Hallo,
mein Interviewformat entwickelt sich schön weiter und ich bin gerade an einem Punkt unsicher.
Grundsätzlich führe ich Interviews mit Menschen aus der Community. Die erzählen über sich selbst, ihre persönlichen Erfahrungen und so weiter. - Das klappt wunderbar.
Nun kommt aber der Blick über den Tellerrand. Ich spreche auch mit Menschen, die etwas machen. Die ein Projekt verfolgen, einen Verein führen oder die einen Club oder ein anderes Business haben oder auch Autoren die Bücher passend zum Thema verfassen.
Mein Ziel ist es, nicht nur User, sondern auch Creator innerhalb der Szene abzubilden. Und da wird es hakelig.
Denn die haben natürlich eine ganz andere Intention, sich vor ein Mikrofon zu setzen.
Natürlich brennen die für ihr Projekt. Natürlich wollen die darüber erzählen und nur tolle Sachen erzählen. Und natürlich bekomme ich keine Bezahlung oder ein anderes Benefit und sage das auch.
Wie plane ich eine Sendung so, dass es hinterher keine 2 Stunden Werbeveranstaltung ist.
Ein paar Maßnahmen versuche ich gerade, aber die “wirken” nicht so richtig.
Im Endeffekt fühlt das Ergebnis an, als hätte der Lanz wieder einen Buchverkäufer bei sich sitzen.
- Definition des Mehrwerts für den Hörer: Was würde der interessant finden, auch wenn er dort nicht Kunde sein wird/will/war/ist.
- Egal wie das Projekt aussieht: Über die Person wird gesprochen. Persönliches soll und muss drin sein. Werdegang, Umstände etc. bekommen viel Platz. 30% der Zeit kann dann das Projekt einnehmen. Mehr aber nicht. Der Rest soll “außen herum” sein.
- Gegenüber “Profis” erlaube ich mir eine wesentlich kritischere Grundhaltung: “Wir machen das, weil ich Informationen von Dir will und ich stelle die Fragen” - Ist das nicht unfair?
- Ich unterbreche auch einfach, wenn es mir zu bunt wird. Im Grunde tanze ich um das Thema drum herum. (Umstände, Rückschläge, Erfolge, Auswirkungen auf Privatleben) und lege da einen Fokus hin.
- Neutralität: Ich lasse mich hoffentlich nicht zu sehr mitreißen und begeistern.
Was ich konkret wissen mag:
- Wie bekommt ihr in solchen Fällen die Balance hin?
- Gibt es bestimmte Regeln dazu, die man beachten sollte?
- Unterscheidet sich die Gesprächsführung, wenn ihr Medienprofis vor der Nase habt? (Ich habe immer das Gefühl, mich behaupten zu müssen)
- Postproduktion: Wie viel Mitsprache lasst ihr dem Gegenüber? Wo liegen die Grenzen?
- Unternehmer vs. gemeinnütziger Verein vs. öffentliches Institut - Warum nur habe ich das Gefühl, dass man bei Unternehmern kritischer sein muss, als bei den anderen beiden?
- Im Nacken sitzt die Horrorvision, dass es so etwas wird wie bei den Youtube-Videos, auf die die Kids so stehen… - Da wird mir persönlich immer übel.
Ich denke da nun schon seit Wochen drauf herum und freue mich über jeden Kommentar, Links zu Quellen oder guten/schlechten Beispielen aus euren Feeds.