Fethead und Rauschen

Ich verwende einen Fethead am dynamischen Mic und bekomme das relativ hohe Rauschen nur dann weg, wenn ich über Auphonic gehe - > Noise Reduction -6dB. Das funktioniert recht gut.

Nun meine Frage: könnte ich das auch mit “Hausmitteln” unter Ultraschall erreichen …und ggf. wie?

Es geht nicht nur um den Noisefloor - das Rauschen ist ja auch dabei, wenn man spricht…

Du kannst mal den ReaFir Effekt zum Rausrechnen von Rauschen probieren, zeige ich hier:

Der Anfang ist durch den Dynamics 2 überholt, aber die Bedienung des ReaFir ist gleich geblieben.

4 „Gefällt mir“

Interessant. Ein wenig besser wurde es schon, nachdem ich damit herumgespielt habe. Für den Hausgebrauch durchaus 'ne Lösung. Für 'ne saubere Endproduction muss man dann wohl doch zu Auphonic gehen, wie Du im Video schon angedeutet hast. Aber wieso können die das - und das auch noch nahezu automatisch - und wir nicht? :face_with_raised_eyebrow:
(… und was wäre, wenn’s die gar nicht gäbe …?!)? :shushing_face:

Nixdextrotrotz - Danke für den Link! :+1:

Das ist doch etwas wenig? :thinking:
Mit den Rea-Plugins habe ich wenig Erfahrung, aber der „Störsignalsample-Rausrechnen-Ansatz“ hat bei mir jeweils bestens funktioniert. Ich arbeite heute mit dem Plugin von Acon Digital, früher mit dem hauseigenen Tool von Adobe in Audition.

Kannst Du mal ein verlustfreies Beispiel mit Sprache bereitstellen, dem einige Sekunden isoliertes Störsignal vorausgehen?

1 „Gefällt mir“

@Joey
Verlustfrei: Wie hättest Du es gerne? (Wav?)
Isoliertes Störsignal -> Rauschen. Das geht nicht voraus, sondern ist mittendrin und in der Sprache selbst, natürlich.
Wenn es das ist, kann ich es gerne bereitstellen. Aber erst morgen.

Ja, zum Beispiel. Wobei, wenn ich nochmal drüber nachdenke… Ein mit hoher Bitrate komprimiertes File wird’s auch tun. Nicht sooo wichtig.

Klar. Deshalb nehme ich bei jeder Aufnahme zu Beginn einige Sekunden reine „Stille“ auf. Das wird nachher der reine Noise Floor sein und als Sample fürs Rausrechnen dienen.

@Joey

Ach, ich dachte, ich mach Dir einfach ein kleines, übersichtliches File, wie gewünscht.
Dann ging es mit mir durch.

In einem Anflug völliger Hingabe, Verzweiflung und Umnachtung habe ich den großen Test, den ich
sowieso machen wollte, dann einfach durchgezogen. Sozusagen im Rausch :joy:

Ich habe (noch) verschiedene USB-Interfaces hier und ein Mikro, mit dem ich nicht so richtig warm werde (Shure SM7B).
Also habe ich jetzt jegliche Hardware miteinander kombiniert und jeweils einen identischen Testtext eingesprochen.

Zoom H 6 | Audient ID-4 | Behringer UMC404HD

jeweils mit Fedhead | Fethead Filter | Cloudlifter CL-1

Alle mit Shure SM7B eingesprochen.

Wer mag, kann seine Schlüsse daraus ziehen. Ich habe es selbst auch noch nicht ausgewertet, welcher
Gainextender jetzt an welchem USB-Interface am wenigsten rauscht bzw. am Besten klingt. Der Sound
ist tatsächlich jeweils ein anderer…

Aber damit wir wieder zurück zum Thema kommen. Allen ist eines gemeinsam: Sie RAUSCHEN.

Ich habe auch noch ein DBX286S hier - aber damit ist es auch nicht besser. Das ist schon eingepackt
und geht wieder zurück.

Die Fetheads bringen ein wenig mehr Gain als der Cloudlifter, aber der Preis ist bei allen, dass sie auch das
Rauschen signifikant erhöhen.

Das Rauschen geht mit Auphonic wirklich gut weg. Aber die Frage war, ob man dies nicht auch mit Bordmitteln hinbekommt. Mit der oben vorgestellen ReaFir-Lösung habe ich es ein wenig wegbekommen, aber es ist ein recht schmaler Grad, ob man nicht ggf. auch Teile der Sprache “robotisiert” : - ).

