Headsets mit dynamischen Mikrofonen

Hallo.

anlässlich der Aufnahme eines Demo-Podcasts mit vier Beyerdynamic 297 mit Kondensator Mics ist mir aufgefallen, dass man mit dem eigenen Headset immer auch ein bisschen was von den anderen Gesprächsteilnehmern auffängt. Man muss sich weit auseinander setzen und dann in Ultraschall die Silence Stellen weglöschen. Eigentlich nicht so optimal. Das gilt hier als der golden Standard.

Warum nimmt man eigentlich dann nicht Headsets mit dynamischen Mikrofonen wie das 290 von Beyerdynamics? Das sollte dieses Problem doch minimieren.

Grüße
Stefan

Könnte man schon ausprobieren, der Unterschied ist aber hauptsächlich die Richtcharakteristik, und 100% wirst du den Nebenschall nicht weg bekommen, selbst mit der Hyperniere.

Diesen leichten Vorteil erkaufst Du Dir mit einer geringeren Sensitivität (1.5mV/Pa vs 5.5mV) also in leider Gesprächsituation evtl mehr Rauschen und einem Frequenzgang den Du sicher mit dem EQ wieder geradebiegen müssen wirst.

Ich glaube nicht, dass es das wert ist. Aber Versuch macht kluch :-).

Das mit dem Rauschen verstehe ich nicht so ganz. Du brauchst natürlich ein Interface, das dafür geeignet ist. Das Rodecaster Pro II kann auch SM7bs befeuern, sollte dann für dynamische Headset-Mics kein Problem sein.

Warum muss man deiner Meinung nach den Frequenz-Gang wieder zurechtbiegen?

Wenn Du den Gain hast ist ja gut.

Im Datenblatt zeigt der Schrieb für das dynamische Mikrofon einen deutlichen Boost bei 5kHz und dann einen starken Abfall.

Ok, das sieht nicht gut aus. Und ist ein klares Gegenargument für den Kauf. Wenn ich das richtig verstehe, dann ist der Frequenzgang hier ungünstig beschnitten, weil die menschliche Stimme noch bis 10kHz arbeitet.

Dynamische Mikros sind meist nicht ganz so „crisp“ wie Kondensatormikros. Und sind deutlich schlechter miniaturisierbar, weshalb die bei Headsets eher selten sind - und auch dann eher dickere Brummer sind. Und bei Headsets ist die Optik von einem Tischtennisball vor dem Gesicht schlechter als die einer Fingerspitze. Gut klingende kleine Dynamische Mikros sind schwierig zu designen/herzustelllen und daher selten.

Das Meiste lässt sich eigentlich mit dem Ultraschall-Dynamics-Effekt klären, oder vermutlich auch einfach mit irgendeinem Gate (solange das Übersprechen nicht sehr laut ist). Dann muss man das nicht händisch rausschneiden. Das wird nur problematisch, wenn die Spuren nicht mehr synchron sind (du also beispielsweise einzelne Abschnitte nur in einer Spur verschiebst) und die Leute gleichzeitig reden. Solche Parts müsste man dann ggf. händisch machen, aber soo oft kommt das eigentlich nicht vor.

Die wichtigsten Frequenzen sind so um die 4khz.Da findet die Sprachverständlichkeit statt(weshalb man auch am Telefon Sprache gut verstehen kann).
Sofern das also nicht unnatürlich klingt in Deinen Ohren kannst Du locker auf das Mikrofon zurückgreifen, auch wenn es einen Boost bei 5khz hat.
Es bedeutet ja nicht, dass die anderen Frequenzen nicht existieren.

Mit EQ kannst Du da „Unebenheiten“ noch etwas ausgleichen, wenn es notwendig ist.

Also bleibt nichts anderes übrig, als mal ein dynamisches 290 zu bestellen und eine Aufnahme mit Störgeräuschen auszuprobieren. Oder auf Nummer Sicher zu gehen und mit den bekannten Nachteilen des golden Standard 297 leben.

