Harte S- und P-Laute

Ich tue mich etwas schwer, dieses Thema zu kategorisieren, probiere es aber mal unter “Der gute Klang”.
Ich verwende derzeit ein Zoom H6, Beyerdynamic DT 297 Headsets und Reaper mit Ultraschall (inklusive Ultraschall EQ).
An welcher Stelle kann ich denn ansetzen, um harte S- und P-Laute in der Aufnahme zu vermeiden? Schön wäre es auch, wenn es gleich im Zoom H6 passieren könnte, das liefert aktuell noch den Sound für die Kopfhörer der Teilnehmer. Wichtiger wäre aber auf jeden Fall die Elimination der harten Konsonanten in der Aufnahme.
Früher hatte ich ein Behringer XENYX 1204USB benutzt, da konnte ich den Sound durch die Regler “geschmeidiger” einstellen, das Zoom H6 bietet leider nur Kompressor ODER Limiter.
Hat jemand von Euch eine Idee?

Harte Pop-Laute sind ein Fall für den Popschutz des Mikrofons, vielleicht kann man im H6 noch etwas holen mit dem Hochpassfilter. Den sollte man sowieso immer einschalten, so auf 80 Hz, bei sehr sonoren Stimmen vielleicht etwas tiefer.

Die Zisch-Laute sind ein Fall für einen Deesser. Ein Deesser ist im Prinzip nichts anderes als ein Kompressor, der nur einen bestimmten Frequenzbereich – nämlich den der störenden Zisch-Laute so bei 8-10 kHz komprimiert.

Ich gehe mal davon aus, dass es irgendwo ein Reaper/Ultraschall-taugliches Deesser-Plugin gibt. Für Ardour/Linux empfehle ich einmal mehr die Calf-Pluginserie. Die hat einen ganz brauchbaren Deesser.

Deesser im H6 wäre hübsch, gibt es meines Wissens nach aber nicht.

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Vielen Dank für Deine Tipps. Den Hochpass-Filter schalte ich für die nächsten Aufnahmen mal testweise ein. Leider kann der H6 ja entweder Limiter ODER Kompressor, so dass ich den De-Esser in Reaper einschalten muss. Na ja, das ist dann vermutlich der Trade-off für die kompakte Bauweise.

Erste Hilfe bei Popp-Geräuschen ist eine entsprechende Mikrofon-Positionierung. Das sollte eher so bei 60° / 2:00-Uhr / am Mundwinkel (mit 2 Finger Abstand) stehen. Direkt vor’m Mund knallen die Luftplopps sonst direkt auf die Membran.

Ein wenig Abstand verringert im Vergleich zum Mikrofonlutschen zwar den "Rausch"abstand zu Umgebungsgeräuschen, aber entschärft viele Soundprobleme.

Alternativ bzw. ergänzend kann man ein Radiomikrofon (z.B. Rode Procaster) und/oder Ploppfilter verwenden. Dort sollte man sich aber auch eine gute Handspanne Platz zwischen Mund und Mikro gönnen.

Im Cockos-Forum wird für De-Esser-Zwecke das ReaXcomp-Plugin empfohlen:

http://forum.cockos.com/showthread.php?t=30385

Allerdings konnte ich bislang noch keine Einstellung finden, die für die Ess-Laute meiner Stimme gut funktioniert; dazu fehlt mir das Knowhow.

ein dickerer Windschutz hilft oft auch um Pop geräusche zu unter drücken.
zur not kann mann die stimme von 150-250hz und ab 6-8khz auch Bandbegrenzen.
Hofa verspricht hier dynamisch den Deesser immer am richtigen Punkt zu haben
https://hofa-plugins.de/plugins/iq-deesser/.
Als 32bit Plugin gibt es den Spitfish.
Hardware mässig war BSS DPR 404/402 und SPL Deesser immer eine gute Bank.

Habe in einer aktuellen Aufnahme bei einem Gast auch harte Zischlaute. Finde aber besagtes Plugin (ReaXcomp) nicht und kriege es mit dem ReaEQ nicht raus. Jemand noch einen Tipp?

Interesant finde ich den Ansatz im verlinkten REAPER-Foren-Thread, hierfür den ReaFir Effekt im Substraction Modus zu nehmen, nur dass man kein Rauschen anlernt, sondern einen scharfen SSS-Laut. Könnte man mal probieren. Vorteil: man kann dann sehr fein justieren, wieviel davon man wegnimmt.

Das ist seltsam, das ist doch eigentlich standardmäßig dabei… Vielleicht musst du mal deine VSTs neu scannen (Options --> Preferences --> Plugins --> VST). Ich deesse auch mit dem ReaXcomp, hab das Preset “male de-ess” genommen und bisschen angepasst.

Oh, danke dir, nach dem Re-Scan war er wirklich wieder da, der Effekt! Komme allerdings noch nicht so ganz damit zurecht.

Quick Feedback, v.a. für spätere Suchen von Forumsmitgliedern (meine Folge ist jetzt drei Tage alt, da haben sie die meisten schon gehört).

zischlaut_roh.flac (379,9 KB)
zischlaut_reaxcomp.flac (379,6 KB)
zischlaut_reafir.flac (300,4 KB)

Wie ihr hören werdet, hört man nicht viel Unterschied. Ja, es ist nur eine sehr kurze Sequenz, bin aber leider gerade in Eile und konnte nicht nach einer besseren und längeren Stelle suchen.

Interessant ist die Variante mit dem ReaFir, aber da geht schon einiges verloren.

Aber: Man kann anhand des Substractions Modes sehr gut sehen, was der ReaXComp eigentlich macht.

So sieht die Kurve aus, wenn man den ReaXComp davor schaltet und aktiviert:

Und so ohne ReaXcomp. Dachtet mal auf den Hügel bei 6,0k. Den nimmt der ReaXComp raus

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Hallo GNetzer.

Plosiv- und Zischlaute lassen sich meiner Erfahrung nach am leichtesten vermeiden, indem sie gar nicht erst aufgenommen werden. Wie geht das?

Lösung -> Mikro eine Faust breit seitlich am Mund. Kapsel zum Mund hin ausgerichtet.

Der Klang ist somit je nach verwendetem Mikro recht ausgewogen. Konsonanten bleiben hörbar und den Vokalen bleibt ihre erhabene Tiefe erhalten. Das funktionierte für mich gut bei: Moderationen, Radioproduktionen und Einsprechen in´s Diktiergerät.

Gruß,
Jörn (dBS)

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Gleich vorweg: Ich stimme Dir vollkommen zu, @Wanderjournalist.

Nun wird hier allerdings bevorzugt mit Headsets gearbeitet, und da läuft Dein gut gemeinter Rat meist ins Leere.
Hinzu kommt, dass ich hier vergleichsweise oft den Rat / die Empfehlung zur Superniere gefunden habe. Erklären kann ich das zwar nicht, aber auch bei Supernieren würde ich Deinen Rat nur für bedingt tauglich halten.

Mein praktische Erfahrung jedoch deckt sich mit Deiner; meine Mikrofonwahl ist jedoch auch eine andere als hier allgemein üblich.
Es lebe die Vielfalt. :sunglasses:

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