Multitrack-Post-Produktion: Aufwand vs. Nutzen

Hallo!

Mich würde interessieren, wie ihr Multitrack-Aufnahmen in der Post-Produktion handhabt. Legt ihr beide Spuren einfach nur übereinander oder ist bei euch immer „nur eine Spur“ aktiv. Den richtigen guten Studio-Sound erhält man ja, wenn bspw. die Spur mit dem Interviewer nach der Frage ausfadet und der Gast einfadet – so ist immer nur eine Spur aktiv und man hört keinen Hall. Deutlich schneller ist man jedoch, wenn man beide Spuren „aktiv“ lässt bzw. Plugins nutzt und die Spuren „duckt“, sodass die gerade irrelevante Spur einfach leiser wird. Wie macht ihr das?

Danke!

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Hallo,

alle meiner Podcast-Folgen sind im Multitrack aufgenommen und bearbeitet. Das mit dem Docking, habe ich vorab mit der Desktop-Variante von „Auphonic-Multitrack“ geregelt, das lädt alle einzelnen Spuren analysiert sie und duckt jeweils die richtigen stellen. Ausserdem habe ich ein Leveling für -23 LUFS eingestellt. Die einzelnen Spuren werden dann wieder ausgegeben und ich kann sie im DAW (Reader mit Ultraschall) wie gewohnt weiterverarbeiten (EQ pro Track) Intro/Outro, Schneiden, Kompressor. Dann Export und final ein Leveling mit Auphonic (Desktop Variante) auf -16 LUFS.

Ist super und sehr individuell in Sachen EQ und Schnitt.

Aktuell probiere ich jedoch gerade den voll Automaischen Auphonic-Onlineservice (pro Monat sogar 2 Stunden frei). Ich habe eine „Alte Folge“ (also die Single Tracks) hochgeladen und Auphonic hat das Intro/Outro selbst hinzugefügt, incl. . Ducking, entfernen der zu langen Sprechpausen, Mundgeräusche, Hintergrundgeräusche, Noise. Sogar eine Transkription und Shownotes Kurz/Langversion kann ausgegeben werden. Das hat mich nur die Zeit für UP/Download gekostet.

Habe mich schon durch die hälfte der Podcastfolge gehört und muss sagen ich bin sprachlos bisher. Werden überlegen zukünftige Folgen (Sprechpodcast) hierüber zu erstellen. Es gibt auch einen Extra Auphonic Bereich hier im Forum. Ausprobieren lohnt sich meines Erachtens auf jedenfall.

Kurzum: Für maximale Flexibilität nute ich Reader mit Ultraschall und Auphonic als Leveller.
Für geniale Produktionen die keine Ambient-Tracks oder Musik-Tracks (bis auf Intro/Outro) haben, versuche ich auf Auphonic-Online umzustellen.

Werde im Auphonic Bereich zukünftig mehr berichten, wenn ich mehr Erfahrungen habe.

Viele Grüße

Thomas

Ich empfinde den Aufwand als sehr gering. Wenn man Remove Silence in Reaper verwendet, muss man eigentlich nur noch Dinge entfernen, die raus sollen. Multitrack erlaubt dann auch Korrekturen, wenn z.B. einer laut Lacht und die andere Person spricht. So kann man viel Klarheit und Verständlichkeit herausholen.

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Mit Ultraschall lässt sich einfach und problemlos Multitrack aufzeichnen und produzieren. Hier gibts ein Video zur Klangoptimierung

Und hier eins zum Schnitt von Multitrack

Es geht alles wirklich einfach.

Danke euch mal! Warum arbeitet ihr alle mit Reaper und Ultraschall? Ich nutze für einfachere Produktionen Hindenburg Journalist Pro und für komplexere Dinge Ableton.

@tse8467 funktioniert das Ducking bei dir solide? Ich habe Auphonic vor ein paar Jahren getestet, und die automatische Anpassung (wie auch jene in Hindenburg) funktionierte nicht sauber. In Auphonic muss ich ja nehmen, was ich bekomme. Bei Hindenburg musste ich jedoch viele Ducks händische korrigieren, da oft zu früh ein- und ausgefadet wurde.

