Erfahrungen mit laut.fm?

Hat hier jemand schon mal mit laut.fm gesendet? Ein Bekannter von mir hat da mal eine kleine ad hoc Radiostation betrieben. Laut Eigenwerbung bietet laut.fm die Möglichkeit, legal Musik zu spielen. Dafür muss man sich als Station bewerben.

Mich interessiert jetzt, ob das schon mal jemand aus dem sendegate ausprobiert hat. Vor allem würde mich interessieren, wie man einen Audiostream aus Ultraschall in eine andere Live-Stream Umgebung kriegen könnte – brauche ich da ein Plugin auf dem Masterkanal?

Freu mich über jeden Bericht :slight_smile:

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Es gibt glaube ich ein SHOUTcast Plugin(ReaCastl in Reaper. Ich denke damit könnte man vielleicht rumspielen.
Hab mit laut.fm aber keine Erfahrung.

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Ja, das habe ich auch schon gefunden. Ich spiele gerade damit rum, und es müsste eigentlich funktionieren. Das Hauptproblem ist im Moment, dass man zweimal pro Stunde ein Signal für Werbung schicken muss, und das funktioniert über ein spezielles MP3 mit angepassten ID3 Tags. Ich suche gerade nach einer Lösung, wie ich Reaper dazu bringen kann, diese ID3 tags auch über das ReaCast Plugin zu senden, damit dann laut.fm das erkennt und für die Zuhörer:innen Werbung einbindet.

Ich versuche zum Schluss einen funktionierenden Workflow hier zu dokumentieren.

Hier mal ein Bericht von meiner Quest nach einer Kombo aus laut.fm, Musik und Ultraschall.

TLDR: Audio HiJack, VLC und Ultraschall gemeinsam funktionieren wunderbar.

Warum laut.fm?

Laut.fm ist ein Online-Radio Dienst mit Musik. Der Service bezahlt die GEMA Gebühren für gespielte Musik, im Gegenzug kommt zwei mal in der Stunde Werbung im Stream. Dafür kostet es als Radiomacher:in keinen Cent, mit laut.fm zu senden. In unserem Laberpodcast wollen wir frei nach der Tradition von ein paar Tanten gerne in der Pre-Show und Post-Show Musik spielen, ohne dafür in den Knast zu gehen. Deswegen haben wir einen laut.fm Sender.

Um einen Sender zu bekommen, muss man sich bewerben. Dafür gibt es ein Formular, das füllt man aus, und mit etwas Glück, hat man schon bald seinen Sender.

Basics

Laut.fm läuft über Icecast 2. Per ID3 Tag muss man während einer Livesendung alle 25 Minuten einen Ad-Trigger senden, der dann von der Station in einen Werbeblock übersetzt wird. Gleichzeitig wollen wir aber regulär über Studio Link einen Podcast aufzeichnen und den später (ohne Musik) veröffentlichen.

Ich brauche also Ultraschall, einen Weg zum laut.fm Server zu streamen, und eine Möglichkeit Musik abzuspielen, der auch ID3 Tags übermittelt.

Was geht nicht

ReaCast

Obwohl Reaper das hervorragende ReaCast Plugin mitliefert, kann ich das nicht verwenden. ReaCast kann nur Shoutcast, nicht Icecast.

Soundboard für Musik

Das Soundboard kann keine ID3 Tags von abgespielten MP3s zu einem Stream senden. Also brauche ich eine andere Abspielmöglichkeit.

Was geht

Eine Kombination aus VLC, Ultraschall und Audio HiJack von Rogue Amoeba.

  1. Dazu muss ich zuerst das Ultraschall Hub installieren, damit ich Systemsounds in Reaper haben kann. Dann erstelle ich ein Hauptgerät in der Audio-Midi-Steuerung bestehend aus dem Aux Kanal und meinem Audiointerface.
  2. Dieses Hauptgeräte wähle ich als Device in Ultraschall.
  3. Den Systemsound schicke ich an „Aux“ und nutze den Aux Kanal in Ultraschall als Input für eine Spur.

