Und YouTube zeigt auch ganz deutlich, wo das Problem bei Plattformen liegt: die Creators sind abhängig vom guten Willen der Plattform (oder deren Befolgen von US Gesetzen).
Die Adpocalypse auf YouTube hat deutlich gemacht, was passiert, wenn man sich darauf verlässt, dass ein zentraler Infrastrukturbetreiber einem Zugang zu seinem Publikum gibt und einen Lebensunterhalt bestreiten lässt. Gerade im Moment gibt es einen riesigen Zirkus um die Frage, was Inhalte für Kinder seien und was nicht, auch mit starken Konsequenzen für die Sichtbarkeit und Vermarktbarkeit von Inhalten, mit extrem intransparentem Verhalten von YouTube.
Spotify ist im Moment noch nicht extrem negativ aufgefallen, sitzt in Schweden und lebt nicht so sehr von Werbung wie YouTube es tut. Aber all das ändert sich schnell. Es braucht nur ein Disney, dass Spotify aufkauft und auf einmal können ganz andere Regeln durchgesetzt werden, wie zum Beispiel prüde amerikanische Regeln zu Sexualität. Wie schnell sowas geht, zeigt der Verkauf von tumblr, dass von einem Ort des “Alles kann, nichts muss” zu einer Wüste mit vorbeifliegenden Tumbleweeds wurde, weil ein extrem strenger Content-Filter über Nacht eingeschaltet wurde.
Keine Plattform ist bis jetzt ohne Probleme. Die Stärke von Podcasts ist das Fehlen einer problematischen Plattform. Spotify versucht, das zu ändern. Wenn Spotify dann irgendwann problematisch wird (und das wird es auf die ein oder andere Weise werden, weil alle Plattformen das bis jetzt wurden), dann ist man vollkommen machtlos in der Reaktion – man kann sein Publikum nicht mitnehmen. Wenn man denn überhaupt mitbekommt, dass der eigene Inhalt bspw. geblockt wird. TikTok zeigt, wie effektiv blacklisting im Algorithmus ist: für Creators fühlt es sich an, als gucken nur wenige Leute zu, tatsächlich verhindert der Algorithmus dass die Inhalte für eine größere Zahl an Menschen überhaupt auffindbar sind.
Jetzt bei Spotify mitzumachen, weil sie jetzt gerade noch nicht so richtig böse sind und einem so geile Reichweite bieten, erweist dem Podcast-Ökosystem einen Bärendienst. Wenn es alle Inhalte auch bei Spotify gibt, ist es egal, wie sehr wir den freien Zugang pflegen, kaum jemand wird diesen noch nutzen. Am Ende holt man sich die Abhängigkeit von einer Plattform in ein System, das sehr gut ohne funktioniert hat – weil man doch gerne die Reichweite will.