Nachfolgender Link beinhaltet im ZIP-File (~65 MB) ein komplettes Reaper-Projekt:

https://app.box.com/s/cwa4azcvku4gc4nili6p183aeep1a11p

Die erhöhen halt einfach pauschal alles. Die Idee wäre, den Gain soweit aufzudrehen, dass eben noch kein Rauschen vorhanden ist. FetHead/Cloudlifter „ergänzen“ dann praktisch rauschfrei. Mit einem FetHead habe ich das aber bislang immer gut im Griff gehabt; seinerzeit mit einem Steinberg UR22. Das UR22 ist kein wahnsinniges Interface, doch mit dem FetHead hatte ich noch bei Weitem genügend Gainreserven für mein SM7b.

Eine ungenaue Rechnung:
Ich benötige für mein SM7b aktuell ~60 dB Gain.
Ein FetHead liefert nach eigenen Angaben ca. ~27 dB. Das Interface selber müsste am PreAmp also nur noch ~33 dB rauscharm bereitstellen können. Das wäre eigentlich nicht viel verlangt. :thinking:

Die schlechte Nachricht: Woher das Rauschen kommt, weiss ich nicht. Es gibt diverse Möglichkeiten. (Gute Podcast-Episode dazu) Am ehesten hätte ich jetzt mal die PreAmps im Verdacht.

Die gute Nachricht: Ich bekomme das Rauschen mit Acon Digital DeNoise quasi weg. Vielleicht willst Du mal mit der Demo rumspielen und schauen, ob dir die Ergebnisse passen?

1 „Gefällt mir“

Ich habe aber drei (!) verschiedene hier getestet (siehe verlinktes Projekt).

Auch wenn ungenau, ich werde es nocheinmal gezielt in diese Richtung probieren … vielleicht habe ich
ja insgesamt zu viel Saft draufgehauen.

Und ich mit Auphonic :sunglasses: Es ging ja hier eigentlich darum, es mit Bordmitteln hinzubekommen.
Dennoch vielen Dank für den Hinweis; werde es beizeiten mal austesten.

Warnung, Mildmädchenrechnung voraus!

Das SM7B hat eine Sensitivität von S=1.12mV=−59.0dB(V) bei P=1Pa=93.98 dB(SPL).
Ein brauchbarer Mikrovonverstärker hat ein Eigenrauschen von ca. N=316µV=−130dB(V).

Das Eigenrauschen eines solchen Mikrofonverstärkers entspricht damit beim SM7B einem akustischen Pegel von…

A = P × N ÷ S = 93.98dB(SPL) − 130dB(V) + 59.0dB(V) = 23dB(SPL).

(Multiplikation bzw. Division entspricht Addition und Subtraktion von Größen in dB).

Das heisst das Rauschen des Mikrofonverstärkers ist (näherungsweise) so groß wie das Signal welches ein Geräusch der Lautstärke von 23dB(SPL) erzeugen würde wenn Mikrofon und Verstärker komplett rauschfrei wären.

Was bedeutet dies für Deine Aufnahme?

Ich habe Deine Aufnahme mal in “baudline” gesteckt und das Spektrum von Sprache und Pausen jeweils gemittelt. Deine Sprache ist ca. 30dB lauter als das Rauschen in der Pause.

Screenshot_2018-06-06_21-15-39

Jetzt vergleiche in der Tabelle der “Sound Pressure Levels” (3. Link unten) die Intensitäten: welche Lautstärke entspricht Deinem Gefühl nach der Lautstärke mit der Du den Text eingesprochen hast (am Ort des Mikrofons)? Wenn Du ca. die Stufe “Low volume of radio or TV at 1m Distance” annehmen würdest, dann ist die Schlußfolgerung, dass das SM7B bei der Lautstärke mit der Du Deine Texte einsprichst einfach kein besseres Signal-to-Noise als 30dB hinbekommt.

(Noise entspricht 23dB, +30dB S/N = 53dB = “Radio in 1m”).

Die Suche nach anderen Preamps verspricht hier kaum Linderung, mehr als 3dB Verbesserung wirst Du selbst bei teuersten Geräten nicht finden,

Also: Entweder anderes Mikrofon nehmen (höhere Sensitivität), näher rangehen (erhöht Pegel am Ort der Mikrofonkapsel) oder lauter reden (erhöht das Signal). Alternative ein Nosiegate (Plugin oder Hardware).