Jetzt kann ich VLC abspielen und der Ton landet in Ultraschall. Damit kann dann mein Gesprächspartner den Ton hören.

Jetzt kommt Audio Hijack ins Spiel:

image

Ich baue die abgebildete Kette:

  1. Ultraschall läuft durch zwei Meters zum Icecast 2 Block. Dort findet der Stream zu laut.fm statt.
  2. Danach folgt der Output des Signals auf meine Audio-Interface, damit ich höre, was passiert.
  3. Parallel dazu läuft ein Bootleg Rekorder, damit ich hinterher QC machen kann.
  4. VLC läuft parallel zu Ultraschall über einen Volume-Regler in die Meter und den Stream.
  5. (Der Systemaudio-Block ist ein Backup falls andere Dinge fehlschlagen oder falls ich YouTube abspielen möchte)

Das Schöne ist: ich kann jeden Block separat ein- und ausschalten. Wenn VLC „ein“ ist, dann geht der Ton direkt in den Stream und nicht durch Ultraschall. Wir können uns dann unterhalten während Musik läuft, aber niemand hört uns im Stream.

Ist VLC „aus“ und Ultraschall „ein“, läuft alles durch Ultraschall – die Show kann laufen.

Ähnlich verhält es sich mit allen anderen Blöcken – ich kann sowohl den Stream als auch das Recording separat ein- und ausschalten.

ID3 Tags

Hier kommt mein Lieblingsfeature zum Tragen: im Icecast Block kann ich eine App definieren, deren „Now Playing“ ausgelesen und gesendet wird. Hier wähle ich VLC und schicke somit alle relevanten Daten an den Server. In meiner Playlist ist regelmäßig ein Ad-Trigger, sodass ich ohne weiteres Zutun den korrekten Trigger sende, um nach laut.fm Regeln Werbung zu spielen. Außerdem muss ich im Nachgang keine Playlist einreichen mit der Tracklist, damit Künstler:innen kompensiert werden.

Warum will ich das haben?

Wenn Ihr auch Shows mit Musik Live senden wollt, ist das meiner Meinung nach eine der besten Lösungen. Ihr erhaltet alle Features von Ultraschall, plus einen Output zu einem Anbieter, bei dem Ihr legal Musik spielen könnt.

Was nervt?

Eine so lange Kette ist anfällig für Störungen. Man muss schon ein bisschen pegeln, damit Musik und beide Sprecher:innen korrekt auf dem Stream landen. Insgesamt gibt es viele Regler und Knöpfe, bei denen man etwas falsch machen kann. Das Setup und Testen braucht etwas Zeit.

Und Audio Hijack kostet 70 $ obendrauf – allerdings ist die Software das absolut wert.

Warum nicht einfach Studio Link On Air

Musik.

Fazit

Wenn man irgendwie Musik in seiner Show verwenden möchte, und bereit ist, dafür Live zu streamen, dann ist laut.fm eine gute Wahl. Mit ein bisschen Basteln und Bock hat man schnell ein vernünftiges Radio-Setup, mit dem man allein oder mit anderen Sendungen bauen kann, die parallel auch (ohne Musik) als Podcast veröffentlicht werden können.

Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Anreiz dazu geben, mal selbst eine Station zu bauen und den Podcast ein bisschen mehr wie Radio werden zu lassen.

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In aller Kürze vorab: laut.fm ist ein Webradiosender der Laut AG.
Nicht mehr, nicht weniger. Der Rest ist geschicktes Marketing.

Da ich der Webradioszene etwas näher bin als den Podcastern und ich mittlerweile auch beruflich damit zu tun habe, kann ich von einigen Rückmeldungen der „DJs“ (so nennt laut seine Mitglieder) berichten.

