kürzlich hatte ich eine interessante Diskussion zum Einsatz von Podcasts zur wissenschaftlich-fachlichen Weiterbildung. Konkret ging es dabei um die Frage, ob Audio eigentlich geeignet ist, um Inhalte fachlich tief zu vermitteln, für die etwa in Uni-Lehrveranstaltungen visuelle Unterstützung eingesetzt wird. Beispiele wären etwa “Wie löse ich Differentialgleichungen?” (Formeln benötigt) oder Entwicklung von Algorithmen (oft mit Hilfe von Schaubildern/Flussdiagrammen).
Mir ist klar, dass man einiges davon in die ShowNotes auslagern könnte. Mir geht es aber konkret um Audio-Vermittlung von solchen Inhalten, um die Vorteile des “Nebenbei-Mediums” nutzen zu können, wenn man eben nicht gleichzeitig lesen kann.
Kennt ihr gelungene Beispiele etwa aus dem Bereich Mathe/Physik/Informatik, wo diese Themen rein mit Audio aufbereitet sind? Oder würdet ihr sagen, das geht auch grundsätzlich nicht?
Es ist noch nicht öffentlich, aber ich habe im letzten SoSe eine komplette Einführung in die Informatik mit einem Podcast begleitet.
Es war eine 40 VLS Präsenz-Veranstaltung, die in etwa 30 thematischen Episoden mit etwa 10h Gesamtzeit zur Vor- oder Nacharbeitung resultierte. Da ich die Studierenden sowieso in der Vorlesung hatte, musste ich keine Graphen oder Formeln akustisch visualisieren, sondern ich habe die Ideen, Zusammenhänge und Vorgehensweisen dargestellt. Dazu gab es auch ein Skript, das dazu gelesen werden konnte (aber noch keine Shownotes; wie untypisch für mich =).
Das Feedback der Studierenden war sehr positiv, die Gruppe aber nicht groß. Daher möchte ich noch etwas mehr Erfahrung sammeln.
@mathegudrun verwendet direkt einzelne Episoden aus unserem Modellansatz in ihrer Modellbildungsvorlesung, um Studierende in Themen einzuführen oder Einblicke in nicht behandelte Themen geben zu können. Sicher kann sie dir auch noch mehr dazu erzählen.
Also ja, Audio ist definitiv auch in der Lehre geeignet Inhalte fachlich tief zu vermitteln. Natürlich kann es nur schwer visuelle Techniken vollständig vermitteln, aber in Ergänzung zu entsprechenden Darstellungen (in Vorlesung, Übung, Tutorium, Video oder Skript) hilft es sehr, die Vorgehensweisen zu verfestigen. Der größte Vorteil besteht aus meiner Sicht darin, dass die Lernenden durch den Zugang neue Zeiträume erhalten, in denen sie sich mit dem Thema befassen können. Zusätzlich ist das zusätzliche Medium ein neuer Kanal, der hilft den Stoff auf ein neue Weise zu vermitteln.
Inhaltlich sehe ich auch bei komplexen Zusammenhängen keine größeren Probleme diese akustisch zu vermitteln. Auch in (normalen) Vorlesungen erfolgt der Großteil der Vermittlung auf akustischem Wege, die visuelle Komponente ist für mich eher Beiwerk zur Sprache.