Helft mir bei meinem Denk"fehler": Routing in Ultraschall und was die an Zoom H-6 angeschlossenen Teilnehmer hören

Hallo zusammen,

ich vermute, ich habe hier einen leichten Denkfehler, aber ich werfe die Frage doch mal in den Raum.
Nachdem ich den Einstieg ins Podcasting mit Garageband und Mikros gemacht habe (und ja, das hat gut funktioniert), überlege ich nun, mir ein “richtiges” Studio einzurichten.

Die fast schon zwangsläufigen DT297 sind wohl gesetzt, Reaper und Ultraschall habe ich soweit auch verstanden.

Nun ist nur noch das USB Audio Interface für mich offen. Ich schwanke zwischen einem Presonius AudioBox 44VSL und einem Zoom H-6. Dabei ist mir bei letzterem vor allem eine Sache unklar:

Angenommen, ich habe 2 Headsets an die XLR Buchsen angeschlossen - dann hören beide, soweit ich die Technik verstehe, erst einmal nichts, oder?
Um etwas zu hören, muss zusätzlich der Klinkenstecker an einen passenden Ausgang, also z. B. am Zoom per Y-Adapter beide an einen.

Wenn das der Fall ist, spielt doch das Routing, das ich in Ultraschall einstelle, gar keine Rolle mehr (außer für Skypeschaltungen), in jedem Fall hört sich der Sprecher gleichzeitig selbst, oder?

Bei der Presonius Zusatzbox (für getrennte Lautstärkenregelung) dagegen ergibt es alles einen Sinn, da jedes Headset an einer eigenen Buchse hängt.

Ich wette, gleich bekommt jemand einen Lachkrampf, aber ich komme bei der Frage einfach nicht weiter, weil ich mit dem Podcast Aufnehmen per Headset keine Erfahrung habe. Aber die Frage ist wichtig bevor ich anfange, Geld auszugeben :slightly_smiling:

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Hallo, ich schreibe heute Abend ausführlich. Kurzfassung: H6 mit kleinem Kopfhöreramp nehmen. Keinesfalls Presonus, weil: http://ultraschall.fm/presonus-vsl-interfaces-und-el-capitan/

Zu deiner Frage zum Routing: Nein, wenn du die Headsets an den H6 anschließt (mit Kopfhörer-Amp oder ohne), hören alle Teilnehmer dasselbe Signal. N-1 geht hier nicht.

Ich freue mich natürlich noch auf die ausführlichere Antwort - bis dahin erst einmal danke für Euren Input!

Damit wir uns nicht missverstehen:

Gibt es überhaupt ein (hardwareseitiges) Setup, dass die Routingfunktion von Ultraschall dann richtig nutzen (weil übernehmen) kann?

Ansonsten habe ich bestimmt weitere Fragen nach heute Abend :slightly_smiling:

Da brauchst du ein Interface, das mehrere Kopfhörerausgänge hat (die jeweils als eigene Kanäle aus der DAW kommen). Davon gibt es sehr, sehr wenige.

Im Normalfall willst du aber auch direktes Monitoring (sprich: eigene Stimme auf den Ohren). Das ist am Anfang ungewohnt, aber sehr hilfreich, wenn man sich daran gewöhnt hat. Das würde ich dann aber nicht über Reaper machen, sondern direkt über das Direct Monitoring vom Interface. Dann spielt es auch keine Rolle mehr, dass du nur einen Kopfhörerkanal hast.

So, jetzt nochmal ausführlicher.
Wie schon ganz richtig geschrieben wurde: zwei Ziele sind hilfreich zu erreichen:

  1. Zum einen sich selbst und alle anderen die am selben Gerät hängen, gut und latenzfrei hören. Zum Thema Latenz und warum sie störend ist, habe ich ja in dem Blogartikel oben viel geschrieben.
  2. Man möchte andere Leute an StudioLink, Skype, Mumble hören sowie alles, was man so etwa an Einspielern am Rechner abfeuert, hören können.

Der “best practice” Weg hierzu ist: lokales Hardware-Monitoring im Audiointerface selbst für alle Headsets, dazugemischt wird EIN Signal vom Rechner kommend, in dem Fernsprechpartner und sonstige Soundspuren wie Jingles enthalten sind. Beides wird dann über den Kopfhörerausgang des Hardware-Interfaces zusammengemischt abgehört, indem man einen simplen Headphone-Amp in dieser Art an Line-Out des Interfaces schaltet:

Damit hat man dann das beste aller Welten: wenig Latenz auf den eigenen Stimmen, aber dennoch auch alle anderen Sounds. Mit den Presonus-Geräten geht das nun nicht mehr so ohne weiteres, da sie seit El Capitan kein lokales Monitoring mehr erlauben. Es muss also alles durch den Rechner geschleift werden, auch die eigene Stimme. Das führt zu einem Zoo von Problemen, siehe Blogbeitrag. @gglnx und ich haben da zwar jetzt Wege gefunden, wie man es dennoch hinbekommt - eben alles geschickt über die Ultraschall/Reaper-Routingmatrix laufen zu lassen - aber das ist schon eher ein Hack als das, was ich anderen empfehlen würde. Immerhin: der Podcasttisch auf dem 32C3 wurde genauso betrieben. Grund waren hier die Rudelpodcasts mit bis zu 8 Leuten gleichzeitig, das packt das H6 schlicht nicht.

Für alle “normalen” Szenarien ist das H6 aber perfekt, da es sowohl lokales Monitoring als auch den Rückkanal aus der DAW anbietet. Ich sagte letzte Woche mal: auch wenn man mir 2.000 € geben würde, würde ich dennoch das H6 nehmen da es einfach das stimmigste Gesamtkonzept hat.

Der Weg wäre also: Kopfhörer-Amp wie oben das Behringer an den Line-Out des H6 klemmen, dafür brauchst du ein Kabel Stereo-Miniklinke auf Stereo-Klinke. Dann per USB das H6 als Multikanal-Interface an den Mac anschließen (oder PC, das macht hier keinen Unterschied). In Reaper hast du jetzt die EINgänge des H6, über das Eure Stimmen in einzelne Spuren laufen. Fernsprechpartner und Einspieler schickt man über die Routingmatrix auf dem RÜCKkanal an das H6, dort können es dann auch alle hören. Was man hingenen deaktivieren muss, ist dass auch die eigenen Stimmen noch einmal zurück an das H6 gehen - das deaktiviert man in der Routingmatrix, sonst hat man unschöne Echoeffekte. Also auch eine Art von N-1 Schaltung - alles zurück an das H6, außer die von dort schon kommenden Stimmen.

Ich werde in einer der nächsten Ultraschall-Screencasts nochmal eine Folge rund um das Routing aufnehmen, die bisherige Folge ist da doch eher verwirrend als erhellend habe ich so den Eindruck und zeigt auch noch veraltete GUI.
Hier aber die beiden entscheidenden Punkte in der Routing-Matrix (Grün natürlich nur interessant wenn es auch ein Ferngespräch gibt)

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Wow, das war ausführlich - und sehr informativ, vielen Dank. Damit ist mir einiges klarer geworden!

Und es ist klar, wohin die Kaufentscheidung geht :wink: Vielen Dank auch für Ultraschall. Ich musste, im Gegensatz zu Garage Band, erst einmal etwas Zeit investieren - aber es lohnt. Tolle Arbeit und sehr hilfreich!

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