Viele Webcaster haben realisiert, dass Radio nun mal ein teures Hobby ist. Daher hat sich die Zahl der „echten“ Stationen in den letzten Jahren auch deutlich reduziert.
Nun kommt laut daher und sagt „Bei uns könnt ihr legal kostenlos senden, wir übernehmen die Kosten für euch.“

Formal stimmt das sogar - allerdings trifft das auf jedes andere, hobbymäßig betriebene Webradio zu (von eventuellen Bitten um „Spenden“ und Kostendeckungsbeiträgen mal abgesehen). Sie haben es einfach nur besser verpackt.
Faktisch jedoch bist du ein unbezahlter, weisungsgebundener Angestellter der Laut AG. Du hast sogar einen Moderatorenvertrag (was per se erst mal nichts schlechtes ist) und bekommst deinen eigenen Kanal, auf dem du (fast) alles senden kannst, was du magst. Natürlich nach den laut-Richtlinien in Verbindung mit den Betriebsvoraussetzungen Webradio der GVL, die auszugsweise sogar wörtlich in den laut-AGB wiederzufinden sind.

Wo ist der Haken an der Nummer?

  1. Du musst zweimal stündlich Werbung spielen, ausgelöst durch einen Werbetrigger, der innerhalb eines gewissen Zeitfensters zu platzieren ist.

  2. Es wird zwar der Eindruck vermittelt, du würdest dein eigenes Radio betreiben (darauf fallen vor allem jüngere, vor Ego strotzende Radiomacher rein, angelockt vom honeypot „kostenlos“). Das trifft jedoch nicht zu. Vielmehr ist es genau ein Webradio, nämlich laut.fm - nur eben mit vielen unterschiedlichen Kanälen.

  3. Tatsächlich steht dem „DJ“ jede Menge Musik aus dem Pool zur Verfügung, die wirklich legal gespielt werden darf. Der juristische Trick besteht darin, dass die Nutzer ihre Nutzungsrechte an der Musik freiwillig und dauerhaft sowie unumkehrbar an laut übertragen haben (AGB, § 6 (8)).
    So etwas kommt bei „normalen“, hobbymäßigen Radiostationen in aller Regel nicht vor; würde man das in den Moderatorenvertrag schreiben, würde ihn keiner unterschreiben.

Noch ein Wort zur Werbung: Diese wird nicht linear, also für keineswegs für alle gleich ausgespielt. Für den Werbetreibenden ist das von Vorteil, weil er seine Werbung gezielt nach Region und Zielgruppe (Hörer eines jüngeren oder familienfreundlichen Senders) ausspielen kann. Ein Münchner Händler wird seine Werbung nicht in Hamburg ausstrahlen.
Nachteil: Dadurch kommt es im laufenden Programm, je länger man zuhört, zu Zeitverschiebungen: Bei zwei Stunden Hördauer und je einminütigen Werbeblöcken höre ich mit Werbung das Signal vier Minuten später als der Hörer, für den es keine Werbung gibt.
Ich habe gehört, dass laut an einer Bereinigung arbeitet - aber Brüche im Programm wird es immer geben.

Zu diversen plugins und Titelübertragungen (GVL-Regeln!): Ihr befindet euch hier definitiv im Bereich der Radiosendungen im Internet.
Software der Wahl ist hier eine Radioautomation nach Belieben und Geldbeutel. Damit sind auch die zeitgerechten Werbetrigger und eine gute Sendeplanung möglich.

An der Stelle spiele ich mal die Euphoriebremse: Es ist sicher kein Problem, Podcasts in einen Sendeplan einzubauen (sieht man mal vom Werbetrigger ab, der da ganz schön dazwischenhauen kann). Einen Podcast selbst jedoch einfach so zum Radioprogramm umzubauen, ist etwas komplexer.

Als ich hier aufschlug, kam ich vom linearen Webradio, das ich damals aus beruflichen Gründen nicht mehr live fahren konnte, und Voicetracks waren auf Dauer doof (auch für den Hörer).
Ich dachte, Podcasts hätten eine asynchrone Alternative sein können - und lag falsch. Es ist nicht so einfach übertragbar, das gilt andersherum ebenso.

Vermutlich haben wir unterschiedliche Auffassungen von dem, was man mit tools wie laut.fm machen kann oder sollte.

Wir wollen einfach ohne Stress GEMA-pflichtige Musik spielen und sind dafür bereit, auch Werbung und time shift der live Übertragung hinzunehmen. Die Alternative ist ein Rumschlagen mit den inflexiblen Tarifen der GEMA. Das würde uns mehr Geld, aber vor allem auch mehr Zeit kosten.