@Joram habe mir die Tutorials angesehen, danke! Allerdings hast du die beiden Spuren separat aufgenommen, oder? Wenn zwei Personen im selben Raum sitzen und mit je einem Mikrofon aufnehmen, dann habe ich die Stimme auf beiden Spuren, wenn auch auf einer leiser. Dadurch entsteht eine Art Hall. Es geht mir hauptsächlich darum, diese Dopplung wegzubekommen. Wirklich sauber konnte ich das bisher nur manuell lösen. Und das ist natürlich ein richtig hoher Aufwand.

Danke euch!

Reaper ist eine sehr modulare Software für den Audioschnitt und Ultraschall ist ein communitybasiertes Template/Plugin, das diese Software für den Einsatz für Podcasts optimiert. Das hat sich hier im Sendegate als Quasi-Standard etabliert. Zusammen mit Studiolink werden damit einfache und qualitativ hochwertige Remoteaufnahmen möglich. Es gibt hier durchaus auch Leute, die auf Hindenburg, Audacity, DavincieResolve usw setzen.

Für dieses so genannte „Übersprechen“ oder „Mic bleed“ sollte man bei Auphonic das Crossgate nutzen. Das schaltet die Stellen sehr zuverlässig stumm, in der deine Gesprächspartnerin auf deiner Spur zu hören ist. Ducking ist eher für Hintergrundmusik gedacht. Inzwischen gibt es bei Auphonic auch eine Previewfunktion: Damit kannst du das Ergebnis erst überprüfen, bevor die Dateien publiziert werden. Das musst du aber explizit einschalten. Wenn irgendwas nicht funktioniert hat, kannst du über „Edit Production“ die Einstellungen korrigieren und die Produktion neu starten. Solange sich das Ausgangsmaterial nicht ändert, ist so eine Korrektur kostenlos.

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Ich empfinde es immer als Gewinn, mit mehreren Spuren arbeiten zu können. Eine einzelne Spur mit mehreren Quellen und/oder Gesprächspartner:innen empfinde ich immer als Kompromiss (den ich aber auch oft eingehe). :slight_smile:

Ich habe ziemlich lange Hindenburg Journalist Pro benutzt und schätze diese Software sehr. Dennoch bin ich vor einer Weile mit Version 5 auf Reaper/Ultraschall umgestiegen und nutze Hindenburg quasi gar nicht mehr. Das kostenpflichtige Update habe ich dann auch nicht mehr gekauft.

Version 5 von Ultraschall bietet mir einige Möglichkeiten, die ich so oder ähnlich von Hindenburg her kannte. Dabei konnte mir Hindenburg aber nicht eine ähnliche Funktionalität für Remote-Aufzeichnungen bieten wie Reaper und auch weitere Möglichkeiten zur Plugin-Nutzung sind in Reaper flexibler gestaltet. (Nachtrag: Außerdem kann ich problemlos ein MIDI-Steuergerät für die Bearbeitung nutzen.)

Der für mich mit wichtige Teil ist aber der Item-übergreifende Volume Envelope. Das bin ich eigentlich immer gewöhnt gewesen und Hindenburg weicht da ab. Für schnelle, einfache Edits ist das Vorgehen in Hindenburg Journalist wirklich toll, aber insgesamt fühlte ich mich immer wieder eingeschränkt.

Und tatsächlich fand ich auch, dass das Thema Ducking in Reaper mit der Mute-Spur manuell sehr gut zu lösen ist, den manuellen Mehraufwand, der bei der Nutzung davon noch übrig ist, nehme ich gerne in Kauf.

Zum Thema automatisches Ducking in Ultraschall gibt es aber auch etwas. Dazu habe ich aber keine praktischen Erfahrungen:

Viele Grüße
Lars

Das Docking funktioniert sehr solide. Bei den Multitrack (Sprach) aufnahmen setze ich in Auphonic die Tracks manuell auf „Foreground Track“. Zusätzlich muss „Crossgate“ aktiviert sein, dann funktioniert das einfach Traumhaft.

