Episoden nach Samples durchsuchen

Der Eine oder Andere hat es ja schon mitbekommen, dass mein Podcast vor Jahren die zweifelhafte Ehre einer Abmahnung erhalten hat. Das hatte als Folge, dass ich alle Episoden bis dahin offline genommen habe, da ich nicht gewährleisten konnte, dass der urheberrechtlich geschützte Schnipsel nicht in einer Episode zum Einsatz gekommen ist.

Ich möchte die Episoden sukzessive aber wieder online stellen, bei Zutreffen entsprechend geschnitten: Einige hundert Sendungen einfach verpuffen zu lassen, das täte mir zu sehr weh.
Aber: Nicht nur, dass so einige Hundert Episoden offline gingen, sie sind auch in der Regel 1-2 Stunden lang. Und es ist echt müßig, alle Sendungen gegenzuhören.

Gibt es hier ein Tool, was mit einem Sample fähig ist, eine mp3 nach diesem Sample zu durchsuchen? Ähnlich wie die Suche in Textdokumenten - nur mit Audio.

Disclaimer: Ich weiß, dass auch ein Tool nur so gut ist, wie es geschrieben wurde. Es ist keine Garantie, dass das Sample nicht mehr im Podcast ist. Aber es wäre beretis eine große Hilfe, wenn es die doch erkannten Episoden hervorhebt.

Vielleicht auch eine Möglichkeit: die stücke auf youtube hochladen und dann schauen ob YT irgendwas anmeckert…

Wenn du in Audition das Sample als Geräuschmuster abspeicherst sollte es recht zuverlässig das sample finden.

Allerdings ist Adobe Audition nicht kostenlos.

Ich nutze kein Audition, kenne aber jemanden.

Hier im Sendegate wird sicherlich der ein oder andere mit Audition arbeiten bzw. an jemanden rankommen können, der das im Einsatz hat.
Hört sich für mich nach ner Auftragsarbeit an, oder?

Oder einfach die kostenlose Testphase nutzen?

Hast Du Lust, noch ein paar Details des Falls zu nennen? Was für ein Sample war es? Wie lang wars? War es bearbeitet? Mir geht’s darum, dass ich daraus lernen und derlei Vorfälle vermeiden kann.

Ach, die Geschichte ist eigentlich recht trivial, weil die Rechtslage so klar ist.

Kleiner Disclaimer: Man muss die Geschichte im Kontext der Zeit sehen. Zwar war Urheberrecht schon zu der Zeit Urheberrecht, aber … “die Zeiten waren andere”. Die Aufmerksamkeit und auch Unsicherheit in solchen Themen war nicht so groß wie heute. Und auch ich selbst bin nun einerseits ein gebranntes Kind, andererseits auch generell älter und erfahrener. Soll das Folgende nicht entschuldigen, nur in Kontext stellen.

Der Podcast startete mit einem Intro und Outro von www.freeplaymusic.com . Die stellen viele Melodien und Tracks zur Verfügung, sogar in verschiedenen, gut abgemischten Längen. Ich entschied mich 2007 für ein 10-Sekunden-Intro, nutzte es für etwa 100-150 Sendungen (somit etwa für 2-3 Jahre) und wechselte dann auf ein anderes Intro (für das ich die Erlaubnis vom Autoren habe).

Anfang 2013 flatterte eine Nutzungsrechtsanfrage hinein. Diese ist ein galanter Schachzug “der Industrie”, denn eine bloße Anfrage ist nichts Böses, aber natürlich bist du zur Wahrheit verpflichtet - und eine Anfrage bekommt man ja nicht ohne Grund…
Würde man sofort eine Abmahnung senden und diese ist unberechtigt, kannst du wiederum Schadensersatz fordern. Was kein Rechteinhaber zahlen will, klar.
Aber in meinem Falle war die Anfrage durchaus berechtigt, denn ich hatte keine Nutzungslizenz.

Ich habe mich von der Domain blenden lassen und nicht die Nutzungsbedingungen gelesen. In denen stand auch schon 2007: “Podcasts? Ja, gern, aber mit Lizenz!”. Und ich dachte “free-play-music? Das ist auf jeden Fall free!”

Am Ende hing Sony BMG als Rechteinhaber hinter dem Intro/Outro, das als 10-Sekünder in den ersten Sendungen eingespielt wurde und im Jahr 2013 mindestens 3 Jahre nicht mehr genutzt wurde. Aber da die Sendungen noch abrufbar waren, blieb es eine Urheberrechtsverletzung.

Am Ende hat mich die ganze Sache fast 2.000 EUR gekostet (Schadensersatz inkl. Anwaltskosten), was ich als “mit blauem Auge davongekommen” betrachte.
Was die Sache so teuer machte: Zum Anfragezeitpunkt musste ich, wahrheitsgemäß, angeben, dass die Sendung seit knapp 6 Jahren abrufbar war. Der Dateiname war auch zu eindeutig. Das bedeutet eine Urheberrechtsverletzung über 6 Jahre - im weltweiten Zugriff.
Was die Sache so “günstig” machte: Es wurde nur eine Sendung, nämlich die älteste, bemängelt. Die weiteren ca. 100 Sendungen waren nicht Inhalt der Auseinandersetzung. Zudem haben Anwalt und ich gut zusammengearbeitet und mit Versehen, Nichtwissen und nichtkommerzieller Podcast den Schadensersatz etwas runtergedrückt (zuerst standen dafür 5.000 EUR im Raum).