In den AGB von laut.fm habe ich die von dir angesprochene Passage gefunden. Die ist so üblich und findet sich bei jeder Plattform, auf der man sich anmeldet.

Das Mitglied überträgt dem Anbieter ein örtlich zeitlich unbeschränktes Nutzungsrecht an den vom jeweiligen Mitglied auf dem Dienst öffentlich zugänglich gemachten oder gespeicherten Inhalten. Das Mitglied garantiert, dass durch diese Inhalte keine Rechte Dritter verletzt werden.

Ich glaube, da gab es sogar mal eine Rechtsbelehrung zu. Meines Wissens braucht man die Klausel, damit der Dienstanbieter überhaupt Inhalte verteilen darf.

Aber am Ende gilt natürlich: wer volle Kontrolle über seine Inhalte haben will, der hostet und streamt selbst, zahlt selbst für Lizenzen und macht selbst ggf. Werbedeals. Das ist genauso legitim.

Und Disclaimer: Ich bin nicht mit laut.fm verbunden. Ich nutze das nur und wollte hier meinen technsichen Erfahrungsbericht teilen. Sicherlich gibt es andere Anbieter und andere Streamingmöglichkeiten. Mir ging es hier um die Kombination aus Ultraschall und Audio Hijack um Audio zu anderen Orten zu streamen als zu Studio Link On Air (das sonst eine wirklich schöne Lösung ist).

Öhm… sorry, aber: Die GEMA kennt für Webcaster genau einen Tarif, und der ist eine Pauschale. Bei der GVL kann es ggf. komplexer werden.
Wer Podcasts sendet und daher ohnehin einen ungewohnt hohen Sprachanteil hat, kommt sowieso recht günstig davon.

Örtlich und zeitlich unbeschränktes Nutzungsrecht an den öffentlich gemachten oder gespeicherten Inhalten? Ja holla!
Meine Lesart: Du gibst dein Werk aus der Hand (ich lasse mich gerne eines besseren belehren).

Bei Podcasts mag das anders aussehen, ich sehe es in Bezug auf umfangreiche Musikarchive: Die (teils teuer und langwierig) erworbenen Nutzungsrechte gebe ich nicht so einfach aus der Hand.
Und wenn ich schon selbst etwas produziere, ob Beitrag, Interview, Feature oder Podcast: Es ist meine Arbeit, die ich vielleicht verkaufen kann (Auftragsarbeit), aber sonst… da verdient jemand Geld mit meinem Aufwand, den er gratis von mir bekommen hat? Sorry, dafür bin ich zu alt.

Das stimmt insofern, als z.B. ein Musikpool, aus dem sich alle Moderatoren bedienen dürfen, dem Sender gehören muss. Es spielt nämlich keine Rolle, ob die Musik für die unbeaufsichtigte Automation von der Datenbank kommt oder in der Playlist der live-Sendung des Moderators genutzt wird (Datenbankzugriff und temporäre Ablage im Arbeitsspeicher).

Dieser Pool darf nur eben nicht zu einer Musiktauschbörse mutieren: Jeder Moderator lädt seine (!) Musik hoch und andere kopieren sich die auf ihre Festplatte. Das wäre illegal.
Die Musik muss dem verantwortlichen Radiobetreiber gehören; daher auch der Kniff mit der Übertragung der Nutzungsrechte.
Blöd nur, dass du sie nicht zurückbekommst, wenn du den Laden verlässt („zeitlich örtlich unbeschränkt“). :wink:

Viel Erfolg dabei. Ich beobachte das weiter.

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Das ist ein Problem, wenn ich mein Geld mit diesem Podcast verdienen würde. Ich sehe es als Dienstleistung: den Podcast mache ich sowieso, mich um ne Lizenz zu kümmern, ist mir zu anstrengend, also bezahle ich mit meinem Content dafür, dass jemand anderes das macht. Für mich passt das, aber es stimmt, dass andere damit ein Problem haben können. Für die ist der Anbieter nichts.