Eine Stunde ist nur ca. 59 Minuten 59 Sekunden lang wenn ich sie mit meinem USB-Interface aufzeichne

Erstmal: Hallo an die Community! :slight_smile:

Ich hoffe ihr verzeiht meinen “click bait” Titel aber er umreißt mein Problem eigentlich ganz gut.

Details vorneweg: verwendetes USB-Audio Interface ist das Steinberg UR 12 und getestet hab ich auf 2 unterschiedlichen Windows 10 Geräten und einem MacOS Gerät.

Aufgefallen ist mir das Problem, als ich unseren Podcast editiert habe. Wir haben ihn “double-ender”-mäßig aufgenommen. Also als Sync-Spur eine Aufnahme unseres Skype-Calls gemacht (mittels mp3skyperecorder) und alle 3 beteiligten Personen haben sich selbst noch zusätzlich selbst aufgezeichnet für bestmögliche Qualität.
Ich selbst habe das mit einem Kondensator-Mikrofon und besagtem UR12-Interface via USB an meinem Desktop-Rechner getan.
Danach haben mir die anderen beiden Personen ihre Spuren zukommen lassen, ich habe sie in meine DAW geladen und mithilfe der skype-aufnahme am Anfang syncronisiert. So weit alles normal.
Aber dann, beim nochmaligem durchhorchen bemerke ich, dass meine eigene Spur am Ende nicht mehr synchron zu sein scheint …
Ich habe nebenbei auf meinem Laptop noch eine Back-Up Spur aufgezeichnet (mit dem eingebauten Mikrofon). Also hab ich diese Spur noch auf den Stand-Rechner übertragen, in die DAW geladen und auch synchronisiert … und siehe da: diese Spur passt. Sie ist am Anfang UND am Ende synchron.
Letztenendes habe ich die “HQ”-Aufnahme gestretcht auf den Faktor 0.999474 Abspielgeschwindigkeit. So war sie wieder synchron mit den anderen Spuren. Ein temporärer Fix/Workaround. OK.

Um dem Problem nun weiter auf den Grund zu gehen, habe ich ein Metronom-Signal parallel mit dem Laptop und dem USB-Interface aufgezeichnet. Danach die Aufnahmen übereinandergelegt. Und wieder bemerken können, dass die Spur des USB-Interfaces einfach ein kleines bisschen zu schnell ist. Nach und nach wird die Diskrepanz in den beiden Spuren bemerkbar, die “klicks” des Metronoms driften gaaanz langsam auseinander.

Ich habe dann auch das Interface an den Laptop angeschlossen und auch an ein (älteres) MacBook Pro. Ich habs mit Reaper und Audacity versucht. Ich habs mit Samplerates von 44.1kHz bis 192kHz versucht. Ich hab natürlich die Treiber aktualisiert und versucht die Firmware upzudaten (war schon am neuesten Stand). Ich hab auch verschiedene “Device / Audio Settings” ausprobiert (WaveOut, WASAPI, ASIO,…). Also alles versucht um abdere Variablen zu eliminieren. Ohne Erfolg:
Es wirkt ganz so als wäre das Interface schuld.
Als wäre die verbaute Uhr irgendwie zu schnell oder so.

Ums nochmal zu präzisieren: es gibt keine bemerkbaren Sprünge in der Aufnahme. Keine offensichtlich fehlenden Samples oder so. Ohne Referenz würde man das nie bemerken. Aber auf 2 Stunden Gespräch kam dann doch fast 2-3 Sekunden Latenz zusammen, obwohl am Anfang die Spuren perfekt Syncron waren.

Über die Suchmaschine meines Vertrauena konnte ich nichts ähnliches im Internet finden - zugegeben weiß ich auch nicht wie ich das Phänomen bezeichnen sollte. “Slipping latency”? “latency drift”?
Hat jemand von euch eine Idee was es hier haben könnte? Oder wie man das Problem nennt was ich hier habe?
Um sachdienliche Hinweise wird gebeten :smile: Wenn mir hier jemand aushelfen kann, wäre ich super dankbar!
Besten Dank im Voraus!

“Synchronization issues” würd ich ja eher noch als zusätzlichen Suchbegriff vorschlagen.

