Du hast nichts, außer einem Computer, einer Idee und möchtest einen Podcast produzieren?
Kein Problem!
Ich versuche hier einen kurzen Überblick in 3 Akten vorzustellen.
Akt 1 – Soviel vorweg:
Es gibt 100 Wege einen Podcast aufzunehmen, zu bearbeiten und zu publizieren. Das hängt vom Podcast-Format, den Audio- und Computertechnischen Fähigkeiten, dem Geldbeutel und vor Allem vom persönlichen Geschmack ab. Ich gehe in dieser Anleitung davon aus, dass du grob weißt, was du produzieren möchtest. Das heißt nicht, dass du den genauen Inhalt deines zukünftigen Projekts kennst, sondern die Aufnahmesituation. Laufe ich alleine oder mit einem Interviewpartner über eine Konferenz? Sitze ich alleine vor dem Rechner, mit einer Gruppe um einen Tisch oder bin ich mit einer Gruppe übers Internet verbunden?
Außerdem: Alle Entwicklungen (Soft- und Hardware) rund ums Podcasting ändern sich zurzeit recht schnell. Deswegen lohnt es sich, vor dem Start den aktuellen Stand der Dinge zu prüfen. Eine super Möglichkeit hier auf dem aktuellen Stand zu bleiben ist die online-Communitiy im Sendegate. Hier findest du auch Links zu meist sehr gut produzierten Screencasts und anderen Anleitungen. Außerdem helfen dir die PodcastpatInnen bei jeglicher Art von Frage gerne weiter.
Akt 2 – Aufnahme und Schnitt (Soft- und Hardware):
Du benötigst ein Mikrofon, Software zum Aufnehmen und ein Gerät auf dem diese Software läuft. Manchmal sind die letzten 2 Punkte auch in einem Audiorecorder (Diktiergerät) fest miteinander verschweißt.
Mikrofon: Das Mikrofon macht den Löwenanteil am Klang aus. Wenn du Radio hörst kannst du unterscheiden ob der Moderator im Studio in sein Profigerät spricht, oder die Expertin übers Telefon zugeschaltet wurde. Das ist auch etwa die Spannweite des möglichen Klangs. Viele Podcastende schwören auf Headsets, weil man erstens hören möchte, ob man selbst ins Mikrofon atmet oder was die Mitpodcastenden am anderen Ende der Republik ins Internet sprechen. Außerdem kann man sich frei bewegen und das Mikrofon bleibt immer gleich weit vom Mund weg. Für Menschen, die für eben letzten Punkt genügend Disziplin haben kann ein Mikrofon auf dem Tisch oder auf einem Stativ eine Alternative sein. Auch hier kann man sich Kopfhörer aufsetzen oder einfach die Kabelfreiheit genießen.
Mikrofone können im Großen und Ganzen über 3 Anschlüsse verfügen: Klinke (z.B. Smartphone-Headsets), USB (z.B. PC Gaming-Headsets) oder XLR (fast alle Studio Mikrofone/ -Headsets). (Mini-)Klinken- und USB-Mikrofone sind meistens qualitativ denen mit XLR unterlegen, dafür oft billiger und können einfach in den Computer gesteckt werden. Dadurch kann man aber i.d.R. nur ein Mikrofon pro Computer einsetzen. Okay also, wenn du alleine oder über das Internet aufnimmst. Um XLR-Mikrofone mit dem Computer zu verbinden benötigt man in der Regel ein Audio-Interface oder Mischpult, kann darüber dann aber auch in Gruppen aufnehmen.
Aufnahmegerät: Gerade, wenn du deinen Podcast mobil aufzeichnest (bei Gästen, auf Konferenzen, im Wald oder Museum) lohnt es sich in ein „Diktiergerät“ – eigentlich einen hand held recorder – zu investieren. Bei Podcastenden beliebt ist hier die Zoom Serie mit denen man sowohl über die eingebauten Mikrofone (stereo) aufnehmen als auch bis zu 2 (Zoom H4n) oder 6 (Zoom H6) Mikrofone und/oder Headsets anschließen kann. Die Aufnahme wird auf dem internen USB-Speicher oder einer Speicherkarte abgelegt und später am Computer weiterverarbeitet. Außerdem eigenen sich diese Recorder wie auch ein Mischpult als Schnittstelle zwischen deinen (mehreren) Klinken- oder XLR-Mikrofonen und der USB-Buchse deines Rechners. Das wird dann benötigt, wenn du als Gruppe direkt auf deinem Computer oder über das Internet aufzeichnest. Ob dein Computer dann MacOS, Windows oder Linux als Betriebssystem hat ist (fast) egal. Die Softwarelösungen unterscheiden sich zwar in manchen Punkten, lassen sich aber in jedem Fall einrichten.
