Hier mal ein Bericht von meiner Quest nach einer Kombo aus laut.fm, Musik und Ultraschall.
TLDR: Audio HiJack, VLC und Ultraschall gemeinsam funktionieren wunderbar.
Warum laut.fm?
Laut.fm ist ein Online-Radio Dienst mit Musik. Der Service bezahlt die GEMA Gebühren für gespielte Musik, im Gegenzug kommt zwei mal in der Stunde Werbung im Stream. Dafür kostet es als Radiomacher:in keinen Cent, mit laut.fm zu senden. In unserem Laberpodcast wollen wir frei nach der Tradition von ein paar Tanten gerne in der Pre-Show und Post-Show Musik spielen, ohne dafür in den Knast zu gehen. Deswegen haben wir einen laut.fm Sender.
Um einen Sender zu bekommen, muss man sich bewerben. Dafür gibt es ein Formular, das füllt man aus, und mit etwas Glück, hat man schon bald seinen Sender.
Basics
Laut.fm läuft über Icecast 2. Per ID3 Tag muss man während einer Livesendung alle 25 Minuten einen Ad-Trigger senden, der dann von der Station in einen Werbeblock übersetzt wird. Gleichzeitig wollen wir aber regulär über Studio Link einen Podcast aufzeichnen und den später (ohne Musik) veröffentlichen.
Ich brauche also Ultraschall, einen Weg zum laut.fm Server zu streamen, und eine Möglichkeit Musik abzuspielen, der auch ID3 Tags übermittelt.
Was geht nicht
ReaCast
Obwohl Reaper das hervorragende ReaCast Plugin mitliefert, kann ich das nicht verwenden. ReaCast kann nur Shoutcast, nicht Icecast.
Soundboard für Musik
Das Soundboard kann keine ID3 Tags von abgespielten MP3s zu einem Stream senden. Also brauche ich eine andere Abspielmöglichkeit.
Was geht
Eine Kombination aus VLC, Ultraschall und Audio HiJack von Rogue Amoeba.
- Dazu muss ich zuerst das Ultraschall Hub installieren, damit ich Systemsounds in Reaper haben kann. Dann erstelle ich ein Hauptgerät in der Audio-Midi-Steuerung bestehend aus dem Aux Kanal und meinem Audiointerface.
- Dieses Hauptgeräte wähle ich als Device in Ultraschall.
- Den Systemsound schicke ich an „Aux“ und nutze den Aux Kanal in Ultraschall als Input für eine Spur.
Jetzt kann ich VLC abspielen und der Ton landet in Ultraschall. Damit kann dann mein Gesprächspartner den Ton hören.
Jetzt kommt Audio Hijack ins Spiel:

Ich baue die abgebildete Kette:
- Ultraschall läuft durch zwei Meters zum Icecast 2 Block. Dort findet der Stream zu laut.fm statt.
- Danach folgt der Output des Signals auf meine Audio-Interface, damit ich höre, was passiert.
- Parallel dazu läuft ein Bootleg Rekorder, damit ich hinterher QC machen kann.
- VLC läuft parallel zu Ultraschall über einen Volume-Regler in die Meter und den Stream.
- (Der Systemaudio-Block ist ein Backup falls andere Dinge fehlschlagen oder falls ich YouTube abspielen möchte)
Das Schöne ist: ich kann jeden Block separat ein- und ausschalten. Wenn VLC „ein“ ist, dann geht der Ton direkt in den Stream und nicht durch Ultraschall. Wir können uns dann unterhalten während Musik läuft, aber niemand hört uns im Stream.
Ist VLC „aus“ und Ultraschall „ein“, läuft alles durch Ultraschall – die Show kann laufen.
Ähnlich verhält es sich mit allen anderen Blöcken – ich kann sowohl den Stream als auch das Recording separat ein- und ausschalten.
ID3 Tags
Hier kommt mein Lieblingsfeature zum Tragen: im Icecast Block kann ich eine App definieren, deren „Now Playing“ ausgelesen und gesendet wird. Hier wähle ich VLC und schicke somit alle relevanten Daten an den Server. In meiner Playlist ist regelmäßig ein Ad-Trigger, sodass ich ohne weiteres Zutun den korrekten Trigger sende, um nach laut.fm Regeln Werbung zu spielen. Außerdem muss ich im Nachgang keine Playlist einreichen mit der Tracklist, damit Künstler:innen kompensiert werden.
Warum will ich das haben?
Wenn Ihr auch Shows mit Musik Live senden wollt, ist das meiner Meinung nach eine der besten Lösungen. Ihr erhaltet alle Features von Ultraschall, plus einen Output zu einem Anbieter, bei dem Ihr legal Musik spielen könnt.
Was nervt?
Eine so lange Kette ist anfällig für Störungen. Man muss schon ein bisschen pegeln, damit Musik und beide Sprecher:innen korrekt auf dem Stream landen. Insgesamt gibt es viele Regler und Knöpfe, bei denen man etwas falsch machen kann. Das Setup und Testen braucht etwas Zeit.
Und Audio Hijack kostet 70 $ obendrauf – allerdings ist die Software das absolut wert.
Warum nicht einfach Studio Link On Air
Musik.
Fazit
Wenn man irgendwie Musik in seiner Show verwenden möchte, und bereit ist, dafür Live zu streamen, dann ist laut.fm eine gute Wahl. Mit ein bisschen Basteln und Bock hat man schnell ein vernünftiges Radio-Setup, mit dem man allein oder mit anderen Sendungen bauen kann, die parallel auch (ohne Musik) als Podcast veröffentlicht werden können.
Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Anreiz dazu geben, mal selbst eine Station zu bauen und den Podcast ein bisschen mehr wie Radio werden zu lassen.