Am Ende habe ich eine modifizierte Unterlassungserklärung abgegeben, die angab, dass ich alles dafür täte, dieses eine Stück nicht mehr zu verbreiten. Tue ich es doch, steht eine Strafe von 15.000 EUR pro Fall aus.

Sony schickte eine Unterlassungserklärung, die jegliche Verbreitung auch außerhalb meines Einflusses (iTunes, Podcastverzeichnisse, Torrents, Nutzung in mir fremden Podcasts, Re-Uploads von Hörern, …) und jegliche Stücke von Sony umfasste.
Ich kann es aus eigener Erfahrung bestätigen: Gebt nie die Unterlassungserklärung ab, die ihr vom Streitpartner bekommen habt.

Und deswegen die Anfrage: Ich will nicht ein Viertel des Podcasts wegen sowas in die Tonne treten, quasi ungeschehen machen.
Aber 15.000 EUR Strafe, die ich “vertraglich zugesichert” habe, machen die Sache für eine Privatperson, mit einem Hobbyprojekt, dann doch madig. Weswegen ich sichergehen will.

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Ernstgemeinte Frage: Ist es Deinen Aufwand wert (zeitlich, nervig, und wie beschrieben rechtlich) das alles durchzugehen / aufzuarbeiten? Für wen wäre das außer für das eigene Ego? Klar ist das doof das die dann nicht mehr online sind, aber schließlich hast Du ausreichend neuen Content.

Ich habe in der Liste der Podcasts die ich höre exakt zwei , wo ich in die Archive gegangen bin - aber die sind zeitlose Inhalte. Ich bezweifele das die Welt untergeht wenn Du einfach sagst “es gibt einen Grund, warum diese Folgen nicht mehr online sind”. Die meisten Hörer werden vermutlich mit der Schulter zucken und sich auf den neuen Content stürzen.

Wenn es Dir wirklich wert ist die Zeit zu investieren - mach eine Kalkulation auf wieviel Dich das kosten würde. Überlege, was Du in der Zeit an neuem Content erstellen könntest, sicher ohne besagte Probleme.

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Frohes Neues und vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort. Ich fand’s sehr interessant, einen solchen Fall mit allen Details kennenzulernen. Ich gehe bisher auch recht sorglos mit den Inhalten von Portalen um, die angeblich freie Sounds anbieten. Das werde ich überdenken.

Hi, also das geht mit semantischer Audioanalyse.

allerdings reicht da so ein einfacher Beitrag nicht aus um dir das zu erklären.
Mit einem Rauschprofil, wird das nicht wirklich funktionieren.

Du kannst aber mal nach MIR (music information retrieval) schauen. Jedoch brauchst du viel wissen in Sachen Audio, Wellen (Physik) oder Mastering. Vom Grundsatz gehst Du dabei meist so vor:

Du brauchst ein Messhintergrund (original Soundtrack) und forensische Daten. Also die, die dein Musikstück identifizieren. Das könnte z.B. Helligkeitsgrad, Dynamik… sein. Die Daten musst du dann deinem Podcast zuführen um ein Attraktion zu bekommen. Dabei bekommst du 3 Werte mit denen dein Podcast automatisiert durchsucht wird. Damit kannst du aber in der ersten Phase (ersten Generation) nur sagen ob es im Podcast auftaucht oder eben nicht.

@NicoleSimon hat denke ich da schon die richtige Lösung.

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Natürlich hängt an der Sache auch ein Ego-Faktor. Das will ich nicht abstreiten.
Es hängt aber insbesondere ein Trotzfaktor dran, der naturgemäß die Vernunft mundtot macht.

Abschließend ist es aber tatsächlich so, dass viele (Stamm-)Hörer die Filmbesprechungen von uns mögen und Meinungen zu alten Filmen hören möchten. Vielleicht, weil sie den Film nun für 1 EUR vom Grabbeltisch bekommen haben, im TV gesehen oder endlich nachgeholt haben. Es passiert teilweise mehrfach im Monat, dass alte Besprechungen angefragt werden.

Denn auch Filme sind zeitlos.

Naive Frage: wenn wir hier von Intro/Outro reden, reicht es da nicht pauschal alle Teile zu “beschneiden”. Du weisst doch wahrscheinlich wie lang ein Intro in etwa war? Und dann sprichst Du ggf. Ein neues Intro ein und hängst es vorne an. Ggf. Dann noch ein fade-in um allzu harte cuts zu kaschieren und fertig. Das sollte doch ggf. Sogar skriptbar sein?

//D

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Alles so schon geschehen und funktioniert auch tatsächlich ganz gut.

Aber stell dir vor, dass wir ein Mini-Jubiläum feierten und deswegen als Nostalgie die Musik einspielten.
Stell dir vor, wir mussten den Podcast für den Hörer hörbar unterbrechen und haben als Break die Musik eingespielt.
Stell dir vor, wir haben die Musik einfach so im Hintergrund eingespielt.
Es ist nicht ausgeschlossen und zumindest nicht abwegig.

Ich würde es mal Audition probieren, ein guter Freund hat aus dem Studentenprogramm das Adobe-Paket. Mal schauen, was der so zaubern kann.
Die Impulse von @NicoleSimon sind ja auch nicht abwegig und @Deleted zeigte schon auf, dass es automatisiert nicht ganz einfach werden würde.
Vermutlich wird es auf einen Mittelweg hinauslaufen. Doch jede kleine Unterstützung durch Automatismen ist besser als nichts.

Vielleicht noch die Community mit einbinden und ein paar Leute bitten alte Podcast anzuhören und zu unterstützen?
Würde ich nicht soo offensichtlich machen, aber im kleinen läßt sich da sicher einiges helfen.

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