Aufnahme- und Schnittsoftware: Es gibt mehr oder weniger gute Apps für Smartphones mit denen du direkt über dein Smartphone-Headset Sprache aufnehmen kannst. Das gleiche gilt für den Computer. Als Gratislösung (für Windows) sei hier z.B. Audacity zu nennen. Das Programm ist recht leicht zu bedienen und reicht für erste Aufnahme und Schnittversuche (aber halt auch nicht für viel mehr). Wenn du mehrere Spuren aufnehmen (z.B. zwei Sprecher und eine Spur für Einspieler), professionell Schneiden oder Kapitelmarken setzen willst gibt es viele Varianten, von denen ich nur zwei nennen will. Eine „out of the box“ Lösung ist Hindenburg. Das ist mehr oder weniger gut für Podcastende optimiert, kostet aber je nach Umfang auch eine ganze Stange Geld. Die von der deutschen Podcasting-Community (ich verallgemeinere) am meisten genutzte Lösung ist REAPER mit einem darübergelegten Ultraschall-„Plugin“. Das ist die „von Podcastenden für Podcastende“-Lösung (mit vielen Screencasts und Anleitungen), die ständig weiterentwickelt wird und einige sehr interessante Features mit sich bringt. Eines dieser interessanten Features ist z.B. Studio Link, ein Skype-Ersatz bei dem man im Nachgang nicht hören kann ob zwei Podcastende nebeneinander im selben Raum oder in Flensburg und Freiburg saßen. Damit wären wir auch schon beim Aufnehmen übers Netz. Studio Link gibt es auch als einzelnes Programm (ohne Ultraschall) und sorgt auch hier für super Ergebnisse. Weiter verbreitet und auch oft beim Podcasting eingesetzt sind natürlich Skype und Mumble – jeweils mit den bekannten Verbindungs- und Qualitätseinschränkungen. Weil du früher oder später eh drüber stolpern wirst sei hier noch Auphonic erwähnt. Ein online-Dienst, der den Klang deines Podcasts nach Aufnahme und Schnitt deutlich verbessern kann.
Akt 3 – Die Veröffentlichung:
Um einen Podcast zum Podcast zu machen reicht es nicht, die Audio-Dateien auf eine Homepage zu legen. Podcasts sollen abonnierbar, mit Infos versehen und offline hörbar sein. Auch hier gibt es wieder dutzende Lösungswege – zwei davon werde ich hier vorstellen.
Bezahl-All-In-One-Lösung: Es soll Menschen geben, die wollen gerne Unterhalten / Wissen Transportieren / Interviews veröffentlichen (also Podcasten) ohne sich um Server, Feeds, Webdesign, URL-Kauf und sonstige IT-Administration kümmern zu müssen. Dafür kann man ein klein Bisschen Geld an Unternehmen wie z.B. Podster schieben. Denen sagt man dann was man gerne hätte, lässt ihnen die fertig produzierten Audio-Dateien zukommen und lehnt sich zurück. Homepage, Feed und Webspace werden dann auf magische Weise für einen erledigt.
Selbstbau: Ein Großteil der deutschen Podcasting-Community (ich verallgemeinere schon wieder) spart sich das Geld und „spielt“ lieber selbst mit der Technik. Zur Veröffentlichung braucht man erstens: Webspace (gibt es für wenig Geld); zweitens: eine Homepage und drittens: einen Feed. Beim Webspace sollte man sich vorher bei anderen Podcastenden erkundigen was empfehlenswert ist. Hier gibt es nämlich neben einer beachtlich großen Preisspanne auch anbieterseitige Einschränkungen, die einem eine Veröffentlichung von Podcasts unmöglich machen können. Die Homepage und der Feed lassen sich einfach via Wordpress kombinieren. Über Wordpress kann sich jeder einen eigenen Blog anlegen und mit dem (wieder aus der deutschen Podcasting-Community entstandenen) Plugin Podlove zu einer „Podcast-Veröffentlichungsmaschine“ aufmotzen. Ist dieses System einmal aufgesetzt (und hierzu gibt es wieder die bereits oben erwähnten Screencasts und Anleitungen) läuft die Veröffentlichung neuer Folgen deines Podcasts fast wie von alleine.
Beide Methoden haben gemeinsam, dass man seine Sichtbarkeit im Netz durch das Listen des eigenen Podcasts in sogenannten Podcast-Verzeichnissen erhöhen kann. Als prominentestes Beispiel sei hier iTunes genannt.
Abschließend sei noch einmal erwähnt, dass der Text nur einen groben Überblick aus meiner persönlichen Warte geben soll. Es gibt tausende Details, in denen sich Podcastende, Podcasts und Technik unterscheiden und es würde mich wundern, wenn es irgendwo zwei Podcastende gibt, die tatsächlich komplett identisch arbeiten. Das bedeutet, dass es wichtig ist den Kontakt zu anderen Podcastenden zu suchen, nach Erfahrungen und Tipps zu fragen und bei Problemen nicht zu verzweifeln. Eine gute Anlaufstelle sind – besonders für den Einstieg – die PodcastpatInnen, die sich auf Ihre Fahnen geschrieben haben jeder und jedem beim Einstieg ins Podcasting unter die Arme zu greifen, bis es läuft wie es soll. Für alles Andere – seien es technische Probleme, inhaltliche Fragen, An- und Verkauf von Equipment, Bugreports und Änderungswünsche für Software und einen Überblick über Podcasting-Events – lohnt sich ein regelmäßiger Blick ins Sendegate.
Ich hoffe, ich konnte hiermit etwas helfen und hoffe bald einen Podcast von dir im Netz zu entdecken.