es geht eher in die Richtung, dass Podcaster so wie andere Content-Produzenten etwas von dem Geld bekommen, dass die Nutzer zahlen.
Da wäre die Idee eher gewesen, dass der Werbeslot im Podcast beim abspielen via Spotify ENTFALLEN kann. - Mehrwert für zahlende Nutzer, Cash für den Produzenten und so.

Jetzt passiert das Umgekehrte:
Zahlende Nutzer erhalten Werbung in Podcasts. - Na super.
Das wird der Akzeptanz ja unglaublich weiterhelfen.

Ich werde weiterhin in jeder Folge den Nutzern erklären: “Nutzt einen anderen Player. Und glaubt ja nicht, dass ihr den Podcast unterstützt, wenn ihr mit Spotify hört.”

Böse Idee:
Podcasts bei Spotify als Audiobook-Content einreichen und sich das bezahlen lassen. Geht bestimmt nicht… Aber warum eigentlich nicht?

Insgesamt bin ich gerade verdammt unglücklich über diese Entwicklung und würde denen gerne aufs Dach steigen. laut, öffentlich und auf allen Kanälen.
Sich dort abzumelden bringt ja bei der Marktmacht nix,

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Laut beliebiger Suchmaschine zahlen Spotify-User hierfür: https://www.spotify.com/de/premium/

Werbung hört man nur, wenn mann Spotify kostenfrei nutzt …

Gilt das dann auch für Podcasts?

Nein: https://twitter.com/dhh/status/1215301542661611520?s=20

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Anscheinend hat Spotify(? oder wer auch immer „nachgelegt“.)
Ich nenne es „Spotify gate - 2nd part

I’m pissed.

Weiterhin würde ich mich freuen, wenn ein „Groß-Konzern“ / ein kleines freundliches schwedisches „Startup“ aufhören würde, mich immer mal wieder neu zu triggern. :-/

(ja, ich weiß. Für (meine) Gefühle bin ich nur selbst verantwortlich…)

Meine Empfehlung: Löscht Spotify und alle euren dort zughörigen Accounts ASAP!

Ach so: Wenn ihr wirklich Podcasts untersützen möchtet und nicht töten, dann hostet selbst & stärkt das freie Internet!
Weltfrieden! Podcastfrieden!

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Dir ist schon bekannt das Podigee mit Spotify verpartnert ist? Und das beide Partnerin gemeinsam an einem Projekt zu monetarisierung von Podcast arbeiten?

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