Kleine Abschweifung: Ich habe zuhause das 797, dürfte das Gleiche Mikro haben wie das 297, beim Remote-Podcasten hören die anderen immer schon, wenn ich mir ein Wasser einschenke. Wenn ich nur mein dynamisches Podmic verwende, habe ich das Problem nicht. Ich kann damit sogar ein Letsplay am PC (ohne Kopfhörer zu benutzen!!!) aufnehmen, die Boxen stehen auf dem Schreibtisch und höre nur ganz schwach das Audio des Games in der Mikrofonspur.

Das 290er Mikro ist aber genauso klein wie das vom 297er.

Halt uns auf dem Laufenden bzgl Deiner Experimente. Das könnte für mehrere Leute interessant sein.

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Ich hatte keine Zeit mehr für solche Experimente und musste mich entscheiden. Inzwischen hat der Podcast 6 Folgen und läuft als ständige Einrichtung an meinem Arbeitsplatz. Ich habe die klassischen Beyerdynamic 297 regelmäßig im Einsatz und lebe damit, dass Übersprechungen stattfinden, recht gut.
Hier ist endlich mal ein Video, in dem ein Headset mit Kondensatormic mit einem Headset mit dynmischen Mic verglichen wird. Beyerdynamic DT 797 mit Sennheiser HMD 26.

Ich würde sagen, das Kondensator-Prinzip gewinnt hier nachvollziehbar im direkten Vergleich.

Hier das Video: https://youtu.be/nnpZVSPn_54?si=A7ZwKy_m0iZPZw7w

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Ich schaue mir das Video gleich mal an…

Aber auch ich bin ein Verfechter von dynamischen Mikrofonen, auch in Headsets. Ich benutze das Audio Technica BPHS1, welches ich mit bequemeren Ohrpolstern ausgestattet habe.

Ich benutze das Headset bei Aufnahmen mit unerfahrenen Leuten, bei langen Videokonferenzen und im Amateurfunk und habe überall sehr zufriedenstellende Ergebnisse.

Es gibt, unter anderem auch von Heil Sound, spezielle miniaturisierte dynamische Mikrofonkapseln. Allerdings sind die sehr auf schmale Frequenzgänge optimiert.

Mit der Hyperniere des BPHS1 habe ich kein Mikrofon-Bleeding mehr, ebenso mit den Audio Technica 2040, die auch dynamisch sind. Gerade für Frauenstimmen finde ich diese Mikros sehr gut geeignet. Die hohe Schalldruckempfindlichkeit von Kondensatorkapseln, gerade mit omnidirektionaler Richtcharakteristik, sorgt in den meisten Fällen dafür, dass man Mikrofon-Bleeding hat oder unnötig viel Raumhall mit aufzeichnet.

Aber auch hier bin ich der Meinung, dass viele Leute ihre Mikros viel zu „heiß“ betreiben, also viel zu hoch aussteuern. Ein SM7b ist nicht dafür gebaut, dass man da mit einem Meter Abstand hinein spricht. Mikrofondisziplin ist ein Muss bei Hypernieren!

Letztendlich sind dynamische Kapseln in aller Regel unempfindlicher, weil einfach mehr Masse bewegt werden muss (Membran und Spule) anstatt nur einer sehr dünnen und leichten goldbedampften Membran wie bei Kondensatormikros. Diesen „Nachteil“ kann man im Podcasting gut zu seinem Vorteil nutzen.

Trotzdem haben Kondensatormikros ihre Berechtigung: In akustisch optimierten Räumen oder Studios bringen diese Mikros sehr hochauflösende Ergebnisse. Oder als Richtrohrmikros mit starker Keulen-Richtcharakteristik bei höherer Entfernung zu der zu mikrofonierenden Schallquelle.

Generell sollte man die Aussteuerung nicht zu hoch wählen. -9 db bis -12 db in den Sprachspitzen reicht vollkommen aus, wenn man laut in das Mikro spricht.

Rauschen ist bei den heutigen Vorverstärkern in Audio-Interfaces oder Recordern kaum noch ein Thema. Allenfalls brauchen die Dynamiker noch einen rauscharmen FET-Vorverstärker, um das Signal ca. 20 db anzuheben. FetHead oder Cloudlifter wären hier die Stichworte.

Rauschreduktion musste ich mit dem Mixcast 4 noch nie machen, ebenso brauche ich da keine externen Vorverstärker. Lediglich Zuhause betreibe ich einen externen Vorverstärker vom Typ Pre 1973.

Sven

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