Essentielle Links:

http://www.sengpielaudio.com/calculator-soundlevel.htm
http://www.sengpielaudio.com/calculator-db-volt.htm
http://www.sengpielaudio.com/TableOfSoundPressureLevels.htm

3 „Gefällt mir“

Danke, das bestätigt meinen Eindruck: Problem ist hier in der Kette das Mikro, einfachste Abhilfe wäre näher dran mit dem Mund. Dann braucht es auch gar keinen Fethead.

Danke @Christian_Vogel für die Aufschlüsselung!

Das ist sicher einen Versuch wert. Bis der Nahbesprechungseffekt zu unangenehm wird.
Ich selber war seinerzeit zwar nicht in der Lage, angenehm laut genug zu sprechen, um bei der Kombination auf ein FetHead verzichten zu können. Aber ein FetHead schadet ja auch nicht.

Nicht so wirklich, nein.

Fakt ist: Das Mikrofon ist, von seiner Empfindlichkeit her betrachtet (danke @Christian_Vogel), tatsächlich etwas schwach. Deshalb ist es aber nicht schlecht.
Das eigentliche Problem ist hier die Wahl des Vorverstärkers, und der muss bei so einem Mikrofon schlicht und ergreifend sehr hochwertig sein. Man könnte auch sagen: Er muss mindestens so viel kosten wie das Mikrofon selbst. Und zwar nur (!) der Vorverstärker.
An einem Zoom muss es geradezu in die Knie gehen; dazu muss man kein Prophet sein.

In einem fremden Studio durfte ich mal ein SM7B für reine Sprachaufnahmen ansprechen. Die Aufnahmen waren gut (die Kette dahinter war allerdings auch sensationell hochwertig). Mein Fazit, auch wenn ich vorher skeptisch war: Doch, das Teil kann was.

Welche Alternative bietet sich in dem Fall an?
Das Electrovoice EV RE320 (Datenblatt), dynamische Niere, Großmembran, sollte mit seinen für einen Dynamiker bemerkenswerten 2,5 mV/Pa die meisten Probleme lösen. Es ist günstiger als das Shure SM7B und meiner Meinung nach besser als der vermeintliche Kultstar EV RE20 („Kult“ zumindest für amerikanisch konditionierte Ohren).

1 „Gefällt mir“

Ich würde ja immer nochmal die Frage aufwerfen, ob für den hier genannten Use-Case - das ruhige Einlesen von Texten, also kein Podcast mit mehreren SprecherInnen im Raum - nicht ein Großmembran-Kondensator die bessere und vor allem unkompliziertere Wahl wäre, so man denn den Raum vernünftig gedämpft und von Außengeräuschen befreit hat?

Ich misch’ mich mal ein …

Ich verwende einen Cloud Microphones Cloudlifter CL-2 Mic Activator (https://www.thomann.de/de/cloud_microphones_cloudlifter_cl_2_mic_activator.htm) für meine beiden (vintage) Beyer M201N (Feldleerlaufübertragungsfaktor 1,2 mV/Pa ^ -58 dBV) und bin zufrieden damit.
Den gibt’s auch in einer 1-kanaligen Version als Cloud Microphones Cloudlifter CL-1 (https://www.thomann.de/de/cloud_microphones_cloudlifter_cl_1_mic_activator.htm).

Vielleicht einen Versuch wert, zumal Thomann 30 Tage Rückgabe einräumt.

Dem würde ich zustimmen. Die Umgebung für ein Grossmembran-Kondensator fit zu machen, kann teilweise halt aufwändig sein.

3 „Gefällt mir“

Ein schlechter Mikrofonpreamp ist schlecht. Da muss man gar nicht darüber reden, und für die Verbesserung dieser Mikrofoneingänge sind meiner Meinung nach Cloudlifter und Konsorten gebaut.

Die Aussage, der Vorverstärker müsse mindestens so viel kosten wie die Mikrofone selbst, den kann ich aber nicht so stehen lassen.

Bezogen auf das effektive Rauschen am Eingang (EIN, Effective Input Noise), bzw. bei weissem Rauschen der Leistungsdichte pro Frequenz sind derzeit Vorverstärker „State of the Art“ die an einem 150 oder 200 Ohm Mikrofon ca. 1nV/√Hz Rauschen beitragen, das sind -137dB(V) bei der typischen Audio-Bandbreite von 20kHz.

So so ein IC kostet derzeit 5€, verwendet z.B. in einem MPA-202 von IMG-Stage-Line (den habe ich nicht, ich habe ein EchoAudio Echofire 2, aber gleicher Chip) mit 2 Kanälen. MPS-202 kostet €200, aber viele moderne Audio-Interfaces sollten eigentlich ohne Zusatz-Voodoo die gleiche Performance bieten.

https://octopart.com/search?q=SSM2019
https://www.aktives-hoeren.de/viewtopic.php?f=40&t=1106&p=13320&hilit=SSM2019#p13320

Mit extremen Mitteln kommt man auf 0.5 nV/√Hz, -143dB(V).