Du kannst gerne mal in diese Folge hier reinhören und dir selbst ein „Bild“ machen.

Aufgenommen wurde in einem Wohnzimmer ohne spezielle Akustik-Behandlung mit dem Zoom F6 in 32-bit. Auphonic (hier noch die DesktopVariante) hat hier das DeNoise, Crossgate, Docking etc. übernommen. Die Singletraks habe ich dann in Ultraschall/Reaper geladen um meinen Favorisierten Kompressor zu benutzen. Das Mastering auf -16 LUFS hast dann wieder Auphonic übernommen.

Die aktuelle online-Funktionalität von Auphonic ist bei weitem besser, als die „alte“ desktop Variante, die ich damals benutzt habe.

Reaper/Ultraschall:
Warum ich mit den Programm arbeite. Als ich mit dem Podcaster beginnen wollte, hatte ich keine Ahnung wie ich mit Audiodateien umgehe. Über einen VoiceArtist, habe ich mir dann einiges abgeguckt, der hatte Reaper im Einsatz. Über das Forum hier bin ich auf „Ultraschall“ gestoßen und bin seither begeistert. Ist also eine Kombination aus Preis/Leistung, Handhabung und Resultat. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden.

Ich nehme in aller Regel auch Multitrack auf und bearbeite das dann in Studio One.

Man tut gut daran Mic-Bleeding durch geeignete Mikrofonpegel sowie die Bauart des Mikrofons soweit es geht zu unterdrücken.

Zwei dynamische Mikrofone mit Super- oder Hyperniere, wobei sich der andere Sprecher jeweils im Minimum des Richtdiagramms des eigenen Mikros befindet, löst das Problem fast vollständig. Der Rest wird mit einem Noise-Gate auf der jeweiligen Spur beseitigt.

Dynamische Mikros sind unempfindlicher und nehmen weniger Hintergrundgeräusche auf, da mehr Energie benötigt wird eine dynamische Mikrofonmembran zu bewegen als eine feine Folie einer Elektretkapsel bzw. eines Kondensatormikrofons. Das hat Einbußen in der Höhenwiedergabe als Folge, aber beim Podcast ist es egal, ob man als obere Grenzfrequenz 16 kHz oder 20 kHz hat.

Der Podcast-Editor von Tascam ist relativ „basic“, beherrscht aber auch VST-Plugins, sodass man hier bereits eine Menge machen kann.

Auch die Funktion „Stille finden“ diverser DAWs oder Editoren hilft, macht es aber unübersichtlich, wenn man in einer langen Podcastfolge so viele Events (Soundschnipsel) hat.

Viele Grüße!

Sven

Für die Demo, ja. Sonst nehme ich immer gleichzeitig Multitrack auf, aber das ging nicht, wenn ich auf beiden Spuren drauf sein wollte.

Am besten mikrofonierst du so, dass der Crosstalk minimal ist. Dabei helfen Headsets, die nahe am Mund aufzeichnen oder korrekt positionierte und ausgesteuerte dynamische Mikrofone. Crosstalk lässt sich aber nicht immer ganz vermeiden, da hilft dann Ultraschall Dynamics mit dem AMP-Workflow, denn idealerweise ist der Sprecher immer sehr viel lauter auf der Aufnahme als das Gegenüber. So kann man automatisiert runterregeln, wenn gerade der andere spricht, ohne Signalqualität einzubüßen.

Wenn es wirklich wirklcih schlimm ist, wenn zum Beispiel beide Sprechenden sehr eng aufeinander hocken und die Mikrofone quasi gleichweit von beiden entfernt sind, geht es entweder nur manuell oder du nimmst halt nur eine Spur. Wenn beide quasi gleich laut sind, ist das dann auch egal. Etwaige Unterschiede in der Lautstärke macht auch AMP (oder Auphonic im Postprocessing) gleich.

Ich selbst habe gerade 1 h Gespräch aufgezeichnet, bei dem der Crosstalk aufgrund der Umstände sehr stark war und habe alles mit Ultraschall AMP in den Griff gekriegt – ohne manuell die inaktive Spure muten zu müssen.

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