Danke für den Vorschlag!
Leider findet man da hauptsächlich Beiträge wo es um “klassische” Latenz geht. Oder Beiträge wo es darum geht 48kHz und 44.1kHz miteinander zu syncen.
Rein von dem was ich so gefunden habe - oder viel mehr: nicht gefunden habe - scheine ich ein exotischeres Problem zu haben … was mich doch etwas verdutzt hat.

Am ehesten noch dieses Thema: Double-Ender synchronisieren aber da gab es auch keine “Auflösung”.

Dann hilft nur der Support von Steinberg. Klingt nämlich für mich nach nem Synchronisationsissue mit unterschiedlicher “Clockrate”, mit der alles synchronisiert wird.
Sprich, die Uhr innerhalb Deines Devices scheint leicht zu langsam zu laufen…

Danke für deine Einschätzung, Meo!

So ein Verhalten ist “normal” - wenn bei hier auch ziemlich ausgeprägt. Bei den angebenen Daten sind das 0,03% Abweichung in der Clocks untereinander.

Es ist normal, wenn nicht (hardware-)synchronisierte Geräte eine unterschiedliche Clock haben - und damit auch unterschiedlich lange Aufzeichnungen desselben Gespräches.

Das Problem wird bei ALLEN Double-Endern und auch bei nicht extra per WordClock-Kabel synchronisierten USB-Interfaces auftreten. Nur dass DoubleEnder anders als Multi-USBinterface-Setups keine Ausfälle haben. Bei Multi-USBinterface-Setups laufen die Daten in denselben Sound-Stack - und da sind dann irgendwann die Buffer aufgebraucht und es skipt. Beim Double-Ender laufen die Aufzeichnungen durch getrennte Sound-Stacks (auf den unterschiedlichen Rechnern) und bequem in die Datei.

Das lässt sich dann beim Zusammenschneiden entweder manuell zurechtstutzen, oder man benutzt die “time stretch”-Funktion der DAW, um alle Tracks auf dieselbe Länge zu ziehen.

Für so etwas hilft es, wenn beide Seiten zu Anfang und Ende einen scharfen Impuls auf die Aufnahme geben, der dann beim Finalschnitt weggeschnitten wird. Also beispielsweise ein Fingerschnippen oder Klatschen. Denn das kann man hervorragend in der graphischen Darstellung sehen - und die Spuren lassen sich durch das kurze, scharfe Signal auch ziemlich genau übereinanderlegen.

Das Problem der auseinanderlaufenden Aufnahmen hast Du immer, nur eben manchmal stärker oder schwächer ausgeprägt, oder so gering, dass es nicht auffällt. 1 Sekunde auf 1 Stunde ist aber extrem viel (270 parts per million), denn billigste Quarzoszillatoren haben schon 50ppm, das wäre weniger als 1/2 Sekunde auf 2 Stunden).

1A Fehlersuche Deinerseits (mit dem Metronom)! :+1:

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Vielen Dank Volker, vielen Dank Christian für eure Antworten!

Ja, ich werde jetzt erstmal einfach die Spur immer zurecht-stretchen. Im Reaper geht das eh sehr fein mit alt+click&drag. Bzw werde ich es weiter beobachten, aber ich glaube der Korrektur-Faktor ist sogar recht konstant.
Die Idee am Ende nochmal ein “sync-Signal” zu machen, werde ich jedenfalls beherzigen!

Ich bin “froh”, dass ihr meine Einschätzung teilt, dass der Versatz hier zu viel ist. Denn ihr scheint da im Gegensatz zu mir auch zu wissen, was ihr schreibt, wo ich nur mein Bauchgefühl habe :smiley:
Ich glaube auch, dass das früher nicht so (viel) war … aber ist jetzt extrem schwer und eigentlich auch müßig im Nachhinein zu erruieren.

Ich habe mal steinberg rma-support kontaktiert, vll wissen die noch nen kniff… “hilft’s ned, schadt’s ned” wie man in Österreich sagt :wink:

Jedenfalls ein dickes “Danke” an euch und die sendegate-Community! Super, wie/dass einem hier geholfen bzw. geantwortet wird! :blush:

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