Aber (!) egal wie viel Geld man jetzt in die Hand nimmt, und wieviel Aufwand man treibt: Das Rauschen des ohmschen Widerstands der kleinen Tauchspule eines SM7B beträgt bei Raumtemperatur -133dB(V), ist also bereits doppelt so groß wie das Rauschen eines „state of the art“ Mikrofonvorverstärkers (-137) und zehnmal größer (in Leistung) als der Selbstbau von beis (-143). Absolut sinnlos, hier noch weiter zu tunen.

http://www.daycounter.com/Calculators/Thermal-Noise-Calculator.phtml (eingeben: 20°C, 150 Ohm, 20000 Hz)

Wenn nun der Cloudlifter nicht exzessiv rauscht (ich selbst besitze keinen, und man findet auch leider kaum echte Messwerte), das Interface von @hohony nicht Murks ist (und z.B. bei kleinem Gain übermässig rauschig ist), dann wird man auch mit €1000 an Hardware das Rauschen nicht mehr als vielleicht um ein paar wenige dB drücken können.

Externe preamps haben schon ihre Daseinsberechtigung und in der Praxis viele sinnvolle Features (eingebaute Limiter, HPF/LPF filter, störungsärmere Versorgung mit Phantompower, …). Reine Noise-Performance sollte jedoch 2018 kein Kriterium mehr sein.

1 „Gefällt mir“

Zunächst einmal: D A N K E @all

Ich bin technisch wirklich nicht unbegabt, aber die Welt der dB, SPL, etc. sind völliges Neuland für mich.
Und es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass aus dem Tonmeister nunmehr schon längst ein TonINGENIEUR
geworden ist.
Daher sind Ausführungen vom lieben @Christian_Vogel meist erst am Ende, wenn er zum Fazit gelangt,
verständlich:

  1. Nimm ein anderes Mikro, 2) Geh näher ran oder 3) Werd laut!

Näher dran: 5cm Popfilter + 3-7 cm Mund (je nachdem) zu Popfilter. Näher ist nicht ratsam, es sei denn, Du flüsterst (als Stilmittel)
3) Ich bin schon recht laut, ich behaupte frech, lauter als die meisten Podcaster, wenn sie alleine in freier
Rede vorm Mikro sitzen. Ein Mehr an Stimmgewalt (bei normaler Rede) tut nicht gut.

zu 1) Ich werde das SM7B wieder zurücksenden. Abgesehen vom Rausch ist es too much Bass sowieso.

Ich frag mich nur, wie die anderen es hingekriegt haben. Es ist ja nun kein Exot, sondern ziemlich verbreitet.

Hier ist gerade das Electro-Voice RE20 eingetrudelt. Ich habe mir aufgrund des Vorschlags von @UliNobbe auch noch das RE320 bestellt. Meine letzten Versuche. Denn ich bin der ganzen Testerei langsam wirklich überdrüssig.
Ich werde mein Reaper Test File „Der grosse Test“ dann um diese beiden sowie um das Rode-NT1A vervollständigen.

Ich habe ein Rode NT-1A - perfekt! Und auch noch preiswert. Und so gut wie RAUSCHFREI!!!
Aber: Zu empfindlich. Immer Nachhall, selbst aus ungesunder Nähe (trotz entsprechender Maßnahmen
mit Basotectplatten) Das Rode NT-1A ist für meine Räumlichkeiten nicht verwendbar. Punkt.

Bezüglich der PreAmp-Diskussion: Wem es auf die Schnelle nicht aufgefallen sein sollte:

Ich habe 3 Gainlifter/Extender Der grosse Test getestet.

  • Cloudlifter
  • Fethead
  • Fethead Filter

Und dies jeweils (!) an drei (!!!) verschiedenen USB-Audiointerfaces:

  • Behringer UMC404HD
  • Zoom H6
  • Audient ID-4

Bis zum Umfallen!!!

Ich werde jetzt das RE20 und das RE320 noch austesten, mit hoffentlich besseren Ergebnissen.
Das RE20 hat 1,5 mV/Pa und das RE320 hat 2,5 mV/Pa wie @UliNobbe weiter oben ausgeführt hat (vielen Dank dafür), während das Shure SM7B 1,12 mV/Pa aufweist.

Hoffen wir das Beste…denn eigentlich bin ich schon ein Fall für die Reha.